Google Pixel Frauen-Bundesliga

Bayer-Torhüterin Repohl: "Coole Geschichte, international zu spielen"

28.11.2024
Friederike Repohl: "Wir haben keine Starspielerin, dafür aber ein sehr gut funktionierendes Kollektiv" Foto: IMAGO

Deutsche Meisterin und DFB-Pokalsiegerin war Friederike Repohl mit dem VfL Wolfsburg bereits. Jetzt mischt die 30 Jahre alte Torhüterin und Kapitänin mit Bayer 04 Leverkusen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga ganz oben mit und könnte am 11. Spieltag am Freitag, 6. Dezember (ab 18.30 Uhr, live bei MagentaSport und DAZN), die Wölfinnen mit einem Heimsieg im Topspiel von Platz eins verdrängen. Im DFB.de-Interview spricht Friederike Repohl mit Mitarbeiter Ralf Debat über die starke Hinserie, den Einzug ins DFB-Pokalviertelfinale und die Hochspannung an der Tabellenspitze.

DFB.de: Bayer 04 Leverkusen belegt vor dem abschließenden Spieltag der Hinrunde Platz vier und steht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Hätten Sie das vor Saisonbeginn sofort unterschrieben, Frau Repohl?

Friederike Repohl: Ja, ich denke schon. Unser erklärtes Ziel war es, den Abstand zu den Spitzenteams in dieser Saison zu verkürzen. Das ist uns bisher sogar besser gelungen, als ich es im Vorfeld erwartet hätte. Wir sind in der Liga oben dabei und haben unsere Aufgaben im DFB-Pokal gelöst. Von daher befinden wir uns auf einem guten Weg.

DFB.de: In der abgelaufenen Spielzeit war Bayer 04 noch hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Wann haben Sie gemerkt, dass es jetzt in die richtige Richtung geht?

Repohl: Da kann ich keinen bestimmten Zeitpunkt nennen. Fakt ist aber, dass schon die Vorbereitung auf die neue Saison sehr intensiv war und wir dort sehr hart gearbeitet haben. Nach und nach konnten wir die Ideen und Vorgaben unseres neuen Trainers dann immer besser umsetzen und haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert.

DFB.de: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Gründe für das positive Abschneiden?

Repohl: Unsere größte Stärke ist unser Offensivspiel. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir bislang in jedem Spiel getroffen haben. Das liegt aus meiner Sicht auch an unserem neuen Spielsystem mit zwei echten Spitzen. Dadurch haben wir mehr Durchschlagskraft nach vorne, können die gegnerische Abwehr gut beschäftigen. Außerdem sind wir in der Lage, auch während eines Spiels flexibel auf den Gegner oder den Spielstand zu reagieren.

DFB.de: Was zeichnet das Team in dieser Saison vor allem aus?

Repohl: Wir haben keine Starspielerin, dafür aber ein sehr gut funktionierendes Kollektiv. Die Mischung aus aufstrebenden Talenten und erfahrenen Spielerinnen stimmt. Gerade die Entwicklung unserer jüngeren Spielerinnen geht in die richtige Richtung. Sofie Zdebel und Katharina Piljic, die bei uns auf der Doppelsechs spielen, sind beispielsweise erst 20 und 21 Jahre alt. Dafür machen sie es schon herausragend gut. Aber auch weitere Nachwuchsspielerinnen rücken auf und sind inzwischen echte Alternativen.

DFB.de: Welche Rolle spielt der neue Trainer Roberto Pätzold?

Repohl: Neben dem neuen Spielsystem und dem intensiven Training, das das gesamte Team auf ein gutes Fitnesslevel gebracht hat, ist er sehr kommunikativ, ehrlich und direkt. Das kommt bei der Mannschaft gut an.

DFB.de: Nach dem Abgang von Elisa Senß wurden Sie zur neuen Spielführerin ernannt, was bei Torhüterinnen nicht unbedingt selbstverständlich ist. Waren Sie überrascht?

Repohl: Ich war zwar schon im Mannschaftsrat und habe auch vorher gerne Verantwortung übernommen. Dennoch war ich in der Tat schon ein wenig überrascht, als die Wahl auf mich gefallen ist. Ich sehe das aber nicht als problematisch an, weil ich Torhüterin bin und deshalb auf dem Spielfeld vielleicht weniger Einfluss nehmen kann. Wenn es etwas mit der Schiedsrichterin zu besprechen gibt, dann übernimmt das unsere Vizekapitänin Kristin Kögel.

DFB.de: Wie würden Sie Ihre Rolle innerhalb des Teams beschreiben?

Repohl: Wie schon angedeutet: Das hat sich innerhalb der Mannschaft und auf dem Spielfeld nicht allzu sehr verändert. Außerhalb des Platzes sind allerdings als Kapitänin schon einige organisatorische Dinge zu übernehmen und zu klären, aber das mache ich auch gerne. Ich habe über die Jahre eine gewisse Erfahrung gesammelt, deshalb fällt mir das nicht schwer.

DFB.de: Im Achtelfinale des DFB-Pokals tat sich Bayer 04 beim 1:0-Heimsieg gegen den 1. FFC Turbine Potsdam recht schwer. Lag es an der klaren Favoritenrolle?

Repohl: Eigentlich nicht. Wir waren über 90 Minuten klar dominant, haben es allerdings unnötig spannend gemacht, weil unsere Chancenauswertung nicht gut war. Da hat in einigen Szenen die nötige Konsequenz gefehlt. Ich muss aber auch sagen, dass Potsdam besser verteidigt hat als beispielsweise bei unserem 3:0 im Ligaspiel. Unter dem Strich war es dennoch ein hochverdienter Sieg. Ich hatte nicht allzu viel zu tun.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat der Pokalwettbewerb im Vergleich zur Meisterschaft? Wie reizvoll wäre eine Teilnahme am Finale in Köln?

Repohl: Das wäre wahnsinnig cool, zumal es für Bayer 04 eine Premiere wäre. Ich selbst stand mit dem VfL Wolfsburg schon zweimal im Pokalendspiel, kam auch jeweils zum Einsatz. Das waren schon besondere Erlebnisse. Mit Leverkusen das Finale bestreiten zu dürfen, würde sicherlich wegen der kurzen Anreise für eine große Unterstützung im Stadion sorgen. Im Pokal spielt oft aber auch die Auslosung eine wesentliche Rolle.

DFB.de: Gutes Stichwort: Haben Sie einen Wunschgegner für das Viertelfinale?

Repohl: Der FC Bayern München oder der VfL Wolfsburg müssen es in der nächsten Runde nicht unbedingt sein. Ein Heimspiel wäre schön. Ich könnte aber auch mit einer Auswärtspartie bei Borussia Mönchengladbach gut leben. Das wäre wegen der räumlichen Nähe durchaus reizvoll.

DFB.de: In der Google Pixel Frauen-Bundesliga endet die Hinrunde am Nikolaustag mit einem Heimspiel gegen Tabellenführer VfL Wolfsburg, Ihren ehemaligen Verein. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit den Wölfinnen?

Repohl: Ich hatte eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit in Wolfsburg. Wir wurden Meister, zweimal Pokalsieger, ich durfte in der Champions League spielen. Das alles hätte ich mir vorher nicht erträumen können. Zu einigen Spielerinnen des VfL habe ich nach wie vor Kontakt. Wenn wir uns gegenüberstehen, zählt für mich aber nur Bayer 04.

DFB.de: Leverkusens Rückstand zur Spitze beträgt lediglich zwei Punkte, mit einem Sieg könnte Bayer 04 vorbeiziehen und zumindest vorerst die Tabellenführung übernehmen. Wie bewerten Sie die Ausgangslage?

Repohl: Grundsätzlich ist jeder Gegner schlagbar. Außerdem spielen wir zu Hause, wo wir uns wohler fühlen. Dass wir auch gegen die Topteams der Liga bestehen können, haben wir bereits mehrfach gezeigt. Wir werden in das Spiel gehen, um die drei Punkte möglichst in Leverkusen zu behalten.

DFB.de: In bislang 26 Aufeinandertreffen gab es aber erst einen Leverkusener Dreier und drei Unentschieden. Warum wird die Bilanz diesmal verbessert?

Repohl: Wir haben in dieser Saison auch schon gegen die TSG Hoffenheim eine lange Negativserie beendet. Und beim 2:3 gegen den FC Bayern München waren wir ebenfalls sehr nah dran. Es wird einfach wichtig sein, uns auf unsere Qualitäten zu fokussieren. Dann ist auch gegen den VfL Wolfsburg etwas möglich.

DFB.de: Platz eins und vier trennen aktuell nur zwei Zähler. Gehen Sie davon aus, dass es bis zum Saisonende so spannend bleiben könnte?

Repohl: Für die Liga würde ich es mir auf jeden Fall wünschen. Davon würden wir alle profitieren. Unser Ziel muss es sein, das Rennen um die Spitzenplätze so offen wie möglich zu gestalten und oben dranzubleiben. Das wird nicht leicht, zumal wir in der Rückrunde gegen sämtliche Topteams auswärts antreten müssen. Umso wichtiger wird es sein, über die gesamte Saison Konstanz zu zeigen. In der Vergangenheit war es oft so, dass jeweils nur die Hinrunde oder nur die Rückserie gut war. Da wollen und müssen wir uns verbessern, um den zu Anschluss halten und möglichst bis zum Ende um die vorderen Plätze mitzumischen.

DFB.de: Wäre die erstmalige Qualifikation für das internationale Geschäft für die Bayer 04-Frauen in etwa mit dem Doublegewinn der Männer zu vergleichen?

Repohl: Grundsätzlich sollten wir solche Vergleiche gar nicht erst anstellen. Dafür sind die Unterschiede zu groß. Wenn man allerdings die jeweilige historische Dimension eines solchen Erfolges nimmt, dann käme das schon in etwa hin. Für uns alle wäre es auf jeden Fall eine coole Geschichte, international zu spielen. Ob es schon in dieser Saison realistisch ist, wird man sehen. Mittelfristig ist es aber auf jeden Fall unser Ziel.

Kategorien: Google Pixel Frauen-Bundesliga, DFB-Pokal der Frauen

Autor: mspw