Vielfalt und Anti-Diskriminierung

Celia Sasic und Alon Meyer putzen Stolpersteine vor DFB-Villa

27.01.2024

"Vielfalt und Teilhabe sind unveräußerliche Werte des Fußballs. Er verbindet Menschen jeglicher Herkunft und Religion - er schafft ein Gemeinschaftsgefühl. Als DFB stehen wir in der Verantwortung, diese Werte zu verteidigen", sagte Celia Sasic am Donnerstag in Frankfurt. Anlässlich des Erinnerungstages im deutschen Fußball hatten Sasic als DFB-Vizepräsidentin und Alon Meyer, Präsident des Dachverbandes Makkabi Deutschland, an den Stolpersteinen vor der Villa Weil, einst Zentrale des DFB vor dem Umzug in die Otto-Fleck-Schneise, an die Gräuel der Nazizeit erinnert.

Alon Meyer, Präsident des jüdischen Sportverbandes in Deutschland, sagte: "Wir sind dankbar, den DFB im Kampf gegen Antisemitismus an unserer Seite zu wissen."

Mit "Meldebutton" antisemitische Vorfälle melden

Der DFB hatte zuletzt gemeinsam mit der Initiative "Zusammen1" das Schulungsvideo "Schiris gegen Diskriminierung" mit Deniz Aytekin und Katrin Rafalski produziert und unter den mehr als 50.000 Schiedsrichter*innen im Land verbreitet. Seit Oktober ist ein "Meldebutton" freigeschaltet, mit dem das Bildungs- und Präventionsprojekt "Zusammen1 - Für das, was uns verbindet" antisemitische Vorfälle im Sport flächendeckend erfassen will. Mit der Verleihung des Julius Hirsch Preises erinnert der DFB seit 2005 jährlich an den deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch (1892 – 1943) und an alle, insbesondere die jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsstaates.

Mit der Verabschiedung der IHRA-Arbeitsdefinitionen der Begriffe Antisemitismus und Antiziganismus durch das DFB-Präsidium stärkte man zuletzt die Sicherheit beim Erkennen und Entgegenwirken für alle Akteur*innen im Fußball – von Schiedsrichter*innen über Sportgerichte und Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle bis zu Geschäftsführungen und Vorstände der Vereine, Kreise und Verbände. Die DFB-Kommission Gesellschaftliche Verantwortung hatte die Definition bereits vorher anerkannt, nun folgte am 22. Januar der entsprechende Präsidiumsbeschluss.

Nicht immer hatte der Fußball so klar Position bezogen. Meyer kritisierte mit Blick auf die Stolpersteine für die Familie Beckhardt die schmerzhafte jahrzehntelange Zurückhaltung bei der Aufarbeitung. "Auch der Sport ist viel zu lange der Erzählung gefolgt, dass der Antisemitismus 1945 gleichsam wie mit Zauberhand verschwunden sei", sagte Meyer.

Befreiung von Auschwitz jährt sich zum 79. Mal

Am heutigen Samstag jährt sich zum 79. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Überall in den Stadien werden an diesem Wochenende Aktionen rund um den Erinnerungstag stattfinden. DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius werden beim heutigen Zweitliga-Heimspiel des VfL Osnabrück gegen den SC Paderborn im Stadion zu den Fans sprechen.

Die Stolpersteine vor der Villa Weil erinnern an das Schicksal der Eheleute Ludwig und "Elly" Beckhardt und ihrer Töchter Liselotte und Helene. Das Haus war nach dem Krieg zuerst als Casino für US-Offiziere genutzt und 1951 im Rahmen eines Restitutionsverfahrens an Elly Beckhardt verkauft worden, die es 1953 schließlich an den DFB weiterverkaufte. Bis heute befindet sich die Immobilie im Verbandsbesitz.

Ludwig Beckhardt hatte nach der Machtübernahme erleben müssen, wie sein renommiertes Bekleidungshaus auf der Zeil aufgrund des jüdischen Glaubens der Familie von früheren Kunden boykottiert wurde. 1937 musste man schließen und weit unter Wert verkaufen. Im November 1938 wurde er inhaftiert und ins KZ Buchenwald deportiert. Seine Diabetes wurde nicht behandelt, er erlangte nochmal die Freiheit, doch als gebrochener Mann litt er unter Herzproblemen, Schlaflosigkeit und Angstattacken. Sehr spät, im August 1941, gelang seinen beiden Töchtern Elly und Ludwig Beckhardt glücklicherweise noch die Flucht in die USA, doch Ludwig Beckhardt verstarb 1944 im Alter von nur 56 Jahren. 

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Autor: th