DFB-Pokal der Junioren

Gladbach-Trainer Kirch: "Den Fuß zu keinem Zeitpunkt vom Gaspedal nehmen"

05.10.2024
Gladbachs U 19-Trainer Oliver Kirch: "An einem guten Tag können wir jeden Gegner besiegen" Foto: Imago

Mit der U 19 von Borussia Mönchengladbach legte Trainer Oliver Kirch (42) einen gelungenen Saisonauftakt hin. Die "Fohlen" führen in der DFB-Nachwuchsliga die Tabelle ihrer Gruppe an. Im Achtelfinale des DFB-Pokals der Junioren geht es heute (ab 12 Uhr) gegen Titelverteidiger TSG Hoffenheim. Im DFB.de-Interview spricht Ex-Profi Kirch mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den starken Start.

DFB.de: Sie sind seit gut 15 Monaten als U 19-Trainer bei Borussia Mönchengladbach tätig. Wie gut haben Sie sich als gebürtiger Westfale am Niederrhein eingelebt, Herr Kirch?

Oliver Kirch: Schon während meiner aktiven Laufbahn habe ich insgesamt vier Jahre für Borussia gespielt, kannte deshalb noch viele Personen im Verein von früher. Als Profi hatte ich auch den Wechsel vom alten Bökelberg hin zum Borussia-Park hautnah miterlebt. Es fühlte sich daher eher an, als würde ich nach Hause kommen. Die Eingewöhnung ging entsprechend schnell.

DFB.de: In der neuen U 19 DFB-Nachwuchsliga sind Sie mit Ihrem Team noch unbesiegt, haben bereits fünf Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Bayer 04 Leverkusen. Sind Sie vom guten Lauf selbst ein wenig überrascht?

Kirch: Überrascht nicht, weil ich jeden Tag mit den Jungs zusammenarbeite und ihre Qualität sehe. Nach der erfolgreichen Vorsaison mit dem Erreichen der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft wurde die Mannschaft zwar neu zusammengestellt. Dass wir wieder viele gute Kicker im Team haben, war aber schnell zu sehen. Um erfolgreich Fußball zu spielen, muss allerdings vor allem das Mannschaftsgefüge passen. Das Team ist schnell zu einer Einheit zusammengewachsen.

DFB.de: Nun stellt sich im Achtelfinale um den DFB-Pokal der Junioren Titelverteidiger TSG Hoffenheim in Gladbach vor. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Kirch: Am Ende der zurückliegenden Saison haben wir im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen die TSG Hoffenheim beide Spiele klar verloren. Hoffenheim war uns total überlegen. Das muss man so anerkennen. Auch in dieser Spielzeit ist die TSG wieder stark, hat schon extrem viele Tore erzielt und gehört mit Sicherheit weiterhin zu den besten U 19-Mannschaften in Deutschland.

DFB.de: Was erwarten Sie von Ihrer Mannschaft in diesem Topspiel?

Kirch: Ich erwarte, dass die Jungs von Beginn an hellwach sind und den Fuß zu keinem Zeitpunkt vom Gaspedal nehmen. Das ist uns zuletzt beim 4:2-Sieg gegen den FC Hennef 05 allerdings nicht ganz so gut gelungen, als wir nach einer 3:0-Halbzeitführung nicht mehr konsequent genug nachgesetzt und noch zwei unnötige Gegentore kassiert haben. Vielleicht war es aber ein Wachmacher zum richtigen Zeitpunkt vor dem wichtigen Spiel gegen die TSG.

DFB.de: In welchen Bereichen hat Ihr Team in den zurückliegenden Monaten die größten Fortschritte gemacht?

Kirch: Das vorhandene individuelle Potenzial bringen wir gemeinschaftlich auf den Platz. Wir spielen sehr variabel, für unsere Tore sind viele verschiedene Spieler verantwortlich. Außerdem verteidigen wir sehr gut und haben erst vier Gegentreffer bekommen.

DFB.de: Die U 19 der Borussia stand zuletzt 2008 im Pokalendspiel, war auch noch nie Deutscher Meister. Was trauen Sie Ihrer Mannschaft in dieser Spielzeit zu?

Kirch: An einem guten Tag können wir jeden Gegner besiegen. Zunächst wollen wir uns für die Liga A qualifizieren, damit wir die Chance haben uns mit den besten Teams Deutschlands zu messen. Auch im DFB-Pokal wollen wir so weit wie möglich kommen. Wenn wir die Art und Weise unseres Spiels beibehalten, können wir einiges bewegen.

DFB.de: Als aktiver Spieler haben Sie für Borussia Mönchengladbach, Arminia Bielefeld, den 1. FC Kaiserslautern, Borussia Dortmund und den SC Paderborn 07 selbst insgesamt 170 Erst- und Zweitligapartien absolviert. Wie hilfreich ist diese Erfahrung im Hinblick auf die Ausbildung junger Fußballer?

Kirch: Ich versuche, den Jungs mit meiner Erfahrung zu helfen, ohne jedoch dauernd von früher zu erzählen. Ich selbst bin quasi erst durch die Hintertür Profi geworden, hatte nicht das Privileg, in einem NLZ ausgebildet zu werden. Grundsätzlich sehe ich es als Vorteil, die meisten Situationen, in denen sich die Jungs wiederfinden, selbst erlebt zu haben. Dennoch müssen sie ihren eigenen Weg finden, mit den Herausforderungen umzugehen.

DFB.de: Wie meinen Sie das?

Kirch: Ich wurde erst mit 21 Jahren Profi, musste mich regelrecht durchkämpfen. In meinem letzten Jahr in der Jugend habe ich noch mit der SpVgg Vreden in der Bezirksliga und im ersten Seniorenjahr in der Verbandsliga gespielt. Beim Länderpokal in der Sportschule Wedau bin ich dann in Duisburg entdeckt worden, weil viele Spieler von Borussia Dortmund und des FC Schalke 04 für die Westfalenauswahl abgesagt hatten. Ich hatte einen guten Tag und das Glück, dass die richtigen Leute zugeschaut haben. Die Jungs bei uns müssen verstehen, dass sie ein großes Privileg haben, im NLZ ausgebildet zu werden, der Sprung in den Profibereich dennoch groß und herausfordernd ist und sie sich daher niemals ausruhen dürfen.

DFB.de: Die Trikots ehemaliger Gladbacher Nachwuchsspieler, die den Sprung in den Profibereich geschafft und ihr Bundesligadebüt gegeben haben, werden eingerahmt und im "Players-Tunnel" an die Wand gehängt. Was steckt dahinter?

Kirch: Die Jungs gehen auf dem Weg zu den Kabinen tagtäglich durch diesen Gang. Das Trikot von Ex-Nationalspieler Marcell Jansen, mit dem ich noch selbst zusammengespielt habe, war das Erste, das dort platziert wurde. Das Trikot von Angreifer Shio Fukuda, der vor zwei Jahren noch für die U 19 gespielt hat, kam zuletzt hinzu. Es ist eine schöne Würdigung und zusätzliche Motivation für unsere jungen Talente, diese gerahmten Trikots jeden Tag zu sehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das eine oder andere weitere Trikot dort noch seinen Platz finden wird.

DFB.de: Wie läuft grundsätzlich der Austausch mit der Lizenzspielerabteilung?

Kirch: Der Austausch ist sehr gut. Unter anderem gibt es ein regelmäßiges Talente-Training mit perspektivisch interessanten Spielern aus der Lizenzmannschaft, der U 23, der U 19 und ab und zu auch aus der U 17, das federführend von Co-Trainer Guido Streichsbier geleitet wird. Außerdem kümmert sich Tony Jantschke als Top-Talente-Trainer intensiv um diese Spieler.

DFB.de: Welcher Trainer hat Sie während Ihrer Laufbahn am meisten inspiriert?

Kirch: Mit Jürgen Klopp habe ich bei Borussia Dortmund am längsten zusammengearbeitet. Neben seiner intensiven und fordernden Art war er gleichzeitig auch immer sehr nahbar und eng an der Mannschaft. Er hat mich stark beeinflusst. Bei der kurzen Zusammenarbeit mit Thomas Tuchel hat mich unter anderem die Detailverliebtheit auf dem Platz und in den Videoanalysen beeindruckt. Die Arbeit mit Jupp Heynckes bei Borussia Mönchengladbach war auch super, aber anders. Er hatte einen riesigen Erfahrungsschatz, ging sehr ruhig und umsichtig mit den Spielern um.

DFB.de: Wie sieht Ihr persönlicher Karriereplan für die nächsten Jahre aus?

Kirch: Die Arbeit bei Borussia macht mir unheimlich viel Spaß. Es bereitet mir große Freude, die Jungs weiterzuentwickeln und auf ihrem Weg zu begleiten. Alles andere lasse ich einfach auf mich zukommen.

Kategorien: DFB-Pokal der Junioren, DFB-Nachwuchsliga

Autor: mspw