DFB-Pokal der Frauen
Islacker: "K.o.-Spiele im Pokal haben immer ein besonderes Flair"
Olympiasiegerin, Champions-League-Gewinnerin, zweimalige Torschützenkönigin in der Google Pixel Frauen-Bundesliga: Die Erfolgsliste von Mandy Islacker ist eindrucksvoll. Inzwischen geht die gebürtige Essenerin für den Regionalliga-Aufsteiger VfB Stuttgart auf Torejagd und trifft mit ihrem Team am heutigen Sonntag (ab 15 Uhr) in der ersten Runde im DFB-Pokal der Frauen auf den 1. FSV Mainz 05. Im DFB.de-Interview spricht die 36 Jahre alte Vollblutstürmerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihren "Abstecher" in die Kreisliga, die ambitionierten Ziele mit dem VfB, Zugfahrten von Köln nach Stuttgart und die Bronzemedaille der DFB-Frauen bei Olympia in Paris.
DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Hätten Sie vor einem Jahr für möglich gehalten, noch einmal auf die Bühne im DFB-Pokal der Frauen zurückzukehren, Frau Islacker?
Mandy Islacker: Darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein. Als wir im Mai dann aber mit dem VfB Stuttgart im Endspiel um den Verbandspokal von Württemberg standen, dann wollten wir natürlich auch gewinnen und uns für den DFB-Pokal qualifizieren. Für die VfB-Frauen ist es eine Premiere und damit auch eine coole Sache.
DFB.de: Im Sommer 2023 hatten Sie gerade Ihre Profikarriere beim 1. FC Köln beendet und waren zum FC Viktoria Köln in die Kreisliga A gewechselt, spielten teilweise auf Ascheplätzen und erzielten in der siebten Liga Tore am Fließband. Warum gab es sechs Monate später noch einmal ein Umdenken?
Islacker: Ich hatte gute Gespräche mit den Verantwortlichen beim VfB und habe schnell gespürt, dass hier etwas entsteht. Der gesamte Verein steht dahinter, die Frauen weiter nach oben zu bringen. Dadurch habe ich Lust bekommen, noch einmal höherklassig zu spielen. Es hat mir auch in der Kreisliga Spaß gemacht, aber es war schon anders.
DFB.de: Mit den VfB-Frauen gelang der Aufstieg in die Regionalliga Süd. Sie steuerten zwölf Tore in elf Partien bei. Hat sich der Wechsel also für beide Seiten gelohnt?
Islacker: Ich hoffe doch. (lacht) Das Wichtigste ist, dass wir als Team mit dem Aufstieg in die Regionalliga Süd unser Ziel erreicht haben. Der Pokalsieg war dann noch das Sahnehäubchen. Dass ich dazu beitragen konnte, freut mich sehr.
DFB.de: Allein in der Google Pixel Frauen-Bundesliga waren es 146 Tore in 282 Spielen. Scheinbar treffen Sie aber auch jetzt noch in jeder Spielklasse nach Belieben. Wie ist das zu erklären?
Islacker: Ich gebe immer mein Bestes, freue mich natürlich auch über jedes Tor. Zugegeben: In der Kreisliga war es schon ein wenig einfacher, mich durchzusetzen und erfolgreich zu sein. Aber zuletzt in der Oberliga Baden-Württemberg konnte davon keine Rede sein. Jeder Gegner war gegen den VfB extrem motiviert und hat alles versucht, um es uns schwerzumachen. Das wird jetzt in der Regionalliga nicht anders sein.
DFB.de: Was zeichnet das Team und den Verein besonders aus?
Islacker: Trotz seiner Größe ist der VfB Stuttgart äußerst familiär, der Zusammenhalt ist auf allen Ebenen groß. Dazu genießt der Frauenfußball einen extrem hohen Stellenwert, der Weg soll nach oben führen. Unsere Mannschaft ist hervorragend zusammengestellt und hat mit Sicherheit das Zeug dazu, um auch in der Regionalliga eine gute Rolle zu spielen.
DFB.de: Beginnt Ihre Profikarriere jetzt in der dritthöchsten deutschen Spielklasse noch einmal neu?
Islacker: Das ist nicht geplant. (lacht) Ich gehe auch weiterhin arbeiten, betreibe den Sport parallel dazu.
DFB.de: Sie haben Ihren Vertrag vor wenigen Wochen noch einmal um zwei Jahre bis 2026 verlängert. Wo soll der VfB dann stehen und welches Niveau trauen Sie sich noch zu?
Islacker: Wir tun gut daran, uns nur auf die kommende Saison zu fokussieren. Wir sind schließlich neu in der Regionalliga. Es ist allerdings auch kein Geheimnis, dass wir das Ziel verfolgen, auch dort möglichst oben mitzuspielen und auf Dauer dann auch noch weitere Schritte in höhere Ligen zu machen.
DFB.de: Können Sie sich auch vorstellen, nach ihrem Vertragsende mit dann 38 Jahren weiterhin zu spielen, vielleicht sogar noch einmal in der 2. Frauen-Bundesliga?
Islacker: Das werden wir von Jahr zu Jahr entscheiden. Es hängt nicht zuletzt von meiner Gesundheit und meiner körperlichen Verfassung ab. Wenn ich verletzungsfrei bleibe, ist sicherlich noch einiges möglich. Im Fußball soll man ja bekanntlich niemals nie sagen.
DFB.de: Ihr Lebensmittelpunkt ist nach wie vor Köln, wo Sie auch beruflich engagiert sind. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Islacker: Das funktioniert sehr gut. An einem Tag in der Woche und manchmal auch am Wochenende bleibe ich in Stuttgart, sonst pendele ich mit der Bahn. Wenn es normal läuft, bin ich für eine Strecke zwei Stunden und 13 Minuten unterwegs. Mit dem Zug zu fahren, ist wesentlich entspannter als mit dem Auto.
DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere fast alles erreicht. Was treibt Sie dennoch weiterhin an?
Islacker: Ich bin ein Typ, der immer wieder gerne neue Herausforderungen sucht. Jede Meisterschaft und jeder Aufstieg ist etwas Besonderes, natürlich auch aus der Oberliga in die Regionalliga.
DFB.de: 2016 waren Sie mit den DFB-Frauen Olympiasiegerin. Wie haben Sie jetzt den Gewinn der Bronzemedaille in Paris verfolgt?
Islacker: Ich konnte aus zeitlichen Gründen zwar nicht jedes Spiel schauen, habe den Mädels aber die Daumen gedrückt. Sie haben sich die Medaille auf jeden Fall verdient, zumal es auch im Halbfinale gegen die USA sehr knapp war.
DFB.de: Wird dieser Erfolg dem deutschen Frauenfußball weiteren Auftrieb geben?
Islacker: Man merkt schon seit einigen Jahren, dass sich immer mehr Leute für den Frauenfußball interessieren, dass mehr Fans in die Stadien kommen und auch viele Verantwortliche und Sponsoren den Frauenfußball unterstützen. Ich hoffe, dass sich diese positive Entwicklung noch weiter fortsetzen und durch Erfolge wie jetzt den dritten Platz bei Olympia zusätzlich verstärkt wird.
DFB.de: Am Sonntag geht es im DFB-Pokal der Frauen gegen den 1. FSV Mainz 05, der gerade erst als Meister der Regionalliga Südwest den Sprung in die 2. Frauen-Bundesliga knapp verpasst hat. Ist der VfB Außenseiter?
Islacker: Wir sind Neuling in der Regionalliga Süd, der FSV war im Südwesten Meister und ist nur knapp am Aufstieg gescheitert. Da sind die Kräfteverhältnisse nur schwer einzuschätzen. Ich gehe davon aus, dass es ein enges Duell auf Augenhöhe wird, das wir für uns entscheiden und damit in die zweite Runde einziehen wollen.
DFB.de: Für viele Spielerinnen ist es ihre Premiere im DFB-Pokal, Sie selbst standen schon im Endspiel. Werden Sie Ihren Teamkolleginnen Tipps geben?
Islacker: Die K.o.-Spiele im DFB-Pokal haben immer ein besonderes Flair. Da muss man von Beginn an zu 100 Prozent konzentriert bei der Sache sein. Darauf müssen wir uns alle komplett fokussieren.
DFB.de: Worauf wird es ankommen, um die nächste Runde zu erreichen?
Islacker: Ich denke, es wird ein sehr umkämpftes Spiel. Vermutlich wird es nicht allzu viele Torchancen für beide Teams geben. Von daher wird es eine wichtige Rolle spielen, effektiv im Abschluss zu sein.
DFB.de: Die VfB-Männer spielen nach der Vizemeisterschaft am Samstag in Leverkusen um den Supercup, treten demnächst in der Champions League an. Machen sich diese Erfolge und die Euphorie auch bei den Frauen bemerkbar?
Islacker: Klar. Für den gesamten Verein war es eine herausragende Saison. Auch die U 21 ist in die 3. Liga aufgestiegen. Viel besser ging es nicht. Die Stimmung ist entsprechend euphorisch und wird sich hoffentlich auch bei unseren Zuschauerzahlen bemerkbar machen. Wir freuen uns über jeden Fan, der uns gegen Mainz am VfB-Clubzentrum auf Platz 1 unterstützt.
Kategorien: DFB-Pokal der Frauen
Autor: mspw
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