DFB-Nachwuchsliga
Bayern-Trainer Gaydarov: "Es ist sehr erfüllend"

Als Trainer der U 19 in der neuen DFB-Nachwuchsliga gehört Peter Gaydarov (33) zu den wichtigsten Ausbildern im Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München. Der Deutsch-Bulgare förderte auch schon Nationalspieler Aleksandar Pavlovic. Im DFB.de-Interview spricht Gaydarov mit Mitarbeiter Ralf Debat über seinen Job und das bevorstehende Duell mit Schalkes Trainerikone Norbert Elgert.
DFB.de: Auch nach der 2:3-Auswärtsniederlage im Nachholspiel beim SV Werder Bremen hat die U 19 des FC Bayern München als Tabellendritter in der Gruppe A der Liga A gute Chancen auf die Qualifikation für das Achtelfinale um die Deutsche Meisterschaft. Wie bewerten Sie den bisherigen Saisonverlauf, Herr Gaydarov?
Peter Gaydarov: Überwiegend positiv. Für uns geht es in erster Linie darum, unsere Talente bestmöglich zu fördern und weiterzuentwickeln. Da ist es für uns beispielsweise sehr erfreulich, dass schon der eine oder andere Spieler durch konstant gute Leistungen am Training der Profis teilnehmen darf oder sich bei der U 23 bewährt. Da sind wir auf einem sehr guten Weg.
DFB.de: Ist es denn nicht das Ziel, um den Titel mitzuspielen?
Gaydarov: Unser Anspruch ist es selbstverständlich, jede Trainingseinheit, jede Übung und jedes Spiel optimal zu gestalten. Wir streben beim FC Bayern immer nach dem sportlich maximalen Erfolg. Am Ende geht es für mich darum, unsere Spieler bestmöglich auf ihrem Weg in den Profifußball zu begleiten.
DFB.de: Es ist Ihre erste Saison als U 19-Trainer. Was zeichnet Ihr Team besonders aus?
Gaydarov: Ich würde sagen, dass wir ein gutes Kollektiv bilden und auch über den richtigen Mix im Kader verfügen, um auf verschiedene Spielsituationen gut reagieren zu können. Grundsätzlich spielen wir einen mutigen und offensiven Fußball, was sich beispielsweise auch an unserer starken Torausbeute zeigt.
DFB.de: Viele U 19-Spieler sind bereits zur U 23 aufgerückt, so dass Sie mit einem sehr jungen Team antreten. Welche Herausforderungen und welche Vorteile bringt das mit sich?
Gaydarov: Es ist vor allem ein großer Vorteil für die Jungs, die in ihrer Entwicklung im Vergleich zu gleichaltrigen Spielern schon weiter sind. Wir haben beispielsweise schon einige Talente dabei, die eigentlich noch für die U 17 spielberechtigt sind. Sie müssen bei uns an ihre Grenzen gehen, um sich behaupten zu können, denn der körperliche Unterschied zu U 19-Spielern des älteren Jahrgangs ist schon erheblich. Aber genau das ist die Challenge, um sich schon auf diesem Niveau behaupten zu können.
DFB.de: In der UEFA Youth League scheiterte der FC Bayern erst im Elfmeterschießen an Inter Mailand. Wie wichtig sind solche internationalen Erfahrungen?
Gaydarov: Das ist für uns eine sehr gute Bühne, um uns mit Topgegnern zu messen und immer ans Limit gehen zu müssen. Das war schon während der Ligaphase mit Spielen gegen Paris St. Germain, FC Barcelona oder Aston Villa der Fall und erst recht in der K.o.-Phase gegen Real Betis Sevilla oder eben Inter Mailand. Auch in der Youth League sind wir mit einem deutlich jüngeren Team als unsere Konkurrenten an den Start gegangen, konnten uns aber gut behaupten. Das knappe Ausscheiden war bitter. Aber dafür können sich ja jetzt unsere Profis in der Champions League gegen Inter Mailand revanchieren. (lacht)
DFB.de: Sie haben beim FC Bayern unter anderem schon Nationalspieler Aleksandar Pavlovic trainiert. Wird es schon bald weitere FCB-Profis geben, die aus dem eigenen Campus kommen?
Gaydarov: Definitiv, davon bin ich überzeugt. Wir haben am Campus eine so hohe Dichte an Toptalenten wie vielleicht noch nie. Mehr als 40 Prozent unserer Absolventen werden Profifußballer. Das ist das Ergebnis unserer kontinuierlichen Erhebungen. Wir wissen alle, dass es gerade beim FC Bayern außergewöhnlich ist, wenn ein Spieler wie Aleks direkt den Sprung in die erste Mannschaft schafft. Schon in der Vergangenheit hat bei Spielern wie Philipp Lahm, Toni Kroos oder David Alaba erst der Umweg über eine Leihe zum Ziel geführt. Aktuell ist Adam Aznou unumstrittener Stammspieler bei Real Valladolid in Spanien, Noel Aseko macht seine ersten Schritte im Profibereich bei Hannover 96. Paul Wanner sammelt gemeinsam mit Frans Krätzig als Stammkraft Spielminute um Spielminute in Heidenheim. Sie sind nur einige Beispiele von verliehenen Spielern, denen wir weiterhin eine sehr positive Entwicklung zutrauen.
DFB.de: Im Alter von gerade einmal 33 Jahren sind Sie schon Ihr halbes Leben lang Trainer. Wie kam es dazu?
Gaydarov: Das entwickelte sich zunächst aus einem Zufall heraus. Als ich bei meinem Jugendklub TV Vohburg in der U 19 und teilweise in der ersten Mannschaft spielte, wurde dort im Winter ein Trainer für die U 15 gesucht. Ich habe den Job nach kurzer Bedenkzeit übernommen. Es hat sofort gut gepasst und großen Spaß gemacht, so dass ich dabeigeblieben bin. Damals hatte ich noch nicht einmal einen Führerschein und musste mich von den Eltern der Spieler fahren lassen. Das war schon eine kuriose Geschichte. Auch auf meinen weiteren Stationen habe ich immer ein sehr gutes Umfeld vorgefunden, so dass ich erfolgreich arbeiten und mich als Trainer stetig entwickeln konnte.
DFB.de: Sie sind den weiteren Weg über mehrere Amateurvereine gegangen. Hätten Sie es damals für möglich gehalten, mal für den FC Bayern zu arbeiten?
Gaydarov: Nein, überhaupt nicht. Wenn mir das selbst vor acht oder neun Jahren jemand gesagt hätte, dem hätte ich nicht geglaubt. Umso schöner, dass es dennoch geklappt hat.
DFB.de: Was macht den Trainerberuf für Sie so reizvoll?
Gaydarov: Es ist eine ungemein vielfältige Aufgabe, in der man seinen eigenen Weg finden und gehen kann. Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und ihre Entwicklung zu sehen, ist für mich sehr erfüllend.
DFB.de: An welchen Trainern orientieren Sie sich und wie würden Sie sich selbst als Trainertyp bezeichnen?
Gaydarov: Ich habe jetzt kein bestimmtes Trainervorbild. Dennoch hat man versucht, sich bei herausragenden Trainern wie etwa Pep Guardiola oder Jürgen Klopp etwas abzuschauen. Es ist auch sehr beeindruckend, wie es unserem Cheftrainer Vincent Kompany und seinem Trainerteam trotz seiner noch nicht so lange laufenden Trainerkarriere gelingt, den hochkarätig besetzten Kader zu moderieren. Auch von Co-Trainer René Maric, der zuvor selbst für kurze Zeit die U 19 betreut hatte und uns junge Trainer am Campus nach wie vor unterstützt und für mich zu einer Art Mentor geworden ist, kann ich viel lernen. Dazu ist auch der Austausch mit der Profiabteilung über unseren Sportlichen Leiter Markus Weinzierl und mit Sportdirektor Christoph Freund, der sich sehr für unseren Campus interessiert und einsetzt, absolut herausragend.
DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie als Trainer?
Gaydarov: Ich möchte meinen Job so gut wie möglich machen, ehrliche Arbeit abliefern und die Spielerentwicklung vorantreiben. Ich bin immer gut damit gefahren, nicht über nächste Schritte nachzudenken, sondern mich auf meine Aufgabe zu fokussieren.
DFB.de: Die Einführung der neuen DFB-Nachwuchsliga sorgt unter anderem dafür, dass es jetzt schon während der regulären Saison zu Duellen mit Topklubs aus dem gesamten Bundesgebiet kommt wie aktuell gegen Werder Bremen, Schalke 04 oder den 1. FC Köln. Wie finden Sie das?
Gaydarov: Das ist auf jeden Fall ein großer Vorteil der Neustrukturierung. Diese für uns neuen Duelle sind absolut top und sorgen für neue Reize. Das ist definitiv ein großer Fortschritt.
DFB.de: Haben Sie weitere Veränderungen festgestellt?
Gaydarov: Ein Ziel der Neuordnung war ja, den Ergebnisdruck zu verringern, da es für die Vereine mit Nachwuchsleistungszentren keinen Abstieg mehr gibt. Dadurch sollte die Förderung der einzelnen Spieler im Mittelpunkt stehen. Das ist bei uns auch definitiv der Fall. Dennoch spürt man schon, dass die meisten Teams nach wie vor den sportlichen Erfolg erreichen wollen und dass jetzt ein harter Kampf um die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft entbrannt ist. Dagegen wurden wir während der regionalen Vorrunde nicht in jedem Spiel maximal gefordert. Die Auswirkungen der Veränderung wird man aber ohnehin erst in einigen Jahren sehen.
DFB.de: Am Sonntag trifft der FC Bayern auf den FC Schalke 04 mit Trainerlegende Norbert Elgert. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Duell?
Gaydarov: Die Schalker spielen schon sehr erwachsen, bringen viel Disziplin und Physis mit in ihr Spiel ein. Dazu machen sie nur wenige Fehler, so dass jeder Gegner seine Probleme bekommt. Wir werden viel Kreativität benötigen, um sie in Verlegenheit zu bringen.
DFB.de: Ihr erfahrener Kollege bildete bereits zahlreiche Nationalspieler und sogar vier Weltmeister von 2014 aus. Ist er ein Vorbild für Sie?
Gaydarov: Absolut. Ich kann Norbert Elgert nur großen Respekt für seine Arbeit und seine Erfolge zollen, aber vor allem auch für seine Entscheidung, langfristig im Nachwuchsbereich tätig zu sein. Das gibt es heute nicht mehr so oft und sollte definitiv ein Vorbild für andere Trainer sein. Ihm gelingt es, sich immer neu zu erfinden. Beim Hinspiel bin ich Norbert erstmals begegnet und kann nur sagen, dass er ein super Typ ist.
DFB.de: Welche Schlüsse haben Sie auf dem 0:2 im ersten Duell gezogen?
Gaydarov: Wir hatten eigentlich mehr vom Spiel, wurden aber zweimal eiskalt ausgekontert. Das ist eine große Stärke der Schalker. Diesmal werden wir eine bessere Balance benötigen.
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Kategorien: DFB-Nachwuchsliga
Autor: mspw
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