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Im Sinne Herbergers
Am Abend vor seinem Geburtstag vollführte Sepp Herberger gleich in zweifacher Hinsicht etwas, das genau das Gegenteil ist von dem, wofür er steht und was er immer vertreten hat: Er blickte von oben herab. Der Vater des Wunders von Bern und so vieler kluger Gedanken und Sprüche konnte nicht anders: Zu einem war sein Konterfei überlebensgroß auf einem Banner abgebildet, das hoch über der Bühne hing, zum anderen schwebte sein Geist über der gesamten Veranstaltung. Und das war kein Wunder, es war dem Anlass geschuldet: In der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom wurden im Rahmen einer feierlichen Gala die Sepp-Herberger-Awards 2023 verliehen.
Versammelt war auf der einen Seite deutsche und internationale Fußball-Prominenz. Dazu gehörte eine Delegation des DFB angeführt von Präsident Bernd Neuendorf, Vizepräsident Ronny Zimmermann, Generalsekretärin Heike Ullrich, Schatzmeister Stephan Grunwald, Vizepräsidentin Prof. Dr. Silke Sinning und Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert, dem Vorsitzenden der DFB-Stiftung Sepp Herberger.
Bewundernswerte Aktionen, starke Projekte
Auch die Kuratoriumsmitglieder Philipp Lahm, Otto Rehhagel, Reinhold Beckmann, Christine Lambrecht, Markus Hörwick und Michael Herberger, Urgroßneffe von Sepp Herberger, waren in Berlin. Genauso wie Felix Kroos, die ehemaligen Nationalspieler Michael Preetz und Marko Rehmer, die ehemaligen Nationalspielerinnen Navina Omilade und Ariane Hingst sowie Theresa Merk, Cheftrainerin der Frauenmannschaft des SC Freiburg. Digital dabei war Manuel Neuer, Kapitän der Nationalmannschaft. In Person von Komiker Matze Knop wurde die Gala erweitert um weitere nicht prominenzfreie Persönlichkeiten: Lothar Matthäus, Thomas Tuchel, Jürgen Klopp, Jürgen Klinsmann, Felix Magath, Pep Guardiola und Louis van Gaal.
Sie alle waren Teil der Veranstaltung, sie bildeten den Rahmen – die Bühne gehörte an diesem Abend anderen: Den Vertretern der Preisträger*innen, den vielen bewundernswerten Aktionen, Projekten und Initiativen, die für ihr großartiges Engagement eine der Auszeichnungen in insgesamt sechs Kategorien erhielten. Und so kam zusammen, was nicht nur nach Ansicht Herbergers immer eine Einheit bilden sollte: Basis und Spitze. Getreu einem Motto Herbergers, unter dem das Wirken der DFB-Stiftungen grundsätzlich firmiert: "Wer oben steht, soll die unten nicht vergessen."
"Fußball als Dolmetscher"
Eröffnet wurde die Gala mit einem Zaubertrick: Der Geist konnte sprechen. Aus dem Off sagte Sepp Herberger: "Es gibt kein größeres Glück, als ein Leben lang jungen, strebsamen Menschen dabei zu helfen, ihre Wünsche zu erfüllen und sie zum Ziel zu bringen."
Dann übernahmen Christina Rann und Norbert König, die durch den Abend führten. Es wurde ein Abend, der, das kann man sagen, ganz im Sinne Sepp Herbergers verlief. Und wer genau hinschaute, konnte hin und wieder ein zufriedenes Lächeln in dessen Konterfei hoch über der Bühne erkennen. Etwa als DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert, der Vorsitzende der DFB-Stiftung Sepp Herberger, der Veranstaltung eine Präambel verlieh. "Die Werte Herbergers leben in erster Linie im Amateurfußball", sagte Schaffert. "Die gegenseitige Unterstützung, der Respekt. Sepp Herberger stand und sein Name steht dafür, dass man sich für die vermeintlich Schwachen in unserer Gesellschaft einsetzen muss. All die, die heute Abend als Vereinsvertreter da sind und ausgezeichnet werden, verdienen unsere Anerkennung. Sepp Herberger wäre sehr stolz."
Der ersten Preise wurde in der Kategorie "Schule und Verein" verliehen. Der dritte Platz ging an den BSV Eintracht Mahlsdorf, Platz zwei an den FC Mecklenburg Schwerin, Platz eins sicherte sich der VfR Mannheim und damit der Verein, in dem Sepp Herberger vor 100 Jahren als Spieler aktiv war. Nicht für diese historische Verbindung wurde der VfR ausgezeichnet, sondern für ein Freiwilligen-Dienst-Projekt, in dem Jugendspieler des Vereins im Rahmen einer Kooperation als Trainer an Kitas und Schulen der Umgebung agieren.
Pate des Preises war Weltmeister Philipp Lahm, er unterstrich die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements grundsätzlich und insbesondere mit Blick auf den zu erwarteten Mitgliederboom durch die EURO 2024 in Deutschland. "Wir alle sind in einem kleinen Verein groß geworden und haben nur dank des ehrenamtlichen Engagements Sport treiben können. Uns wurden tagtäglich auf spielerische Weise Werte vermittelt, genau das brauchen wir auch in Zukunft", sagte der Geschäftsführer der EURO GmbH und fügte mit Blick auf die Preisträger an: "Deswegen ist es toll, dass es Menschen gibt, die sich engagieren." Auch DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich betonte die Rolle des Fußballs als Wertevermittler: "Es geht darum, dass wir mit dem Breitensport fast ohne Lehrplan Bildung betreiben können. Fußball ist ein Dolmetscher, Kinder kommunizieren über das Miteinander spielen."
"Macht keinen Blödsinn"
In der Kategorie "Resozialisierung" hatte ein Mann die Rolle des Ehrenpaten inne, der ähnlich wie Sepp Herberger viele Weisheiten geprägt hat und dies auch an diesem Abend tun sollte: Otto Rehhagel. Der dritte Platz ging an den 1. FC Köln, Platz zwei an die JSA Berlin. Preisträger wurde ein Projekt der JVA Schwalmstadt und des Hessischen Fußball-Verbandes, im Rahmen dessen Insassen und Vollzugsbeamte gemeinsam die Trainer-Ausbildung absolvieren. Der Schwerpunkt bestand im Kinder- und Jugendtraining, das Projekt zielte einerseits auf die Wertevermittlung und andererseits darauf, den Strafgefangenen eine Perspektive für die Zeit nach der Haftentlassung zu geben.
Otto Rehhagel berichtete seinerseits von Besuchen in Justizvollzugsanstalten, die er in Tradition Herbergers für die Stiftung in der Vergangenheit mehrfach durchgeführt hat. Besonders verfangen habe er dabei mit einer simplen Botschaft an die Insassen: "Es gibt nur ein Leben, ein zweites gibt es nicht. Macht nicht so einen Blödsinn."
In der Kategorie Handicap-Fußball ging der dritte Platz an den FV 1912 Bamberg und der zweite Platz an den Bremer Fußball-Verband. Den ersten Preis erhielten die Sportfreunde Hügelheim für ein Projekt mit der Christopherus-Gemeinschaft, aus dem mittlerweile eine eigene inklusive Liga entstanden ist, die vom Fußball-Bezirk Freiburg in den offiziellen Spielbetrieb aufgenommen wurde. Preispatin Theresa Merk unterstrich den Wert von Begegnung und Teilhabe: "Es geht darum, für Menschen mit Handicap einen Zugang zu schaffen. Nur wenn man in Kontakt kommt und sich austauscht, können Berührungsängste abgebaut und Verständnis gewonnen werden. Dabei kann der Fußball eine wichtige Rolle spielen, und es ist wunderbar, wenn er dies auf so wunderbare Weise macht, wie im Rahmen solcher Projekte."
Das Wunder von Braunschweig
Emotionaler Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des Horst-Eckel-Preises in der Kategorie "Sozialwerk", der an den SV Melverode-Heidberg ging. Hinter dem Gewinner verbirgt sich die Erzählung der zweijährigen Chiara Brunetti. Die Geschichte des kleinen Mädchens ist eine große Erzählung der Kraft des Fußballs, dem Wert von Gemeinschaft und der Stärke des Miteinanders. In einem Bandwurmsatz: Dass Chiara heute auf eigenen Füßen stehen und erste Gehversuche unternehmen kann, dass ihre Beine nicht amputiert werden mussten, verdankt sie neben der Liebe und dem Kampf ihrer Eltern und ihrer Familie zum einen der Kunst eines Operateurs in den USA, mit denen die extreme Fehlstellung ihrer Füße behoben wurde, und zum anderen dem Einsatz des SV Melverode-Heidberg, dem Verein ihres Vaters Tino, der der Familie mit unzähligen Aktionen dabei unterstützte, die für die Operationen anfallenden hohen Kosten in Höhe von beinahe einer halben Millionen Euro zu bezahlen.
Als Ehrenpate des Preises amtierte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Wir reden beim Fußball so oft nur über die 36 Vereine der ersten und zweiten Liga", sagte Neuendorf. "Aber das, wofür der DFB mit 25.000 Vereinen steht, dass, was sich darunter abspielt, wird viel zu wenig registriert." Leuchtend und exemplarisch dafür steht für ihn dabei die Aktion "help chiara" des SV Melverode-Heidberg, mit deren Hilfe das Wunder von Braunschweig möglich wurde.
In den Augen von Sepp Herberger über der Bühne war nun Glanz zu erahnen, und ein zustimmendes Nicken war zu sehen, als Bernd Neuendorf Angelo Brunetti, dem Onkel von Chiara, ein Kindertrikot der Nationalmannschaft überreichte und sagte: "Was Fußball auf dem Platz ausmacht, das hat sich hier auch neben dem Platz gezeigt: Niemals aufgeben, immer kämpfen und dann das Ziel erreichen."
In der Kategorie "Fußball digital" hatte Ehrungspate Felix Kroos seinen Auftritt. Aus gutem Grund, vor den Stuttgarter Kickers und dem SV Ludwigsdorf 48 sicherte sich der Verein seiner Kindheit und Jugend den ersten Platz: der Greifswalder FC. "Greifbah nah" lautet das Motto der digitalen Ausrichtung des Regionalligisten, die in diversen Unterhaltungsformaten wie einem Vereinspodcast gelebt wird und durch die die vielfältige Ausrichtung des Klubs modern und zeitgemäß dargestellt wird.
Die Stiftung der Nummer eins
Zum Abschluss der Gala kam ein Mann ins Spiel, der die Nationalmannschaft im Sommer 2014 in Brasilien mit seinen Paraden zum Weltmeister gemacht hatte und der kurz darauf mit seinen Händen kaum weniger wichtige Taten vollbrachte: Manuel Neuer. Im Herbst 2014 half er in Gelsenkirchen bei der Errichtung des "Manus", des ersten Kinder- und Jugendhauses der "Manuel Neuer Kids Foundation", die im Jahr 2010 gegründet worden war.
Am Abend in Berlin nun erhielt seine Stiftung den Preis in der Kategorie "Fußball Stiftung", und Geburtstagskind Manuel Neuer ließ es sich nicht nehmen, mit einer Grußbotschaft die Abschlussworte zu sprechen. "Uns bedeutet diese Auszeichnung sehr viel. Besonders freut es mich für unsere Mitarbeiter. Wir arbeiten natürlich nicht, um dafür Auszeichnungen zu erhalten, aber wenn man sie bekommt, ist es natürlich etwas sehr Schönes."
Etwas sehr Schönes - das galt und gilt auch für die Sepp-Herberger-Awards 2023 insgesamt. Sepp Herbeger, so viel ist sicher, hätte an diesem Abend seine Freude gehabt. Zwei seiner Weisheiten hätte er nur marginal modifizieren müssen, um die Veranstaltung in einen Satz zu fassen: Diese Gala dauerte 155 Minuten, und dieser Ball war eine runde Sache.
Kategorien: Über uns, Schulfußball, DER DFB, Integration, Handicap-Fußball, Vielfalt und Anti-Diskriminierung, Gleichstellung und Diversität
Autor: sl
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