DFB-Nachwuchsliga

FC-Trainer Ruthenbeck: "Partien auf allerhöchstem Niveau"

04.05.2025
Ruthenbeck: "Wenn alle Jungs an ihre Leistungsgrenze kommen, sind wir schwer zu besiegen" Foto: IMAGO/Beautiful Sports

Die U 19 des 1. FC Köln steht nach einem spektakulären 4:3 nach Verlängerung beim VfB Stuttgart im Viertelfinale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft. Dort empfängt das Team von Trainer Stefan Ruthenbeck am heutigen Sonntag (ab 13 Uhr) den Hamburger SV. Im DFB.de-Interview spricht der 53 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Peter Haidinger über Häuptlinge, Mentalität und Toptalente im Profikader.

DFB.de: Ihr Team hat im Achtelfinale beim VfB Stuttgart einen 0:3-Rückstand gedreht und sich mit einem 4:3 nach Verlängerung noch für die nächste Runde qualifiziert. Wie oft haben Sie in Ihrer langen Trainerlaufbahn so etwas schon erlebt, Herr Ruthenbeck?

Stefan Ruthenbeck: Tatsächlich ist mir das bereits zweimal passiert. In der Oberliga Südwest habe ich als junger Trainer beim TuS Mayen mal 4:3 gegen die SpVg Wirges gewonnen. Zu meiner Zeit als Bundesliga-Cheftrainer beim 1. FC Köln hatten wir 2017 gegen den SC Freiburg 3:0 geführt und tatsächlich noch 3:4 verloren. Von daher war das für mich nicht ganz neu. (lacht)

DFB.de: Bereits während der regulären Saison hatte Ihre Mannschaft nach zwei Platzverweisen mit neun Mann Mentalität bewiesen und einen 2:0-Auswärtssieg beim FC Bayern München gelandet. Was zeichnet das Team in dieser Spielzeit ganz besonders aus?

Ruthenbeck: Wir haben definitiv einige Jungs im Team, die eine gute Mentalität mitbringen und vorangehen. Die Truppe liefert immer dann ab, wenn sie muss, kann mit Druck gut umgehen, was im Jugendfußball eher untypisch ist. Das war bereits in der Vorrunde so, als wir die entscheidenden Spiele gegen den 1. FC Kaiserslautern hatten. Während der Hauptrunde war die Mannschaft beispielsweise beim 1:0-Sieg in Bremen oder beim Erfolg in München voll da.

DFB.de: In der Saison 2022/2023 gewannen Sie mit der U 19 des 1. FC Köln den DFB-Pokal der Junioren. Wie würde Ihr Vergleich mit der aktuellen Mannschaft ausfallen?

Ruthenbeck: Gewisse Parallelen sind in der Tat vorhanden. Wir haben einige Häuptlinge im Team, die man auch haben muss, um erfolgreich zu sein. Neben den Anführern ist das Rollenverständnis innerhalb des Teams stark ausgeprägt. Trotz des Sieges beim VfB Stuttgart waren beispielsweise einige Spieler enttäuscht von ihrer eigenen Leistung, was für das Potenzial der Mannschaft spricht. Wenn alle Jungs an ihre Leistungsgrenze kommen, sind wir schwer zu besiegen.

DFB.de: Die K.o.-Runde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft startete in dieser Spielzeit schon mit dem Achtelfinale. Wie finden Sie grundsätzlich den neuen Modus?

Ruthenbeck: Die Jungs wurden von Beginn an voll gefordert. Bereits in der Vorrunde mussten wir unglaublich kämpfen, um uns neben Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen für die Liga A zu qualifizieren. Genauso war es in der Hauptrunde. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich auch unsere drei Gruppengegner FC Schalke 04, FC Bayern München und SV Werder Bremen allesamt für das Viertelfinale qualifiziert haben.

DFB.de: Was macht für Sie den Reiz dieser Liga aus?

Ruthenbeck: Jedes Spiel in der Hauptrunde hatte Pokalcharakter. Der Chemnitzer FC, der bei uns in der Gruppe Tabellenletzter wurde, hatte sich zuvor in der Vorrunde unter anderem gegen Hertha BSC und RB Leipzig durchgesetzt. Das zeigt, dass sämtliche Partien auf allerhöchstem Niveau stattgefunden haben.

DFB.de: Im Viertelfinale stehen mit Schalke 04, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln gleich vier Vereine aus dem Fußballwesten. Was sagt das Ihrer Meinung nach aus?

Ruthenbeck: Wir hatten in der Vergangenheit sehr oft zwei Halbfinalisten aus dem Westen gestellt. Das zeigt, dass der Fußball im Westen doch einen kleinen Tick stärker ist, was hauptsächlich mit der Anzahl und räumlichen Nähe von Bundesligavereinen zu tun hat. Ganz viele Topmannschaften sind im Westen auf engsten Raum geballt, ohne die Leistungen der anderen Teams aus dem Norden und Süden zu schmälern. Auch dort wird sehr gute Arbeit geleistet.

DFB.de: Nun geht es im Viertelfinale gegen den Hamburger SV, der in seiner Gruppe in der Hauptrunde ebenso wie der FC den vierten Tabellenplatz belegte. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Ruthenbeck: Wir haben den HSV beobachtet und fanden es nicht überraschend, dass sich das Team beim Pokalfinalisten Karlsruher SC 2:1 durchgesetzt hat. Wir treffen auf einen sehr unangenehmen Gegner, der in manchen Spielen nicht so gut weggekommen ist, wie er es aufgrund der Leistungen verdient gehabt hätte.

DFB.de: Worauf wird es in erster Linie ankommen, um sich gegen den HSV durchzusetzen?

Ruthenbeck: Die Tagesform wird ein ganz entscheidender Faktor sein. Es geht darum, mehr Gier zu haben und das Ding ziehen zu wollen. Alle Jungs wollen ins Halbfinale einziehen. Aber man muss dafür auch das nötige Mindset mitbringen.

DFB.de: Gibt es für Sie einen Favoriten auf den Gewinn der Meisterschaft?

Ruthenbeck: Obwohl wir dort gewonnen haben, ist der FC Bayern München mein Favorit. Borussia Dortmund, den FC Schalke 04 und Bayer 04 Leverkusen sehe ich ganz dicht dahinter. Mein Trainerkollege Mike Tullberg, mit dem ich gut befreundet bin, wird mit dem BVB im Viertelfinale in München alles versuchen, um dort zu bestehen.

DFB.de: Die Profis des 1. FC Köln kämpfen in der 2. Bundesliga unter Cheftrainer Gerhard Struber um die Rückkehr ins Oberhaus, führen die Tabelle an. Wie wirkt sich die Stimmung im Verein auf den Nachwuchs aus?

Ruthenbeck: Damion DownsMeiko SponselMarvin ObuzJan ThielmannJulian Pauli und Neo Telle sind alles Jungs, die bei uns im Nachwuchsbereich ausgebildet wurden und jetzt schon bei den Profis eingesetzt wurden. Das macht uns als Akademie unglaublich stolz. Es freut uns sehr, dass unser Cheftrainer auch den Mut hat, die Jungs zu bringen.

DFB.de: Der 1. FC Köln stand insgesamt viermal im Finale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft, holte aber nur 1971 mit einem 3:1-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg den Titel. Was trauen Sie Ihrem Team mehr als 50 Jahre später zu?

Ruthenbeck: Durch die K.o.-Spiele ist viel möglich. Meine Mannschaft hat mich in dieser Saison immer wieder überrascht. Ich traue den Jungs auch zu, den HSV zu besiegen. Wir tun gut daran, wenn wir uns nur auf dieses Spiel konzentrieren.

Kategorien: DFB-Nachwuchsliga

Autor: mspw