3. Liga

Undav über seine Drittligazeit: "Ich mochte die Härte"

23.01.2025
UEFA/Getty Images

Nationalspieler Deniz Undav ist ein Kind der 3. Liga. Von 2018 bis 2020 stand der heute 28-Jährige beim SV Meppen unter Vertrag, absolvierte dort 69 Einsätze und kam auf 42 Scorerpunkte. Der Stürmer des VfB Stuttgart kennt die Liga also, im Rahmen einer Medienrunde des DFB zum Saisonreport 2023/2024 hat er heute über seine Erfahrungen und Ansichten gesprochen. Undav blickt positiv auf die 3. Liga. Die Zahlen geben ihm Recht. Die 3. Liga boomt wie nie in ihrer nun 16-jährigen Geschichte. 

DFB.de mit den wichtigsten Aussagen der Medienrunde von Deniz Undav, Christian Gentner (Sportdirektor des VfB Stuttgart) und Manuel Hartmann (Geschäftsführer Spielbetrieb der DFB GmbH & Co. KG).

Deniz Undav über...

... seine Erinnerungen an die 3. Liga: Es waren zwei unterschiedliche Jahre beim SV Meppen. Im ersten Jahr haben wir gegen den Abstieg gespielt und ich habe anfangs viel auf der Bank gesessen. Die Zeit war hart, weil ich von meiner Qualität wusste, dass ich besser bin als der Spieler, der vor mir war. Aber ich habe meinen Mund gehalten und weiter Gas gegeben. Ich hatte das Glück, dass ich als Einwechselspieler die Spiele mit meinen Toren mitentschieden habe. Mein Pech war, dass der Trainer es dann bei meiner Jokerrolle belassen wollte. Im zweiten Jahr bin ich durchgestartet, habe 17 Tore gemacht und 13 Vorlagen gegeben. Wir haben mit Meppen um den Aufstieg gespielt. Das war überragend und hat sehr, sehr viel Spaß gemacht. Alle Teams hatten zu dieser Zeit Respekt vor Meppen. Mit Bayern II waren wir die spielstärkste Mannschaft. Damals habe ich aber nicht daran gedacht, dass ich eine solche Karriere einschlage.

... seine Entwicklung in die 3. Liga: Der Schritt war natürlich wichtig. Dort wird ein ganz anderer Fußball gespielt, er ist zweikampfbetonter, sehr körperlich, man hat zum Teil gefühlt sogar weniger Platz als in der Bundesliga. Man lernt dort auch mit Situationen umzugehen, wenn es mal nicht so läuft. Ich mochte die Härte, ich bin seitdem ruhiger. Es war der Fußball der alten Schule. Mir wurde auch von älteren Spielern geholfen und ich habe die Tipps angenommen.

... seine Tipps an junge Drittligaspieler: Gas geben und sich nicht so viel mit anderen Dingen beschäftigen. Ruhig bleiben und an das Positive denken. Man muss die Chance nutzen, nur so bekommt man Spielzeit. Man muss sich auf den Fußball konzentrieren. Mehr machen, an sich arbeiten - damit beeindruckt man den Trainer.

... seinen Blick auf die Talente aus der 2. Mannschaft des VfB: Viele junge Spieler trainieren bei uns mit der ersten Mannschaft. Da merkt man den Unterschied: Die Erfahrenen sind abgeklärter, die junge Mannschaft gibt Gas. Wenn die Jungen in der 90. Minute das 2:1 schießen, gehen sie gleich aufs dritte Tor statt auch mal das Ergebnis zu verwalten. Wir haben in der 2. Mannschaft gute Kicker, die eine gute Perspektive haben.

Manuel Hartmann über...

...die Zuschauerrekorde in der 3. Liga: Unbestritten ist jede Spielklasse von Klubs und deren Fanpotenzial abhängig. Wir sehen aber auch andere Faktoren: In der Eröffnungssaison 2008/2009 waren auch Zuschauermagneten wie Union Berlin, Dynamo Dresden und Fortuna Düsseldorf dabei, aber die Infrastruktur war eine andere. Die Investitionen von Klubs und Kommunen, aber auch ein stringenteres Zulassungsverfahren haben zur positiven Entwicklung beigetragen. Die Ausgeglichenheit der Liga macht es interessant, zu den Spielen zu kommen. Die 3. Liga hat sich seit Gründung einen Namen erarbeitet, auch mit den Talenten, die sich in der Liga präsentieren.

...zweite Mannschaften in der Liga: Wir haben einen ordentlichen Kompromiss gefunden. Es gibt Einsatzvorgaben, gerade an den letzten Spieltagen, dass man dann eben nicht die Topspieler aus den ersten Mannschaften einsetzen kann. Die Teams profitieren auch nicht von TV-Geldern. Solange wir es schaffen, die Balance zu halten, ist es ein guter Weg.

... Kritik an den Spieltagsansetzungen: Im Interesse aller Beteiligten wollen wir das natürlich immer so früh wie möglich festzurren, haben aber sehr viele Vorgaben, insbesondere aus dem Bereich Sicherheit zu beachten. Dazu kommt, dass wir auf die Ansetzungen der DFL für die Bundesligen warten müssen. Wir versuchen, die Abstimmung immer weiter zu optimieren, aber ganz große Sprünge sind nicht mehr zu erwarten.

Christian Gentner über...

...die Entwicklung der 3. Liga: Die Liga hat sich enorm entwickelt. Das Niveau ist hoch und gerade die namhaften Klubs kreieren in ihren Stadien eine tolle Atmosphäre. Die TV-Präsenz ist wesentlich größer geworden, es wird auch in höheren Ligen mehr auf die 3. Liga geschaut. Das bietet unseren Talenten eine größere Plattform, sich zu zeigen und weiterzuentwickeln.

...den Stellenwert: Gerade für junge Spieler aus der U 19 ist der Anreiz groß, in der 3. Liga zu spielen. Der Sprung ist nicht zu groß, um die Entwicklung als Spieler fortzusetzen. Bestes Beispiel ist ein Nick Woltemade, der in Elversberg in der 3. Liga sehr gut gespielt hat und jetzt in der Bundesliga und der U 21-Nationalmannschaft angekommen ist.

... Diskussion um zweite Mannschaften in der 3. Liga: Für jede Sicht gibt es sicherlich Argumente. Aus unserer Perspektive ist die 3. Liga eine wichtige Liga für Ausbildung. Wir haben uns sportlich qualifiziert. Aus unserer Sicht ist es fair und gut, dass wir auch junge Mannschaften in der Liga haben, die dort eine ganz andere Entwicklung nehmen können als dies in einer reinen U 23-Liga möglich wäre.

Kategorien: 3. Liga

Autor: dfb