Google Pixel Frauen-Bundesliga

Meret Felde: "Kinderwunsch und Karriere vereinbar"

07.11.2024
Meret Felde (l.): "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so gut klappen könnte" Foto: SC Freiburg

Das Gastspiel bei ihrem Ex-Verein VfL Wolfsburg war für Meret Felde (25) vom SC Freiburg eine ganz besondere Partie. Erstmals nach der Geburt ihrer Tochter kam die Mittelfeldspielerin in der Google Pixel Frauen-Bundesliga zum Einsatz. Im DFB.de-Interview spricht Felde mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihr Comeback und das Highlight-Spiel am Freitag (ab 18.30 Uhr) gegen den FC Bayern München.

DFB.de: Nur sieben Monate nach der Geburt Ihres ersten Kindes standen Sie in der Google Pixel Frauen-Bundesliga erstmals wieder auf dem Platz, wurden beim 0:3 in Wolfsburg nach einer Stunde eingewechselt. Wie hat sich das angefühlt, Frau Felde?

Meret Felde: Sehr gut. Natürlich war es im ersten Moment nach einer so langen Pause fast noch ein wenig ungewohnt. Die Freude überwog aber deutlich.

DFB.de: Was ist Ihnen bei Ihrem Comeback zuerst durch den Kopf gegangen?

Felde: Eigentlich nicht viel. Ich dachte nur: Schon cool, dass ich es geschafft habe, auf den Platz zurückzukehren.

DFB.de: Ihr bislang letztes Spiel lag knapp eineinhalb Jahre zurück. Bei wieviel Prozent Ihres Leistungsvermögens sehen Sie sich jetzt?

Felde: Ich fühle mich körperlich gut, bin so etwa bei 90 Prozent, würde ich sagen. Klar, was die Abläufe im Spiel angeht, und bei der Handlungsschnelligkeit im Kopf gibt es sicherlich noch einigen Nachholbedarf.

DFB.de: Seit gut drei Wochen sind Sie wieder voll im Mannschaftstraining. Wie gut konnten Sie die Belastungen wegstecken?

Felde: Das hat wirklich gut funktioniert. Wir hatten ja im Vorfeld schon die Belastung nach und nach aufgebaut, so dass ich gut vorbereitet war.

DFB.de: War Ihnen immer klar, dass Sie auf den Platz zurückkehren möchten?

Felde: Ich habe es mir vorher bewusst offengehalten. Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich auch nicht damit gerechnet, dass es so gut klappen könnte. Nach und nach ist aber doch der Wille zurückgekehrt, wieder Fußball zu spielen.

DFB.de: Wie haben Sie sich auf Ihre Rückkehr vorbereitet?

Felde: Nach der Geburt kam zunächst die Rückbildung für den Beckenbereich. Es folgten individuelle Läufe, Krafttraining sowie Stabilisierungs- und Mobilisierungsübungen. Anschließend ging es in Zusammenarbeit mit dem medizinischen Team wieder auf den Platz, zunächst ohne, dann auch wieder mit Ball. Es ging kontinuierlich aufwärts.

DFB.de: Gab es auch mal Rückschläge oder Zweifel?

Felde: Nicht wirklich. Nach einer so langen Pause muss man schon mal auf einzelne Muskelgruppen etwas mehr Rücksicht nehmen. Es braucht Zeit, um wieder an das frühere Niveau heranzukommen. Aber wie gesagt: Es lief problemloser, als ich gedacht hätte.

DFB.de: Wie war der Kontakt zum Team in der Zwischenzeit?

Felde: Der Draht zur Mannschaft war immer sehr eng. Noch während der Schwangerschaft hatte ich bis zum Mutterschutz am Training teilgenommen, war auch danach fast täglich auf dem Vereinsgelände und bei den Spielen dabei. Alle haben sich für mich gefreut. Nach der Geburt haben die Mädels auch mein Aufbautraining begleitet. Für sie war es eine tolle Sache, dass ich meine Tochter immer dabei hatte.

DFB.de: Sie stammen aus dem hohen Norden, sind jetzt aber schon mehr als fünf Jahre beim SC Freiburg. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Felde: Ich fühle mich super wohl, der Verein ist wie eine kleine Familie für mich. Aktuell kann ich mir gar nicht vorstellen, woanders zu sein.

DFB.de: Wie wurden Sie während Ihrer Schwangerschaft und nach der Geburt unterstützt?

Felde: Da kann ich nicht klagen. Mir wurde jede Hilfe angeboten, wenn ich etwas benötigte. Alle haben mitgefiebert und mich unterstützt.

DFB.de: Wie werden Sie jetzt und in Zukunft Familie, Fußball und Fernstudium unter einen Hut bekommen?

Felde: Bisher funktioniert es ausgezeichnet, alles ist gut zu stemmen. Sollte ich merken, dass das irgendwann nicht mehr der Fall wäre, dann würde ich auch sofort reagieren. Mit dem Studium pausiere ich aktuell. Das kann ich zum Glück sehr flexibel handhaben.

DFB.de: Haben sich durch Ihre Mutterrolle die Prioritäten insgesamt verschoben?

Felde: Definitiv. Meine Tochter steht an erster Stelle. Alles andere richtet sich jetzt nach ihr.

DFB.de: Junge Mütter sind in der Frauen-Bundesliga immer noch eine Ausnahme. Haben Sie sich auch Rat bei anderen Spielerinnen geholt?

Felde: Am Anfang hat mir Almuth Schult, die ich aus gemeinsamen Zeiten beim VfL Wolfsburg kenne, sehr geholfen und mir Tipps für das Training und die Belastung gegeben. Das war eine sehr wertvolle Unterstützung. Sie ist ja sogar schon zweimal nach Schwangerschaften auf den Platz zurückgekehrt und ist wieder auf höchstem Niveau aktiv. Auch mit Tabea Sellner, die jetzt in Wolfsburg spielt und ebenfalls gerade ihr Comeback nach der Geburt ihres Kindes gegeben hat, konnte ich mich austauschen.

DFB.de: Demnächst werden auch Sie sicherlich um Rat gefragt. Sind Sie gerne ein Vorbild für andere Frauen?

Felde: Auf jeden Fall. Ich finde es cool, wenn sich andere Frauen daran ein Beispiel nehmen, dass es gelingen kann, Kinderwunsch und sportliche Karriere zu vereinbaren.

DFB.de: Sportlich steht am Freitag das Highlight-Spiel im Dreisamstadion gegen den FC Bayern München an. Wie groß ist die Vorfreude im Team?

Felde: Riesig. Flutlichtspiele sind immer Highlights, mehr als 6000 Karten waren schon einige Tage vor der Partie verkauft. Es wird mit Sicherheit eine besondere Atmosphäre.

DFB.de: Macht es Mut, dass auch der Titelverteidiger und der Tabellenführer offenbar nicht mehr unverwundbar ist?

Felde: Wir wissen, dass es eine sehr schwierige Aufgabe für uns wird. Der FC Bayern will nach wie vor Meister werden und darf sich jetzt eigentlich keine Punktverluste mehr erlauben. Entsprechend wird das Team ins Spiel gehen. Wir glauben aber immer an uns und werden alles geben, um für eine Überraschung zu sorgen.

DFB.de: Auch der SC Freiburg hält Anschluss an die eng zusammengerückte Spitzengruppe der Liga und könnte seine Position in einem möglichen Wiederholungsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen sogar noch verbessern. Schauen Sie in der Tabelle nach oben?

Felde: Grundsätzlich ist es für uns alle eine gute Sache, wenn es in der Tabelle eng zugeht. Das macht die Liga noch attraktiver. Dennoch sind wir gut beraten, nicht so sehr auf den Punkteabstand nach oben zu schauen, sondern uns nur auf das nächste Spiel zu konzentrieren. Wir können unsere Situation schon gut einschätzen.

DFB.de: Dennoch ist es auffällig, dass es in dieser Saison deutlich besser läuft als in der zurückliegenden Spielzeit. Und das, obwohl wichtige Leistungsträgerinnen wie Hasret Kayikci oder Svenja Fölmli mit Kreuzbandrissen langfristig ausfallen und beispielsweise Neu-Nationalstürmerin Giovanna Hoffmann den Verein verlassen hatte. Woran liegt das?

Felde: Gute Frage, schwer zu erklären. Fest steht, dass wir die nötige Qualität auch schon vorher hatten, um eine gute Rolle in der Bundesliga zu spielen. Wir haben jetzt aber irgendwie ein besseres Gefühl, sind noch mehr zusammengewachsen. Es macht derzeit einfach Spaß.

DFB.de: Im Saisoneröffnungsspiel vor einem Jahr trotzte der SC Freiburg dem FC Bayern ein 2:2 ab. Worauf wird es ankommen, um erneut eine Überraschung zu schaffen?

Felde: Wir werden auf jeden Fall einen sehr guten Tag benötigen, um eine Chance zu haben. Vor allem müssen wir von der ersten Minute an hellwach sein und unsere Stärken auf den Platz bringen. Unser Vorteil könnte sein, dass wir nichts zu verlieren haben.

Kategorien: Google Pixel Frauen-Bundesliga

Autor: mspw