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Schiedsrichterin Levke Scholz: "Das ist immer ein gutes Zeichen"
Schiedsrichterin Levke Scholz (28) feierte beim 2:0-Heimsieg des SV Werder Bremen gegen Aufsteiger 1. FFC Turbine Potsdam ein gelungenes Debüt in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht die Polizeibeamtin, die für ihren Heimatklub VfB Lübeck pfeift, aber inzwischen in Lüneburg wohnt, mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihren Einstand, die Reaktionen und die Perspektiven.
DFB.de: Beginnen wir zunächst ganz vorne: Seit wann sind Sie als Schiedsrichterin aktiv, Frau Scholz?
Levke Scholz: Meinen Schiedsrichterschein habe ich 2012 im Alter von 16 Jahren beim Kreisverband in Lübeck gemacht. Ab 2018 habe ich dann in der B-Juniorinnen-Bundesliga gepfiffen und schon ein Jahr später den Sprung in die 2. Frauen-Bundesliga geschafft.
DFB.de: Wie kam es dazu, dass Sie sich für den Job interessiert haben?
Scholz: Ich habe selbst Fußball gespielt, war damals Rechtsverteidigerin beim SV Viktoria 08 Lübeck. Mein Trainer hat mich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, Schiedsrichterin zu werden. Gleichzeitig hatte ich auch mitbekommen, dass der Kreisschiedsrichterausschuss Werbeaktionen gestartet hatte. Das hat mich angesprochen. Deshalb habe ich mich angemeldet und schnell gemerkt, dass es mir Spaß macht. Zuerst habe ich parallel noch weiter Fußball gespielt. Als es dann aber überregional losging, habe ich mich dafür entschieden, mich auf den Job als Schiedsrichterin zu konzentrieren.
DFB.de: Hätten Sie damals gedacht, dass Sie es bis in die Google Pixel Frauen-Bundesliga schaffen könnten?
Scholz: Ganz am Anfang sicher nicht. Ich habe aber nach und nach Fortschritte gemacht. Als ich dann auch erstmals auf Landesebene aktiv war, habe ich schon gemerkt, dass einiges möglich ist. Gerade bei uns im Landesverband von Schleswig-Holstein waren zu diesem Zeitpunkt mit Susann Kunkel, Mirka Derlin, Anna-Lena Heidenreich oder Franziska Wildfeuer schon einige Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga oder der 2. Frauen-Bundesliga aktiv. Denen wollte ich schon nacheifern.
DFB.de: Mit der Leitung der Partie zwischen dem SV Werder Bremen und dem 1. FFC Turbine Potsdam haben Sie den vorläufigen Höhepunkt Ihrer Karriere erreicht. Wie zufrieden waren Sie mit Ihrem Debüt in der höchsten deutschen Spielklasse?
Scholz: Ich würde schon sagen, dass wir als gesamtes Team zufrieden aus dem Spiel gegangen sind. Sicherlich gibt es immer etwas zu verbessern und Aspekte, aus denen man dazulernen kann. Insgesamt war die Spielleitung aber in Ordnung, vor allem bei den wichtigen Entscheidungen lagen wir richtig. Auf jeden Fall waren wir nach dem Spiel kein Thema, was für eine Schiedsrichterin oder einen Schiedsrichter immer ein gutes Zeichen ist.
DFB.de: Hatten Sie sich anders als sonst auf die Partie vorbereitet?
Scholz: Seit dem Sommerlehrgang im Juli wusste ich, dass ich in dieser Saison mindestens ein Perspektivspiel in der Bundesliga bekommen würde. Als ich dann vor einigen Wochen für das Eröffnungsspiel der 2. Frauen-Bundesliga zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem Hamburger SV angesetzt wurde, habe ich auch erfahren, dass für den 2. Spieltag ein Einsatz geplant ist. Von daher konnte ich mich schon darauf vorbereiten, bin aber ganz bewusst bei meinen normalen Routinen geblieben und habe nichts anderes gemacht. Ein Vorteil war für mich sicherlich, dass ich Turbine Potsdam schon aus der 2. Bundesliga gut kannte. Auch Werder Bremen war für mich durch meine vorherigen Einsätze als Assistentin oder 4. Offizielle nicht neu.
DFB.de: Waren Sie vor dem Anpfiff dennoch ein wenig nervös?
Scholz: Ich würde es positiv angespannt nennen. Das sollte aber grundsätzlich vor jedem Spiel der Fall sein, um gut konzentriert zu sein. Auf die Partie in Bremen bezogen, habe ich mich in erster Linie sehr gefreut, diese Chance zu bekommen.
DFB.de: War es aus Ihrer Sicht ein kniffliges oder eher entspanntes Spiel?
Scholz: Zum Einstand war es auf jeden Fall in Ordnung. Beide Mannschaften haben es mir auch nicht ganz so schwer gemacht.
DFB.de: Die 1:0-Führung für den SV Werder resultierte aus einem Foulelfmeter. Waren Sie sich sofort sicher?
Scholz: Ja, auf jeden Fall. Ich stand gut und war sofort überzeugt, ein Foul zu erkennen und auf den Punkt zu zeigen. Dafür war kein zusätzlicher Impuls notwendig.
DFB.de: Wie sind die Reaktionen bei den Beteiligten und in Ihrem persönlichen Umfeld ausgefallen?
Scholz: Viele Schiedsrichterkolleginnen haben mir geschrieben, mir schon im Vorfeld viel Glück gewünscht oder später gratuliert. Kritik kam keine auf. Potsdams Trainer Marco Gebhardt ist nach dem Spiel zu mir gekommen und hat sich für die Leistung bedankt. Das ist nach einer Niederlage sicherlich nicht selbstverständlich.
DFB.de: Sie sind schon seit einigen Jahren als Schiedsrichterin in der 2. Frauen-Bundesliga und als Assistenten in der Bundesliga aktiv. Welche Unterschiede haben Sie festgestellt?
Scholz: Man merkt schon, dass in der Bundesliga für die Spielerinnen bessere Bedingungen herrschen, dass die Geschwindigkeit des Spiels höher und die Technik der Akteurinnen ausgereifter ist. Dazu kommt natürlich der deutlich größere Rahmen. Dennoch muss ich sagen, dass aus meiner Sicht auch die seit einigen Jahren eingleisige 2. Frauen-Bundesliga auf einem guten Weg und immer mehr im Kommen ist. Was das sportliche Niveau angeht, verringert sich der Abstand.
DFB.de: Wie würden Sie grundsätzlich Ihre Spielleitung beschreiben?
Scholz: Ich bin ein sehr kommunikativer Typ und versuche immer, die Spielerinnen und die anderen Beteiligten bei meinen Entscheidungen mitzunehmen. Es ist immer mein Ziel, nicht im Mittelpunkt zu stehen.
DFB.de: Spiegelt sich darin auch Ihre Persönlichkeit wider?
Scholz: Das würde ich schon sagen. Auch privat rede ich ganz gerne. (lacht) Vor allem aber bildet mein Hobby als Schiedsrichterin für mich eine perfekte Symbiose mit meinem Beruf als Polizeibeamtin. Der Spruch, dass unser Wort die stärkste Waffe ist, kommt nicht von ungefähr. Meine Ausbildung hilft mir sicherlich auch auf dem Fußballplatz.
DFB.de: Sie hatten einige bekannte Kolleginnen schon angesprochen. Haben Sie ein bestimmtes Vorbild?
Scholz: Das nicht. Natürlich kann man sich das eine oder andere abschauen. Ich wollte aber noch nie eine Kopie von jemandem sein, sondern meinen eigenen Stil entwickeln.
DFB.de: Welche Ziele verfolgen Sie als Schiedsrichterin?
Scholz: Ich wünsche mir und werde alles dafür geben, dass die Saison auch weiterhin so gut und souverän verläuft. Dadurch möchte ich mich empfehlen, um im besten Fall in der kommenden Spielzeit festes Kadermitglied für die Frauen-Bundesliga zu werden. Im Männerbereich pfeife ich inzwischen in der Oberliga von Schleswig-Holstein und möchte mich auch dort weiterentwickeln.
DFB.de: Pfeifen Sie im Frauenbereich anders als bei den Männern?
Scholz: Ich hoffe nicht. (lacht) Klar, es gibt schon einige Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball, speziell beim Tempo und bei der körperlichen Robustheit. Dennoch ist es am Ende immer Fußball und ich habe in beiden Bereichen positive Erfahrungen gesammelt.
DFB.de: Wissen Sie schon, wann Sie Ihren nächsten Einsatz in der Frauen-Bundesliga haben werden?
Scholz: Tatsächlich noch nicht. Aktuell gehöre ich ja zum Kader für die 2. Frauen-Bundesliga, werde dort weiterhin regelmäßig pfeifen. Was die Bundesliga angeht, hoffe ich sehr, dass demnächst noch das eine oder andere Perspektivspiel dazukommt. Diese Chance möchte ich dann natürlich nutzen, um mich weiter zu empfehlen.
Kategorien: Schiedsrichter, Google Pixel Frauen-Bundesliga
Autor: DFB
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