DFB-Pokal der Juniorinnen
Union-Trainerin Katrin Meier: "Idee trägt schon erste Früchte"
Mit drei Siegen ohne Gegentreffer qualifizierte sich die U 17 des 1. FC Union Berlin für das Viertelfinale im neugeschaffenen DFB-Pokal der Juniorinnen. Zuletzt wurde die SV 07 Elversberg 4:0 bezwungen. Im DFB.de-Interview spricht Union-Trainerin Katrin Meier (30), die im Januar zum Bremer Fußballverband wechseln wird, mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Pokalerfolge und die Nachwuchsförderung.
DFB.de: Nach dem 4:0-Heimsieg gegen die SV 07 Elversberg steht Ihr Team im DFB-Pokal der Juniorinnen in der Runde der verbliebenen acht Teams. Welche Bedeutung hat dieser Erfolg für das Team und den Verein, Frau Meier?
Katrin Meier: Für die Spielerinnen ist es definitiv etwas Besonderes und total aufregend, sich mit den besten Mädchenmannschaften in Deutschland messen zu können. Schließlich spielen wir regional im Ligabetrieb schon in der zweiten Saison gegen männliche Juniorenteams. Entsprechend groß war die Freude über das erneute Weiterkommen. Für mich persönlich war es auch ein wunderbarer Abschluss.
DFB.de: Der 1. FC Union setzte sich im Pokalwettbewerb in allen drei Partien ohne Gegentreffer durch. Welche Erkenntnisse konnten Sie in den drei Partien gewinnen?
Meier: Uns war schon vor der Saison bewusst, dass wir individuell ganz gut aufgestellt sind und über einige gute Einzelspielerinnen verfügen. Der Teamspirit ist aber ebenfalls ausgezeichnet, die Mädels pushen sich gegenseitig auf ein hohes Niveau.
DFB.de: Lassen die positiven Ergebnisse Rückschlüsse auf die Chancen im weiteren Verlauf des Wettbewerbs zu?
Meier: Schwierige Frage. Ich denke schon, dass wir gute Voraussetzungen haben, um auch in der nächsten Runde bestehen zu können. Allerdings sind die Teams, die noch im Rennen sind, für uns nur schwer einzuschätzen, weil es keinen einheitlichen Wettbewerb gibt
DFB.de: Der DFB-Pokal der Juniorinnen wird zum ersten Mal überhaupt ausgetragen. Erhöht das noch den Reiz, erfolgreich zu sein?
Meier: Mit Sicherheit. Das gilt auch deshalb ganz speziell für unsere Spielerinnen, da wir schon in der abgelaufenen Saison nicht mehr in der B-Juniorinnen-Bundesliga vertreten waren und deshalb keine Wettkämpfe gegen gleichaltrige Mädchenteams hatten.
DFB.de: Spüren Sie bei Ihren Spielerinnen vor solchen K.o.-Spielen eine besondere Anspannung?
Meier: Man merkt auf jeden Fall, dass sie sehr fokussiert sind und sich bestmöglich vorbereiteten wollen. Nachdem wir in den ersten beiden Pokalrunden jeweils auswärts antreten mussten und deshalb auch schon einen Tag vorher angereist worden, wollten die Mädels beispielsweise jetzt vor dem Heimspiel gegen Elversberg unbedingt auch gemeinsam frühstücken und haben das dann auch selbst organisiert. Das zeigt schon, dass es kein Spiel wie jedes andere war.
DFB.de: Nach der Umstrukturierung der B-Juniorinnen-Bundesliga hat sich der 1. FC Union Berlin entschieden, gegen männliche Juniorenmannschaften anzutreten und parallel dazu auch überregional in der Talenteliga für Juniorinnen zu spielen. Was sind die Gründe?
Meier: Die Duelle mit den Jungs sind für die Entwicklung gut, weil die Spielerinnen es dort mit körperlich robusteren und oft auch handlungsschnelleren Gegnern zu tun haben und sich dort durchsetzen müssen. Davon profitieren wir schon in dieser Saison. Die Spiele im DFB-Pokal und in der Talenteliga sind allerdings schon besondere Höhepunkte.
DFB.de: Welche Erfahrungen konnten Sie bisher sammeln?
Meier: Die abgelaufene Saison war sicherlich nicht optimal, da das sportliche Niveau in der Junioren-Kreisliga nicht sonderlich gut war und wir in einer kleinen Gruppe auch nur wenige Pflichtspiele hatten. Das ist jetzt in der Bezirksliga schon deutlich besser. Ich denke, dass unser Team auch noch eine Liga höher gut mithalten könnte.
DFB.de: Wie würden Sie grundsätzlich die Philosophie des Vereins bei der Förderung junger Spielerinnen beschreiben?
Meier: Ab der U 13 nehmen alle Mädchenteams von Union am Junioren-Spielbetrieb teil. Die Idee trägt auf jeden Fall schon erste Früchte, wie die steigende Qualität in den einzelnen Mannschaften beweist. Das wiederum macht den Verein auch für viele talentierte Spielerinnen aus der Region und auch aus dem weiteren Umland sehr attraktiv.
DFB.de: Der 1. FC Union hat sich zum Ziel gesetzt, den Frauen- und Mädchenfußball weiterzuentwickeln. Die Frauen mischen als Aufsteiger in der 2. Frauen-Bundesliga direkt ganz oben mit. Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Profiabteilung?
Meier: Der Austausch ist da, die Entwicklung wird genau verfolgt. Um einen guten Übergang zu gewährleisten, nehmen regelmäßig U 17-Spielerinnen bereits am Training der U 23 teil, die auch gerade in die Regionalliga Nordost aufgestiegen ist und sich damit auch schon auf einem sehr ordentlichen sportlichen Niveau bewegt.
DFB.de: Sehen Sie in Ihrem Team Spielerinnen, die den Sprung in die erste Mannschaft schaffen können?
Meier: Es sind mit Sicherheit einige Talente dabei, bei denen wir die Phantasie haben, dass sie das nötige Potenzial mitbringen. Dazu gehören beispielweise zwei Spielerinnen, die aktuell zum Kader der deutschen U 16-Nationalmannschaft gehören. Wir haben aber auch noch weitere Talente, die zu Perspektivlehrgängen des DFB eingeladen wurden, sowie einige Junioren-Nationalspielerinnen anderer Länder. Ich kann mir gut vorstellen, die eine oder andere eines Tages im TV verfolgen zu können.
DFB.de: Was muss eine Nachwuchsspielerin vor allem mitbringen, um sich durchzusetzen?
Meier: Ohne ein gewisses fußballerisches Talent geht es sicherlich nicht. Was nahezu alle Spielerinnen ebenfalls mitbringen, ist eine hohe Bereitschaft, alles dafür zu tun, um im Fußball erfolgreich zu sein. Da wird der Schulalltag entsprechend organisiert, bei Hobbys und Freizeit auf viel verzichtet. Eine ganz entscheidende Rolle spielt, wer in der Lage ist, auch gegen Widerstände anzukämpfen und Rückschläge wegzustecken.
DFB.de: Trainerinnen sind in vielen Ligen immer noch eine Ausnahme. Union hat dagegen auch bei Frauen mit Ailien Poese eine Cheftrainerin. Gehört das auch zum Konzept?
Meier: Davon gehe ich aus. Mit Jennifer Zietz haben wir ja auch eine Abteilungsleiterin. Ailien Poese ist eine Ur-Berlinerin, war früher auch selbst für Union am Ball und hat später auch ihr Praktikum im Rahmen der Ausbildung zur Fußball-Lehrerin hier gemacht. Von daher lag diese Lösung nah, als der Frauenfußball professionalisiert wurde.
DFB.de: Wie kann man mehr Frauen für den Beruf als Trainerin begeistern?
Meier: Ein Problem ist, dass viele Frauen im Fußball zu zurückhaltend sind und denken, sie könnten sich als Trainerinnen nicht durchsetzen. Dabei entspricht das nicht den Tatsachen. Ich selbst habe beispielsweise nie negative Erfahrungen gemacht. Ich denke, es könnte ein Ansatz sein, bisherige Spielerinnen für den Trainerjob zu begeistern und zu motivieren, wenn sie merken, dass es als aktive Fußballerin vielleicht nicht bis nach ganz oben reicht. Dann könnten sie ihre Erfahrungen und ihre Liebe zum Fußball als Trainerinnen vermitteln.
DFB.de: Nach eineinhalb Jahren als U 17-Trainerin bei Union werden Sie im neuen Jahr nach Bremen zurückkehren, wo Sie viele Jahre für den SV Werder gearbeitet hatten. Wo sehen Sie Ihre Zukunft?
Meier: Ich werde beim Bremer Fußballverband als Bildungsmanagerin arbeiten. Dort wird unter anderem auch die Aus- und Fortbildung von Trainerinnen und Trainern in meinen Verantwortungsbereich fallen.
DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit des Engagements beim 1. FC Union Berlin aus?
Meier: Es war eine sehr lehrreiche Zeit. Ich konnte einen anderen Bundesligaverein kennenlernen, Berlin als Stadt ist ohnehin besonders. Auch wenn es "nur" 18 Monate waren, sind mir der Klub, seine Mitarbeitenden und vor allem natürlich die Spielerinnen ans Herz gewachsen. Dass uns in meinem abschließenden Spiel als U 17-Trainerin dann auch noch der Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals gelungen ist, war ein sehr emotionaler und schöner Abschluss.
Kategorien: DFB-Pokal der Juniorinnen
Autor: mspw
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