Männer-Nationalmannschaft

Undav: "Ich habe überall getroffen, wo ich war"

10.10.2024
Deniz Undav: "Auch Negativerlebnisse haben mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin" Foto: Philipp Reinhard/DFB

Maradona in Meppen – klingt auch 42 Jahre später noch kurios. War aber so. Sein erstes Spiel für den glorreichen FC Barcelona absolvierte der legendäre Diego Armando Maradona 1982 beim emsländischen SV Meppen, damals Oberligist. Undav in Meppen – liegt erst vier Jahre zurück, klingt mittlerweile aber auch mit jedem Einsatz und jedem Treffer von Deniz Undav im Nationaltrikot und in der Champions League wunderlicher.

"Ich habe schon damals gesagt: Egal, wo ich spielen werde, ich werde immer meine Tore machen", sagt der Angreifer vom VfB Stuttgart, der am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) im Nations-League-Spiel in Zenica gegen Bosnien und Herzegowina zu seinem fünften Länderspieleinsatz kommen könnte. "Da wurde ich belächelt. Aber jetzt habe ich es geschafft, mein erstes Tor für die Nationalmannschaft zu erzielen und danach im Santiago Bernabeu zu treffen."

Ausbildung zum Maschinenführer

Und möglicherweise zu seinem zweiten Treffer, sein Premierentor im Nationaltrikot gelang ihm im September in Amsterdam beim 2:2 gegen EM-Halbfinalist Niederlande. "Ich habe überall getroffen, wo ich war", sagt Undav. " Das gibt mir eine Art Genugtuung."

Denn er war nicht nur in Meppen in der 3. Liga, sondern auch schon in der 4. Liga. Vor seinem Wechsel ins Emsland stürmte Undav für den TSV Havelse und die zweite Mannschaft von Eintracht Braunschweig in der Regionalliga Nord. Und hätte seine Karriere fast beendet, bevor sie überhaupt Fahrt aufnahm. Neben dem Fußball absolvierte Undav einst eine Ausbildung zum Maschinenführer.

"Das hat mich geprägt", sagte Undav am Mittwoch im Rahmen einer Medienrunde in Herzogenaurach. "Während der Ausbildung musste ich um 4.30 Uhr aufstehen, bin dann mit dem Bus gefahren – und musste von der Haltestelle dort nochmal 40 Minuten zu Fuß zur Arbeit gehen. Den gleichen Weg musste ich nach der Arbeit um 14.30 Uhr natürlich noch mal gehen. Mit dem Bus bin ich dann direkt zum Training gefahren, habe mir zwischenzeitlich einen Döner oder Nudeln geholt. Ich war um 21 Uhr zu Hause, habe eine Stunde entspannt und bin schlafen gegangen. Und das Ganze habe ich zwei Jahre durchgezogen."

"Ich habe es über Umwege geschafft"

In Meppen, in Maradonas Meppen, zog dann aber auch Undavs Karriere an. Mit Royale Union Saint-Gilloise stieg er in die erste belgische Liga auf, wechselte zu Brighton & Hove Albion in die englische Premier League und schaffte es im Trikot des VfB Stuttgart in die Bundesliga. Denn egal, wo: Undav traf und traf und traf. Und hat bis heute nicht aufgehört. "Ich habe es über Umwege geschafft", sagt er. "Das ist ein überragendes Gefühl! Auch die Negativerlebnisse haben mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin."

Heute, mit 28 Jahren, ist Deniz Undav nicht nur Nationalspieler und gestandener Bundesligaprofi, sondern ein echter Typ. Kommunikativ, offen, authentisch, geerdet. Der mit der Mülltüte über der Schulter zur Nationalmannschaft anreist, geschehen am Montag, wie alle Welt in einem Videoclip sehen konnte, der für Begeisterung im Netz sorgte. "Ich habe den Müllsack von einem Betreuer aus Stuttgart bekommen, weil ich meine Fußball- und Laufschuhe damit transportiert habe", sagt Undav. "Die stinken nämlich, und daher habe ich die nicht gerne in meiner Tasche. Dass das so viral geht, hätte ich nicht gedacht. Immer bodenständig bleiben!"

"Ein gutes Teamgefüge ist sehr wichtig"

Denn auch wenn er in der Nationalmannschaft die Nummer 13 auf dem Trikot von Thomas Müller übernommen hat, will er auch künftig nicht abheben. Selbst wenn er sich einiges vom Weltmeister abgeschaut hat. "Ich habe nicht die gleiche Rolle wie Thomas, aber ich bin ähnlich offen – nur mit einem anderen Slang", sagt Undav. "Mir ist es wichtig, den neuen Spielern zu vermitteln, dass wir eine Mannschaft sind – egal, wer kommt. Da versuche ich, meinen Part beizutragen. Das habe ich bei Thomas während der EM gut beobachten können. Natürlich merkt man, dass er jetzt weg ist, weil nur noch einer viel redet." Nämlich Undav selbst.

Radio Undav statt Radio Müller. "Radio Undav, genau", bestätigt er selbst. "Das mögen die Spieler an mir. Egal, ob ich mit Joshua Kimmich als Kapitän oder Jamie Leweling als Neuling quatsche – ich mache die gleichen Witze. Ich glaube, ich habe da einen guten Mix. Ich bin nur am Sprücheklopfen und hoffe, dass wir gute Stimmung haben. Weil ich weiß, dass ein gutes Teamgefüge sehr wichtig ist." Ob nun in Meppen oder in der Nationalmannschaft. 

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Autor: al