DFB-Pokal der Junioren

Trainer erwarten im Finale "ein enges Duell"

24.05.2024
Hoffenheims Nubbemeyer: "Sportliche Erfolge machen die Dinge einfacher"

Siebter Pokalerfolg für Rekordsieger SC Freiburg oder zweiter Titel für die TSG Hoffenheim? Diese Frage wird im Endspiel um den DFB-Pokal der Junioren heute (ab 18 Uhr, live bei Sky) im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion beantwortet. Im DFB.de-Doppelinterview sprechen die Trainer Bernhard Weis (48) und Tobias Nubbemeyer (31) mit Mitarbeiter Ralf Debat über das badische Derby im Pokalfinale.

DFB.de: Wie sehr fiebern Ihre Spieler dem Finale um den DFB-Pokal der Junioren entgegen, Herr Weis und Herr Nubbemeyer?

Bernhard Weis: Total. Vor allem für die älteren Spieler des Jahrgangs 2005 wird es das letzte Spiel im Jugendfußball sein. Einen besseren Abschluss kann es nicht geben.

Tobias Nubbemeyer: Die Vorfreude auf dieses Event-Wochenende in Berlin und Potsdam ist auch bei uns riesig. Im Mittelpunkt stehen aber natürlich die 90 Minuten im Endspiel.

DFB.de: Der Rahmen wird im Vergleich zu einem "normalen" Liga- oder Pokalspiel ein anderer sein. Wird es deshalb auch eine besondere Vorbereitung auf das Finale geben?

Weis: Durch die längere und frühzeitigere Anreise ist der Aufwand natürlich ein wenig größer als sonst, auch die Abläufe werden dadurch ein wenig angepasst. Das nimmt aber jeder gerne in Kauf. Was das Training angeht, haben wir jedoch ganz bewusst nichts verändert.

Nubbemeyer: Wir werden alles tun, um uns so normal wie möglich auf das Finale vorzubereiten, auch wenn das gesamte Drumherum mit dem DFB-Bankett, dem Hotel und am nächsten Tag der Siegerehrung im Olympiastadion natürlich anders ist als sonst. Ich kann mich da aber voll auf mein Trainerteam und den gesamten Staff verlassen. Alle werden ihr Bestmögliches geben, um die Mannschaft optimal vorzubereiten. So wie immer.

DFB.de: Die U 19 des SC Freiburg spielte in dieser Saison nicht in der A-Junioren-Bundesliga. Geht die TSG deshalb automatisch als Favorit in die Partie?

Weis: Das denke ich schon, ja. Es ist ja nicht nur so, dass Hoffenheim eine Liga höher gespielt hat. Das Team hat die Staffel Süd/Südwest auch souverän gewonnen und zuletzt im Halbfinale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft Borussia Mönchengladbach in beiden Spielen deutlich in die Schranken gewiesen. Das war schon top.

Nubbemeyer: Dass wir die Favoritenrolle zugeschoben bekommen, damit müssen wir leben. Ich sehe das aber nicht so. Man darf nicht vergessen, dass einige Freiburger Spieler schon regelmäßig für die U 23 in der 3. Liga am Ball waren, in einer Profispielklasse also. Diese Erfahrungen sind sehr wertvoll und könne eine wesentliche Rolle spielen.

DFB.de: Wo sehen Sie die besonderen Stärken des Gegners?

Weis: Die TSG ist insgesamt sehr stabil, verfügt über eine hohe Qualität im Umschaltspiel und hat zahlreiche torgefährliche Spieler. Die Erfolge haben für viel Selbstvertrauen gesorgt.

Nubbemeyer: Im Freiburger Aufgebot stehen viele technisch gute und dribbelstarke Spieler, dazu kommen zwei strategisch starke Sechser. Ich gehe von einem sehr engen Duell aus.

DFB.de: Worauf wird es ganz besonders ankommen?

Weis: Es ist nur ein Spiel, also wird die Tagesform eine wesentliche Rolle spielen. Vermutlich werden Kleinigkeiten entscheiden. Wir dürfen uns vor allem nicht verrückt machen lassen und müssen möglichst locker bleiben. Gegen Gladbach hat die TSG in allen vier Halbzeiten sehr frühe Tore erzielt. Das darf uns nicht passieren, wenn wir eine Chance haben wollen. Deshalb ist es unser erstes Ziel, dass es ein sehr enges und spannendes Duell wird.

Nubbemeyer: Wie gesagt: Es wird ein Vergleich auf Augenhöhe. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Entscheidung erst in der Schlussphase fällt. Von daher gilt es, bis zur letzten Sekunde die Konzentration hochzuhalten.

DFB.de: Wird der Derbycharakter eine Rolle spielen?

Weis: Klar, man kennt sich, in früheren Jahren haben beide Teams ständig gegeneinander gespielt. Dennoch steckt im Duell Südbaden gegen Nordbaden nicht ganz so viel Brisanz. Das wäre beispielsweise bei einem Derby gegen den VfB Stuttgart schon anders.

Nubbemeyer: Das gilt für uns genauso. Selbstverständlich kennen sich die Spieler untereinander gut. Das wäre aber auch bei einigen anderen Gegnern so.

DFB.de: Der SC Freiburg ist Rekordpokalsieger, hat alle bisherigen sechs Endspiele gewonnen. Macht diese Bilanz Ihrer Mannschaft zusätzlich Mut?

Weis: Ich weiß gar nicht, ob unsere Jungs das überhaupt wissen. (lacht) Fakt ist, dass im Juniorenbereich in jeder Saison völlig andere Mannschaften an den Start gehen, die nichts miteinander zu tun haben. Die Bilanz ist für den SC Freiburg eine schöne Sache. Für den Ausgang dieses Finales hat sie aber keinerlei Aussagekraft.

DFB.de: Die TSG steht auch im Endspiel um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft, könnte als erstes U 19-Team das Double gewinnen. Ist das noch ein zusätzlicher Ansporn?

Nubbemeyer: Auch wenn es sich wie eine Floskel anhört: Wir denken nur von Spiel zu Spiel. Vor dem Pokalfinale haben wir mit Sicherheit nicht das Endspiel um die Meisterschaft im Kopf. Das würde auch nicht helfen. Hinzu kommt, dass wir Fußball nicht in erster Linie für Trophäen spielen. Wir wollen möglichst in jedem Spiel eine gute Leistung bringen. Wenn uns das gelingt, dann stehen auch die Chancen gut, erfolgreich zu sein.

DFB.de: Es ist für Sie als Trainer jeweils das erste große nationale Finale in Deutschland. Was würde Ihnen ein Erfolg auch persönlich bedeuten?

Weis: Ich war 2012 schon einmal als Co-Trainer von Martin Schweizer beim Pokalfinale dabei und denke - genau wie die damaligen Spieler, von denen einige noch bei uns im Verein sind - gerne daran zurück. Von daher hätte ich natürlich nichts dagegen, den Pokal erneut mit nach Freiburg zu nehmen. (lacht) Noch mehr würde ich mich aber für die Spieler freuen, die sich für ihre harte Arbeit belohnen können.

Nubbemeyer: Als Nachwuchstrainer in den USA habe ich schon zwei solcher Endspiele gewonnen. Dadurch bin ich aber kein glücklicherer Mensch geworden, wenn Sie das meinen. Wichtiger als das Ergebnis ist mir immer die Art und Weise. Dennoch ist es natürlich auch für mich etwas Besonderes, ein solches Finale zu bestreiten. Vor einem Jahr bin ich in den USA noch in der Nacht aufgestanden, um die beiden U 19-Endspiele in Deutschland auf Youtube zu verfolgen, quasi als Vorbereitung auf meinen neuen Job in Hoffenheim. Es ist schon verrückt, dass ich jetzt selbst bei den beiden Finals dabei bin.

DFB.de: Ihr wesentlicher Auftrag ist die Ausbildung der jungen Talente. Wie bewerten Sie die Entwicklung des Teams und der einzelnen Spieler in dieser Saison?

Weis: Dass wir mit der U 19 diesmal in der Oberliga gespielt haben, sehe ich in dieser Hinsicht keineswegs als Nachteil an. Gerade in Sachen Widerstandsfähigkeit war es eine gute Schule für die Jungs, mal auf kleineren und schlechteren Plätzen antreten und sich in engen und nicht so modernen Kabinen umziehen zu müssen. So etwas erdet viele Spieler. Sehr positiv machen sich auch die Erfahrungen bei der U 23 in der 3. Liga bemerkbar.

Nubbemeyer: In einer guten und funktionierenden Mannschaft entwickeln sich auch die einzelnen Spieler besser. Von daher sind wir auf einem sehr guten Weg. Zu Saisonbeginn gab es noch einige Anlaufschwierigkeiten, danach hat sich das Team aber kontinuierlich gesteigert und geht jetzt mit einem guten Momentum in das Pokalfinale.

DFB.de: Werden in Potsdam denn einige Spieler auf dem Platz stehen, die den Sprung in die Bundesliga schaffen können?

Weis: Puh, schwierige Frage. Ich bin kein Hellseher. (lacht) Noch sind es Talente, nicht mehr und nicht weniger. Selbstverständlich sehen wir in einigen Jungs etwas, dennoch ist eine Vorhersage schwierig. Wer allerdings als U 19-Spieler schon regelmäßig zu Einsatzzeiten in der 3. Liga kommt, hat sicherlich gute Voraussetzungen, um sich später auch in einer der ersten drei Ligen zu etablieren.

Nubbemeyer: Ohne Namen zu nennen, bin ich mir ganz sicher, dass wir den einen oder anderen in der Bundesliga wiedersehen werden.

DFB.de: Wie sehr würde ein großer sportlicher Erfolg dabei helfen?

Weis: Einen solchen Titel nimmt den Jungs niemand mehr. Daher gibt das mit Sicherheit noch einen zusätzlichen Push. Die Spieler müssen aber auch wissen: Ihre Karriere beginnt erst nach der Juniorenzeit. Dann müssen sie sich alle neu beweisen.

Nubbemeyer: Sportliche Erfolge machen die Dinge einfacher. Die Jungs würden ihre nächsten Aufgaben dann mit noch mehr Überzeugung angehen. Das ist das Nonplusultra, um sich dauerhaft im Profifußball durchzusetzen.

Kategorien: DFB-Pokal der Junioren

Autor: mspw