DFB-Pokal der Frauen
Hoffenheims Siegtorschützin Memeti: "Solche Tage gibt es nicht so oft"

Sie haben die Überraschung geschafft: Die Frauen der TSG Hoffenheim haben im Viertelfinale des DFB-Pokals den VfL Wolfsburg mit 1:0 besiegt – der die letzte Niederlage in diesem Wettbewerb am 16. November 2013 kassierte hatte. Der entscheidende Treffer gelang Erëleta Memeti kurz nach der Pause. Im DFB.de-Interview spricht die 25-Jährige über den Jubel danach, die Party in der Kabine und den Traum vom Titel.
DFB.de: Wie war die Stimmung nach dem Spiel?
Erëleta Memeti: Ich kann es selbst noch gar nicht in Worte fassen. Es fühlt sich surreal an, dass wir Wolfsburg rausgeschmissen haben. Sie hatten eine unfassbare Serie.
DFB.de: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie das Tor gemacht haben?
Memeti: Ich habe einen Augenblick gebraucht, um zu realisieren, dass der Ball wirklich drin war. Aber dann hat das ganze Stadion geschrien und ich habe Gänsehaut bekommen. Ich wusste gar nicht, wie ich jubeln sollte. Und vor allem wusste ich nicht wohin mit meinen Emotionen. Dann kamen auch schon die Mädels auf mich zu gerannt. Das war einfach ein geiles Gefühl! Aber es war ja noch lange nicht vorbei und wir mussten noch 40 Minuten überstehen. Unsere Bank und die Fans haben uns bis zum Ende gepusht. Wir waren heiß, wie noch nie und haben jede gelungene Aktion gefeiert – in der Offensive wie in der Defensive. Es hat einfach alles funktioniert, solche Tage gibt es nicht so oft!
DFB.de: Was war nach der Partie los?
Memeti: Nach der Partie war Party angesagt. Wir haben in der Kabine ordentlich gefeiert, haben gesungen und getanzt. Das war einfach nur Wahnsinn! So etwas habe ich noch nie erlebt.
DFB.de: Wie war die Nacht? Haben Sie überhaupt in den Schlaf gefunden?
Memeti: Ich war sehr aufgewühlt und habe noch sehr viele Nachrichten beantwortet, die mich auf allen möglichen Kanälen erreicht haben. Entsprechend spät habe ich geschlafen. Zum Glück war heute trainingsfrei, sonst wäre es schwierig geworden. Aber heute geht es mir gut. Ich habe erstaunlich schnell regeneriert, zumal ich vor dem Spiel krank war. Es hätte auch sein können, dass ich schon nach zehn Minuten wieder hätte runter müssen, weil es körperlich nicht gereicht hätte. Ich habe mich im Spiel jedoch sehr gut gefühlt. Das Adrenalin und der Zauber des DFB-Pokals haben mich gepusht.
DFB.de: Der VfL Wolfsburg hat zuletzt am 16. November 2013 ein Spiel im DFB-Pokal verloren. Wo waren Sie zu dieser Zeit?
Memeti: Da habe ich noch aus Spaß und Jux mit den Jungs bei der Sportkameradschaft Fichtenberg gekickt. Ich war damals 14 Jahre alt und hatte erst drei Jahre zuvor mit dem Fußball spielen begonnen. Wahrscheinlich wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, dass man als Frau auch professionell Fußball spielen kann. Das kam bei mir erst später. Ich habe lange nur gespielt, weil es mir Bock gemacht hat. Später habe ich dann eine Einladung in eine Auswahlmannschaft erhalten. Ich weiß noch genau, wie der Trainer uns damals fragte, warum wir hier seien. Eine Spielerin hat dann geantwortet, dass sie es in die Nationalmannschaft schaffen möchte. Als ich das hörte, habe ich sie angeschaut und mich gefragt, wovon sie denn träumt und wo ich denn hier gelandet bin (lacht).
DFB.de: Sie haben es dann in die Nationalmannschaft geschafft – in die Auswahl Kosovos, wo Ihre Eltern herkommen.
Memeti: Da ist dann tatsächlich für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Die Frauen-Nationalmannschaft des Kosovo gibt es erst seit 2016. Als ich die Einladung erhalten habe, hat mich das sehr stolz gemacht. Ich fand es spannend, dort etwas aufzubauen. Wir sind dort noch ganz am Anfang der Entwicklung. Aber es geht in die richtige Richtung. Ich freue mich auf alles, was da noch kommen wird.
DFB.de: Lassen Sie uns einen Blick nach vorne werfen: Was wollen Sie am 1. Mai abends machen?
Memeti: Den DFB-Pokal in der Hand halten und feiern!
DFB.de: Der Traum vom Titel lebt?
Memeti: Ja, auf jeden Fall. Dieser Sieg gegen den VfL Wolfsburg gibt uns viel Kraft für die nächsten Aufgaben. Wir wollen jetzt ins Finale nach Köln und um den Titel mitspielen. Ich war schon als Zuschauerin beim Endspiel dabei, möchte es aber unbedingt einmal auf dem Rasen erleben. Wir sind unglaublich heiß darauf, die drei anderen Teams aber auch.
DFB.de: Die Auslosung des Halbfinals findet am Montagabend statt. Werder Bremen, Bayern München und der Hamburger SV sind noch dabei. Gibt es ein Wunschlos?
Memeti: Wir brauchen natürlich etwas Glück bei der Auslosung, denn wir möchten nicht unbedingt beim FC Bayern spielen. Ein Heimspiel wäre grundsätzlich schön! Aber egal wie es kommt, wir nehmen die Herausforderung an. Schließlich haben wir es auch geschafft, den VfL Wolfsburg aus dem Wettbewerb zu befördern.
DFB.de: … der die letzten 52 Spiele im DFB-Pokal alle gewonnen hatte. War das der größter Tag Ihrer Karriere bisher?
Memeti: Auf jeden Fall war es ein unbeschreiblicher Tag. Dieses Erlebnis werde ich so schnell nicht vergessen. Ich brauche noch etwas, um zu verstehen, was da passiert ist. Wir haben etwas Historisches geschafft.
DFB.de: Am Sonntag wartet bereits der Alltag auf Sie. In der Google Pixel Frauen-Bundesliga steht das Duell gegen Bayer 04 Leverkusen auf dem Programm. Wie schwer wird es, nach diesem Höhepunkt den Fokus darauf zu legen?
Memeti: Das wird gar nicht schwer. Wir wollen den Schwung mitnehmen und sind professionell genug, um da wieder 100 Prozent zu geben. Gegen Leverkusen wollen wir drei Punkte holen, die Liga werden wir sicher nicht abschenken. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Es ist noch alles drin!
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Kategorien: DFB-Pokal der Frauen
Autor: sw
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