DFB-Pokal der Frauen
Malinowski: "Die Rollen sind klar verteilt"
Die frühere Juniorennationalspielerin Kyra Malinowski war viele Jahre als Spielerin und Nachwuchstrainerin für die SGS Essen am Ball. Jetzt trainiert sie die Frauen des VfL Bochum in der Regionalliga West und trifft in derzweiten DFB-Pokalrunde am Samstag (ab 13 Uhr) im großen Vonovia Ruhrstadion auf ihren Ex-Verein. Im DFB.de-Interview spricht die 30 Jahre alte Lehrerin über das Pokalderby und ihre Ziele.
DFB.de: Wie gut hat es Ihnen gefallen, dass die Auslosung der zweiten Runde im DFB-Pokal Ihnen ein Duell mit Ihrem Ex-Verein SGS Essen beschert hat, Frau Malinowski?
Kyra Malinowski: Wir freuen uns vor allem sehr darüber, auch in der zweiten Runde des DFB-Pokals zu Hause zu spielen. Natürlich hatten wir uns wie in der ersten Runde einen Regionalligisten gewünscht. Dass es jetzt direkt gegen einen Bundesligisten geht, stellt uns vor eine besondere Herausforderung. Die Rollen sind klar verteilt. Ich freue mich auch auf das Wiedersehen mit Trainer Markus Högner, unter dem ich als Spielerin bei der SGS noch selbst am Ball war.
DFB.de: Beim VfL Bochum findet am Samstag der große Familien- und Mitmachtag im Rahmen der Veranstaltung "175 Jahre VfL" statt. Das Pokalspiel wird im großen Ruhrstadion der Profis ausgetragen. Wie sehr kann das Ihr Team pushen?
Malinowski: In der ersten Runde wurden wir bei unserem 3:2-Heimerfolg gegen Fortuna Köln bereits von 1400 Zuschauer*innen lautstark unterstützt. Ich hoffe, dass gegen die SGS Essen noch einige Fans hinzukommen werden. Für uns sind solche Kulissen nicht alltäglich, können die Mädels deshalb eventuell auch hemmen und einschüchtern. Die Vorfreude steht aber im Vordergrund. Ich hoffe, dass die Kulisse das Team beflügelt und noch einige zusätzliche Prozent herauskitzeln wird.
DFB.de: Sie befinden sich mit Ihrem Team in der Frauen-Regionalliga West bereits im Wettkampfmodus, während für die SGS der Saisonstart in der Google Pixel Frauen-Bundesliga erst am 17. September gegen Eintracht Frankfurt erfolgt. Ist das ein Vorteil?
Malinowski: Vielleicht kann es uns helfen, dass wir bereits im DFB-Pokal gespielt und in der Meisterschaft zwei Partien ohne Gegentor absolviert haben.
DFB.de: In Essen haben Sie auch fünf Jahre als Nachwuchstrainerin gearbeitet. Warum haben Sie den Verein verlassen und beim VfL Bochum angeheuert?
Malinowski: Bei der SGS Essen hatte ich die U 17 in der B-Juniorinnen-Bundesliga trainiert. Danach ergab sich für mich die Möglichkeit, beim VfL Bochum Cheftrainerin einer Frauenmannschaft zu werden. Ich wollte im Seniorinnenbereich Erfahrungen sammeln. Dieser Schritt hat meiner Entwicklung gutgetan.
DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?
Malinowski: Ich will mit dem VfL Bochum möglichst in die 2. Frauen-Bundesliga aufsteigen. Kurz- oder mittelfristig möchte ich den Fokus komplett auf den Fußball legen und irgendwann ein Team in der Frauen-Bundesliga trainieren. Sollten mit einer hauptamtlichen Anstellung die Rahmenbedingungen stimmen, würde ich auch gerne die Ausbildung zur Pro Lizenz in Angriff nehmen.
DFB.de: Grundsätzlich sind Frauen im Trainergeschäft immer noch unterrepräsentiert. Worauf führen Sie das zurück?
Malinowski: Ich hoffe, dass einige Frauen die neuen Förderprogramme des DFB in Anspruch nehmen, um ihre Trainerscheine zu machen. Alles ist im Wandel, aber in vielen entscheidenden Positionen sitzen immer noch Männer, die bei der Vergabe von Trainerposten eher das männliche Geschlecht bevorzugen.
DFB.de: Sie arbeiten hauptberuflich als Lehrerin und unterrichten an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bottrop Deutsch und Sport. Wie bekommen Sie mit der Doppelbelastung zurecht?
Malinowski: Ich habe vor eineinhalb Jahren einen Teilzeitantrag in der Schule gestellt, arbeite nur noch 20 Stunden in der Woche. Neben meiner Tätigkeit als Cheftrainerin der VfL-Frauen unterstütze ich seit dieser Saison auch noch David Siebers, der bei uns als Cheftrainer die U 17-Junioren in der Staffel West der B-Junioren-Bundesliga betreut, als Co-Trainerin. Die Belastung wurde dadurch noch einmal höher. Aber durch meinen Werdegang als Junioren-Nationalspielerin hatte ich bereits als junges Mädchen gelernt, gut strukturiert und organisiert durch den Schulalltag zu kommen. Diese Selbstdisziplin kommt mir nun weiterhin zu Gute.
DFB.de: Die Frauen des VfL spielen seit neun Jahren in der Regionalliga West eine gute Rolle. Ist die Zeit jetzt reif für den Wiederaufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga?
Malinowski: Wir haben unseren Kader in der Spitze und Breite so aufgestellt, dass dieses Ziel durchaus realistisch ist. Wir glauben an unsere Mannschaft und hoffen, dass wir den Schritt in die 2. Bundesliga schaffen.
DFB.de: In welchen Bereichen unterscheiden sich die Rahmenbedingungen beim VfL Bochum gegenüber Ihrer Zeit in Essen?
Malinowski: Der VfL Bochum ist als Fußball-Bundesligist selbstverständlich professioneller aufgestellt. Wir sind dabei, die Strukturen für den Frauenfußball anzupassen. Die SGS Essen ist dagegen ein Verein, der ausschließlich Frauenfußball anbietet. In Essen geht es etwas familiärer zu, weil der Gesamtverein wesentlich kleiner ist.
DFB.de: Wie haben Sie die Frauen-WM in Neuseeland und Australien wahrgenommen und ist die positive Resonanz auch bis zu Ihrem Team durchgedrungen?
Malinowski: Die positive Entwicklung, die der Frauenfußball in den zurückliegenden Jahren genommen hat, wird auch durch das frühe Ausscheiden des DFB-Teams nicht aufzuhalten sein. Bereits nach der erfolgreichen Europameisterschaft in England habe ich bei meinen Mädels gemerkt, dass das Interesse, sich ein Spiel der DFB-Frauen anzuschauen, deutlich gewachsen ist. Umso schöner, dass das erste Heimspiel nach der WM am 26. September gegen Island bei uns in Bochum stattfindet. Das öffentliche Interesse ist allgemein gestiegen und die Rahmenbedingungen sind deutlich verbessert worden.
Kategorien: DFB-Pokal der Frauen
Autor: mspw
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