Chatzialexiou: "Spieler sind die großen Gewinner der Reform"

Bessere Jugendförderung durch veränderte Wettbewerbsformen. Das verspricht sich Joti Chatzialexiou von der neuen U 19 und U 17 DFB-Nachwuchsliga. Im DFB.de-Interview erklärt der Sportliche Leiter der Nationalmannschaften, was sich ab wann ändert und warum das im Sinne der deutschen Talente ist.

DFB.de: Herr Chatzialexiou, der DFB-Vorstand hat eine grundlegende Reform der höchsten Junioren-Wettbewerbe beschlossen. Was erhoffen Sie sich von den Änderungen?

Joti Chatzialexiou: Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Beschluss den nächsten Schritt in der Ausbildung unserer Talente gehen. Es ist an der Zeit, mutige Veränderungen einzuleiten, um unseren Spielern noch bessere Möglichkeiten zu geben, sich zu entwickeln. Wir wollen den Trainer*innen und Spielern mehr Raum geben, den Fokus auf die individuelle Entwicklung der Talente zu legen. Meine Vision ist es, dass wir langfristig einen größeren Pool an herausragenden Talenten haben werden, als es heute noch der Fall ist.

DFB.de: Warum braucht es diese Reform aus Ihrer Sicht überhaupt?

Chatzialexiou: Ich bin absolut überzeugt, dass dieser Schritt notwendig ist. Mit dem Projekt Zukunft haben wir vier wesentliche Handlungsfelder definiert, in denen wir ein Umdenken und Veränderungen anstoßen müssen, um auch langfristig in der Weltspitze mithalten zu können. Mit der Weiterentwicklung der Wettbewerbe im U 19- und U 17-Bereich haben wir nun ein Meilenstein erreicht. Am Ende unseres Veränderungsprozesses sind wir aber noch nicht.

DFB.de: Sie haben das Projekt Zukunft mit den vier Handlungsfeldern "Trainerentwicklung", "Wettbewerbe", "Förderstrukturen" und "Fußballentwicklung" angesprochen. Es wurde auf dem DFB-Bundestag im September 2019 beschlossen. Warum haben alle Beteiligten jetzt, knapp vier Jahre später, den Durchbruch im Feld "Wettbewerbe" erzielt?

Chatzialexiou: Deutschland ist in Europa ein vergleichsweises großes Land mit vielen unterschiedlichen Anspruchsgruppen – das gilt in der Politik, in der Bildung wie auch im Sport. Außerdem tun wir uns, so mein Eindruck, mit Veränderungen einfach etwas schwerer. Das bedeutet für unseren Prozess, dass wir viele Gespräche führen und unterschiedliche Bedürfnisse vereinen mussten. Dass wir die Entscheidung nun herbeiführen konnten, ist deshalb so wichtig, weil wir damit gewährleistet haben, die neuen Wettbewerbsformate in der Saison 2024/25 nach unserer Heim-EURO starten zu können. Hätten wir nur zwei Wochen später eine Einigung erzielt, müssten wir mit den neuen Formaten ein ganzes Jahr später starten!

DFB.de: In der Vergangenheit wurde Kritik geäußert, wonach Amateurvereine im neuen System ausgeschlossen seien. Was entgegnen Sie?

Chatzialexiou: Wichtig war es im Prozess dieses Projektes, dass alle an der Talentförderung involvierten Institutionen verstanden haben, dass wir Veränderungen benötigen. Dass jeder einzelne seine eigene Sichtweise auf diese Wahrheit hat, liegt in der Natur unseres Systems. Ich bin davon überzeugt, dass Amateurvereine ein elementarer Bestandteil unseres Fußballsystems sind. Daher hatten wir auch nie den Plan, Amateurvereine auszugrenzen. Uns ging es immer darum, Fehlentwicklungen im System – wie die Abkehr von der individuellen Ausbildung der Spieler – umzukehren und leistungsadäquate Lösungen zu finden. In unserer nun präsentierten Lösung sind sich alle einig, dass den Amateurvereinen noch mehr Möglichkeiten gegeben werden, am Wettbewerb auf der höchsten Spielklassenebene teilzunehmen. Für diese hervorragende konzeptionelle Ausarbeitung danke ich allen DFB- und DFL-Kolleg*innen aus meinem Team.

DFB.de: Ein durchaus langwieriger Prozess. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?

Chatzialexiou: Wir sind 2018 gestartet, hatten im Sommer 2020 unter Einbeziehung aller Anspruchsgruppen ein Grobkonzept entwickelt, dass wir vorstellen und diskutieren konnten. Ab dann wurde es in Teilen ein zäher Prozess, der mich persönlich auch viel Kraft gekostet hat. Dennoch hatte ich trotz vieler Rückschläge immer den Glauben und Willen, relevante Fehlentwicklungen mit meinem Team verändern zu können. Aber hier möchte ich gar nicht so weit zurückblicken. Denn in der jüngeren Vergangenheit haben alle Anspruchsgruppen bewiesen, dass sie an Lösungen interessiert sind. Mit dem heutigen Tag haben wir einen entscheidenden Schritt für unsere Talente gemacht. Und dieser Durchbruch sollte im Fokus stehen!

DFB.de: Wird dieser Prozess und der nun erfolgte Durchbruch überall akzeptiert?

Chatzialexiou: Ich bin nicht so kühn zu behaupten, dass 82 Millionen Bundestrainer*innen hinter uns stehen (lacht). Dennoch kann ich eine große Einigkeit im Nachwuchssystem feststellen. Wichtig ist nun insbesondere, die neuen Formate mit aller Offenheit anzugehen, ihnen eine Chance zu geben und ihre Wirkung entfalten zu lassen. Nach vielen Gesprächen in den vergangenen Monaten und Jahren bin ich aber überzeugt, dass wir eine hohe Akzeptanz für diesen Schritt erreicht haben. Dies zeigen nicht zuletzt die häufig einstimmigen Abstimmungsergebnisse in den relevanten Gremien.

DFB.de: Sprechen die ausführlichen Gespräche und vielen Abstimmungen nicht auch für eine ausgeprägte Partizipation im deutschen Fußball?

Chatzialexiou: Zwischenzeitlich sind wir in die Kritik geraten, dass wir in einer kleinen Gruppe Entscheidungen getroffen hätten. Dies stimmte aber zu keinem Zeitpunkt. Dass DFB-Präsidium als höchstes Gremium war zu jedem Zeitpunkt über die Entwicklungsschritte informiert und alle Anspruchsgruppen waren in unterschiedlichen Formaten eingebunden. Diesen Prozess konnten wir in den vergangenen neun Monaten auch dank der Unterstützung unseres Präsidenten Bernd Neuendorf und unseres Vizepräsidenten Ronny Zimmermann nochmals intensivieren. Auch hier gilt: Lasst uns nicht zurückblicken, sondern die Chancen ergreifen, die diese Entscheidung uns bietet.

DFB.de: Was möchten Sie abschließend unterstreichen?

Chatzialexio: Die Reform ist ein Durchbruch im Sinne der Talententwicklung. Unsere Spieler sind die großen Gewinner! Wir stoßen einen Wechsel des Mindsets an: Die Spieler stehen im Zentrum, die Trainer begleiten sie. Die Reform ist erst der Anfang, wir werden weitere Veränderungen vorantreiben. Mein Dank gilt allen Beteiligten, insbesondere meinem Projektteam, das nun über fünf Jahre eine unheimliche Mehrarbeit investiert hat.

[ps/jf]

Bessere Jugendförderung durch veränderte Wettbewerbsformen. Das verspricht sich Joti Chatzialexiou von der neuen U 19 und U 17 DFB-Nachwuchsliga. Im DFB.de-Interview erklärt der Sportliche Leiter der Nationalmannschaften, was sich ab wann ändert und warum das im Sinne der deutschen Talente ist.

DFB.de: Herr Chatzialexiou, der DFB-Vorstand hat eine grundlegende Reform der höchsten Junioren-Wettbewerbe beschlossen. Was erhoffen Sie sich von den Änderungen?

Joti Chatzialexiou: Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Beschluss den nächsten Schritt in der Ausbildung unserer Talente gehen. Es ist an der Zeit, mutige Veränderungen einzuleiten, um unseren Spielern noch bessere Möglichkeiten zu geben, sich zu entwickeln. Wir wollen den Trainer*innen und Spielern mehr Raum geben, den Fokus auf die individuelle Entwicklung der Talente zu legen. Meine Vision ist es, dass wir langfristig einen größeren Pool an herausragenden Talenten haben werden, als es heute noch der Fall ist.

DFB.de: Warum braucht es diese Reform aus Ihrer Sicht überhaupt?

Chatzialexiou: Ich bin absolut überzeugt, dass dieser Schritt notwendig ist. Mit dem Projekt Zukunft haben wir vier wesentliche Handlungsfelder definiert, in denen wir ein Umdenken und Veränderungen anstoßen müssen, um auch langfristig in der Weltspitze mithalten zu können. Mit der Weiterentwicklung der Wettbewerbe im U 19- und U 17-Bereich haben wir nun ein Meilenstein erreicht. Am Ende unseres Veränderungsprozesses sind wir aber noch nicht.

DFB.de: Sie haben das Projekt Zukunft mit den vier Handlungsfeldern "Trainerentwicklung", "Wettbewerbe", "Förderstrukturen" und "Fußballentwicklung" angesprochen. Es wurde auf dem DFB-Bundestag im September 2019 beschlossen. Warum haben alle Beteiligten jetzt, knapp vier Jahre später, den Durchbruch im Feld "Wettbewerbe" erzielt?

Chatzialexiou: Deutschland ist in Europa ein vergleichsweises großes Land mit vielen unterschiedlichen Anspruchsgruppen – das gilt in der Politik, in der Bildung wie auch im Sport. Außerdem tun wir uns, so mein Eindruck, mit Veränderungen einfach etwas schwerer. Das bedeutet für unseren Prozess, dass wir viele Gespräche führen und unterschiedliche Bedürfnisse vereinen mussten. Dass wir die Entscheidung nun herbeiführen konnten, ist deshalb so wichtig, weil wir damit gewährleistet haben, die neuen Wettbewerbsformate in der Saison 2024/25 nach unserer Heim-EURO starten zu können. Hätten wir nur zwei Wochen später eine Einigung erzielt, müssten wir mit den neuen Formaten ein ganzes Jahr später starten!

DFB.de: In der Vergangenheit wurde Kritik geäußert, wonach Amateurvereine im neuen System ausgeschlossen seien. Was entgegnen Sie?

Chatzialexiou: Wichtig war es im Prozess dieses Projektes, dass alle an der Talentförderung involvierten Institutionen verstanden haben, dass wir Veränderungen benötigen. Dass jeder einzelne seine eigene Sichtweise auf diese Wahrheit hat, liegt in der Natur unseres Systems. Ich bin davon überzeugt, dass Amateurvereine ein elementarer Bestandteil unseres Fußballsystems sind. Daher hatten wir auch nie den Plan, Amateurvereine auszugrenzen. Uns ging es immer darum, Fehlentwicklungen im System – wie die Abkehr von der individuellen Ausbildung der Spieler – umzukehren und leistungsadäquate Lösungen zu finden. In unserer nun präsentierten Lösung sind sich alle einig, dass den Amateurvereinen noch mehr Möglichkeiten gegeben werden, am Wettbewerb auf der höchsten Spielklassenebene teilzunehmen. Für diese hervorragende konzeptionelle Ausarbeitung danke ich allen DFB- und DFL-Kolleg*innen aus meinem Team.

DFB.de: Ein durchaus langwieriger Prozess. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?

Chatzialexiou: Wir sind 2018 gestartet, hatten im Sommer 2020 unter Einbeziehung aller Anspruchsgruppen ein Grobkonzept entwickelt, dass wir vorstellen und diskutieren konnten. Ab dann wurde es in Teilen ein zäher Prozess, der mich persönlich auch viel Kraft gekostet hat. Dennoch hatte ich trotz vieler Rückschläge immer den Glauben und Willen, relevante Fehlentwicklungen mit meinem Team verändern zu können. Aber hier möchte ich gar nicht so weit zurückblicken. Denn in der jüngeren Vergangenheit haben alle Anspruchsgruppen bewiesen, dass sie an Lösungen interessiert sind. Mit dem heutigen Tag haben wir einen entscheidenden Schritt für unsere Talente gemacht. Und dieser Durchbruch sollte im Fokus stehen!

DFB.de: Wird dieser Prozess und der nun erfolgte Durchbruch überall akzeptiert?

Chatzialexiou: Ich bin nicht so kühn zu behaupten, dass 82 Millionen Bundestrainer*innen hinter uns stehen (lacht). Dennoch kann ich eine große Einigkeit im Nachwuchssystem feststellen. Wichtig ist nun insbesondere, die neuen Formate mit aller Offenheit anzugehen, ihnen eine Chance zu geben und ihre Wirkung entfalten zu lassen. Nach vielen Gesprächen in den vergangenen Monaten und Jahren bin ich aber überzeugt, dass wir eine hohe Akzeptanz für diesen Schritt erreicht haben. Dies zeigen nicht zuletzt die häufig einstimmigen Abstimmungsergebnisse in den relevanten Gremien.

DFB.de: Sprechen die ausführlichen Gespräche und vielen Abstimmungen nicht auch für eine ausgeprägte Partizipation im deutschen Fußball?

Chatzialexiou: Zwischenzeitlich sind wir in die Kritik geraten, dass wir in einer kleinen Gruppe Entscheidungen getroffen hätten. Dies stimmte aber zu keinem Zeitpunkt. Dass DFB-Präsidium als höchstes Gremium war zu jedem Zeitpunkt über die Entwicklungsschritte informiert und alle Anspruchsgruppen waren in unterschiedlichen Formaten eingebunden. Diesen Prozess konnten wir in den vergangenen neun Monaten auch dank der Unterstützung unseres Präsidenten Bernd Neuendorf und unseres Vizepräsidenten Ronny Zimmermann nochmals intensivieren. Auch hier gilt: Lasst uns nicht zurückblicken, sondern die Chancen ergreifen, die diese Entscheidung uns bietet.

DFB.de: Was möchten Sie abschließend unterstreichen?

Chatzialexio: Die Reform ist ein Durchbruch im Sinne der Talententwicklung. Unsere Spieler sind die großen Gewinner! Wir stoßen einen Wechsel des Mindsets an: Die Spieler stehen im Zentrum, die Trainer begleiten sie. Die Reform ist erst der Anfang, wir werden weitere Veränderungen vorantreiben. Mein Dank gilt allen Beteiligten, insbesondere meinem Projektteam, das nun über fünf Jahre eine unheimliche Mehrarbeit investiert hat.

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