Google Pixel Frauen-Bundesliga

Jena-Kapitänin Merza Julevic: "Qualität hat sich deutlich erhöht"

16.01.2025
Merza Julevic: "Ich blicke sehr zuversichtlich nach vorne und traue uns noch einiges zu" Foto: IMAGO/Eibner

Mehr als 17 Jahre nach ihrem Debüt in der Google Pixel Frauen-Bundesliga ist Merza Julevic (34) nach wie vor in der höchsten deutschen Spielklasse am Ball. In dieser Saison will die erfahrene Mittelfeldspielerin den Aufsteiger FC Carl Zeiss Jena als Kapitänin zum Klassenverbleib führen. Im DFB.de-Interview spricht Julevic mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Chancen und ihre Auszeit vom Fußball.

DFB.de: Der FC Carl Zeiss Jena wartet in dieser Saison noch auf den ersten Sieg, überwintert jedoch auf einem Nichtabstiegsplatz. Welches Gefühl überwiegt, Frau Julevic?

Merza Julevic: Es ist ein wenig zwiespältig. Wir haben uns zwar in sehr vielen Spielen gut präsentiert und einige starke Leistungen gezeigt, obwohl wir das jüngste Team der Liga stellen. Was die Punkteausbeute angeht, hätten wir uns schon ein wenig mehr ausgerechnet und aus meiner Sicht auch verdient gehabt. Mit der aktuellen Platzierung könnten wir allerdings auch zum Saisonende sehr gut leben.

DFB.de: Im Vergleich zur Konkurrenz ist der FCC noch mit einer Nachholpartie im Rückstand. Wie bewerten Sie die Ausgangslage im Kampf um den Klassenverbleib?

Julevic: Es ist ganz klar unser Ziel, in der Liga zu bleiben. Dafür wollen wir mindestens unseren aktuellen Tabellenplatz verteidigen. Wegen der insgesamt positiven Entwicklung des Teams sehe ich dafür auch gute Chancen.

DFB.de: Gehen Sie von einem Dreikampf mit dem Tabellenletzten 1. FFC Turbine Potsdam und dem 1. FC Köln bis zum Saisonende aus?

Julevic: Ich denke schon. Auch die SGS Essen ist aktuell noch nicht zu weit weg, wird es aber wohl schaffen, sich weiter abzusetzen. Für uns werden die Duelle mit Köln und Potsdam sicherlich entscheidenden Charakter haben. Wir werden uns aber nicht nur darauf verlassen, sondern wollen auch in anderen Partien punkten.

DFB.de: Ist vielleicht schon am Sonntag, 26. Januar, in der Nachholpartie gegen die TSG Hoffenheim eine Überraschung drin?

Julevic: Warum nicht? Wir sind zwar klarer Außenseiter, werden aber alles in die Waagschale werfen, um etwas mitzunehmen. Die TSG steht auch unter Zugzwang, hatte sich den bisherigen Saisonverlauf sicherlich anders vorgestellt.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich das Team vor allem steigern?

Julevic: Da sagt schon unser Torverhältnis einiges aus. Vor allem offensiv müssen wir uns verbessern, drei Treffer nach elf Begegnungen sind einfach deutlich zu wenig. Defensiv standen wir zwar überwiegend ganz ordentlich, mussten aber schon sieben Gegentore nach Standardsituationen hinnehmen. Auch daran müssen wir arbeiten.

DFB.de: Wird darauf im Training auch besonders der Fokus gelegt?

Julevic: Auf jeden Fall. Torabschlüsse stehen ganz oben auf der Liste, dazu auch das Verhalten bei offensiven und defensiven Standards. Insgesamt ist es aktuell wegen der witterungsbedingten Platzverhältnisse nicht einfach. Aber wir machen das Beste daraus.

DFB.de: Sie haben in der laufenden Spielzeit alle elf Partien von Beginn an bestritten und gehören nach wie vor zu den Leistungsträgerinnen. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren persönlichen Leistungen?

Julevic: Ich habe zuletzt in der Saison 2019/2020 in der Bundesliga gespielt und muss sagen, dass sich die Qualität seitdem noch einmal deutlich erhöht hat. Von daher ist es keine Selbstverständlichkeit, auf diesem Niveau nach wie vor bestehen zu können. Ich denke, meine Leistungen waren ganz in Ordnung. Es ist aber auch noch Luft nach oben.

DFB.de: Wurmt es Sie, dass Ihnen noch kein Treffer gelungen ist?

Julevic: Auf der Sechserposition muss ich viel Defensivarbeit verrichten, komme deshalb nicht so oft vor das gegnerische Tor. Die eine oder andere Chance, vor allem nach Standards, gab es aber schon. Ich nehme mir auf jeden Fall vor, auch wieder torgefährlicher zu werden.

DFB.de: Sie werden im April 35 Jahre, fast alle Mitspielerinnen sind deutlich jünger. Wie würden Sie Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft beschreiben?

Julevic: Ich sehe mich auf jeden Fall nicht als Oma des Teams, wenn Sie das meinen. (lacht) Es ist aber klar, dass ich als erfahrene Spielerin und vor allem als Kapitänin vorangehen und meine Teamkolleginnen mitreißen möchte.

DFB.de: Wie schaffen Sie es, dass Sie auch körperlich noch so gut mithalten können?

Julevic: Ich habe da kein bestimmtes Rezept, halte mich einfach gut in Form und bin zum Glück auch so gut wie nie verletzt. Vielleicht liegt es daran, dass ich zwischenzeitlich schon mal zwei Jahre ausgesetzt und mit dem Fußball eigentlich schon abgeschlossen hatte. Dadurch habe ich noch etwas mehr im Tank. (lacht)

DFB.de: Sie haben Ihre Auszeit angesprochen. Können Sie deshalb auch ein wenig entspannter mit der Situation umgehen?

Julevic: Ja, definitiv. Ich weiß, dass es wichtigere Dinge gibt als Fußball. Auf der anderen Seite hat mir die Pause allerdings auch gezeigt, wie sehr ich es vermisst habe, auf dem Platz zu stehen. Jetzt freue ich mich über jedes Spiel.

DFB.de: Was würde der Klassenverbleib für den FC Carl Zeiss Jena bedeuten?

Julevic: Das wäre super für den Verein, zumal die Bundesliga in der nächsten Saison auf 14 Vereine aufgestockt wird. Da wollen wir auf jeden Fall dabei sein und uns behaupten. Wir haben schon jetzt einen sehr guten Kader mit vielen jungen und entwicklungsfähigen Spielerinnen, die sich kontinuierlich steigern werden. Von daher blicke ich sehr zuversichtlich nach vorne und traue uns noch einiges zu.

DFB.de: Können Sie sich denn vorstellen, noch eine Saison dranzuhängen?

Julevic: Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Jetzt möchte ich mich erst einmal voll auf die Aufgabe Klassenverbleib fokussieren und mit starken Leistungen meinen Teil dazu beitragen. Alles Weitere werde ich dann gemeinsam mit dem Verein zu gegebener Zeit entscheiden.

Kategorien: Google Pixel Frauen-Bundesliga

Autor: mspw