DFB-Pokal der Frauen
Bochums Trainerin Malinowski: "Ein Sieg wäre wie ein kleines Wunder"
Der VfL Bochum 1848, der als Aufsteiger in der 2. Frauen-Bundesliga für Furore sorgt, trifft heute (ab 18.30 Uhr) im DFB-Pokalachtelfinale im Vonovia Ruhrstadion auf den Bundesligisten TSG Hoffenheim. Für das Team von VfL-Trainerin Kyra Malinowski wird es eine Rekordkulisse geben. Im DFB.de-Interview spricht die 31 Jahre alte gebürtige Bochumerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über dieses Highlight.
DFB.de: Der VfL Bochum empfängt im DFB-Pokal die TSG Hoffenheim. Wie sehr fiebert Ihr Team diesem Höhepunkt bereits entgegen, Frau Malinowski?
Kyra Malinowski: Die Vorfreude ist riesig. Mehr als 4500 Tickets wurden bereits verkauft. Das ist im Vergleich zu unseren Ligapartien schon eine ganz andere Hausnummer. Noch dazu spielen wir unter Flutlicht, besser geht es nicht.
DFB.de: Werden Sie als Trainerin von der großen Vorfreude ebenfalls ergriffen?
Malinowski: Auf jeden Fall. Vor so vielen Fans anzutreten, ist auch für mich etwas ganz Besonderes. Auch meine Familie und viele Freunde werden im Stadion sein. Die Rahmenbedingungen passen schon mal. (lacht)
DFB.de: Ihre Mannschaft spielt als Aufsteiger in der 2. Frauen-Bundesliga eine starke Saison und belegt den dritten Tabellenplatz, der am Saisonende den Sprung in die Google Pixel Frauen-Bundesliga bedeuten würde. Wie sehr überrascht Sie das?
Malinowski: Wir wussten, dass wir eine gute Mannschaft haben, die in dieser Liga mithalten kann. Mit einem solchen Abschneiden habe ich aber - ganz ehrlich - nicht gerechnet. Umso schöner ist es, dass wir zu diesem Zeitpunkt der Saison schon so viele Punkte gesammelt haben.
DFB.de: Was sind die wichtigsten Gründe für die bislang so positive Zwischenbilanz?
Malinowski: Der gute Start mit zwei Auftaktsiegen hat sicherlich dazu beigetragen. Dadurch sind wir in einen Flow gekommen. Eine wesentliche Rolle spielt jedoch unser gutes Teamgefüge. Alle ziehen an einem Strang, auf und auch außerhalb des Platzes.
DFB.de: Zuletzt musste der VfL aber zwei Niederlagen in Folge hinnehmen. Woran lag das?
Malinowski: Beide Spiele sind ein wenig unglücklich verlaufen, mussten nicht unbedingt verloren gehen. Es war aber klar, dass es auch mal Rückschläge geben wird. Es ist eine neue Liga für uns, wir sind mitten in einem Prozess und lernen in jedem Spiel dazu. Darüber hinaus fehlen uns praktisch schon seit Saisonbeginn mit Dörthe Hoppius und Nina Lange zwei wichtige Offensivspielerinnen verletzungsbedingt. Das geht auf Dauer an die Substanz und lässt sich nicht in jeder Partie kompensieren.
DFB.de: Hat Ihr Innenraumverbot für zwei Partien dabei auch eine Rolle gespielt?
Malinowski: Das war ganz sicher nicht der entscheidende Faktor, hat aber möglicherweise ein wenig dazu beigetragen. Dass ich mir die Spiele von der Tribüne aus anschauen musste, tat auf jeden Fall sehr weh. Das war mir eine Lehre und soll nicht wieder passieren.
DFB.de: Zwei Spieltage der Hinserie stehen noch aus. Ist es an der Zeit, das Saisonziel nach oben zu korrigieren, zumal in dieser Saison ausnahmsweise drei Teams aufsteigen?
Malinowski: Auf keinen Fall. Unser erstes Ziel ist und bleibt als Aufsteiger der möglichst frühzeitige Klassenverbleib. Dafür fehlen uns noch einige Punkte. Wir bleiben bei uns und werden uns auf jedes einzelne Spiel fokussieren. Man darf auch nicht vergessen, dass wir in der einen oder anderen Partie das Matchglück auf unserer Seite hatten, dass wir uns viele Punkte hart erarbeitet haben. Deshalb gibt es keinen Grund, jetzt abzuheben.
DFB.de: Ist der Aufstieg in die Frauen-Bundesliga denn grundsätzlich für den VfL Bochum ein erstrebenswertes Ziel?
Malinowski: Von Vereinsseite ist klar kommuniziert, dass wir uns mittelfristig in Richtung Bundesliga bewegen und die entsprechenden Voraussetzungen schaffen wollen. Wir haben in den zurückliegenden drei Jahren bereits etwas aufgebaut und wollen diesen Weg weitergehen. Die Unterstützung des Klubs ist da. Noch liegt aber viel Arbeit vor uns.
DFB.de: Könnte bei der Entscheidung die schwierige sportliche Lage der VfL-Profis am Tabellenende der Bundesliga eine Rolle spielen?
Malinowski: Das ist davon grundsätzlich unabhängig. Dennoch fiebern wir selbstverständlich mit den Männern und drücken alle Daumen, dass der Klassenverbleib gelingt. Es ist auf jeden Fall schon mal sehr positiv, dass mit der Verpflichtung des neuen Cheftrainers Dieter Hecking der Optimismus zurückgekehrt ist
DFB.de: Gutes Stichwort: Aktuell gibt es keine Cheftrainerin in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Hätten Sie Lust, das zu ändern?
Malinowski: Klar. (lacht) Es wäre auf jeden Fall sehr wichtig, wenn mehr Trainerinnen auf diesem Niveau arbeiten würden. Das würde in der Folge auch andere Frauen motivieren, die entsprechenden Lizenzen zu erwerben. Grundsätzlich habe ich schon das Gefühl, dass sich in diesem Bereich - auch durch die Arbeit von DFB und UEFA - einiges in die richtige Richtung bewegt, beispielsweise durch die Vergabe von Stipendien.
DFB.de: Sie sind aktuell im Besitz der A-Lizenz. Streben Sie die höchste Ausbildungsstufe an?
Malinowski: Es ist auf jeden Fall ein persönliches Ziel, mich weiterzuentwickeln, weiterzubilden und irgendwann auch die Pro Lizenz zu erwerben. Aktuell erfülle ich noch nicht alle Voraussetzungen, um kurzfristig einen Platz im Lehrgang zu bekommen.
DFB.de: Zurück zum Pokalduell mit der TSG Hoffenheim: Wie groß ist der Abstand zwischen der Frauen-Bundesliga und der 2. Bundesliga?
Malinowski: Da ist schon viel Luft dazwischen, auch wenn ich der Meinung bin, dass die 2. Bundesliga durchaus aufholt. Teams wie der 1. FC Union Berlin, 1. FC Nürnberg oder Hamburger SV arbeiten schon unter Profibedingungen und sind uns sowie einigen weiteren Klubs damit noch einen Schritt voraus.
DFB.de: Ist das Pokalspiel jetzt auch ein Gradmesser, wie gut der VfL schon mit höherklassigen Gegnern mithalten kann?
Malinowski: Puh, schwierige Frage. Wir sollten realistisch bleiben. Die TSG gehört zu den Topteams der Bundesliga, hat in den zurückliegenden Spielzeiten immer um die Qualifikation für das internationale Geschäft mitgespielt und sich noch vor wenigen Jahren sogar für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Von daher liegt die Favoritenrolle klar bei Hoffenheim. Ein Sieg für uns wäre bei diesen Voraussetzungen wie ein kleines Wunder.
DFB.de: Die TSG Hoffenheim ist in dieser Saison allerdings bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Kann das ein Vorteil für Ihre Mannschaft sein?
Malinowski: Wenn es nicht wie gewünscht läuft, macht das natürlich etwas mit einer Mannschaft und kann zusätzlichen Druck erzeugen. Dazu haben wir unsere Fans im Rücken. Wir werden auf jeden Fall alles dafür tun, um es so spannend wie möglich zu machen.
DFB.de: Ihre Ligakonkurrenten Union Berlin und Borussia Mönchengladbach haben schon Erstligisten ausgeschaltet. Nehmen Sie sich daran ein Beispiel?
Malinowski: Absolut. Im DFB-Pokal sind immer auch Sensationen möglich.
DFB.de: Was muss passieren, um eine Überraschung zu schaffen?
Malinowski: Defensiv müssen wir sehr gut arbeiten, dürfen zwischen den Ketten nur geringe Abstände haben. Gleichzeitig wird es aber auch wichtig sein, immer wieder Nadelstiche nach vorne zu setzen.
Kategorien: DFB-Pokal der Frauen, 2. Frauen-Bundesliga
Autor: mspw
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