DFB-Pokal der Frauen
Selina Cerci: "Wir glauben an unsere Chance gegen Wolfsburg"

Selina Cerci hat einen starken Einstand bei der TSG Hoffenheim gefeiert. Nun trifft die deutsche Nationalspielerin mit ihrem neuen Klub im Viertelfinale des DFB-Pokals heute (ab 18.30 Uhr, live auf Sky) auf den VfL Wolfsburg. Im DFB.de-Interview blickt die 24-Jährige auf ihre zwei schweren Knieverletzungen zurück, die sie zu fast zwei Jahren Pause gezwungen haben. Aber die Stürmerin spricht auch über ihren Traum vom Finaleinzug und ordnet die Chancen gegen den VfL Wolfsburg ein, der den Wettbewerb zuletzt zehnmal hintereinander gewonnen hat.
DFB.de: Selina Cerci, Sie sind seit dem vergangenen Sommer bei der TSG Hoffenheim. In zwölf Begegnungen sind Ihnen sechs Treffer gelungen. Ein starker Start.
Selina Cerci: Ja, auf jeden Fall. Aber meine Treffer habe ich natürlich auch meinen Teamkolleginnen zu verdanken, die für mich die Tore vorbereiten. Ich bin wirklich froh, dass der Start so gut war.
DFB.de: Zwei schwere Knieverletzungen haben Sie weit zurückgeworfen. Kann man sagen, dass Sie jetzt endlich wieder voll da sind?
Cerci: Es war eine harte Zeit. Endlich ist ein gutes Wort in diesem Zusammenhang. Ich bin einfach nur froh, jetzt wieder schmerzfrei und völlig fit zu sein. Das ist ein großartiges Gefühl. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, nun wieder Fußball spielen zu können. Lange ging es bei mir nur um gesundheitliche Dinge, jetzt stehen die sportlichen Aspekte wieder im Fokus. Es ist so ein schönes Gefühl, morgens schmerzfrei in den Tag starten zu können. Erst wenn das nicht der Fall ist, weiß man das wirklich zu schätzen.
DFB.de: Wie sehr hat Sie die lange Zeit der Verletzung geprägt?
Cerci: Eine meiner größten Stärken ist, dass ich ein sehr positiv denkender Mensch bin. Natürlich hatte ich zeitweise auch Tiefpunkte. Aber dank meines Optimismus bin ich da immer wieder schnell herausgekommen. Ich bin niemand, der den Kopf schnell in den Sand steckt. Ich habe festgestellt, dass es mich nicht weiterbringt, negativ zu denken. Und zur Wahrheit gehört auch: Im Profisport gehören Verletzungen einfach dazu. Damit muss man leben und klarkommen. Auch, wenn es manchmal im wahrsten Sinne des Wortes sehr wehtun kann. Klar ist aber, dass mich diese Erfahrungen geprägt haben. Ich ärgere mich nicht mehr über Kleinigkeiten, sondern genieße es in vollen Zügen, schmerzfrei zu sein. Ich kann jetzt wieder befreit aufspielen. Ich weiß gar nicht, wann das zuletzt der Fall war.
DFB.de: Zum Zeitpunkt Ihres ersten Kreuzbandrisses waren Sie ganz oben: Nationalspielerin und Führende der Torjägerinnenliste. Dann kamen die Verletzung und der brutale Absturz.
Cerci: Von der einen auf die andere Sekunde war es vorbei. Eine falsche Bewegung. Das war ein heftiger Einschnitt in meinem Leben. Aber das ist der Sport und Verletzungen gehören leider dazu. Ich bin durch diese Rückschläge zu einer stärkeren Persönlichkeit geworden. Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt wieder auf dem Weg zurück zu alter Stärke bin. Zu der Zeit, vor meinem ersten Kreuzbandriss.
DFB.de: Wird diese These durch die Tatsache bestätigt, dass Sie Ende des vergangenen Jahres erstmals wieder bei der A-Nationalmannschaft dabei waren?
Cerci: Ich war einfach extrem dankbar über diese Einladung. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell klappen würde. Aber meine Leistungen waren offenbar gut genug. Das war selbstverständlich ein toller Jahresabschluss für mich. Für mich persönlich war es eine Belohnung für all die Mühe und Zeit, die ich während meiner Rehaphasen investiert haben. Aber jetzt richtet sich mein kompletter Fokus erstmal auf die anstehenden Aufgaben mit der TSG Hoffenheim.
DFB.de: Heute steht nun das Viertelfinale im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg auf dem Programm.
Cerci: Das wird natürlich eine brutal schwere Aufgabe. Die Wolfsburgerinnen haben diesen Wettbewerb in den vergangenen zehn Jahren gewonnen. Wir gehen die Aufgabe dennoch optimistisch und mit einem guten Gefühl an. Es läuft bei uns seit der Winterpause sehr gut und wir zeigen starke Leistungen. Wir gehen befreit und ohne großen Druck in das Duell mit Wolfsburg. Wir glauben an unsere Chance. Wir wissen, was wir können und dass wir für eine Überraschung sorgen können, wenn wir unsere Leistung abrufen. Dann ist immer Vieles möglich – auch gegen den VfL Wolfsburg im DFB-Pokal. Die Fans können sich auf eine spannende Partie freuen.
DFB.de: Welche Bedeutung hat für Sie der DFB-Pokal?
Cerci: Eine sehr große. Es sind noch drei Siege bis zum Titel. Der Weg ist herausfordernd, aber nicht mehr so weit. Hier können wir etwas Großes erreichen. Gleichzeitig dürfen wir die Bundesliga nicht außer Acht lassen. Da war die Hinrunde nicht so, wie wir es uns als Team vorgestellt hatten. Wir wollen zeigen, dass wir es besser können.
DFB.de: Haben Sie persönlich eine besondere Beziehung zum DFB-Pokal?
Cerci: Ich stand mit Turbine Potsdam einmal im Finale, habe dort aber dann leider verletzt gefehlt. Die Stimmung im Stadion in Köln ist unbeschreiblich. Wenn die Hütte da voll ist, geht es richtig ab. Das ist dann eine unfassbar geile Atmosphäre. Das habe ich während meiner Zeit beim 1. FC Köln erleben dürfen. Es ist einer meiner Träume, einmal dort im DFB-Pokalfinale auf dem Rasen stehen zu können. Warum nicht in diesem Jahr mit der TSG Hoffenheim?
DFB.de: Als Außenstehender weiß man nie so richtig, was die TSG Hoffenheim wirklich leisten kann. Sie hatten in dieser Saison bereits starke Phasen, aber auch Serien, in denen es mehrere Niederlagen am Stück gab. Was ist Ihr wahres Gesicht?
Cerci: Es stimmt, dass wir teilweise zu wechselhafte Leistungen gezeigt haben. Das hängt aber auch immer von den jeweiligen Gegnerinnen ab. Auffällig ist, dass die Leistungsdichte inzwischen sehr ausgeglichen ist. Früher wusste man vorher oft, ob man das anstehende Spiel gewinnen wird. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Jeder kann jeden schlagen. Hinzu kommt, dass wir im Sommer einen größeren Umbruch im Kader hatten. Es ist normal, dass es etwas Zeit braucht, bis alle Rädchen ineinandergreifen. Aber wir sind auf einem guten Weg. Das haben die vergangenen Wochen gezeigt.
DFB.de: Sie sind auch in den sozialen Netzwerken sehr aktiv. Auf Instagram haben Sie über 135.000 Followerinnen und Follower. Warum ist es Ihnen wichtig, dort präsent zu sein?
Cerci: Ich nutze den Kanal gerne, um die Menschen, die es interessiert, an meinem Leben teilhaben zu lassen. Ich sehe bei den Spielen am Wochenende immer wieder jüngere Fans, die meinen Namen rufen, weil sie mich von Instagram kennen. Ich finde das schön, weil es den Frauenfußball insgesamt ja auch etwas nach vorne bringt.
DFB.de: Wie schwierig ist es, wenn es mal negative Kommentare gibt?
Cerci: Das ist nicht immer einfach, gehört aber dazu. Am Anfang musste ich schon das eine oder andere Mal schlucken, als ich die Kommentare gelesen habe. Ich fahre am besten damit, gar nicht auf diese negativen Kommentare zu reagieren – besonders dann nicht, wenn sie anonym verfasst wurden. Es gibt immer wieder Menschen, die etwas auszusetzen haben. Manchmal wird es auch persönlich. Das macht keinen Spaß. Auch hier habe ich meine eigene Linie entwickelt: Ich konzentriere mich auf die positiven Nachrichten. Das musste ich auch erst lernen. Aber inzwischen funktioniert das mittlerweile sehr gut. Aber klar, manchmal muss man auch ein dickes Fell haben, wenn man das eine oder andere über sich liest, das dann wirklich unangemessen ist. Kritik ist ja in Ordnung. Aber sie muss im Rahmen bleiben – und vor allem sollte sie nicht anonym ausgesprochen werden.
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Kategorien: DFB-Pokal der Frauen
Autor: sw

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