Peter: "Wir wollen zur WM in Bestform sein"

Mit drei Länderspielen gegen Polen, Australien und Schweden haben die deutschen U 20-Frauen in den vergangenen zwei Wochen die nächste Etappe in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Kolumbien (31. August bis 22. September) hinter sich gebracht. Cheftrainerin Kathrin Peter ordnet die drei Ergebnisse und die Entwicklung ihres Teams im DFB.de-Interview ein und blickt auf das Turnier im Sommer voraus.

DFB.de: Wie blicken Sie auf die drei Partien beim Vier-Nationen-Turnier in Schweden gegen Polen, Australien und die skandinavischen Gastgeberinnen zurück?

Kathrin Peter: Das Turnier war für uns eine super Vorbereitung auf die anstehende U 20-Weltmeisterschaft in Kolumbien. Auch wenn die Spiele am Ende einer langen Saison stattfanden, haben alle Spielerinnen 100 Prozent gegeben und gute Leistungen gezeigt. Wir mussten in jedem Spiel an unsere Grenzen gehen und konnten wertvolle Erfahrungen sammeln, die uns auch bei der WM helfen werden: Wir haben Rückstände aufgeholt und das Spiel gegen Polen nach 0:2-Rückstand noch gewonnen, im letzten Spiel hatten wir sogar ein Finale samt Elfmeterschießen um den Turniersieg. Ich bin sehr zufrieden, dass nach dreimal 90 Minuten zwei Siege und ein Unentschieden zu Buche stehen. Es macht sehr viel Spaß, die Entwicklung unserer Mannschaft und jeder Spielerin individuell begleiten zu dürfen. 

DFB.de: In Schweden hat Ihre U 20 gegen die U 23-Teams der anderen Nationen gespielt. Warum wurde diese Maßnahme getroffen und wie haben sich die Spielerinnen gegen die teilweise einige Jahre älteren Gegnerinnen geschlagen?

Peter: Wir wollten unsere insgesamt guten Leistungen aus den vorangegangenen Testspielen gegen Spanien, Mexiko, die USA und Kanada bestätigen und unser Leistungsmaximum durch die drei Vergleiche gegen ältere Teams noch einmal nach oben verschieben. Man hat gemerkt, dass sich unsere Spielerinnen erst einmal an diese Herausforderung gewöhnen mussten – sie wurden in vielerlei Hinsicht anders gefordert, mussten in den Zweikämpfen noch stärker dagegenhalten und haben gemerkt, dass jeder Fehler direkt bestraft wurde. Unser Anspruch war es trotzdem, mutig zu bleiben und spielbestimmend aufzutreten. Das haben wir in den meisten Phasen geschafft und so weitere wichtige Entwicklungsschritte genommen.

DFB.de: In den drei Spielen in Schweden haben Sie bewusst viel durchgewechselt, auch was die Startelf angeht. Was war dabei der Plan?

Peter: Unser Kader besteht aus vielen guten Spielerinnen, die sich gegenseitig auf den verschiedenen Positionen herausfordern und damit anspornen, sich stetig zu verbessern. Jede Spielerin bringt individuelle Stärken mit und hat unser Vertrauen, der Mannschaft auch als Startelfspielerin helfen zu können. Das wollen wir weiter fördern, da mit Blick auf die WM in Kolumbien klar ist: Wir werden nicht mit ein und derselben Startelf durchs Turnier kommen, sondern jede Spielerin ist wichtig und wird gebraucht. Dafür sind die Herausforderungen, die uns in Kolumbien auch abseits des Platzes mit den klimatischen Veränderungen und der Zeitumstellung im Vergleich zu Deutschland erwarten werden, zu vielschichtig.

DFB.de: Beim dritten Spiel in Schweden konnten Sie selbst nicht mehr beim Team vor Ort sein, da Sie für die Auslosung der WM-Gruppen bereits auf dem Weg nach Kolumbien waren. Wie wurde Ihr Fehlen aufgefangen und wo haben Sie das Spiel verfolgt?

Peter: Natürlich war es ein etwas komisches Gefühl, an einem Spieltag nicht bei der Mannschaft zu sein. Letztlich weiß ich aber, dass ich mich auf mein Trainerteam und das Team hinter dem Team immer verlassen kann, die das auch in diesem Fall super gelöst haben. Während des Spiels saß ich gerade mit unserer Teammanagerin im Bus, der sich durch den Verkehr in Kolumbiens Hauptstadt Bogota quälte. Per Liveticker haben wir das Spiel gegen Schweden verfolgt – und haben beim 2:2-Ausgleich unseres Teams in der Nachspielzeit lautstark gejubelt. Das hat uns dann den ein oder anderen irritierten Blick eingebracht. (lacht) Wenn ausnahmsweise schon nicht räumlich, emotional sind wir immer verbunden.

DFB.de: Wie bewerten Sie insgesamt die Entwicklung Ihres Teams im Saisonverlauf?

Peter: Die gesamte Saison ist ein Prozess. Zu Beginn haben wir zusammen mit den Spielerinnen individuelle Ziele festgelegt, an denen wir mit gezielten Trainingsformen arbeiten und die wir stetig anpassen. Hier arbeiten wir auch eng mit den Vereinen zusammen. Unsere Spielidee war klar, inzwischen haben wir uns aber auch in allen Spielphasen verbessert und gelernt, darauf zu antworten, wenn Gegner unser Spiel lesen und darauf reagieren. Wir wollen im Kopf immer einen Schritt weiter sein als der Gegner. Insgesamt spielen wir ein sehr erfolgreiches Angriffspressing und haben im Spiel mit Ball unsere technischen und taktischen Fähigkeiten so verbessert, dass wir in der Lage sind, gegen jeden Gegner das Spiel zu bestimmen. Potenzial haben wir sicherlich noch im letzten Drittel: Wir müssen effektiver werden, uns für gute Aktionen und Kombinationen noch öfter belohnen und Standards als Spielentscheider nutzen. In der Defensive arbeiten wir vor allem noch an der Kompaktheit und der Boxverteidigung und wollen zur WM in Bestform sein.

DFB.de: In der WM-Gruppenphase wird es Ihr Team mit Nigeria, Südkorea und Venezuela zu tun bekommen. Wie sind die Gegner einzuschätzen?

Peter: Das wird eine sehr interessante Gruppe mit Gegnern, die uns vor unterschiedliche Herausforderungen stellen werden. Venezuela ist für uns noch ein unbeschriebenes Blatt, weshalb wir deren Team und natürlich auch die beiden anderen Gruppengegner in den nächsten Wochen intensiv scouten werden. Südkorea ist eine spielstarke Mannschaft mit guten Einzelspielerinnen, das hat auch die Frauen-Nationalmannschaft Südkoreas im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft schon gezeigt. Mit Nigeria haben wir zudem einen physisch starken Gegner zugelost bekommen, mit dem viele unserer Spielerinnen noch eine Rechnung offen haben: Bei der U 17-Weltmeisterschaft 2022 in Indien hat unser Team damals das Spiel um Platz drei gegen Nigeria im Elfmeterschießen verloren. Für einige Spielerinnen wird es in Kolumbien dann das Wiedersehen geben – mit jeder Menge Motivation auf unserer Seite, es diesmal besser zu machen.

DFB.de: Welche Eindrücke haben Sie sonst noch von der WM-Auslosung und Ihrem Kurzbesuch in Kolumbien mitgebracht?

Peter: Die Menschen in Kolumbien sind sehr freundlich und extrem fußballbegeistert. Wir dürfen uns auf eine professionell ausgerichtete WM freuen. In den Stadien wird es laut werden, das Turnier wird sicherlich ein Fußballfest. Daher komme ich mit sehr positiven Eindrücken aus Kolumbien zurück und freue mich sehr auf die nächste Zeit.

DFB.de: Jetzt sind es nur noch zweieinhalb Monate hin bis zum Turnier. Was steht nun in den nächsten Wochen für Sie und das Team an?

Peter: Für die Spielerinnen geht es jetzt erst einmal in den wohlverdienten Urlaub. Danach treffen wir uns noch für zwei weitere WM-Lehrgänge, um uns sowohl sportlich als auch auf die sonstigen Herausforderungen vorzubereiten. Bogota, wo wir unsere drei Gruppenspiele absolvieren werden, liegt mit 2600 Metern über dem Meeresspiegel sehr hoch. Daran sowie an das andere Klima in Kolumbien werden wir uns definitiv gewöhnen müssen. Daher werden wir auch schon gut eine Woche vor Turnierstart nach Kolumbien reisen und am 1. September gegen Venezuela das erste Spiel bestreiten.

[hr]

Mit drei Länderspielen gegen Polen, Australien und Schweden haben die deutschen U 20-Frauen in den vergangenen zwei Wochen die nächste Etappe in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Kolumbien (31. August bis 22. September) hinter sich gebracht. Cheftrainerin Kathrin Peter ordnet die drei Ergebnisse und die Entwicklung ihres Teams im DFB.de-Interview ein und blickt auf das Turnier im Sommer voraus.

DFB.de: Wie blicken Sie auf die drei Partien beim Vier-Nationen-Turnier in Schweden gegen Polen, Australien und die skandinavischen Gastgeberinnen zurück?

Kathrin Peter: Das Turnier war für uns eine super Vorbereitung auf die anstehende U 20-Weltmeisterschaft in Kolumbien. Auch wenn die Spiele am Ende einer langen Saison stattfanden, haben alle Spielerinnen 100 Prozent gegeben und gute Leistungen gezeigt. Wir mussten in jedem Spiel an unsere Grenzen gehen und konnten wertvolle Erfahrungen sammeln, die uns auch bei der WM helfen werden: Wir haben Rückstände aufgeholt und das Spiel gegen Polen nach 0:2-Rückstand noch gewonnen, im letzten Spiel hatten wir sogar ein Finale samt Elfmeterschießen um den Turniersieg. Ich bin sehr zufrieden, dass nach dreimal 90 Minuten zwei Siege und ein Unentschieden zu Buche stehen. Es macht sehr viel Spaß, die Entwicklung unserer Mannschaft und jeder Spielerin individuell begleiten zu dürfen. 

DFB.de: In Schweden hat Ihre U 20 gegen die U 23-Teams der anderen Nationen gespielt. Warum wurde diese Maßnahme getroffen und wie haben sich die Spielerinnen gegen die teilweise einige Jahre älteren Gegnerinnen geschlagen?

Peter: Wir wollten unsere insgesamt guten Leistungen aus den vorangegangenen Testspielen gegen Spanien, Mexiko, die USA und Kanada bestätigen und unser Leistungsmaximum durch die drei Vergleiche gegen ältere Teams noch einmal nach oben verschieben. Man hat gemerkt, dass sich unsere Spielerinnen erst einmal an diese Herausforderung gewöhnen mussten – sie wurden in vielerlei Hinsicht anders gefordert, mussten in den Zweikämpfen noch stärker dagegenhalten und haben gemerkt, dass jeder Fehler direkt bestraft wurde. Unser Anspruch war es trotzdem, mutig zu bleiben und spielbestimmend aufzutreten. Das haben wir in den meisten Phasen geschafft und so weitere wichtige Entwicklungsschritte genommen.

DFB.de: In den drei Spielen in Schweden haben Sie bewusst viel durchgewechselt, auch was die Startelf angeht. Was war dabei der Plan?

Peter: Unser Kader besteht aus vielen guten Spielerinnen, die sich gegenseitig auf den verschiedenen Positionen herausfordern und damit anspornen, sich stetig zu verbessern. Jede Spielerin bringt individuelle Stärken mit und hat unser Vertrauen, der Mannschaft auch als Startelfspielerin helfen zu können. Das wollen wir weiter fördern, da mit Blick auf die WM in Kolumbien klar ist: Wir werden nicht mit ein und derselben Startelf durchs Turnier kommen, sondern jede Spielerin ist wichtig und wird gebraucht. Dafür sind die Herausforderungen, die uns in Kolumbien auch abseits des Platzes mit den klimatischen Veränderungen und der Zeitumstellung im Vergleich zu Deutschland erwarten werden, zu vielschichtig.

DFB.de: Beim dritten Spiel in Schweden konnten Sie selbst nicht mehr beim Team vor Ort sein, da Sie für die Auslosung der WM-Gruppen bereits auf dem Weg nach Kolumbien waren. Wie wurde Ihr Fehlen aufgefangen und wo haben Sie das Spiel verfolgt?

Peter: Natürlich war es ein etwas komisches Gefühl, an einem Spieltag nicht bei der Mannschaft zu sein. Letztlich weiß ich aber, dass ich mich auf mein Trainerteam und das Team hinter dem Team immer verlassen kann, die das auch in diesem Fall super gelöst haben. Während des Spiels saß ich gerade mit unserer Teammanagerin im Bus, der sich durch den Verkehr in Kolumbiens Hauptstadt Bogota quälte. Per Liveticker haben wir das Spiel gegen Schweden verfolgt – und haben beim 2:2-Ausgleich unseres Teams in der Nachspielzeit lautstark gejubelt. Das hat uns dann den ein oder anderen irritierten Blick eingebracht. (lacht) Wenn ausnahmsweise schon nicht räumlich, emotional sind wir immer verbunden.

DFB.de: Wie bewerten Sie insgesamt die Entwicklung Ihres Teams im Saisonverlauf?

Peter: Die gesamte Saison ist ein Prozess. Zu Beginn haben wir zusammen mit den Spielerinnen individuelle Ziele festgelegt, an denen wir mit gezielten Trainingsformen arbeiten und die wir stetig anpassen. Hier arbeiten wir auch eng mit den Vereinen zusammen. Unsere Spielidee war klar, inzwischen haben wir uns aber auch in allen Spielphasen verbessert und gelernt, darauf zu antworten, wenn Gegner unser Spiel lesen und darauf reagieren. Wir wollen im Kopf immer einen Schritt weiter sein als der Gegner. Insgesamt spielen wir ein sehr erfolgreiches Angriffspressing und haben im Spiel mit Ball unsere technischen und taktischen Fähigkeiten so verbessert, dass wir in der Lage sind, gegen jeden Gegner das Spiel zu bestimmen. Potenzial haben wir sicherlich noch im letzten Drittel: Wir müssen effektiver werden, uns für gute Aktionen und Kombinationen noch öfter belohnen und Standards als Spielentscheider nutzen. In der Defensive arbeiten wir vor allem noch an der Kompaktheit und der Boxverteidigung und wollen zur WM in Bestform sein.

DFB.de: In der WM-Gruppenphase wird es Ihr Team mit Nigeria, Südkorea und Venezuela zu tun bekommen. Wie sind die Gegner einzuschätzen?

Peter: Das wird eine sehr interessante Gruppe mit Gegnern, die uns vor unterschiedliche Herausforderungen stellen werden. Venezuela ist für uns noch ein unbeschriebenes Blatt, weshalb wir deren Team und natürlich auch die beiden anderen Gruppengegner in den nächsten Wochen intensiv scouten werden. Südkorea ist eine spielstarke Mannschaft mit guten Einzelspielerinnen, das hat auch die Frauen-Nationalmannschaft Südkoreas im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft schon gezeigt. Mit Nigeria haben wir zudem einen physisch starken Gegner zugelost bekommen, mit dem viele unserer Spielerinnen noch eine Rechnung offen haben: Bei der U 17-Weltmeisterschaft 2022 in Indien hat unser Team damals das Spiel um Platz drei gegen Nigeria im Elfmeterschießen verloren. Für einige Spielerinnen wird es in Kolumbien dann das Wiedersehen geben – mit jeder Menge Motivation auf unserer Seite, es diesmal besser zu machen.

DFB.de: Welche Eindrücke haben Sie sonst noch von der WM-Auslosung und Ihrem Kurzbesuch in Kolumbien mitgebracht?

Peter: Die Menschen in Kolumbien sind sehr freundlich und extrem fußballbegeistert. Wir dürfen uns auf eine professionell ausgerichtete WM freuen. In den Stadien wird es laut werden, das Turnier wird sicherlich ein Fußballfest. Daher komme ich mit sehr positiven Eindrücken aus Kolumbien zurück und freue mich sehr auf die nächste Zeit.

DFB.de: Jetzt sind es nur noch zweieinhalb Monate hin bis zum Turnier. Was steht nun in den nächsten Wochen für Sie und das Team an?

Peter: Für die Spielerinnen geht es jetzt erst einmal in den wohlverdienten Urlaub. Danach treffen wir uns noch für zwei weitere WM-Lehrgänge, um uns sowohl sportlich als auch auf die sonstigen Herausforderungen vorzubereiten. Bogota, wo wir unsere drei Gruppenspiele absolvieren werden, liegt mit 2600 Metern über dem Meeresspiegel sehr hoch. Daran sowie an das andere Klima in Kolumbien werden wir uns definitiv gewöhnen müssen. Daher werden wir auch schon gut eine Woche vor Turnierstart nach Kolumbien reisen und am 1. September gegen Venezuela das erste Spiel bestreiten.

###more###