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WM-Held und Anführer: Bastian Schweinsteiger wird 40

01.08.2024
Zusammen mit seinem langjährigen Trainer: Bastian Schweinsteiger

Eine beliebte Zeitschriftenrubrik, meist auf den hinteren Seiten zu finden, hat er wohl noch nie gefüllt. "Was macht eigentlich…?", das fragt sich jedenfalls derzeit kein Fußballfan, der an Bastian Schweinsteiger denkt. 2019 trat der Weltmeister, der heute 40 Jahre jung wird, als Spieler von Chicago Fire zurück, öffentlich geblieben ist er trotzdem. Ob in Werbespots mit seiner Frau Anna und seinem Spezi Lukas Podolski oder am ARD-Mikrofon an der Seite von Moderatorin Esther Sedlacek, "Schweini" ist dem deutschen Fernsehpublikum nicht verloren gegangen.

"Freundlich, pünktlich, schlitzohrig"

Damit setzt sich eine harmonische Beziehung fort, denn Bastian Schweinsteiger war eines der bekanntesten und beliebtesten Gesichter der Löw-Ära, in der die deutsche Nationalmannschaft in puncto Sympathiewerten in ungekannte Dimensionen vorstieß. Eben auch wegen Typen wie ihm. Ein Kämpfer, ein Lausbub, ein brillanter Fußballer, ein Vorbild für viele.

"Freundlich, pünktlich, schlitzohrig" charakterisierte er sich selbst vor 20 Jahren im Bayern-Magazin, als man sich für ihn zu interessieren begann. Rudi Völler, der ihn 19-jährig zum A-Nationalspieler machte und zur EM mitnahm, sagte vor seinem Abschiedsspiel für Deutschland am 31. August 2016: "Als DFB-Teamchef habe ich Schweini 2004 zur Nationalelf geholt. Man hat sofort gemerkt, dass Basti ein Stratege auf dem Rasen ist. Stolz kann er sein, noch immer so bodenständig zu sein." Wie wahr.

In Kolbermoor in Oberbayern geboren, verbrachte er den Großteil seiner Karriere in Bayern. Sein ersten drei Vereine: FV Oberaudorf (1990-1992), 1860 Rosenheim (1992-1998) und dann Bayern München (1998-2015), wo er mit 16 ins Klubinternat einzog und nach der Jugend zunächst in der zweiten Mannschaft durch die harte Schule eines Hermann Gerland ging, der ihm schon früh attestierte: "Der Bastian ist auf einem guten Weg. Er ist laufstark, ballsicher, kann’s mit beiden Beinen und vor allem ist er in Ordnung – er ist ein Typ."

Länderspieldebüt bei der EM 2004

Andere Talente bei Großklubs debütieren irgendwann in einem Pokal- oder Ligaspiel, er durfte am 13. November 2002 gemeinsam mit einem gewissen Philipp Lahm gleich in der Champions League ran. Trainer Ottmar Hitzfeld gönnte ihm 14 Minuten gegen den RC Lens und danach noch viel mehr: In seiner ersten Profisaison bei den Bayern an der Seite eines Michael Ballack erkämpfte sich Schweinsteiger gleich einen Stammplatz, (26 Spiele/4 Tore), am 17. Februar 2004 debütierte er in der deutschen U 21 und erzielte das entscheidende 1:0 gegen die Schweiz.

Auch Lukas Podolski debütierte an diesem Tag im DFB-Dress. Fortan waren sie unzertrennlich, bestritten die U 21-EM 2004 im eigenen Land und ragten dabei so heraus, dass sie Völler also mit nach Portugal nahm. Die Doppelbelastung schreckte den Blondschopf nicht ab: "Ich hätte körperlich keine Probleme, mit der U 21-EM, der EM in Portugal und eventuell noch bei Olympia drei Großturniere hintereinander zu spielen".

Gegen die von Lothar Matthäus trainierten Ungarn gab er am 6. Juni 2004 ab der 46. Minute sein Debüt und war der Gewinner unter den Verlierern  (0:2). Er bekam im Kicker eine 3 und wurde als "kleiner Lichtblick" bezeichnet. Bei der EM wurde er in allen drei Spielen eingesetzt und fortan war er dabei, wenn Deutschland zu Turnieren reiste. Drei Weltmeisterschaften und vier EM-Endrunden stehen in der stolzen Vita des Bastian Schweinsteiger, meist im zentralen Mittelfeld eingesetzt.

Krönung mit dem Weltmeistertitel 2014

Kein Zehner wie Netzer, auch kein Irrwisch wie Matthäus oder eine Passmaschine wie Toni Kroos, war er eher eine Mischung aus allen, den neben seiner Spielintelligenz vor allem sein Kampfgeist adelte. Symbolhaft für die Länderspielkarriere des Bastian Schweinsteiger, die 121 Spiele umfasste, ist das Foto seines Lebens "im Spiel meines Lebens": Das Blut floss von seiner Stirn in den letzten Minuten der Verlängerung des dramatischen WM-Finales von Maracanã am 13. Juli 2014 gegen Argentinien.

Kevin Großkreutz lief sich schon warm, aber Schweinsteiger hielt durch. "Es war das beste Spiel, das ich in meinem Leben gemacht habe. Ich war hinterher nicht nur körperlich, sondern auch mental kaputt. Es war ein äußerst hartes und herausforderndes Spiel", sagte er jetzt dem Kicker im Geburtstagsinterview. Und es war die Aussöhnung mit dem Fußballgott, der die "Generation Lahmsteiger", wie sie ein Journalist mal taufte, viel zu lange am Erfolg nur hatte schnuppern lassen.

In manchen Kreisen galten die Fixpunkte der Löw-Ära, wozu ein Miro Klose, Philipp Lahm, Per Mertesacker, Thomas Müller oder Manuel Neuer gehörten, als gescheitert: zwei dritte WM-Plätze (2006 und 2010), ein verlorenes EM-Finale (2008) und ein Aus im EM-Halbfinale (2012) - die anspruchsvolle deutsche Fußballöffentlichkeit wollte endlich eine Trophäe. In Rio holten sie sie. Nach dem Halbfinal-Aus bei der EM 2016 trat Schweinsteiger damals als deutscher EM-Rekordspieler (19 Einsätze) ab, erst in diesem Sommer wurde er von Manuel Neuer überholt.

Nummer sechs der Rekord-Nationalspieler

Seine DFB-Bilanz kann sich allemal sehen lassen. Mit 121 Einsätzen nimmt er Rang sechs im deutschen Fußball ein, 39 davon bei großen Turnieren. Bedenkt man, dass der zum Karriereende hin häufig von Verletzungen geplagte Schweinsteiger 65 Spiele seit seinem Debüt verpasste, kann man getrost von einem verkappten Rekord-Nationalspieler sprechen. 24 Tore hat er geschossen, zwei bei WM-Endrunden, drei bei Europameisterschaften, 40 hat er vorbereitet und Statistiker haben ermittelt, dass jeder 15. Torschuss in Länderspielen saß.

Nicht die Bilanz eines Torjägers, aber aller Ehren wert für einen Mittelfeldspieler, der sich mit 13 Jahren für eine Fußballkarriere entschied - und gegen das Skifahren, wo er in der Jugend auch beachtliche Erfolge aufzuweisen hatte und seinen Freund Felix Neureuther, späterer Weltmeister, bezwang. Zum Glück für den deutschen Fußball und im Übrigen auch für den FC Bayern.

"Auf Basti konnte man sich immer verlassen"

An acht Meisterschaften und sieben DFB-Pokalsiegen war Bastian Schweinsteiger beteiligt und natürlich auch im Triplejahr 2013 am Gewinn der Champions League, den er trotz des WM-Triumphes als "das Größte" bezeichnet, weil "wir es nach langen Versuchen endlich geschafft hatten". Das 2:1 von Wembley gegen Borussia Dortmund war sein drittes Finale mit Bayern in der Champions League und nun machte er seinen Frieden mit diesem Pokal, den sie 2012 auch wegen seines verschossenen Elfmeter im "Finale dahoam" gegen Chelsea aus der Hand gegeben hatten. "Ich spüre schon noch eine kleine Wunde in meinem Herzen", sagt er heute.

Aber dann klappte es eben doch noch und er sah sich bestätigt: "Man darf nie aufhören, an sich zu glauben, selbst wenn es Rückschläge gibt. Und man muss immer bereit sein, aus Fehlern zu lernen. Dieser Punkt war auch bei mir absolut entscheidend." Philipp Lahm, der ihn während seiner ganzen Bayern-Zeit begleitete, die mit einem Abstecher zu Manchester United (2015-17) endete, sagte zum Abschied: "Auf Basti konnte man sich immer verlassen. Das ist vielleicht die beste Eigenschaft von ihm."

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Autor: um