U 16-Junioren
Pawlak: "Disziplin, Zusammenhalt und professionelle Einstellung vermitteln"
Seit Sommer 2024 ist André Pawlak als Trainer der deutschen U 16-Nationalmannschaft tätig und stellt sich einer der spannendsten Aufgaben im deutschen Nachwuchsfußball. Nach den beiden Länderspielen gegen die Türkei gibt er Einblicke in seine Arbeit, die Herausforderungen und Ziele für das Team sowie seine Eindrücke aus den ersten Monaten in dieser neuen Rolle.
DFB.de: Herr Pawlak, wie fällt Ihr Fazit nach dem 2:2 gegen die Türkei aus, dem letzten U 16-Länderspiel des Jahres?
André Pawlak: Wir haben uns in Sachen Haltung, Härte und Passqualität deutlich verbessert gezeigt. Die erste Hälfte war insgesamt souverän, woraus eine verdiente 2:0-Führung resultierte. Nach einem leider nicht anerkannten 3:0 und einem verschossenen Elfmeter mussten wir letztlich spät noch den Ausgleich hinnehmen. Mit der gezeigten Leistung gehen wir aber zufrieden in die Pause bis zum Trainingslager.
DFB.de: Zuvor gewann Ihre Auswahl knapp gegen Österreich und unterlag dann deutlich, holte ein Unentschieden und einen Sieg gegen Polen und unterlag der Türkei im ersten Vergleich mit 0:1. Wie haben Sie diese Spiele erlebt?
Pawlak: Das war typischer Jugendfußball: Spiele, die innerhalb von wenigen Minuten in jede Richtung kippen können. Wir haben viele Tore gesehen, aber auch Schwächen in der Defensive. Nach dem ersten Spiel gegen Polen haben wir daran gearbeitet, gegen den Ball stabiler zu werden, was uns im zweiten Spiel besser gelungen ist. Konstanz bleibt jedoch unser Hauptziel. Wir müssen Zweikampfhärte, Passqualität und Intensität verbessern. Positiv ist, dass die Jungs in Phasen zeigen, was möglich ist und daran knüpfen wir an.
DFB.de: Seit Sommer 2024 sind Sie Trainer der U 16-Nationalmannschaft des DFB. Die Arbeit mit jungen Talenten auf Nationalmannschaftsebene ist sicherlich anders als im Vereinsfußball. Was sind für Sie die größten Unterschiede zwischen der Arbeit als Trainer eines Bundesligavereins und Ihrer aktuellen Aufgabe?
Pawlak: Der größte Unterschied ist, dass ich die Spieler nicht täglich sehe. Im Verein arbeitet man jeden Tag eng mit der Mannschaft zusammen und kann Entwicklungen direkt begleiten. Bei der Nationalmannschaft ist das anders: Hier sehe ich die Jungs nur alle paar Wochen, wir haben nur wenige Trainingseinheiten und einige Länderspiele. Das macht die Herangehensweise ganz anders. Man muss viel mit den Vereinen und den Trainern kommunizieren.
DFB.de: Sie arbeiten nun im sogenannten Aufbaubereich. Wodurch ist die Arbeit gekennzeichnet?
Pawlak: Die U 16 ist eine Übergangsstufe. Der Kader wechselt häufig, nicht nur wegen der Leistungen, sondern auch wegen der körperlichen und geistigen Entwicklung der Spieler. Das ist in diesem Alter ein ganz großer Faktor. In einem Bundesliga-Verein arbeitet man mit einem stabileren Kader, den man über die Saison hinweg kennt. Hier wechseln Spieler schnell, es ist ein ständiger Prozess des Beobachtens und Anpassens. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine spannende Aufgabe.
DFB.de: Wie haben Sie den Übergang vom Profifußball zur U 16-Nationalmannschaft erlebt? Mussten Sie sich in Ihrer Arbeitsweise anpassen?
Pawlak: Ja, die Ansprache ist eine andere. 14- und 15-Jährige befinden sich mitten in der Pubertät. Themen wie Schule, Eltern und Berater spielen eine größere Rolle. Es braucht Geduld und Wiederholungen, um ihre Entwicklung zu begleiten. Anders als bei Profis, die in ihrer Persönlichkeit gefestigter sind, muss ich intensiver auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Für mich war der Übergang aber nicht schwierig, da ich schon zuvor mit jungen Spielern gearbeitet habe, sowohl bei Schalke 04 als auch im Nachwuchsbereich des 1. FC Köln.
DFB.de: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Arbeit mit der U 16 gesetzt? Gibt es langfristige Visionen für das Team?
Pawlak: In diesem ersten Jahr ist unser Ziel, aus einem großen Pool von Spielern etwa 30 Feldspieler und Torhüter herauszufiltern, mit denen wir arbeiten können. Dabei bleibt der Kader dynamisch, Spieler kommen hinzu oder fallen heraus. Langfristig wollen wir die Mannschaft natürlich so entwickeln, dass sie sich für die EM qualifiziert. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, aber wir sind auf einem guten Weg. Unser Fokus liegt darauf, die Spieler individuell und im Team weiterzubringen, um eine stabile Basis für die kommenden Jahre zu schaffen.
DFB.de: Wie würden Sie die Dynamik im Team aktuell beschreiben?
Pawlak: Die Teamdynamik entwickelt sich gerade. Sobald wir einen festen Kern von Spielern haben, wird die Arbeit gezielter. Wir können dann intensiver mit den Vereinen zusammenarbeiten und Abläufe etablieren. Wichtig ist, auch Spätentwickler nicht aus den Augen zu verlieren. Mit einem kleineren Kader wird es aber leichter, Konstanz und ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Wir arbeiten daran, Werte wie Disziplin, Zusammenhalt und eine professionelle Einstellung zu vermitteln.
DFB.de: Was macht für Sie ein gutes Team aus, und wie setzen Sie dieses Verständnis im Training und in Spielen um?
Pawlak: Ein gutes Team beginnt für mich mit einer klaren Haltung. Die Spieler müssen verstehen, welches Privileg es ist, für die Nationalmannschaft zu spielen. Wir erwarten, dass sie mit der richtigen Einstellung an diese Aufgabe herangehen. Das bedeutet auch, Ablenkungen wie Social Media oder andere Themen, die in diesem Alter oft wichtiger erscheinen, in den Hintergrund zu stellen und sich voll auf ihre Entwicklung zu konzentrieren. Gleichzeitig soll jeder Spieler seine Individualität bewahren. Es geht nicht darum, dass alle gleich sind, aber alle müssen das gleiche Ziel verfolgen. Wir als Trainerteam leben diese Haltung vor und fördern sie durch Teambuilding-Maßnahmen, Workshops und gemeinsame Erlebnisse. Wenn diese Basis stimmt, entsteht eine Dynamik, die das Team voranbringt.
Kategorien: U 16-Junioren
Autor: vt
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