Männer-Nationalmannschaft
EM-Doku: "Lustige Szenen, Tränen in den Augen" und der Bonanza-Koch
Joshua Kimmich spoilert. "Das kann ich vorwegnehmen", sagt der DFB-Kapitän bei der "Weltpremiere" der TV-Doku zur Heim-EM lächelnd, "wir scheiden leider aus, es gibt kein Happy End." Als es dann soweit ist und die neuen deutschen Fußballhelden auf der größten Leinwand Deutschlands das Viertelfinal-Aus betrauern, kann man im Münchner Kino eine Stecknadel fallen hören. Erst ein paar Kinderstimmen aus den hinteren Reihen, wo Joshua Kimmich und Bundestrainer Julian Nagelsmann nebst Familien sitzen, durchbrechen die Stille.
Der 92-minütige Streifen "Unser Team - Die Heim-EM 2024", der nun bei RTL+ im Stream zu sehen ist, mag ein bekanntes, ein bitteres Ende nehmen - sehenswert ist er dennoch. Er nimmt die Fans noch einmal mit in einen bezaubernden Turniersommer, den die Spieler der deutschen Nationalmannschaft um Kimmich wie eine "Klassenfahrt" erlebten. Das Publikum, sagt Kimmich, "bekommt ein Gefühl für die Truppe". Und ein paar "verrückte, lustige Szenen" zu sehen, wie Nagelsmann verspricht. Der Bundestrainer bekennt, er habe bei der Vorabschau auch mal "Tränen in die Augen bekommen".
"Euer Job ist es zu genießen"
40 Tage lang begleitete ein Kamerateam die Nationalmannschaft durchs Trainingslager, die Testspiele und das Turnier. Es ist dabei, wenn Kapitän Kimmich, Robert Andrich und David Raum diskutieren, einen Pflegehund ins EM-Basecamp zu holen. Die Idee wird verworfen - auch aus Rücksichtnahme auf Antonio Rüdiger, der einen gewissen, nun ja, Respekt vor Hunden hat. Stattdessen zieht ein Kanarienvogel namens Ringo mit, so Raum, "einer Vokuhila" im Quartier in Herzogenaurach ein.
Nagelsmann tritt im Film mehrfach als Einpeitscher auf, aber auch als einfühlsamer Coach, der Druck von seinen Schützlingen nimmt. "Für die ganze Scheiße bin ich verantwortlich", sagt er über mögliche negative Reaktionen. "Euer Job ist es zu genießen." Immer wieder stehen die Fans im Fokus, auch jene abseits der Stadien. Wie die Insassinnen in der Justizvollzugsanstalt Ossendorf, Soldaten eines deutschen Panzerbataillons in Litauen oder ein Pflegeteam auf der Intensivstation einer Klinik in Bremen.
Heimlicher Star: Teamkoch Schmaus
Heimlicher Star des Films, der am vergangenen Donnerstag und Freitag in ausgewählten Kinos in den zehn EM-Spielorten präsentiert wurde, ist Anton Schmaus. Nagelsmann entschied vor dem Viertelfinale, den Teamkoch die Kabinenansprache halten zu lassen. Sein erster Gedanke? "Hoffentlich erzähle ich keinen Scheiß", bekennt Schmaus im Münchner Kino. Tut er nicht, seine mitreißend-witzige Rede beschließt er mit dem Schlachtruf "Bonanza!"
Doch seine Vorhersage ("Heute rasieren wir die Spanier - und zwar trocken") erfüllt sich nicht, stattdessen fließen Tränen. "Wir haben die gehabt, wir haben die gehabt", sagt Manuel Neuer nach dem Abpfiff verbittert.
"Wir haben uns als Einheit gefühlt", sagt Kimmich am Ende des Films. "Ich hoffe, dass wir an diese besondere Energie anknüpfen können, damit wir beim nächsten Mal nicht im Viertelfinale ausscheiden." Die 330 Zusehenden in München applaudieren und schwenken ihre Deutschlandfahnen - fast wie im Sommer.
Kategorien: Männer-Nationalmannschaft, EURO 2024
Autor: sid
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