Google Pixel Frauen-Bundesliga

Werder-Kapitänin Hausicke: "Wir können auch gegen die Topteams bestehen"

08.02.2025
Werders Lina Hausicke: "Nach einer so langen Pause endlich wieder spielen zu können, war schon besonders" Foto: IMAGO/foto2press

Es war ein Comeback mit 350 Tagen Anlauf. Im Gastspiel beim 1. FFC Turbine Potsdam (4:1) stand Kapitänin Lina Hausicke nach überstandenem Kreuzbandriss erstmals wieder für den SV Werder Bremen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga auf dem Platz. Im DFB.de-Interview spricht die 27 Jahre alte Mittelfeldspielerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre Rückkehr auf den Platz nach langer Zwangspause und das Duell heute (ab 14 Uhr, live auf MagentaSport und DAZN) gegen RB Leipzig.

DFB.de: Welche Gedanken sind Ihnen bei der Einwechslung in Potsdam durch den Kopf gegangen, Frau Hausicke?

Lina Hausicke: Um ehrlich zu sein, habe ich in dem Moment gar nicht so sehr an mein Comeback gedacht. Vielmehr drehten sich die Gedanken um das Spiel. Wie können wir die Partie nach dem Zwischenstand von 1:1 noch gewinnen? Wie komme ich mit der eher ungewohnten Position als rechte Innenverteidigerin zurecht? Ich habe mir dann vorgenommen, mich auf die einfachen Dinge zu konzentrieren und meinen Job zu machen. Das hat dann zum Glück gut funktioniert.

DFB.de: Fast auf den Tag genau ein Jahr lang mussten Sie auf Ihr 161. Bundesligaspiel warten. Wie groß war jetzt die Erleichterung?

Hausicke: Schon sehr groß. Nach einer so langen Pause endlich wieder spielen zu können, war schon besonders. Nachher war ich froh, dass das Knie gehalten hat und wir vor allem als Siegerinnen den Platz verlassen haben. So war es nicht nur für mich, sondern für uns alle ein gelungener Tag.

DFB.de: Ricarda Walkling streifte Ihnen direkt die Kapitänsbinde über. Sehen Sie das als besondere Wertschätzung des Teams oder als Selbstverständlichkeit?

Hausicke: Dieses Zeichen hat mich sehr gefreut. Es kamen auch gleich alle Mitspielerinnen zu mir. Wir haben noch einmal einen Kreis gemacht, und alle haben plötzlich mich angeschaut. (lacht) Ich habe dann noch ein paar Worte an das Team gerichtet, und zum Glück haben wir die Partie dann auch schnell auf unsere Seite gezogen.

DFB.de: War Ihnen im Februar 2024 beim 0:3 gegen den SC Freiburg sofort klar, dass eine gravierende Verletzung vorliegt?

Hausicke: Ja, definitiv. Ich war mir sogar direkt sicher, dass es das Kreuzband sein muss. Ich hatte 2020 schon einmal eine Knieverletzung, bei der das Band zumindest in Mitleidenschaft gezogen worden war. Von daher wusste ich schnell, was mich erwartet.

DFB.de: So lange wie diesmal mussten Sie während Ihrer Karriere noch nie pausieren. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, nicht selbst helfen zu können?

Hausicke: Zu Beginn der Ausfallzeit ging es noch, weil ich direkt nach der Operation einen Plan für die Nachbehandlung bekommen habe und die Tage durch die Reha voll strukturiert waren. Nach zehn Wochen durfte ich zumindest wieder joggen, ab Sommer dann auch teilweise auf den Platz. Je mehr Fortschritte zu erkennen waren, umso ungeduldiger wurde ich. Ab Anfang Januar war ich zwar wieder im Mannschaftstraining, durfte aber noch keine Spiele bestreiten. Da wurde es schon sehr zäh.

DFB.de: Wie haben Sie sich in dieser Zeit motiviert?

Hausicke: Ich habe immer versucht, mir kleine Zwischenziele zu stecken. Wenn die erreicht waren, wurde das nächste Ziel angepeilt.

DFB.de: Wer waren Ihre wichtigsten Unterstützer?

Hausicke: Gerade in der Anfangszeit waren meine Familie und Freunde sehr wichtig. Die ersten dreieinhalb Monate nach der OP war ich zu Hause in Jena und habe die Reha in Erfurt absolviert. Ab dem Beginn der Sommervorbereitung habe ich dann wieder in Bremen trainiert und sehr viel mit unserem Reha- und Athletiktrainer auf dem Platz gearbeitet.

DFB.de: Wie haben Sie den Kontakt zum Team gehalten?

Hausicke: Immer wenn es möglich war, habe ich mir die Spiele angesehen und war später - parallel zu meinem Reha-Training - auch wieder regelmäßig mit in der Kabine. Von daher war ich eigentlich immer up to date.

DFB.de: Haben Sie bewusst darauf hingearbeitet, nach der Winterpause wieder fit zu sein?

Hausicke: Nach dem Beginn der individuellen Trainingseinheiten im August wurde die Belastung nach und nach gesteigert. Im Herbst habe ich dann schon gemerkt, dass der Fitnesszustand immer besser wurde. Ab Januar war ich dann soweit, voll trainieren zu können, ohne Angst vor einem Rückschlag zu haben.

DFB.de: War das auch deshalb besonders wichtig, weil mit Michelle Ulbrich eine andere Führungsspielerin den Verein im Winter in Richtung des FC Bayern München verlassen hat?

Hausicke: Grundsätzlich hätte ich mir gewünscht, wieder zusammen mit Michelle auf dem Platz zu stehen. Es ist aber absolut nachvollziehbar, dass sie sich für diesen Schritt entschieden hat. Jetzt müssen eben andere Spielerinnen mehr Verantwortung übernehmen.

DFB.de: Bei wieviel Prozent Ihres Leistungsvermögens sehen Sie sich aktuell?

Hausicke: Ich denke, mein körperlicher Zustand ist schon ganz gut, auch wenn ich sicherlich noch nicht bei 100 Prozent bin. Dass ich in Potsdam schon direkt 45 Minuten gespielt habe, war nicht unbedingt geplant. Aber es hat ganz gut geklappt.

DFB.de: Wäre auch schon ein Einsatz in der Startformation drin?

Hausicke: Ich hätte zumindest nichts dagegen. (lacht) Ich habe aber auch kein Problem damit, wenn sich der Trainer anders entscheidet.

DFB.de: Sie spielen seit fast acht Jahren für Werder. Wird es noch einmal etwas Besonderes, nun gegen RB Leipzig erstmals wieder vor den heimischen Fans aufzulaufen?

Hausicke: Auf jeden Fall. Unsere zahlreichen mitgereisten Fans haben zwar schon in Potsdam fast für Heimspielatmosphäre gesorgt. Dennoch wird es sicherlich noch einmal anders sein, erstmals wieder auf Platz 11 des Weserstadions zu spielen. Das wird mit Sicherheit ein Gänsehautmoment.

DFB.de: Was nehmen Sie sich grundsätzlich mit dem Team für den Saisonendspurt vor?

Hausicke: Wir haben in der Hinserie gezeigt, dass wir auch große Gegner ärgern und sie sogar besiegen können. Das wollen wir auch in der Rückrunde unter Beweis stellen. In den zurückliegenden Jahren war es oft so, dass wir in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr so gut performt haben. Das soll uns diesmal nicht passieren. Wir wollen möglichst in jeder Partie das Bestmögliche herausholen. Am Saisonende in der oberen Tabellenhälfte zu landen, wäre super.

DFB.de: Der Abstand zur Spitzengruppe und auch zur Gefahrenzone der Liga ist schon deutlich. Wird deshalb beim Leipzig-Spiel das Viertelfinale im DFB-Pokal bei Bayer 04 Leverkusen am kommenden Mittwoch schon in den Hinterköpfen sein?

Hausicke: Das glaube ich nicht. Wir konzentrieren uns auf unser Heimspiel gegen RB Leipzig. Erst danach werden wir uns intensiver mit Leverkusen beschäftigen.

DFB.de: Das Hinspiel in der Liga gegen Bayer 04 endete vor mehr als 22.000 Fans im Weserstadion 1:1. Wie schätzen Sie die Chancen auf das Halbfinale ein?

Hausicke: Wir treffen auf einen sehr starken Gegner, der gut in Form ist und nicht von ungefähr ganz oben mitmischt. Aber wie gesagt: Wir haben schon bewiesen, dass wir mithalten und auch gegen die Topteams bestehen können.

DFB.de: Wie heiß wären Sie auf ein mögliches Pokalfinale in Köln?

Hausicke: Ich würde natürlich sofort unterschreiben, wenn wir uns mit Werder auf dieser großen Bühne präsentieren dürften. Noch ist das aber in weiter Ferne.

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In Leipzig, genauer gesagt im "Restaurant zum Mariengarten", wurde am 28. Januar 1900 der Deutsche Fußball-Bund gegründet. Seinerzeit gehörten dem Verband überschaubare 90 Vereine an, aber das änderte sich rasch. Heute gibt es mehr als 24.000 Klubs mit mehr als 7,7 Millionen Mitgliedern. Dazwischen hat der DFB eine bewegte und bewegende Geschichte hingelegt, mit vielen Titeln, Tränen und Triumphen. 125 Jahre DFB bedeuten auch 125 Jahre Fußballliebe - für uns Anlass genug, auf dfb.de/fussballliebe zu sagen: "Ti amo, Fußball!" Auf dieser DFB.de-Subsite wollen wir auch mit den Fans und Fußballinteressierten in den Austausch kommen. Hier sammeln wir eure Themen - und machen sie zu unseren Themen.

Kategorien: Google Pixel Frauen-Bundesliga, DFB-Pokal der Frauen

Autor: mspw