Frauen-Nationalmannschaft
Wück: "Wir wollen das fortführen, was wir jetzt angefangen haben"
Die erste Länderspielphase der deutschen Frauen-Nationalmannschaft unter der Leitung von Christian Wück und seinen beiden Assistenztrainerinnen Maren Meinert und Saskia Bartusiak endet mit einer 1:2-Heimniederlage gegen Australien in Duisburg. Vorangegangen war das herausragende 4:3 der deutschen Auswahl in der rassigen Neuauflage des EM-Endspiels im Wembley-Stadion gegen Europameister England. Im DFB.de-Interview spricht Christian Wück über die seine ersten Erkenntnisse als neuer Bundestrainer.
DFB.de: Christian Wück, zwei Länderspiele, ein Sieg, eine Niederlage. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Christian Wück: Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir natürlich gerne gute Ergebnisse abliefern möchten. Aber für uns liegt der Fokus für die ersten vier Spiele klar darauf, dass wir Spielerinnen kennenlernen und unterschiedliche Positionen testen möchten. Unser Ziel ist es, möglichst viele Erfahrungen aus den Lehrgängen mitzunehmen, um dann im neuen Jahr mit einer neu strukturierten Mannschaft in die Vorbereitung auf die Europameisterschaft zu gehen. Unter diesen Aspekten können wir mit den Inputs, die wir aus diesen beiden Spielen gewonnen haben, sehr zufrieden sein.
DFB.de: Sie haben das Kennenlernen angesprochen. Wie war denn das erste Zusammenkommen mit den Spielerinnen?
Wück: Es war sehr intensiv und aufschlussreich - ich denke, für beide Seiten. Die Spielerinnen waren sehr gespannt auf das neue Trainer*innenteam. Und wir waren natürlich äußerst gespannt auf die unterschiedlichen Charaktere im Team. Nicht nur bei den Spielerinnen, auch im gesamten Funktionsteam. Insgesamt waren es also sehr intensive zehn Tage.
DFB.de: Können Sie schon erste Erkenntnisse mit uns teilen?
Wück: Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir, wenn wir unser volles Potenzial mit den individuellen Stärken und der taktischen Marschroute ausschöpfen, nicht nur gegen jeden Gegner mithalten, sondern auch dominant auftreten, in Führung gehen, Rückschläge überwinden und am Ende als Sieger vom Platz gehen können. Das hat man gegen England, aber auch in den ersten 30 Minuten gegen Australien gut gesehen, als wir sehr dominant aufgetreten sind. Aber man hat eben auch gemekt, dass wir noch nicht so stabil sind. Das ist ganz normal, weil viele Spielerinnen auf unterschiedlichen, ungewohnten Positionen gespielt haben. Das Hauptaugenmerk wird nun darauf liegen, den Spielerinnenkreis noch mal zu erweitern. Wir hatten nun 23 Feldspielerinnen dabei. Diesen Kreis wollen wir noch erweitern, um dann am Ende ins neue Jahr zu gehen mit den Erfahrungen von circa 30 bis 40 Feldspielerinnen. Daraus möchten wir dann den Kreis bilden, der uns bei der Europameisterschaft vertreten soll.
DFB.de: Wie haben Sie das Australien-Spiel erlebt? Wie war für Sie die Verabschiedung von Alex Popp, Marina Hegering und Merle Frohms?
Wück: Sie war sehr emotional. Wenn man solche Persönlichkeiten verabschieden muss - oder vielmehr darf -, ist es immer etwas Besonderes. Ich habe allen drei Spielerinnen auch noch mal persönlich gesagt, dass ihre größte Leistung neben dem, was sie auf dem Fußballplatz geschaffen haben, die ist, dass sie Menschen bewegt haben, dass sie Menschen beeinflusst haben, Fußball zu spielen; dass sie Mädchen beeinflusst haben, mit dem Fußballspielen anzufangen. Und wenn man so etwas erreicht hat, dann hat man sehr viel richtig gemacht. Von daher war es für uns eine große Ehre, beim letzten Einsatz von Alex Popp, bei der Verabschiedung von Marina Hegering und Merle Frohms, dabei zu sein. Es war ein trauriger, aber gleichzeitig sehr schöner und emotionaler Moment.
DFB.de: In wenigen Wochen stehen die nächsten Partien in der Schweiz und gegen Italien in Bochum an. Was nehmen Sie sich für diese Spiele vor?
Wück: Wir wollen das fortführen, was wir jetzt angefangen haben. Wir möchten, dass möglichst die Spielerinnen, die verletzungsbedingt abreisen mussten oder nicht zur Verfügung standen, noch mal zeigen können, wie sie mit unserem System umgehen. Wir werden vielleicht auch die eine oder andere, die sich aus der Bundesliga empfiehlt, einladen, um eben auf der einen Seite den Kreis zu erweitern, neue Erkenntnisse zu sammeln. Auf der anderen Seite wollen wir mit den Spielerinnen, die jetzt schon dabei waren, das Ganze intensivieren, um unsere Spielidee weiter zu verinnerlichen. Und dann sehen wir, wie die Mannschaft zusammen harmoniert.
Kategorien: Frauen-Nationalmannschaft
Autor: sal
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