Google Pixel Frauen-Bundesliga

SCF-Trainerin Merk nach Babypause: "Ich möchte auch als Mutter beruflich erfolgreich sein"

22.01.2025
SCF-Trainerin Theresa Merk: "Es war schon eine spezielle Situation, mein Team abzugeben"

Ein halbes Jahr nach der Geburt ihrer Tochter kehrt Theresa Merk, Cheftrainerin beim SC Freiburg, in der Google Pixel Frauen-Bundesliga auf die Bank zurück. Am Sonntag (ab 12 Uhr, live bei MagentaSport und DAZN) steht das Wiederholungsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen an. Im DFB.de-Interview spricht die 35 Jahre alte Fußball-Lehrerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre Babypause und das Comeback.

DFB.de: Erstmals seit acht Monaten werden Sie wieder Ihr Team bei einem Bundesligaspiel betreuen. Mit welchen Gefühlen sehen Sie der Partie entgegen, Frau Merk?

Theresa Merk: Auf jeden Fall voller Vorfreude. Bei den Heimspielen während der Hinserie war ich ja schon jeweils als Zuschauerin im Stadion dabei. Da hat es schon gekribbelt.

DFB.de: Sie arbeiten schon seit vielen Jahren in der Frauen-Bundesliga. Wird die Partie für Sie dennoch einen besonderen Charakter haben?

Merk: Definitiv. Die gesamte Situation ist ja für alle Beteiligten außergewöhnlich. Es war total schön, die zurückliegenden Monate intensiv mit der Familie zu verbringen. Jetzt ist es aber auch cool, wieder zurück zu sein.

DFB.de: War es - soweit das überhaupt möglich ist - exakt so geplant, dass Sie zu Beginn der Rückserie wieder in Ihren Job als Cheftrainerin zurückkehren?

Merk: Es war sicherlich unser Ziel und auch mein Wunsch. Wir haben den Zeitpunkt aber bewusst offengelassen. Es hätte schließlich auch jederzeit etwas dazwischenkommen können. Nach den ersten knapp drei Wochen muss ich sagen, dass bislang alles sehr gut funktioniert, auch wenn es natürlich organisatorisch ein anderer Aufwand ist als vorher.

DFB.de: Wie haben Sie es grundsätzlich empfunden, sich für ein halbes Jahr auf die Mutterrolle fokussieren zu können und sportlich plötzlich Beobachterin zu sein?

Merk: Es war schon eine spezielle Situation, mein Team abzugeben und nicht mehr selbst beim täglichen Training auf dem Platz zu stehen. Das war natürlich zunächst ungewohnt, auch wenn ich beispielsweise durch Telefonate oder Videokonferenzen immer wieder vom Trainerteam eingebunden wurde. Auf der anderen Seite habe ich die Zeit mit der Familie und unserer kleinen Tochter aber auch sehr genossen.

DFB.de: Haben Sie in dieser Zeit stets Kontakt zum Team gehalten oder sich auch mal bewusst zurückgezogen?

Merk: Wie schon gesagt, war ich bei den Heimspielen und auch sonst schon mal vor Ort. Einen regelmäßigen Austausch gab es mit dem Trainerteam um Nico Schneck und dem Staff, aber beispielsweise ebenfalls mit Vizekapitänin Lisa Karl. Dadurch war ich immer recht nah dran, die Zusammenarbeit war und ist sehr vertrauensvoll. Allerdings war es mir auch wichtig, mich mal zurückzunehmen und herauszuhalten. Es hätte nicht unbedingt geholfen, mich von außen ständig einzumischen.

DFB.de: Hat es Ihnen bei Ihren privaten Herausforderungen geholfen, dass die Mannschaft eine erfolgreiche Hinserie gespielt hat?

Merk: Auf jeden Fall. Sonst hätte ich mir womöglich mehr Sorgen und Gedanken machen müssen. Das gesamte Team hat es super gelöst.

DFB.de: Wie und in welchen Bereichen hat Sie Ihr Verein unterstützt?

Merk: Es gab schon während der Schwangerschaft stets einen guten, ehrlichen und offenen Austausch. Das war auch sehr wichtig, da schwangere Trainerinnen in der Frauen-Bundesliga bislang noch kein großes Thema waren. Der Verein hat mich dabei sehr gut unterstützt, und zum Glück gab es gar keine Komplikationen. Auch jetzt unternimmt der Sport-Club alles, um bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen. So können mein Partner und unsere Tochter mit zu den Auswärtsspielen reisen, auf dem Trainingsgelände gibt es inzwischen ein Stillzimmer.

DFB.de: Merken Sie, dass sich die Prioritäten durch Ihre Rolle als Mutter verschoben haben?

Merk: Klar, zumal es unser erstes Kind ist. Da ist erst einmal alles neu. Jedes Elternteil dürfte bestätigen, dass die eigenen Bedürfnisse dadurch so weit in den Hintergrund rücken wie noch nie zuvor. Dennoch möchte ich natürlich auch als Mutter beruflich weiterhin so erfolgreich sein wie möglich.

DFB.de: Seit Jahresbeginn stehen Sie wieder mit dem Team auf dem Platz. Wie würden Sie Ihre ersten Eindrücke nach der Vorbereitung beschreiben? War sofort alles wie vorher?

Merk: Eine kleine Einfindungsphase war und ist schon noch notwendig. Es stehen schließlich einige Spielerinnen im Kader, mit denen ich zuvor noch nicht zusammengearbeitet hatte. Ich muss aber schon sagen, dass alles recht schnell ging und ich inzwischen im Alltag wieder voll drin bin.

DFB.de: Mit Meret Felde haben Sie auch eine junge Mutter als Spielerin im Kader. Ist der Austausch deshalb besonders intensiv?

Merk: Ja, klar. Man spricht über die bisherigen Erfahrungen, Meret war ja auch schon einige Male mit ihrer Tochter bei Auswärtsreisen dabei. Auch sie kann die Kleine jederzeit mitbringen. Ich hoffe, dass sich die beiden Mädchen später auch gut verstehen und sie eine nette Spielgruppe bilden. (lacht)

DFB.de: Durch das Wiederholungsspiel gegen Bayer Leverkusen startet der Sport-Club eine Woche früher als die meisten anderen Klubs. Wie gut ist das Team vorbereitet?

Merk: Die Vorbereitung war kurz, aber intensiv. Durch den Weggang von Shekiera Martinez und die Hüftoperation von Eileen Campbell fehlen uns zwei bisherige Stammspielerinnen in der Offensive. Da müssen jetzt andere in die Bresche springen. So wird beispielsweise die erst 18 Jahre alte Leela Egli häufiger ihre Chance im Angriff bekommen. Außerdem steht uns Svenja Fölmli nach ihrem Kreuzbandriss wieder zur Verfügung. Auch Lisa Kolb ist bald wieder fit. Beim 7:0 im abschließenden Testspiel gegen den FC Aarau sah es schon ganz gut aus. Leverkusen ist allerdings ein Gegner mit einer ganz anderen Qualität.

DFB.de: Was nehmen Sie sich grundsätzlich für die zweite Saisonhälfte vor?

Merk: Wir wollen an viele positive Aspekte aus der Hinserie anknüpfen. Es gibt aber auch Themen, bei denen wir eine Schüppe drauflegen wollen. Dazu gehören ein noch sicheres Aufbauspiel mit mehr Ballbesitz, aber auch eine gesunde Aggressivität im Spiel gegen den Ball. Da tut uns beispielsweise das Comeback von Meret Felde gut, die im Mittelfeld Qualitäten als Abräumerin mitbringt.

DFB.de: Aktuell belegt der SC Freiburg Rang fünf. Ist es vielleicht sogar möglich, noch ganz oben anzugreifen?

Merk: Selbstverständlich wollen wir das Bestmögliche herausholen. In der Hinserie haben wir beispielsweise beim Remis gegen den FC Bayern München gezeigt, dass wir auch mit den Topteams durchaus mithalten können. In erster Linie geht es für uns aber darum, uns in der aktuellen Tabellenregion zu behaupten, von Spiel zu Spiel und in erster Linie auf uns selbst zu schauen. Wenn uns das gelingt, dann können wir auf jeden Fall von einer erfolgreichen Saison sprechen.

DFB.de: Leverkusen hat die Chance, mit einem Sieg nach Punkten zu Spitzenreiter Eintracht Frankfurt und Titelverteidiger FC Bayern München aufzuschließen. Wie sehr überrascht Sie das?

Merk: Bayer 04 hat schon in den zurückliegenden Jahren eine positive Entwicklung genommen und sich nach und nach professioneller aufgestellt. Die aktuellen Erfolge des Männerteams färben dabei sicherlich auch ein wenig ab.

DFB.de: Trauen Sie dem Team zu, bis zum Ende ganz oben mitzuspielen?

Merk: Ich kenne meinen Leverkusener Kollegen Roberto Pätzold recht gut, da wir gemeinsam die Ausbildung zur Pro Lizenz absolviert haben. Schon dort waren sein Feuer und seine Leidenschaft deutlich zu spüren. Das überträgt er auf die Mannschaft, die sehr mutig und selbstbewusst auftritt. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich alle Gegner gegen Bayer 04 schwertun. Ich bin sehr gespannt, ob sich das auch in der Rückrunde fortsetzt.

DFB.de: Es ist bereits das dritte Duell mit Leverkusen in dieser Saison. Könnte es wegen der Vorgeschichte mit dem erfolgreichen Freiburger Einspruch gegen die Spielwertung nach dem ersten Duell besonders emotional werden?

Merk: Ich bin mir sehr sicher, dass Bayer 04 nicht nur hochmotiviert, sondern auch mit einer Portion Wut im Bauch bei uns antreten wird. Sie werden alles versuchen, um erneut einen Sieg einzufahren. Das Team zeichnet eine aggressive Spielweise aus. Wichtig wird sein, dass wir uns nicht einschüchtern lassen, sondern von Beginn an dagegenhalten.

Kategorien: Google Pixel Frauen-Bundesliga

Autor: mspw