A-Junioren-Bundesliga
Mainz-Coach Hoffmann: "Es geht um Nuancen"
Souveräner Spitzenreiter in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga und Halbfinalist im DFB-Pokal der Junioren: Die Saison hätte für die U 19 des 1. FSV Mainz 05 und ihren Trainer Benjamin Hoffmann (43) bislang nicht besser verlaufen können. Im DFB.de-Interview spricht der zweimalige Meistertrainer mit Mitarbeiter Ralf Debat über sportliche Erfolge, Talentförderung und Mainzer Tugenden.
DFB.de: Ihre Mannschaft führt die Tabelle souverän und steht im Halbfinale um den DFB-Pokal. Wie zufrieden sind Sie mit dem zurückliegenden Halbjahr, Herr Hoffmann?
Benjamin Hoffmann: Wir können extrem zufrieden sein. Die Jungs haben es insgesamt sehr gut gemacht, unsere Prinzipien angenommen und die entsprechenden Tugenden gezeigt. Dazu kam die notwendige Konstanz.
DFB.de: In der Liga ging noch kein Spiel verloren, der 1. FSV Mainz 05 stellt auch den torgefährlichsten Angriff und die stabilste Hintermannschaft. Was sind die wesentlichen Gründe für diese Dominanz?
Hoffmann: Vom ersten Tag an war zu spüren, dass wir eine echte Einheit sein wollen. Wie die einzelnen Spieler miteinander umgehen, ist vorbildlich. Besondere Maßnahmen zum Teambuilding waren daher gar nicht notwendig.
DFB.de: Was zeichnet die Mannschaft grundsätzlich in dieser Saison aus?
Hoffmann: Jeder gönnt jedem alles, das Team ist von einer gewissen Selbstlosigkeit geprägt. Die Jungs sind aber auch gewillt, gegen Widerstände anzukämpfen und diese Herausforderungen als "Challenges" zu begreifen, die sie nur gemeinsam lösen können. Sie setzen das in jedem Training und in jedem Spiel um. Dass die Mannschaft insgesamt über große Qualität verfügt, kommt natürlich hinzu.
DFB.de: Wo sehen Sie denn überhaupt noch Verbesserungsbedarf?
Hoffmann: Inhaltlich gibt es schon einige Themen, an denen wir arbeiten können und werden. Dazu gehört beispielsweise beim Spiel gegen den Ball die richtige Balance zwischen hohem Anlaufen oder einer defensiveren Grundordnung. Im Kombinationsspiel können wir bisweilen sauberer agieren. Unter dem Strich geht es dabei aber um Nuancen. Die Mannschaft will sich immer verbessern und nimmt jedes Coaching an.
DFB.de: Was war Ihr persönlicher Höhepunkt der ersten Halbserie?
Hoffmann: Am meisten beeindruckt hat mich unser 4:0-Auftaktsieg gegen die TSG Hoffenheim, die in unserer Staffel immer zu den Topteams gehört. Diese Leistung war schon sehr nah an einem für uns perfekten Spiel. Über 90 Minuten haben wir Druck auf den Ball und den Gegner gemacht, jeder Treffer war stark herausgespielt. Dieser Auftritt hat das Selbstvertrauen weiter gestärkt und war eine Art Initialzündung.
DFB.de: Der Vorsprung auf den ersten Verfolger 1. FC Nürnberg beträgt sechs Punkte. Dabei hat der "Club" schon eine Partie mehr ausgetragen. Kann sich der FSV auf dem Weg in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft nur noch selbst stoppen?
Hoffmann: Eines vorweg: Unsere Hauptaufgabe ist nicht der Tabellenstand, sondern die Ausbildung unserer Talente. Mit dem Bundesligadebüt von Nelson Weiper und dem Profivertrag für Brajan Gruda haben wir unser wichtigstes Saisonziel schon erreicht und sind auch in dieser Hinsicht noch nicht am Ende. Jetzt zur Meisterschaft: Wer mit einem solchen Vorsprung in die Winterpause geht, der möchte diese Position auch verteidigen. Wir dürfen aber auf keinen Fall glauben, dass es jetzt einfach so weitergeht. Wir haben noch einige sehr schwere Spiele vor uns, unter anderem beim FC Bayern München und gegen den Karlsruher SC, den ich zu unseren stärksten Konkurrenten zähle. Sollten wir jedoch im neuen Jahr an die bisher gezeigten Leistungen anknüpfen können, dann bin ich sehr zuversichtlich.
DFB.de: Der bislang einzige nationale Mainzer Titelgewinn gelang 2009 noch unter Trainer Thomas Tuchel, den Sie aus gemeinsamen Dortmunder Zeiten kennen. Wie groß ist die Lust im Verein und in Ihrem Team, diesen Erfolg zu wiederholen?
Hoffmann: Schon sehr groß, selbstverständlich. Dennoch sollten wir nicht so weit nach vorne blicken und die Erwartungshaltung zu weit nach oben schrauben. In der Position zu sein, in der wir uns aktuell befinden, ist für Mainz 05 keine Selbstverständlichkeit. Wir werden sehen, was für uns in dieser Saison noch drin ist.
DFB.de: Mit der U 19 Ihres langjährigen Vereins Borussia Dortmund wurden Sie bereits zweimal Deutscher A-Junioren-Meister. Wäre ein Titelgewinn mit Mainz 05 eine noch größere Geschichte?
Hoffmann: Jede Meisterschaft hat ihren Stellenwert, das ist schwer vergleichbar. Mit dem BVB in meinem letzten Spiel als U 19-Trainer den Titel zu holen, war beispielsweise auch eine besondere Geschichte. Von außen betrachtet, mag es wegen der unterschiedlichen Rahmenbedingungen der beiden Klubs wesentlich schwieriger erscheinen, einen solchen Erfolg mit Mainz 05 zu landen. Aber so weit sind wir auch noch lange nicht.
DFB.de: Im Halbfinale des DFB-Pokals stehen mit dem 1. FC Köln, dem FC Schalke 04, Hertha BSC und Ihrer Mannschaft vier Teams, die auch noch um die Meisterschaft mitspielen. Was sagt das über die Konkurrenz aus?
Hoffmann: Es ist in der Tat so, dass die Halbfinalspiele im Rahmen der Endrunde um die Meisterschaft ganz ähnlich aussehen könnten wie im DFB-Pokal. Das ist schon eine kuriose und überraschende Konstellation. Ich denke, es könnte ein wenig damit zu tun haben, dass wir erneut nur eine einfache Runde in der Meisterschaft spielen und die Belastung für die Spitzenteams nicht so groß ist wie sonst. Dadurch kommt es eventuell auch im Pokalwettbewerb zu weniger Überraschungen.
DFB.de: Bisher gelang es noch keiner einzigen Mannschaft, das Double zu gewinnen. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Hoffmann: Im Juniorenbereich wird nicht nur der DFB-Pokal, sondern am Ende auch die Deutsche Meisterschaft im K.o.-System entschieden. In einem Spiel ist auch für die vermeintlich schwächere Mannschaft immer etwas möglich. Die jeweilige Tagesform und das Matchglück spielen eine noch größere Rolle. Dadurch wird es noch schwieriger, in beiden nationalen Wettbewerben am Ende den Titel zu holen. Auf der anderen Seite macht das aber auch gerade den Reiz und die Faszination aus. In den zurückliegenden Jahren waren der VfB Stuttgart und zuletzt Borussia Dortmund aber schon dicht dran, erstmals das Double zu holen. Diesmal haben nach aktuellem Stand noch vier Mannschaften die Chance.
DFB.de: Die Pokalauslosung brachte für den FSV im Halbfinale ein Auswärtsspiel beim FC Schalke 04. Das hat für Sie auch eine persönliche Note, oder?
Hoffmann: Das haben mich meine Kollegen im Trainerteam komischerweise auch schon gefragt. (lacht) Da ich lange Zeit beim BVB tätig war, kenne ich natürlich Duelle mit Schalke 04 und freue mich auch diesmal sehr darauf. Auf uns kommt dabei ein ganz schweres Kaliber zu, denn mein erfahrener Kollege Norbert Elgert versteht es immer wieder, eine schlagkräftige Mannschaft und vor allem eine echte Einheit zu formen. Das Duell wir eine riesige Herausforderung für uns.
DFB.de: Gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den Staffeln West und Süd/Süwest?
Hoffmann: Das ist vor allem deshalb schwierig zu beantworten, weil es immer wieder verschiedene Jahrgänge sind. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Teams im Westen oft noch mehr körperliche Wucht und Robustheit auf den Platz bringen, allerdings gepaart mit spielerischen Qualitäten. Im Süden ist das Verhältnis leicht umgekehrt. In der Breite ist die Konkurrenz in unserer Staffel einen Tick stärker, nicht zuletzt auch wegen der deutlich größeren Fläche. Es gibt kaum ein Spiel, in dem nicht alles abverlangt wird.
DFB.de: In dieser Saison wird wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie erneut nur eine einfache Runde gespielt. Deshalb wird nach einem Beschluss des DFB-Präsidiums noch eine Sonderspielrunde angehängt. Wie finden Sie das?
Hoffmann: Dass wir auf diesem Wege noch einige zusätzliche Wettbewerbspartien auf hohem Niveau gegen gute Gegner bekommen, finde ich super. Gerade wenn man bedenkt, dass die Jungs, die in den Männerbereich aufrücken, in der nächsten Saison vielleicht 34 oder 36 Spiele bestreiten sollen, kann man das nur begrüßen.
DFB.de: Wie bewerten Sie die Chancen Ihrer Spieler, sich innerhalb des Vereins für die Profis oder zumindest für die U 23 zu empfehlen?
Hoffmann: Über Nelson Weiper und Brajan Gruda haben wir schon gesprochen. Es sind aber noch einige weitere Spieler nah am Profikader. Dazu gehören auch Philipp Schulz, Lovis Bierschenk oder Dennis Kaygin. Die Entwicklung geht definitiv in die richtige Richtung.
DFB.de: Wie läuft insgesamt die Zusammenarbeit mit der Lizenzabteilung um Cheftrainer Bo Svensson?
Hoffmann: Der Austausch ist sehr intensiv, die Übergänge sind nahtlos. Das gilt für die U 23 um Trainer Jan Siewert, aber auch für die Profis, bei denen jetzt Co-Trainer Babak Keyhanfar unser direkter Ansprechpartner ist. Die Wege sind sehr kurz, zumal Babak zuvor mein Assistent bei der U 19 war und wir uns auch deshalb sehr gut kennen.
DFB.de: Sie sprechen oft von Mainz 05-Tugenden. Welche Qualitäten sind gemeint?
Hoffmann: Dazu gehören auf jeden Fall Fleiß, Widerstandsfähigkeit, Selbstlosigkeit und eine gewisse Gier - offensiv wie defensiv. Das alles wird oft unter dem Begriff Mentalität zusammengefasst. Jedes Team benötigt aber auch Kreativität und spielerische Lösungen.
DFB.de: Bereits seit 15 Jahren sind Sie mit großem Erfolg als Nachwuchstrainer tätig. Haben Sie damit Ihre Berufung gefunden oder können Sie sich auch einen Job als Cheftrainer im Profibereich vorstellen?
Hoffmann: Wenn die Tätigkeit, die man ausübt, einen glücklich macht, dann kann man schon von Berufung sprechen. Meine Aufgabe bereitet mir viel Freude und Spaß. Auf der anderen Seite habe ich mich während meiner Karriere noch nie gescheut, neue Herausforderungen anzugehen.
Kategorien: A-Junioren-Bundesliga
Autor: mspw
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