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Schiedsrichterin Wolf nach Bundesligadebüt: "Das macht Lust auf mehr"

12.11.2024
Lara Wolf: "Mir war wichtig, mit einem positiven Mindset in die Partie zu gehen" Foto: imago

Schiedsrichterin Lara Wolf hat beim 1:0-Auswärtserfolg des SV Werder Bremen bei Aufsteiger FC Carl Zeiss Jena ein gelungenes Debüt in der Google Pixel Frauen-Bundesliga gefeiert. Im DFB.de-Interview spricht die 24 Jahre alte studierte Sozialarbeiterin, die für ihren Heimatklub Eintracht Sengwarden in Wilhelmshaven pfeift, mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre Premiere, die Reaktionen darauf und eine besondere Ehrung.

DFB.de: Ist Ihre Premiere in der höchsten Frauen-Spielklasse so gelaufen, wie Sie es sich vorgestellt haben, Frau Wolf?

Lara Wolf: Ja, definitiv. Es war ein gutes Spiel zum Einstieg für mich. Es lief sehr ordentlich, würde ich sagen.

DFB.de: Ihre Leistung war nach dem Spiel kein großes Thema. Das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen, oder?

Wolf: Das kann man so sagen. Die wichtigen Entscheidungen saßen auf jeden Fall. Es gab nachher auch das eine oder andere Lob der beiden Teams. Das hat mich schon sehr gefreut.

DFB.de: Gab es eine besondere Vorbereitung auf Ihren ersten Einsatz in der Google Pixel Frauen-Bundesliga?

Wolf: Mit meinen Routinen bin ich bisher immer gut gefahren. Deshalb habe ich gar nicht erst versucht, etwas bewusst anders zu machen. Klar, vom Kopf her war es schon eine neue Situation. Deshalb habe ich mir im Vorfeld darüber einige Gedanken gemacht. Mir war wichtig, mit einem positiven Mindset in die Partie zu gehen.

DFB.de: Waren Sie vor dem Anpfiff dennoch ein wenig nervös?

Wolf: Es war vor allem eine große Vorfreude zu spüren, unmittelbar vor dem Spiel dann auch eine positive Anspannung und auch ein wenig Nervosität. Das hat sich aber schnell gelegt.

DFB.de: Gleich zu Beginn des Spiels mussten Sie einen Treffer des SV Werder aberkennen. Waren Sie sich sofort sicher?

Wolf: Meine Assistentin hatte sofort wahrgenommen, dass der Ball den Arm der Bremer Spielerin berührt hatte, bevor das Tor fiel. Sie gab mir dann den entsprechenden Hinweis. Gemeinsam haben wir das gut gelöst und die richtige Entscheidung getroffen. Die Szene war auf jeden Fall wie ein Weckruf für uns als Gespann.

DFB.de: Wie sind nach dem Spiel die Reaktionen in Ihrem persönlichen Umfeld ausgefallen?

Wolf: Ich wurde von der Familie und einigen Freunden, die den weiten Weg von Wilhelmshaven nach Jena auf sich genommen hatten, sogar vor Ort im Stadion unterstützt. Viele haben die Partie auch bei MagentaSport oder DAZN verfolgt und mir später Nachrichten gesendet. Bis ich alle beantwortet habe, wird es wohl noch ein paar Tage dauern. (lacht)

DFB.de: Sie absolvieren gerade Ihre dritte Saison als Schiedsrichterin in der 2. Frauen-Bundesliga. Ist es ein gravierender Unterschied, in der Bundesliga zu pfeifen?

Wolf: Das hängt sicherlich von der jeweiligen Paarung ab. Fakt ist aber auf jeden Fall, dass die Rahmenbedingungen andere sind. Da in der Frauen-Bundesliga jedes Spiel live im TV übertragen wird, steht man automatisch stärker unter Beobachtung.

DFB.de: Wie haben Sie Ihre Begeisterung für den Job als Schiedsrichterin entdeckt?

Wolf: Das lag vor allem an meinem älteren Bruder Janek, der ebenfalls und nach wie vor als Schiedsrichter aktiv ist. Gemeinsam mit unserem Vater habe ich mir damals seine Spiele angeschaut und bin so auch auf den Geschmack gekommen. Zwei Tage vor meinem 14. Geburtstag habe ich dann die Prüfung bestanden und war schon wenig später erstmals im Einsatz. Zu dieser Zeit habe ich zwar parallel auch noch Fußball gespielt. Es war aber für mich von Beginn an klar, dass der Job als Schiedsrichterin vorgeht.

DFB.de: Hätten Sie damals gedacht, dass Sie es bis in die Frauen-Bundesliga schaffen könnten?

Wolf: Tatsächlich nicht. Daran habe ich lange Zeit keinen Gedanken verschwendet. Es ging jetzt auch wesentlich schneller, als ich es selbst erwartet hatte. Es hat sich alles Schritt für Schritt entwickelt.

DFB.de: Wie sehr hat es Sie motiviert, dass Sie 2022 als Nachwuchs-Schiedsrichterin des Jahres ausgezeichnet wurden?

Wolf: Das war ein megaschöner Augenblick, der mich definitiv gepusht hat. Das Trikot und der Pokal, den ich damals bekommen habe, sind nach wie vor beleuchtet in meinem Zimmer. Ich finde es klasse, dass der DFB und die Stiftung von Markus Merk diesen Preis auch weiterhin vergeben. Das ist eine riesige Auszeichnung und zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist.

DFB.de: Wie würden Sie grundsätzlich Ihre Art der Spielleitung beschreiben?

Wolf: Mir gefällt es, die Partie laufen zu lassen und so einen größeren Spielfluss zuzulassen. Fußball ist ein Kontaktsport, bei dem nicht jede Berührung als Foul abgepfiffen werden sollte. Da bin ich für eine etwas längere Leine. Wenn es allerdings mal hitziger wird, dann passe ich die Spielleitung natürlich auch an.

DFB.de: Spiegelt sich darin auch Ihre Persönlichkeit wider?

Wolf: Ich würde schon sagen, dass ich ein eher lockerer Typ bin. Von daher passt das schon. Ich weiß aber natürlich auch, dass noch deutlich größere Herausforderungen auf mich zukommen werden.

DFB.de: Haben Sie ein bestimmtes Vorbild?

Wolf: Nein. Mir ist es wichtig, meinen eigenen Weg zu gehen, statt mich an anderen zu orientieren.

DFB.de: Welche Ziele verfolgen Sie als Schiedsrichterin?

Wolf: Es ist jetzt selbstverständlich mein Ziel, mich über die Perspektivspiele fest im Kader für die Frauen-Bundesliga zu etablieren. Mit meinem Debüt in Jena ist der nächste Schritt in diese Richtung gelungen. Das macht auf jeden Fall Lust auf mehr.

Kategorien: Schiedsrichter, 2. Frauen-Bundesliga, Google Pixel Frauen-Bundesliga

Autor: mspw