Google Pixel Frauen-Bundesliga
Frankfurts Nationalspielerin Gräwe: "Wir haben den Frust in Energie verwandelt"
Als Tabellenzweiter, nur zwei Punkte hinter Platz eins, startet Eintracht Frankfurt in den 10. Spieltag der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Heute (ab 17.10 Uhr, live in der ARD, bei MagentaSport und DAZN) geht es zur TSG Hoffenheim. Im DFB.de-Interview spricht Frankfurts Neu-Nationalspielerin Lisanne Gräwe (21) mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Topspiel und ihr Debüt für die DFB-Frauen.
DFB.de: Die Eintracht belegt mit Ihnen als Stammspielerin Platz zwei, gegen Australien gaben Sie Ihr Debüt für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Könnte es aktuell überhaupt besser laufen, Frau Gräwe?
Lisanne Gräwe: Im Mittelpunkt steht immer das Team, da läuft es für uns wirklich gut. Zwar ärgern mich die drei Punkte, die wir bei der 0:1-Heimniederlage gegen Werder Bremen liegen gelassen haben, immer noch. Das Remis bei Bayern München und das 8:0 gegen den 1. FC Köln waren aber die richtige Reaktion. Das macht schon richtig Spaß.
DFB.de: Großen Grund zur Freude hatten Sie aber auch persönlich. Mal ehrlich: Wie überrascht waren Sie, als Sie von Ihrer erstmaligen Nominierung durch Bundestrainer Christian Wück erfahren haben?
Gräwe: Ich hatte auf jeden Fall nicht damit gerechnet, sondern eher darauf gehofft, für die neue U 23-Nationalmannschaft berufen zu werden. Umso größer war dann aber die Freude.
DFB.de: Wie würden Sie Ihre ersten Eindrücke beim DFB-Team beschreiben?
Gräwe: Es war im ersten Moment vieles natürlich schon ungewohnt für mich. Dabei hat mir aber auf jeden Fall geholfen, dass wir mit insgesamt acht Eintracht-Spielerinnen dabei waren und ich einige weitere auch schon aus den U-Teams oder von meinen früheren Stationen kannte. Alle haben mich super unterstützt.
DFB.de: Nachdem Sie in Wembley gegen England noch nicht zum Einsatz gekommen waren, standen Sie gegen Australien in der Startformation. Wie war Ihre Gefühlslage?
Gräwe: Auch das kam sehr überraschend für mich. Ich habe sehr geschätzt, dass mir der Trainer das Vertrauen gegeben hat, von Beginn an zu spielen. Ich war am Anfang auch sehr nervös, nach ein paar Ballkontakten hat sich das aber gelegt. Ich habe einfach versucht, mein Spiel zu spielen. Besonders war natürlich die Partie auch durch den Abschied von Alexandra Popp. Sie war damals bei meinem ersten Bundesligaspiel für den VfL Wolfsburg dabei. Dass ich jetzt bei ihrem letzten Länderspiel auflaufen durfte, war sehr schön.
DFB.de: Von der U 15 bis zur U 20 hatten Sie zuvor sämtliche U-Nationalteams durchlaufen, wurden unter anderem U 17-Euroopameisterin. Ist es von daher nicht auch folgerichtig, dass Sie es jetzt zu den DFB-Frauen geschafft haben?
Gräwe: Folgerichtig würde ich nicht sagen. Es kommt halt immer auf die gezeigte Leistung und die Disziplin im Verein an. Ich hatte außerdem das Glück, dass ich bisher von größeren Verletzungen verschont geblieben bin. Dennoch ist der Sprung von der U 20 zu den DFB-Frauen recht groß. Deshalb finde ich es gut und richtig, dass es jetzt auch eine U 23 gibt.
DFB.de: Ist es nun Ihr klares Ziel, bei der EM 2025 in der Schweiz dabei zu sein?
Gräwe: Das wäre natürlich ein Traum. Aber es ist noch ein langer Weg, und ich möchte bis dahin erst einmal erneut eingeladen werden. Ich werde alles geben, um mich in der Liga weiter für die Nationalmannschaft anzubieten.
DFB.de: Bis zu Ihrem Wechsel im Alter von 16 Jahren zum VfL Wolfsburg hatten Sie in Ihrer ostwestfälischen Heimat beim FC Kaunitz und beim SC Wiedenbrück ausschließlich für Juniorenteams gespielt. Wie sehr hat das zu Ihrer Entwicklung beigetragen?
Gräwe: Im Nachhinein betrachtet, war es für mich auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Ich hatte zwar schon ein Probetraining bei den B-Juniorinnen des FSV Gütersloh absolviert und auch das Internat des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen in Kaiserau besucht. Dennoch wollte ich damals lieber noch ein Jahr bei den Jungs mitspielen. Mich dort gegen körperlich robuste Gegenspieler durchsetzen zu müssen, hat mir definitiv geholfen. Ich habe mir damals angewöhnt, möglichst immer mit nur ein, zwei Kontakten zu spielen, um nicht in zu harte Zweikämpfe gehen zu müssen. Das hilft mir bis heute.
DFB.de: War die Konkurrenz in Wolfsburg zu groß, um sich durchzusetzen?
Gräwe: Ich kam damals zunächst zur zweiten Mannschaft, habe aber ein Jahr später einen Vertrag für die Profis bekommen. Aus jetziger Sicht muss ich sagen, dass ich mir als Kopfmensch einfach selbst zu viel Druck gemacht habe.
DFB.de: Die folgenden Schritte nach Leverkusen und Frankfurt kamen dann jeweils genau zur richtigen Zeit, oder?
Gräwe: Ja, auf jeden Fall. Ich bin sehr froh, wie es gelaufen ist, denn durch die beiden Wechsel wurde meine Entwicklung jeweils vorangetrieben. Ich muss allerdings auch sagen, dass vor allem der Transfer nach Frankfurt keineswegs lange geplant war. Ich habe mich praktisch über Nacht entschieden und dabei auf mein Bauchgefühl verlassen. Das war wohl nicht so schlecht. (lacht)
DFB.de: Hatten Sie bei Ihrem Wechsel zur Eintracht die Nationalmannschaft schon im Hinterkopf?
Gräwe: Nein, gar nicht. Ich stand zu dieser Zeit im Kader der U 20. Da war die A-Nationalmannschaft noch ganz weit weg.
DFB.de: Ihr Sprung in die Stammformation während der abgelaufenen Saison hatte auch mit dem Verletzungspech von Eintracht-Kapitänin Tanja Pawollek zu tun, die mit einem Kreuzbandriss fast ein Jahr lang ausgefallen ist. Wie geht man mit einer solchen Situation um?
Gräwe: Eine so schlimme Verletzung zu erleiden, ist für die Spielerin selbst, aber auch für alle anderen im Team eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Ich habe immer zuerst daran gedacht, wie wir Tanja unterstützen können, und ganz bestimmt nicht daran, dass ich ihren Platz einnehmen könnte. Als ich dann die Chance bekommen habe, ging es immer nur darum, mein Bestes für das Team zu geben.
DFB.de: Inzwischen ist Tanja Pawollek wieder fit, so dass der Konkurrenzkampf im defensiven Mittelfeld noch größer wird. Zuletzt saß mit Elisa Senß auch schon mal eine aktuelle Nationalspielerin auf der Bank. Wie bewerten Sie die Situation?
Gräwe: Ein gesunder Konkurrenzkampf tut jedem Team gut. Wir haben wesentlich mehr als nur elf Topspielerinnen, so dass unser Trainer Niko Arnautis zum einen auf Ausfälle gut reagieren, aber auch mal wegen der Belastungssteuerung oder aus taktischen Gründen rotieren kann. Da kann es jede Spielerin mal treffen.
DFB.de: Die Eintracht hat die meisten Tore aller Bundesligisten erzielt und die wenigsten Gegentreffer kassiert. Dazu wurde Spitzenreiter VfL Wolfsburg 3:0 besiegt. Wird es Zeit, die Meisterschaft als neues Ziel auszugeben?
Gräwe: Nach neun Spieltagen ist es noch viel zu früh, eine solche Aussage zu treffen. Wir befinden uns in einer guten Position und arbeiten daran, dass es auch so bleibt.
DFB.de: Was macht das Team aktuell so stark?
Gräwe: Die Spielfreude ist riesengroß, die Stimmung und das Klima in der Kabine passen. Das überträgt sich dann auch auf den Platz.
DFB.de: Hat das bittere Verpassen der Gruppenphase der UEFA Women's Champions League eine Rolle gespielt?
Gräwe: Wir haben uns damals zusammengesetzt und sind sehr kritisch mit uns selbst umgegangen. Ich denke, das hat die Mannschaft noch enger zusammengeschweißt. Wir haben den Schalter schnell umgelegt und den Frust in Energie verwandelt.
DFB.de: Die Spitzengruppe ist so eng zusammen wie seit vielen Jahren nicht. Auch Ihr früherer Verein Bayer 04 Leverkusen ist gleichauf, Platz eins und vier trennen nur zwei Punkte. Überrascht?
Gräwe: Dass es so spannend zugeht, überrascht mich schon. Aber genau das haben wir uns doch - genau wie die Fans - gewünscht. Das ist gut für die gesamte Liga, an jedem Wochenende gibt es gefühlt ein Topspiel. Das macht doch Spaß.
DFB.de: Nun geht es zur TSG Hoffenheim. Zählen Sie das Team noch zu den Konkurrentinnen um das internationale Geschäft?
Gräwe: Auf jeden Fall. Die TSG verfügt nach wie vor über einen starken Kader, auch wenn die Mannschaft sicherlich nicht mit ihrer Punkteausbeute zufrieden ist. Wir lassen uns davon aber ganz sicher nicht beeinflussen.
DFB.de: Worauf wird es ankommen, um die drei Punkte mitzunehmen?
Gräwe: Es sind immer sehr enge und intensive Duelle. Wir werden auf jeden Fall eine Topleistung benötigen, um den Platz als Gewinnerinnen verlassen zu können.
Kategorien: Google Pixel Frauen-Bundesliga, Frauen-Nationalmannschaft
Autor: mspw
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