Kampf um Bronze – drei Spiele, drei Siege

Wenn die deutsche Mannschaft heute (ab 15 Uhr, live im ZDF und bei Eurosport) um Bronze kämpft, trifft sie zwar auf den Weltmeister, aber auch auf ein gutes Omen. Dreimal spielte sie bisher bei Olympia um diese Medaille, die zuweilen mehr Freude auslöst als die Silberne, weil sie die Gewinner von den Verlierern trennt, und immer gewann sie. Ein Rückblick auf Olympia 2000, 2004 und 2008.

2000 in Sydney

Nach einem 0:1 gegen Norwegen im Halbfinale musste die DFB-Equipe der Frauen am 28. September gegen Brasilien bei ihrer zweiten Olympiateilnahme um Bronze kämpfen. Schon in der Vorrunde traf man sich, da gab es ein 2:1 für Deutschland. Bundestrainerin Tina Theune-Meyer stellte nur eine Position um und brachte Renate Lingor für Tina Wunderlich, die das Spiel gegen Norwegen mit einem unglücklichen Eigentor entschieden hatte. Der Austausch erwies sich als goldrichtig, denn Lingor traf prompt – und zwar ins richtige Tor. Nach 64 Minuten brachte sie Deutschland in Führung, und die Torschützin vom Dienst, Birgit Prinz, sorgte vor 11.200 Zuschauern für die Entscheidung (79.). Hinterher war der Jubel über die im Übrigen einzige deutsche Mannschaftsmedaille in Sydney groß. Co-Trainerin Silvia Neid stimmte ihr Lieblingslied "Annemarie" an und bekam alsbald Gesellschaft, dabei "können wir eigentlich alle nicht singen", fand Steffi Jones. Die Trainerin war stolz, mehr auf die Fußballkünste freilich: "Wir haben gezeigt, dass wir sehr gut vorbereitet waren und besonders gegen Ende der Spiele immer noch zulegen konnten." Lob gab es auch von einem männlichen Kollegen. Weltenbummler Rudi Gutendorf fand: "Eigentlich hätten sie Gold holen müssen, sie waren die Besten." Trost aber war gar nicht mehr nötig. Tina Theune-Meyer versicherte glaubhaft: "Enttäuschung ist überhaupt keine mehr da."

2004 in Athen

Mit sieben Bronzemedaille-Gewinnerinnen von 2000 und derselben Trainerin wollte Deutschland vier Jahre später das Kunststück von Sydney wiederholen. Wieder galt es eine Enttäuschung zu verkraften, als amtierende Weltmeisterinnen waren sie im Halbfinale an den USA gescheitert (1:2). Nun wartete am 26. August in Athen der WM-Zweite, den sie ein Jahr zuvor bezwungen hatten: Schweden. Besonders im Blickpunkt war Torfrau Silke Rottenberg, die gegen die USA eines ihrer wenigen schwächeren Länderspiele gemacht hatte. Diesmal gab es eine 1, sie hatte ihre Nerven im 100. Länderspiel wieder im Griff und hielt phantastisch.

Nur 4000 Zuschauer interessierten sich für die Neuauflage des WM-Finales 2003, das mit dem identischen Ergebnis endete. Nur dass diesmal kein Golden Goal in der Verlängerung fiel, vielmehr machten die Deutschen ein frühes Tor. Wie in Sydney schaffte es wieder Renate Lingor auf die Anzeigetafel (17.), mehr Tore fielen nicht. Und so nahmen Rottenberg, Kerstin Stegemann, Ariane Hingst, Jones, Sandra Minnert, Lingor, Prinz und Wunderlich schon ihre zweite Bronzemedaille entgegen, für Kerstin Garefrekes, Conny Pohlers, Viola Odebrecht und Petra Wimbersky war es die erste. Rottenberg frohlockte: "Wir wollten auf keinen Fall mit der Goldenen Ananas nach Hause fahren. Diesen Lorbeerkranz wollte ich unbedingt auf meinem Kopf haben." Einen Titel gab es auch noch: Birgit Prinz war zwar in diesem Spiel leer ausgegangen, wurde aber mit fünf Treffern Torschützenkönigin.

2008 Peking

Erst ganz zum Schluss kamen die Fußballerinnen nach Peking, aber leider nur zum kleinen Finale um Bronze – zum dritten Mal in Folge. Nach vier Spielen in Shemyang ohne Gegentor musste in Shanghai ein 1:4 gegen Brasilien, das Revanche für die WM-Finalniederlage 2007 nahm, verkraftet werden. Nun stand Silvia Neid an der Seitenlinie, und der Gegner hieß Japan. Kerstin Stegemann, Ariane Hingst, Renate Lingor und Birgit Prinz strebten ihren persönlichen Bronze-Hattrick an, der am Donnerstag, den 26. August, ab zwölf Uhr mittags in Angriff genommen wurde. Diesmal vor einer medaillenwürdigen Kulisse eines ausverkauften Hauses (49.285). Zunächst lief das Spiel der Japanerinnen besser und Nadine Angerer, 2004 noch auf der Bank, im deutschen Tor hatte viel zu tun, einen Rückstand zu vermeiden. Einmal musste auch Melanie Behringer auf der Linie retten. Torlos ging es in die Kabinen, aus der mit Conny Pohlers eine neue Spielerin kam. 15 Minuten später brachte Neid mit der 20jährigen Lira Bajramaj einen zweiten offensiven Joker – und dieser stach. Eine Pohlers-Flanke köpfte Garefrekes aufs Tor, den Abpraller schnappte sich Bajramaj aus spitzen Winkel und erzielte das erlösende 1:0 mit links. Sie selbst sorgte dafür, dass nichts mehr anbrannte und entschied die Partie nach 87 Minuten mit ihrem zweiten Tor, diesmal mit rechts.  Fertig war die Medaille, die von der Bank kam. Die deutschen Frauen reisten somit ein drittes Mal in Folge mit dem Gefühl ab, Olympia mit einem Sieg verlassen zu haben. Ist es so viel anders, wenn man Gold holt? Das wissen nur die Frauen, die es 2016 in Rio schafften, zum Abschied von Trainerin Silvia Neid.

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Wenn die deutsche Mannschaft heute (ab 15 Uhr, live im ZDF und bei Eurosport) um Bronze kämpft, trifft sie zwar auf den Weltmeister, aber auch auf ein gutes Omen. Dreimal spielte sie bisher bei Olympia um diese Medaille, die zuweilen mehr Freude auslöst als die Silberne, weil sie die Gewinner von den Verlierern trennt, und immer gewann sie. Ein Rückblick auf Olympia 2000, 2004 und 2008.

2000 in Sydney

Nach einem 0:1 gegen Norwegen im Halbfinale musste die DFB-Equipe der Frauen am 28. September gegen Brasilien bei ihrer zweiten Olympiateilnahme um Bronze kämpfen. Schon in der Vorrunde traf man sich, da gab es ein 2:1 für Deutschland. Bundestrainerin Tina Theune-Meyer stellte nur eine Position um und brachte Renate Lingor für Tina Wunderlich, die das Spiel gegen Norwegen mit einem unglücklichen Eigentor entschieden hatte. Der Austausch erwies sich als goldrichtig, denn Lingor traf prompt – und zwar ins richtige Tor. Nach 64 Minuten brachte sie Deutschland in Führung, und die Torschützin vom Dienst, Birgit Prinz, sorgte vor 11.200 Zuschauern für die Entscheidung (79.). Hinterher war der Jubel über die im Übrigen einzige deutsche Mannschaftsmedaille in Sydney groß. Co-Trainerin Silvia Neid stimmte ihr Lieblingslied "Annemarie" an und bekam alsbald Gesellschaft, dabei "können wir eigentlich alle nicht singen", fand Steffi Jones. Die Trainerin war stolz, mehr auf die Fußballkünste freilich: "Wir haben gezeigt, dass wir sehr gut vorbereitet waren und besonders gegen Ende der Spiele immer noch zulegen konnten." Lob gab es auch von einem männlichen Kollegen. Weltenbummler Rudi Gutendorf fand: "Eigentlich hätten sie Gold holen müssen, sie waren die Besten." Trost aber war gar nicht mehr nötig. Tina Theune-Meyer versicherte glaubhaft: "Enttäuschung ist überhaupt keine mehr da."

2004 in Athen

Mit sieben Bronzemedaille-Gewinnerinnen von 2000 und derselben Trainerin wollte Deutschland vier Jahre später das Kunststück von Sydney wiederholen. Wieder galt es eine Enttäuschung zu verkraften, als amtierende Weltmeisterinnen waren sie im Halbfinale an den USA gescheitert (1:2). Nun wartete am 26. August in Athen der WM-Zweite, den sie ein Jahr zuvor bezwungen hatten: Schweden. Besonders im Blickpunkt war Torfrau Silke Rottenberg, die gegen die USA eines ihrer wenigen schwächeren Länderspiele gemacht hatte. Diesmal gab es eine 1, sie hatte ihre Nerven im 100. Länderspiel wieder im Griff und hielt phantastisch.

Nur 4000 Zuschauer interessierten sich für die Neuauflage des WM-Finales 2003, das mit dem identischen Ergebnis endete. Nur dass diesmal kein Golden Goal in der Verlängerung fiel, vielmehr machten die Deutschen ein frühes Tor. Wie in Sydney schaffte es wieder Renate Lingor auf die Anzeigetafel (17.), mehr Tore fielen nicht. Und so nahmen Rottenberg, Kerstin Stegemann, Ariane Hingst, Jones, Sandra Minnert, Lingor, Prinz und Wunderlich schon ihre zweite Bronzemedaille entgegen, für Kerstin Garefrekes, Conny Pohlers, Viola Odebrecht und Petra Wimbersky war es die erste. Rottenberg frohlockte: "Wir wollten auf keinen Fall mit der Goldenen Ananas nach Hause fahren. Diesen Lorbeerkranz wollte ich unbedingt auf meinem Kopf haben." Einen Titel gab es auch noch: Birgit Prinz war zwar in diesem Spiel leer ausgegangen, wurde aber mit fünf Treffern Torschützenkönigin.

2008 Peking

Erst ganz zum Schluss kamen die Fußballerinnen nach Peking, aber leider nur zum kleinen Finale um Bronze – zum dritten Mal in Folge. Nach vier Spielen in Shemyang ohne Gegentor musste in Shanghai ein 1:4 gegen Brasilien, das Revanche für die WM-Finalniederlage 2007 nahm, verkraftet werden. Nun stand Silvia Neid an der Seitenlinie, und der Gegner hieß Japan. Kerstin Stegemann, Ariane Hingst, Renate Lingor und Birgit Prinz strebten ihren persönlichen Bronze-Hattrick an, der am Donnerstag, den 26. August, ab zwölf Uhr mittags in Angriff genommen wurde. Diesmal vor einer medaillenwürdigen Kulisse eines ausverkauften Hauses (49.285). Zunächst lief das Spiel der Japanerinnen besser und Nadine Angerer, 2004 noch auf der Bank, im deutschen Tor hatte viel zu tun, einen Rückstand zu vermeiden. Einmal musste auch Melanie Behringer auf der Linie retten. Torlos ging es in die Kabinen, aus der mit Conny Pohlers eine neue Spielerin kam. 15 Minuten später brachte Neid mit der 20jährigen Lira Bajramaj einen zweiten offensiven Joker – und dieser stach. Eine Pohlers-Flanke köpfte Garefrekes aufs Tor, den Abpraller schnappte sich Bajramaj aus spitzen Winkel und erzielte das erlösende 1:0 mit links. Sie selbst sorgte dafür, dass nichts mehr anbrannte und entschied die Partie nach 87 Minuten mit ihrem zweiten Tor, diesmal mit rechts.  Fertig war die Medaille, die von der Bank kam. Die deutschen Frauen reisten somit ein drittes Mal in Folge mit dem Gefühl ab, Olympia mit einem Sieg verlassen zu haben. Ist es so viel anders, wenn man Gold holt? Das wissen nur die Frauen, die es 2016 in Rio schafften, zum Abschied von Trainerin Silvia Neid.

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