Matchwinner Schmidt: "Fast zu kitschig"

Patrick Schmidt meldete sich in der 3. Liga eindrucksvoll zurück. Mehr als zehn Monate, nachdem sich der Angreifer des 1. FC Saarbrücken in der Partie bei der SpVgg Unterhaching einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen hatte, schoss er den FCS zum Saisonstart beim TSV 1860 München zum 1:0-Sieg - und das beim ersten Einsatz. Im DFB.de-Interview spricht der 30-Jährige über seinen Weg zurück.

DFB.de: Haben Sie mittlerweile Worte für Ihr traumhaftes Comeback in der 3. Liga gefunden, Herr Schmidt?

Patrick Schmidt: Man hat im Vorfeld schon ein wenig die perfekte Vorstellung im Kopf - und die ist dann auch noch eingetreten. Wieder auf dem Feld zu stehen, Siege mit dem Team einzufahren und mit den Fans zu feiern: Das sind die Momente, auf die man während einer gesamten Saison hinarbeitet. Daher war ich nach dem Tor auch emotional sehr aufgewühlt. Dass das alles gleich im ersten Spiel nach meiner langen Verletzungspause und nur wenige Minuten nach meiner Einwechslung passiert, war fast schon zu kitschig.

DFB.de: Wie haben Sie den Treffer erlebt?

Schmidt: Schon wenige Minuten zuvor war ich in einer ganz ähnlichen Situation. Calogero Rizzuto hatte sich über die rechte Seite gut durchgesetzt. Mein Abschluss mit dem Fuß war aber noch zu zentral auf den Torhüter. Beim zweiten Mal hatte ich mich erneut intuitiv am kurzen Pfosten mit meinem Laufweg von meinem Gegenspieler abgesetzt. Von der Flanke bis zum Kopfball hatte einfach alles gepasst.

DFB.de: Wie viele Nachrichten mussten Sie nach der Partie beantworten?

Schmidt: Das waren eine ganze Menge. Selbst die stundenlange Busfahrt zurück nach Saarbrücken hatte nicht ausgereicht, um alles zu beantworten. (lacht) Ich nehme mir aber sehr gerne die Zeit dafür, alles zu lesen und mich zu bedanken. Ein solches Ausmaß an Nachrichten kommt nicht oft vor und hatte ich zuvor auch nur zweimal. Das erste Mal war, als ich für Dynamo Dresden im März 2020 mit einem Fallrückzieher das Tor des Monats erzielt hatte. Und dann im zurückliegenden September, als ich mich im Spiel bei der SpVgg Unterhaching so schwer verletzt hatte.

DFB.de: Markus Schwabl von der SpVgg Unterhaching hatte Sie im Interview nach dem Spiel seines eigenen Klubs bei der U 23 von Borussia Dortmund noch vor der ersten Frage zum Comeback beglückwünscht. Was bedeutet Ihnen das?

Schmidt: Es ist sehr schön zu sehen und zu fühlen, dass so viele Menschen an mich denken und sich aufrichtig mit mir freuen. Als ich nach meiner Verletzung zunächst in München im Krankenhaus lag, hatten sich Markus und die SpVgg auch erkundigt, ob ich irgendwas benötigen oder ob sie zu Besuch kommen sollen.

DFB.de: Was war die vielleicht schwierigste Phase auf dem Weg zum Comeback?

Schmidt: Als ich unmittelbar nach meiner Verletzung in den Katakomben des Stadions lag, war schon mein erster Gedanke: Jetzt ist alles vorbei. Schon kurz nach den Operationen war ich aber wieder kämpferisch. Vor allem dieses häufige Auf und Ab während der Verletzungspause ist eine große mentale Herausforderung. Immer wieder kam es vor, dass bestimmte Phasen nicht so schnell verlaufen sind, wie man sich das vorgestellt hat oder die Entwicklung stagniert hat. Es galt, jeden Tag neue Motivation zu schöpfen.

DFB.de: Hatten Sie zwischenzeitlich Zweifel, noch einmal in der 3. Liga auf dem Platz stehen zu können?

Schmidt: Den Gedanken hatte ich nicht zugelassen. Wenn man drei Monate lang auf Krücken angewiesen war, dann ist es normal, dass die ersten Gehversuche länger dauern. Als Betroffener hat man da zunächst einen anderen Blick. Es ist nicht leicht, diese Emotionalität wegzulassen. Da bei meiner Verletzung auch Nervenschäden entstanden sind, war mein Fuß eine Zeit lang taub. Zunächst war es schwer zu glauben, dass ich so noch wieder Fußball spielen könnte. Neurologen haben mir aber erklärt, dass der Körper lernt, damit umzugehen und die Bewegungen adaptiert. Aktuell habe ich noch vom Spann bis zur Großzehe kein Gefühl im Fuß. Derzeit ist offen, ob sich das noch einmal ändert. Ich konzentriere mich aber nur auf das, was ich beeinflussen kann.

DFB.de: Wann haben Sie gemerkt, dass es wieder aufwärts geht?

Schmidt: Von den ersten Schritten auf dem Laufband oder an dem Tag, als ich erstmals wieder den Ball am Fuß hatte, gab es immer wieder solche Momente. Die Schwierigkeit ist dann, sich nicht von den Glücksgefühlen übermannen zu lassen. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an mein enges Umfeld, das mir immer wieder ein gutes Gefühl gegeben hat und von meinem Comeback genauso überzeugt war wie ich. Ich hatte mich auch schon zuvor nach langen Verletzungen immer wieder zurückgekämpft. Auch diesmal hatte ich mit dem Trainingsauftakt immer ein Ziel vor Augen. Während der Sommerpause habe ich komplett durchtrainiert und bei der ersten Einheit konnte ich fast alles mitmachen. Lediglich beim Abschlussspiel hatte ich noch ausgesetzt, damit ich langsam herangeführt werde. Das hat sehr gut funktioniert.

DFB.de: Bei wie viel Prozent sehen Sie sich schon?

Schmidt: Das ist nach einer Verletzung immer schwer zu beziffern. Während der Vorbereitung wurde ich auch schon mal für 60 Minuten in einem Testspiel eingesetzt. Eine Einwechslung in einem Meisterschaftsspiel ist aber noch einmal etwas anderes. Es wird auch wieder Phasen geben, in denen es nicht wie gewünscht läuft. Ich kann mein Comeback richtig einordnen und hänge den Verlauf nicht zu hoch.

DFB.de: Das erste Heimspiel steigt am Sonntag ab 19.30 Uhr gegen den SV Sandhausen, für den Sie früher selbst am Ball waren. Was erwarten Sie für eine Partie?

Schmidt: Leider hatte ich auch während meiner halbjährigen Leihe zum SVS mit einer längeren Verletzung zu tun. Nach wenigen Einsätzen hatte ich mir den Mittelfuß gebrochen. Dennoch war es eine Zeit, in der ich tolle Leute kennengelernt habe. Einige Mitspieler von damals sind jetzt noch in anderen Funktionen in Sandhausen tätig. Sportlich erwarte ich ein sehr spannendes Duell. Beide Vereine haben Ambitionen auf einen Platz unter den drei besten Teams. Schon zum Anfang der Saison ein Duell zweier Aufstiegskandidaten unter Flutlicht wird für die Fans bestimmt sehr interessant.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um an den Auftaktsieg anzuknüpfen?

Schmidt: Wir müssen defensiv wieder genauso stabil stehen wie in der Partie beim TSV 1860 München, wenn nicht sogar noch etwas sicherer. Das ist die Basis. Im Vergleich zum ersten Durchgang in München können wir nach vorne noch druckvoller agieren und unsere Chancen einen Tick früher nutzen.

[mspw]

Patrick Schmidt meldete sich in der 3. Liga eindrucksvoll zurück. Mehr als zehn Monate, nachdem sich der Angreifer des 1. FC Saarbrücken in der Partie bei der SpVgg Unterhaching einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen hatte, schoss er den FCS zum Saisonstart beim TSV 1860 München zum 1:0-Sieg - und das beim ersten Einsatz. Im DFB.de-Interview spricht der 30-Jährige über seinen Weg zurück.

DFB.de: Haben Sie mittlerweile Worte für Ihr traumhaftes Comeback in der 3. Liga gefunden, Herr Schmidt?

Patrick Schmidt: Man hat im Vorfeld schon ein wenig die perfekte Vorstellung im Kopf - und die ist dann auch noch eingetreten. Wieder auf dem Feld zu stehen, Siege mit dem Team einzufahren und mit den Fans zu feiern: Das sind die Momente, auf die man während einer gesamten Saison hinarbeitet. Daher war ich nach dem Tor auch emotional sehr aufgewühlt. Dass das alles gleich im ersten Spiel nach meiner langen Verletzungspause und nur wenige Minuten nach meiner Einwechslung passiert, war fast schon zu kitschig.

DFB.de: Wie haben Sie den Treffer erlebt?

Schmidt: Schon wenige Minuten zuvor war ich in einer ganz ähnlichen Situation. Calogero Rizzuto hatte sich über die rechte Seite gut durchgesetzt. Mein Abschluss mit dem Fuß war aber noch zu zentral auf den Torhüter. Beim zweiten Mal hatte ich mich erneut intuitiv am kurzen Pfosten mit meinem Laufweg von meinem Gegenspieler abgesetzt. Von der Flanke bis zum Kopfball hatte einfach alles gepasst.

DFB.de: Wie viele Nachrichten mussten Sie nach der Partie beantworten?

Schmidt: Das waren eine ganze Menge. Selbst die stundenlange Busfahrt zurück nach Saarbrücken hatte nicht ausgereicht, um alles zu beantworten. (lacht) Ich nehme mir aber sehr gerne die Zeit dafür, alles zu lesen und mich zu bedanken. Ein solches Ausmaß an Nachrichten kommt nicht oft vor und hatte ich zuvor auch nur zweimal. Das erste Mal war, als ich für Dynamo Dresden im März 2020 mit einem Fallrückzieher das Tor des Monats erzielt hatte. Und dann im zurückliegenden September, als ich mich im Spiel bei der SpVgg Unterhaching so schwer verletzt hatte.

DFB.de: Markus Schwabl von der SpVgg Unterhaching hatte Sie im Interview nach dem Spiel seines eigenen Klubs bei der U 23 von Borussia Dortmund noch vor der ersten Frage zum Comeback beglückwünscht. Was bedeutet Ihnen das?

Schmidt: Es ist sehr schön zu sehen und zu fühlen, dass so viele Menschen an mich denken und sich aufrichtig mit mir freuen. Als ich nach meiner Verletzung zunächst in München im Krankenhaus lag, hatten sich Markus und die SpVgg auch erkundigt, ob ich irgendwas benötigen oder ob sie zu Besuch kommen sollen.

DFB.de: Was war die vielleicht schwierigste Phase auf dem Weg zum Comeback?

Schmidt: Als ich unmittelbar nach meiner Verletzung in den Katakomben des Stadions lag, war schon mein erster Gedanke: Jetzt ist alles vorbei. Schon kurz nach den Operationen war ich aber wieder kämpferisch. Vor allem dieses häufige Auf und Ab während der Verletzungspause ist eine große mentale Herausforderung. Immer wieder kam es vor, dass bestimmte Phasen nicht so schnell verlaufen sind, wie man sich das vorgestellt hat oder die Entwicklung stagniert hat. Es galt, jeden Tag neue Motivation zu schöpfen.

DFB.de: Hatten Sie zwischenzeitlich Zweifel, noch einmal in der 3. Liga auf dem Platz stehen zu können?

Schmidt: Den Gedanken hatte ich nicht zugelassen. Wenn man drei Monate lang auf Krücken angewiesen war, dann ist es normal, dass die ersten Gehversuche länger dauern. Als Betroffener hat man da zunächst einen anderen Blick. Es ist nicht leicht, diese Emotionalität wegzulassen. Da bei meiner Verletzung auch Nervenschäden entstanden sind, war mein Fuß eine Zeit lang taub. Zunächst war es schwer zu glauben, dass ich so noch wieder Fußball spielen könnte. Neurologen haben mir aber erklärt, dass der Körper lernt, damit umzugehen und die Bewegungen adaptiert. Aktuell habe ich noch vom Spann bis zur Großzehe kein Gefühl im Fuß. Derzeit ist offen, ob sich das noch einmal ändert. Ich konzentriere mich aber nur auf das, was ich beeinflussen kann.

DFB.de: Wann haben Sie gemerkt, dass es wieder aufwärts geht?

Schmidt: Von den ersten Schritten auf dem Laufband oder an dem Tag, als ich erstmals wieder den Ball am Fuß hatte, gab es immer wieder solche Momente. Die Schwierigkeit ist dann, sich nicht von den Glücksgefühlen übermannen zu lassen. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an mein enges Umfeld, das mir immer wieder ein gutes Gefühl gegeben hat und von meinem Comeback genauso überzeugt war wie ich. Ich hatte mich auch schon zuvor nach langen Verletzungen immer wieder zurückgekämpft. Auch diesmal hatte ich mit dem Trainingsauftakt immer ein Ziel vor Augen. Während der Sommerpause habe ich komplett durchtrainiert und bei der ersten Einheit konnte ich fast alles mitmachen. Lediglich beim Abschlussspiel hatte ich noch ausgesetzt, damit ich langsam herangeführt werde. Das hat sehr gut funktioniert.

DFB.de: Bei wie viel Prozent sehen Sie sich schon?

Schmidt: Das ist nach einer Verletzung immer schwer zu beziffern. Während der Vorbereitung wurde ich auch schon mal für 60 Minuten in einem Testspiel eingesetzt. Eine Einwechslung in einem Meisterschaftsspiel ist aber noch einmal etwas anderes. Es wird auch wieder Phasen geben, in denen es nicht wie gewünscht läuft. Ich kann mein Comeback richtig einordnen und hänge den Verlauf nicht zu hoch.

DFB.de: Das erste Heimspiel steigt am Sonntag ab 19.30 Uhr gegen den SV Sandhausen, für den Sie früher selbst am Ball waren. Was erwarten Sie für eine Partie?

Schmidt: Leider hatte ich auch während meiner halbjährigen Leihe zum SVS mit einer längeren Verletzung zu tun. Nach wenigen Einsätzen hatte ich mir den Mittelfuß gebrochen. Dennoch war es eine Zeit, in der ich tolle Leute kennengelernt habe. Einige Mitspieler von damals sind jetzt noch in anderen Funktionen in Sandhausen tätig. Sportlich erwarte ich ein sehr spannendes Duell. Beide Vereine haben Ambitionen auf einen Platz unter den drei besten Teams. Schon zum Anfang der Saison ein Duell zweier Aufstiegskandidaten unter Flutlicht wird für die Fans bestimmt sehr interessant.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um an den Auftaktsieg anzuknüpfen?

Schmidt: Wir müssen defensiv wieder genauso stabil stehen wie in der Partie beim TSV 1860 München, wenn nicht sogar noch etwas sicherer. Das ist die Basis. Im Vergleich zum ersten Durchgang in München können wir nach vorne noch druckvoller agieren und unsere Chancen einen Tick früher nutzen.

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