Pflichtspiele gegen Australien: Ungeschlagen bei Olympia

Ein olympisches Auftaktspiel gegen Australien ist kein Novum für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Ein schlechtes Omen ist die Partie am Donnerstag (ab 19 Uhr, live im ZDF) in Marseille auch nicht, denn vor 24 Jahren starteten die DFB-Frauen mit einem souveränen 3:0, der umso beeindruckender war, als er gegen die Gastgeberinnen gelang. Denn gespielt wurde am 14. September 2000 in Australiens Hauptstadt Canberra, das Ziel hieß natürlich Sydney – wo sich der ganze olympische Hype abspielte und auch die Fußballmedaillen vergeben wurden.

Sie waren also gekommen, um nicht zu bleiben. Auch die kühle Witterung war ein Ansporn für die deutschen Frauen Canberra, wo die ersten beiden Vorrundenspiele stattfanden, zu verlassen. Auch der Rasen in Canberra war keine Attraktion, zwei Wochen vor Turnierstart wurde er erneut ausgetauscht. So trat die Auswahl von Bundestrainerin Tina Theune-Meyer auf ihrem Weg nach Sydney in Canberra auf einem Untergrund aus Melbourne an. Der war selbst für die "Matildas" neu. Ansonsten waren sie im Vorteil, hatten sie sich schon seit 1998 regelmäßig in Canberra auf die Spiele vorbereitet.

Erstes Duell im Eröffnungsspiel bei Olympia 2000

Das Auftaktspiel war nach allgemeiner Auffassung das der Gruppenfavoriten. Brasilien und Schweden standen damals noch nicht so hoch im Kurs. Trotzdem war Australien, das erst sieben Jahre zuvor eine Frauen-Mannschaft etablierte, der große Unbekannte im Lostopf: Es war das erste Länderspiel überhaupt gegen Deutschland.

Theune-Meyer hielt es für "vorentscheidend für unsere Gruppe", hatte aber noch eine Sorge: "Unsere Mannschaft kommt immer schwer in ein Turnier hinein!" Bei der EM 1997 und der WM 1999 war man jeweils gegen Italien mit einem 1:1 gestartet. Nun wollten es die amtierenden Europameisterinnen besser machen.

Das Bruce-Stadion in Canberra war zwei Tage vor der Eröffnungsfeier für Sydney 2000 ausverkauft, 25.000 Fans wollten die Matildas zum Sieg schreien. Deutsche Fans saßen hauptsächlich vor dem Fernseher, mussten dafür aber früh aufstehen – es war 8 Uhr morgens in der Heimat.

Grings trifft 2000 zum Sieg

Aber sie bereuten es nicht, die Mannschaft um die Frankfurter Achse – Abwehrchefin Steffi Jones, Spielmacherin Renate Lingor und Torjägerin Birgit Prinz – erwischte diesmal einen starken Start ins Turnier. Nach 35 Minuten setzte Inka Grings (FCR Duisburg) die spielerische Überlegenheit in ein erstes Tor um, nachdem Torhüterin Tracey Wheeler einen Prinz-Schuss zur Seite geklatscht hatte. Mit der Entscheidung ließen sich die Deutschen gegen ultradefensive Matildas noch etwas Zeit, nach 71 Minuten war es so weit: Bettina Wiegmann (Brauweiler) nutzte ein Grings-Zuspiel. Lingor erhöhte nach einem Torwartfehler in letzter Minute noch auf 3:0, womit die Trainerin nicht ganz zufrieden war: "Alle Spielerinnen haben eine gute Leistung gezeigt. Es hätten jedoch noch mehr Tore werden können." Das war der Geist, der sie nach Sydney brachte, wo es immerhin zur Bronzemedaille reichen sollte.

Im Fünf-Jahres-Rhythmus sah man die Matildas danach wieder. 2005 gab es auf einem Internationalen Turnier in China die erste Niederlage (0:1), 2010 beim ersten Deutschland-Gastspiel in Wolfsburg einen 2:1-Testspielsieg. Richtig ernst wurde es erst wieder am 6. August 2016 – bei Olympia in Brasilien. Die Spiele fanden in Rio de Janeiro statt, die Fußballerinnen mussten aber wieder mal zunächst draußen bleiben.

Nervenaufreibendes Aufeinandertreffen bei Olympia 2016

Die Vorrunde verbrachte das Team von Silvia Neid zum Großteil in Sao Paulo, fernab des Olympischen Dorfes. Mit dem Ziel Olympiasieg waren sie angetreten, aber dieses erhielt schon im zweiten Spiel einen Dämpfer. Hatte selbst das 6:1 gegen Simbabwe schon etwas Anlass zu Kritik gegeben, stand Deutschland in Sao Paulo vor vollem Haus (37.475 Zuschauer*innen) am Rande des Abgrunds. "Die Australierinnen sind richtig stark, das wird ein enges Spiel", hatte Bayern Münchens Melanie Behringer vor dem Anpfiff (18 Uhr/23 Uhr in Deutschland) prophezeit und sie sollte Recht bekommen.

Als die Deutschen zur Halbzeit in der Kabine saßen, schauten sie sich ungläubig an. Es stand 1:2 nach Kontertoren der Stürmerinnen Samantha Kerr (6.) und Caitlin Ford (45.) und dem Anschlusstreffer von Sara Däbritz aus zwölf Metern auf Vorarbeit von Alexandra Popp, der einzigen Spielerin, die heute noch dabei ist.

Die routinierte Innenverteidigerin Annike Krahn erwischte einen schwarzen Tag, hatte Aktien am 0:2 und wurde von Neid zur Pause ausgewechselt gegen Josephine Henning (FC Arsenal), die erst ihr drittes Länderspiel bestritt. Die zweite Hälfte stand im Zeichen deutschen Anrennens, am fehlenden Kampfgeist lag es gewiss nicht. Nun schaltete auch die ARD zu, wenn auch in Konferenzschaltung mit dem Hockeyspiel der Herren.

Neid wechselte noch zweimal und als alles schon verloren schien, fiel er doch noch, der Ausgleich. Offiziell war es ein Eigentor von Miss Polkinghorne (88.) per Hand, aber dazu genötigt hatte sie Saskia Bartusiak. Der Treffer sicherte Deutschland den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale.

Euphorie brach deshalb im deutschen Lager nicht aus. Silvia Neid war unzufrieden: "Wir haben nicht gut ins Spiel gefunden, und das 0:1 hat uns aus dem Konzept gebracht. Dann haben wir nicht gut als Team gearbeitet." Kapitänin Bartusiak (Frankfurt) hob aber hervor: "Wir haben Moral bewiesen und sind immer dran geblieben. Das 2:2 war am Ende verdient. Wir haben einen Punkt gewonnen und müssen konstruktiv damit umgehen, uns austauschen und schauen, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden muss." Popp versicherte: "Wir wissen, dass wir uns steigern müssen."

Letzte Begegnung endet in einem Torfestival

Daran gab es Zweifel, da gegen Kanada (1:2) eine Niederlage folgte und der Gruppensieg verspielt wurde. Der kicker unkte hinsichtlich der Gold-Träume schon: "Mission impossible?" Aber dann machten sie ihren Vorsatz wahr, holten Gold in Rio und verschafften Silvia Neid den perfekten Abschied.

Das bis dato letzte Spiel gegen Australien verantwortete Martina Voss-Tecklenburg, im April 2021 gab es in Wiesbaden ein 5:2. Drei Siege, ein Remis und eine Niederlage – die Bilanz kann sich also sehen. Vor allem aber das gute Omen: Wenn deutsche Frauen bei Olympia auf Australien treffen, gibt es am Ende für alle einen Halsschmuck.

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Ein olympisches Auftaktspiel gegen Australien ist kein Novum für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Ein schlechtes Omen ist die Partie am Donnerstag (ab 19 Uhr, live im ZDF) in Marseille auch nicht, denn vor 24 Jahren starteten die DFB-Frauen mit einem souveränen 3:0, der umso beeindruckender war, als er gegen die Gastgeberinnen gelang. Denn gespielt wurde am 14. September 2000 in Australiens Hauptstadt Canberra, das Ziel hieß natürlich Sydney – wo sich der ganze olympische Hype abspielte und auch die Fußballmedaillen vergeben wurden.

Sie waren also gekommen, um nicht zu bleiben. Auch die kühle Witterung war ein Ansporn für die deutschen Frauen Canberra, wo die ersten beiden Vorrundenspiele stattfanden, zu verlassen. Auch der Rasen in Canberra war keine Attraktion, zwei Wochen vor Turnierstart wurde er erneut ausgetauscht. So trat die Auswahl von Bundestrainerin Tina Theune-Meyer auf ihrem Weg nach Sydney in Canberra auf einem Untergrund aus Melbourne an. Der war selbst für die "Matildas" neu. Ansonsten waren sie im Vorteil, hatten sie sich schon seit 1998 regelmäßig in Canberra auf die Spiele vorbereitet.

Erstes Duell im Eröffnungsspiel bei Olympia 2000

Das Auftaktspiel war nach allgemeiner Auffassung das der Gruppenfavoriten. Brasilien und Schweden standen damals noch nicht so hoch im Kurs. Trotzdem war Australien, das erst sieben Jahre zuvor eine Frauen-Mannschaft etablierte, der große Unbekannte im Lostopf: Es war das erste Länderspiel überhaupt gegen Deutschland.

Theune-Meyer hielt es für "vorentscheidend für unsere Gruppe", hatte aber noch eine Sorge: "Unsere Mannschaft kommt immer schwer in ein Turnier hinein!" Bei der EM 1997 und der WM 1999 war man jeweils gegen Italien mit einem 1:1 gestartet. Nun wollten es die amtierenden Europameisterinnen besser machen.

Das Bruce-Stadion in Canberra war zwei Tage vor der Eröffnungsfeier für Sydney 2000 ausverkauft, 25.000 Fans wollten die Matildas zum Sieg schreien. Deutsche Fans saßen hauptsächlich vor dem Fernseher, mussten dafür aber früh aufstehen – es war 8 Uhr morgens in der Heimat.

Grings trifft 2000 zum Sieg

Aber sie bereuten es nicht, die Mannschaft um die Frankfurter Achse – Abwehrchefin Steffi Jones, Spielmacherin Renate Lingor und Torjägerin Birgit Prinz – erwischte diesmal einen starken Start ins Turnier. Nach 35 Minuten setzte Inka Grings (FCR Duisburg) die spielerische Überlegenheit in ein erstes Tor um, nachdem Torhüterin Tracey Wheeler einen Prinz-Schuss zur Seite geklatscht hatte. Mit der Entscheidung ließen sich die Deutschen gegen ultradefensive Matildas noch etwas Zeit, nach 71 Minuten war es so weit: Bettina Wiegmann (Brauweiler) nutzte ein Grings-Zuspiel. Lingor erhöhte nach einem Torwartfehler in letzter Minute noch auf 3:0, womit die Trainerin nicht ganz zufrieden war: "Alle Spielerinnen haben eine gute Leistung gezeigt. Es hätten jedoch noch mehr Tore werden können." Das war der Geist, der sie nach Sydney brachte, wo es immerhin zur Bronzemedaille reichen sollte.

Im Fünf-Jahres-Rhythmus sah man die Matildas danach wieder. 2005 gab es auf einem Internationalen Turnier in China die erste Niederlage (0:1), 2010 beim ersten Deutschland-Gastspiel in Wolfsburg einen 2:1-Testspielsieg. Richtig ernst wurde es erst wieder am 6. August 2016 – bei Olympia in Brasilien. Die Spiele fanden in Rio de Janeiro statt, die Fußballerinnen mussten aber wieder mal zunächst draußen bleiben.

Nervenaufreibendes Aufeinandertreffen bei Olympia 2016

Die Vorrunde verbrachte das Team von Silvia Neid zum Großteil in Sao Paulo, fernab des Olympischen Dorfes. Mit dem Ziel Olympiasieg waren sie angetreten, aber dieses erhielt schon im zweiten Spiel einen Dämpfer. Hatte selbst das 6:1 gegen Simbabwe schon etwas Anlass zu Kritik gegeben, stand Deutschland in Sao Paulo vor vollem Haus (37.475 Zuschauer*innen) am Rande des Abgrunds. "Die Australierinnen sind richtig stark, das wird ein enges Spiel", hatte Bayern Münchens Melanie Behringer vor dem Anpfiff (18 Uhr/23 Uhr in Deutschland) prophezeit und sie sollte Recht bekommen.

Als die Deutschen zur Halbzeit in der Kabine saßen, schauten sie sich ungläubig an. Es stand 1:2 nach Kontertoren der Stürmerinnen Samantha Kerr (6.) und Caitlin Ford (45.) und dem Anschlusstreffer von Sara Däbritz aus zwölf Metern auf Vorarbeit von Alexandra Popp, der einzigen Spielerin, die heute noch dabei ist.

Die routinierte Innenverteidigerin Annike Krahn erwischte einen schwarzen Tag, hatte Aktien am 0:2 und wurde von Neid zur Pause ausgewechselt gegen Josephine Henning (FC Arsenal), die erst ihr drittes Länderspiel bestritt. Die zweite Hälfte stand im Zeichen deutschen Anrennens, am fehlenden Kampfgeist lag es gewiss nicht. Nun schaltete auch die ARD zu, wenn auch in Konferenzschaltung mit dem Hockeyspiel der Herren.

Neid wechselte noch zweimal und als alles schon verloren schien, fiel er doch noch, der Ausgleich. Offiziell war es ein Eigentor von Miss Polkinghorne (88.) per Hand, aber dazu genötigt hatte sie Saskia Bartusiak. Der Treffer sicherte Deutschland den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale.

Euphorie brach deshalb im deutschen Lager nicht aus. Silvia Neid war unzufrieden: "Wir haben nicht gut ins Spiel gefunden, und das 0:1 hat uns aus dem Konzept gebracht. Dann haben wir nicht gut als Team gearbeitet." Kapitänin Bartusiak (Frankfurt) hob aber hervor: "Wir haben Moral bewiesen und sind immer dran geblieben. Das 2:2 war am Ende verdient. Wir haben einen Punkt gewonnen und müssen konstruktiv damit umgehen, uns austauschen und schauen, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden muss." Popp versicherte: "Wir wissen, dass wir uns steigern müssen."

Letzte Begegnung endet in einem Torfestival

Daran gab es Zweifel, da gegen Kanada (1:2) eine Niederlage folgte und der Gruppensieg verspielt wurde. Der kicker unkte hinsichtlich der Gold-Träume schon: "Mission impossible?" Aber dann machten sie ihren Vorsatz wahr, holten Gold in Rio und verschafften Silvia Neid den perfekten Abschied.

Das bis dato letzte Spiel gegen Australien verantwortete Martina Voss-Tecklenburg, im April 2021 gab es in Wiesbaden ein 5:2. Drei Siege, ein Remis und eine Niederlage – die Bilanz kann sich also sehen. Vor allem aber das gute Omen: Wenn deutsche Frauen bei Olympia auf Australien treffen, gibt es am Ende für alle einen Halsschmuck.

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