Google Pixel Frauen-Bundesliga

Bayer-Trainer Pätzold: "Deutscher Meister? Träume sind erlaubt"

22.01.2025
Roberto Pätzold: "Die Herausforderung wird nun darin liegen, die Leistungen aus der Hinrunde zu bestätigen" Foto: IMAGO/Fotografie73

Die Frauen von Bayer 04 Leverkusen sind bisher das Überraschungsteam der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Mit einem Sieg im Nachholspiel beim SC Freiburg am Sonntag (ab 12 Uhr) kann die Mannschaft von Trainer Roberto Pätzold sogar mit Spitzenreiter Eintracht Frankfurt gleichziehen. Was ist noch möglich für die Leverkusenerinnen in dieser Saison? Die Qualifikation für die Champions League? Sogar die Deutsche Meisterschaft? Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Bayer-Trainer Pätzold (45) über die Gründe für die Erfolge, über Ziele und seinen Trainingsbesuch bei Xabi Alonso.

DFB.de: Herr Pätzold, die Winterpause neigt sich dem Ende entgegen. Sind Sie schon voll im 2025-Modus?

Roberto Pätzold: Ja, auf jeden Fall. Wir haben bereits Anfang Januar das Training wiederaufgenommen, die ersten Testspiele hinter uns und waren im Trainingslager am spanischen Mittelmeer. Es kann wieder losgehen, wir sind bereit.

DFB.de: Die Pause war kurz. Hat sie dennoch gereicht, um die Akkus wieder aufzuladen?

Pätzold: Ja, das denke ich schon. Man kann es auch positiv sehen: Durch die kurze Pause konnten die Spielerinnen ihr Fitnesslevel gut halten. Alle haben ihre Pläne sehr diszipliniert abgearbeitet. Wir freuen uns wirklich, dass es jetzt wieder losgeht.

DFB.de: Am Selbstvertrauen mussten Sie nach der starken Hinrunde sicher nicht viel arbeiten…

Pätzold: Wir sind mit einem sehr positiven Gefühl in die Pause gegangen und starten deshalb auch voller Zuversicht ins neue Jahr. Klar ist aber auch, dass wir uns für das, was war, nichts kaufen können. Die Herausforderung wird nun darin liegen, die Leistungen aus der Hinrunde zu bestätigen. Wir sind stolz auf das bisher Geleistete, wollen uns aber nach wie vor weiterentwickeln. Wir wissen, dass die bisherige Punkteausbeute das Ergebnis harter und intensiver Arbeit ist. Genau das muss auch in der Rückrunde unser Ansatz sein.

DFB.de: Erlauben Sie in dieser Situation Träume? Vielleicht von der Qualifikation Champions League? Womöglich sogar von der Deutschen Meisterschaft?

Pätzold: Träume sind natürlich erlaubt. Aber wir bewerten die Ausgangslage intern ganz realistisch. Zur Wahrheit gehört, dass wir vor allem zu Beginn der Saison einige sehr enge Spiele für uns entscheiden konnten, in denen wir in den Schlussminuten mit leidenschaftlicher Defensivarbeit Drangphasen des Gegners abgewehrt haben. Im Laufe der Hinrunde haben wir ähnliche Situationen dann immer souveräner meistern können. Ein weiterer Faktor ist, dass wir in der zweiten Saisonhälfte auswärts bei den Topteams antreten müssen. Aber wir werden dort selbstbewusst hinfahren. Wir sind auswärts noch unbesiegt und wollen diese Serie fortsetzen.

DFB.de: Insgesamt gesehen haben Sie inklusive DFB-Pokal sechs Begegnungen in Folge gewonnen, in den vergangenen fünf Partien hat Ihre Mannschaft kein Gegentor kassiert.

Pätzold: Wir wollen weiterhin ein unangenehmer Gegner sein und konstant punkten, so wie wir es bisher getan haben. Klar ist aber auch, dass wir von den gegnerischen Teams inzwischen anders wahrgenommen werden. Im Sommer stand hinter vielen Dingen ein Fragezeichen: Der Klub hat ein neues Trainerteam installiert, und auch in der Mannschaft gab es einen personellen Umbruch. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir mit der Entwicklung insgesamt sehr zufrieden sein, auch wenn sie längst noch nicht abgeschlossen ist.

DFB.de: Ist denn das internationale Geschäft ein Thema in der Mannschaft?

Pätzold: Wir haben vor der Saison ganz bewusst keine konkrete Platzierung als Ziel genannt. Ich denke, wir fahren gut damit, nichts an dieser Herangehensweise zu ändern. Uns erwarten in den nächsten Wochen und Monaten große Herausforderungen. Darauf freuen wir uns und nehmen diese gerne selbstbewusst an. Wir wollen unsere Leistungen bestätigen, uns weiterentwickeln und gute Ergebnisse holen. Dann schauen wir mal, was am Ende dabei herauskommt. Die Konkurrenz ist natürlich stark und hat schon über mehrere Spielzeiten hinweg Konstanz bis zum Saisonende gezeigt. Wenn wir uns bis zum Schluss in der Spitzengruppe halten, dann haben wir natürlich den Ehrgeiz, alles dafür tun, die Saison zu krönen.

DFB.de: Weiter geht es zunächst mit dem Wiederholungsspiel beim SC Freiburg. Was erwartet Sie dort?

Pätzold: Es gibt ja die ungewöhnliche Konstellation, dass wir kurz vor Weihnachten bereits das Rückspiel gegen Freiburg bestritten haben. Es war gerade in der Anfangsphase ein enges Duell, das wir letztlich verdient gewonnen haben. Deshalb fahren wir natürlich selbstbewusst nach Freiburg und wollen dort den nächsten Auswärtssieg holen. Aber wir sind gewarnt: Freiburg spielt ebenfalls eine tolle Serie und hat in Heimspielen vor allem auch gegen Topteams zu überzeugen gewusst. Außerdem kehrt Cheftrainerin Theresa Merk zurück an die Seitenlinie. Es wird also mit Sicherheit eine schwierige Aufgabe mit einigen unbekannten Variablen.

DFB.de: Sie kommen ursprünglich aus dem Männer- beziehungsweise Juniorenfußball. Wie erleben Sie Ihre erste Station im Frauenbereich?

Pätzold: Meine Arbeitsweise unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von der bei meinen Stationen zuvor. Ich sehe die größten Unterschiede in der Kommunikation und der Heterogenität der Trainingsgruppe.

DFB.de: Was meinen Sie damit genau?

Pätzold: Bei den Frauen sind die Trainingsbiografien sehr unterschiedlich. Einige haben im Alter von sechs Jahren mit dem Fußballspielen begonnen und wurden in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet. Andere wiederum haben bis zur U 15 in Jungenmannschaften auf Kreisebene gespielt. Hier fehlen dann vielleicht manchmal technische und taktische Ausbildungselemente, dafür können sich diese Spielerinnen eventuell körperlich besser durchsetzen. Wieder andere haben erst mit zwölf oder 13 Jahren überhaupt angefangen, Fußball zu spielen. Das alles macht den Trainingsalltag spannend und herausfordernd zugleich. Auch bei der Feedbackkultur gibt es Unterschiede: Spielerinnen sind insgesamt kommunikativer, bringen sich viel ein, geben häufiger Rückmeldung und erfragen aktiv Gründe für Vorgehensweisen und Entscheidungen. Ich fühle mich wirklich total wohl bei Bayer Leverkusen. Es war genau der richtige Schritt.

DFB.de: Wie eng ist denn die Zusammenarbeit mit Xabi Alsono?

Pätzold: Ich war tatsächlich in der Woche vor Weihnachten zur Hospitation bei Xabi. Es war total interessant und beeindruckend zu sehen, wie er arbeitet. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich diese Gelegenheit bekommen habe.

DFB.de: Was konnten Sie Neues mitnehmen?

Pätzold: Xabi war als Spieler ein Weltstar. Diese Aura spürt man auch jetzt als Trainer in jeder Einheit. Er spielt immer wieder selbst mit und kann so Dinge steuern und gewisse Situationen provozieren. Das fand ich sehr spannend. Auffällig war auch, wie aktiv und fordernd er und das gesamte Team coachen. Das Tempo, die Intensität und die Qualität der Mannschaft sind beeindruckend. Es wird sehr hart und intensiv an Kleinigkeiten gearbeitet. Im Spiel sieht das dann oft sehr einfach und leichtfüßig aus.

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Autor: sw