Frauen-Nationalmannschaft
Cora Zicai: Vom Bolzplatz in die Nationalmannschaft
Cora Zicai blickt auf ein besonderes Jahr 2024 zurück. Die Offensivspielerin des SC Freiburg hat eine rasante Entwicklung genommen, die sie bis in die Nationalmannschaft gebracht hat. Die ganze Geschichte klingt wie ein Weihnachtsmärchen. Aber sie ist wirklich geschehen. Wie blickt die 20-Jährige auf die Zeit beim DFB zurück? Und was sind ihre Ziele für das kommende Jahr?
Bevor sie antwortet, macht Cora Zicai eine Pause. Zum Nachdenken. Aber es könnte auch sein, dass ihr Jahr 2024 gerade noch einmal wie in Zeitraffer in ihren Gedanken abläuft. 365 Tage komprimiert auf zwei Sekunden. Die Frage, wie sie auf das nun zu Ende gehende Jahr zurückblickt, legt die Vermutung nahe, dass das der Fall sein könnte. Kann man das, was sie erlebt hat, in wenigen Sätzen zusammenfassen? Zicai braucht nur ein einziges Wort: "Unglaublich!"
Der unglaublichste Tag dürfte der 29. November 2024 gewesen sein. Da ist sie nicht nur 20 Jahre alt geworden, da durfte sie auch ihre Premiere in der A-Nationalmannschaft feiern. Beim 6:0 in der Schweiz ist sie nach der Pause für Klara Bühl in die Partie gekommen. Ihr Treffer zum zwischenzeitlichen 5:0 und eine direkte Torvorlage hatten dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt. Ihre Freiburger Mitspielerinnen und die Verantwortlichen waren live im Stadion dabei und hatten extra ein Plakat mit der Aufschrift "Tooora Zicai" angefertigt – es gibt schlimmere Spitznamen.
Perfektes Debüt in der Nationalmannschaft
"Ich kann es immer noch nicht realisieren und bekomme nach wie vor Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke", sagt Zicai. "Ich werde sicher noch etwas brauchen, um das alles zu realisieren." Bundestrainer Christian Wück fasste es unmittelbar nach der Partie so zusammen: "Über Cora müssen wir nicht viel reden. Besser kann ihr Debüt nicht laufen."
Es ist schon erstaunlich, wie rasant Zicais Karriere in den vergangenen Wochen und Monaten Fahrt aufgenommen hat. Sicher, sie war schon immer eine talentierte Offensivspielerin. Aber unumstrittene Stammkraft war sie beim SC Freiburg lange nicht. Das hat sich in diesem Sommer geändert. Schon bei der U 20-Weltmeisterschaft in Kolumbien hatte sie mit sechs Scorern für Aufmerksamkeit gesorgt. In acht Spielen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga sind ihr fünf Treffer gelungen. Sie hat entscheidenden Anteil daran, dass die Freiburgerinnen eine starke Hinrunde gespielt und sich in der oberen Tabellenhälfte festgesetzt haben.
"Ich will einfach Spaß am Fußball haben"
"Ich bin glücklich, wie sich alles entwickelt hat. Gerechnet hatte ich damit ehrlicherweise nicht", gibt Zicai zu. "Die Kunst wird es jetzt sein, an die Leistungen anzuknüpfen und die Erwartungen, die nun natürlich deutlich gestiegen sind, auch zu erfüllen." Zicai kennt ihre neue Situation. Aber großartig unter Druck setzen lässt sie sich dadurch nicht: "Ich mache es so wie vorher auch. Ich will einfach Spaß am Fußball haben. Wenn das weiterhin der Fall ist und wenn ich gesund und fit bleibe, mache ich mir keine Sorgen um die Zukunft."
Zicai ist seit 2017 beim SC Freiburg und fühlt sich im Verein auch total wohl: "Ich bin hier geboren. Für mich ist der SC Freiburg ein Stück Heimat." Ihr Weg in den Fußball war ganz klassisch: "Meine Brüder haben Fußball gespielt. Da wollte ich immer dabei sein, schon als kleines Kind. So hat sich meine Leidenschaft für den Fußball entwickelt, die bis heute anhält. Ich liebe diesen Sport. Es macht mich einfach stolz, jetzt auf diesem Niveau spielen zu können. Aber ich denke auch gerne an die Anfangszeit zurück, als wir mit unseren Freunden einfach auf einer Wiese gespielt haben."
"Ein Kindheitstraum ist für mich in Erfüllung gegangen"
Etwas überspitzt könnte man also auch sagen: Vom Bolzplatz in die Nationalmannschaft. Und wie ist sie dort, auf der ganz großen Bühne angekommen? "Ich war natürlich erst etwas aufgeregt. Aber ich bin wirklich sehr nett und wertschätzend aufgenommen worden", sagt sie. "Die zehn Tage, die ich im Kreis der Nationalmannschaft verbringen durfte, waren einfach großartig. Es war beeindruckend zu sehen, auf welch hohem Niveau dort jede einzelne Trainingseinheit abläuft. Ich habe für meine persönliche Entwicklung extrem viel mitnehmen können." Vor einer Sache hatte sie besonders viel Respekt. Vor einem eventuellen Aufnahmeritual, das alle Neulinge absolvieren müssen. "Zum Glück musste ich in dieser Hinsicht nichts machen", sagt sie und muss lachen. "Das war wirklich eine meiner größten Sorgen."
Nun steht erstmal Weihnachten und der Jahreswechsel vor der Tür. Für Zicai kommt diese ruhige Phase genau richtig, um die Gedanken und Erlebnisse ordnen und auch einordnen zu können. "Es ist so viel passiert", sagt sie. "Ich werde die Zeit jetzt nutzen, um im Kreis der Familie etwas abzuschalten und das Jahr Revue passieren zu lassen. Ich kann noch immer nicht richtig glauben, was alles passiert ist. Es war großartig und herausfordernd zugleich. Ein Kindheitstraum ist für mich in Erfüllung gegangen." Es war – und damit ist sie wieder am Ausgangspunkt ihrer persönlichen Geschichte angekommen – unglaublich. Aber es ist kein Weihnachtsmärchen. Es ist alles wirklich passiert.
Kategorien: Frauen-Nationalmannschaft, Google Pixel Frauen-Bundesliga
Autor: sw
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