DFB-Pokal der Frauen

Bartsch: "Bayern oder Wolfsburg wäre ein absoluter Höhepunkt"

27.11.2024
Kristina Bartsch (M.): "Ich würde sehr gerne noch einmal höher spielen" Foto: imago

Zuerst der 1. FC Köln, dann auch die SGS Essen: Die Fußballerinnen von Borussia Mönchengladbach aus der 2. Frauen-Bundesliga haben im DFB-Pokal bereits zwei Erstligisten ausgeschaltet und stehen nun im Viertelfinale. Im DFB.de-Interview spricht Kapitänin Kristina Bartsch (25) mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Überraschungserfolge und einen möglichen Aufstieg in die Google Pixel Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Wie groß sind die Feierlichkeiten nach dem erneuten Pokalcoup ausgefallen, Frau Bartsch?

Kristina Bartsch: Nach dem Spiel waren wir zuerst mit der Mannschaft essen, sind danach als Team noch ein wenig weitergezogen. Im Vergleich zum Köln-Spiel ging es diesmal sogar noch etwas länger. (lacht)

DFB.de: Borussia hat erst zum zweiten Mal überhaupt das Viertelfinale im DFB-Pokal der Frauen erreicht, war beim ersten Mal allerdings noch Bundesligist. Wie stolz macht Sie es, nun als Zweitligist in die Runde der letzten Acht eingezogen zu sein?

Bartsch: Auf jeden Fall sehr stolz. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das auch mit einigen Tagen Abstand immer noch nicht ganz realisiert. Es ist definitiv ein sehr cooles Erlebnis, es gab auch viel positive Resonanz - sowohl im Verein als auch privat.

DFB.de: Wie war es möglich, nach dem 1. FC Köln mit der SGS Essen einen weiteren Gegner aus der Google Pixel Frauen-Bundesliga auszuschalten?

Bartsch: Sehr wichtig war aus meiner Sicht, dass wir komplett bei uns geblieben sind. Schon während der Trainingswoche war viel Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit zu spüren. Statt negativer Nervosität herrschte große Vorfreude auf das Spiel. Schließlich hatten wir als unterklassiger Klub nicht so viel zu verlieren, konnten befreit aufspielen. Das war schon ein Vorteil.

DFB.de: Was war sportlich der Schlüssel?

Bartsch: Uns war klar, dass wir nicht so viel Ballbesitz haben werden. Wir haben jedoch sehr diszipliniert gespielt und defensiv kaum etwas zugelassen. In der zweiten Halbzeit ist es uns dann gelungen, auch immer wieder Nadelstiche nach vorne zu setzen. In der Schlussphase haben wir uns dafür dann auch belohnt.

DFB.de: Entschieden wurde die Partie durch zwei Tore von Einwechselspielerinnen. Das spricht auch für die Breite im Kader, oder?

Bartsch: Definitiv. Es ist richtig cool, dass die Mädels, die von der Bank kommen, so viel bewirken können. Es waren ja nicht nur Kyra van Leeuwe und Carolin Corres, die unsere beiden Treffer erzielt haben. Am zweiten Tor war beispielsweise mit Nina Klinger noch eine weitere eingewechselte Spielerin entscheidend beteiligt. Das ist kein Zufall und schön zu sehen, wie sich jede optimal für das Team einbringt.

DFB.de: Das Viertelfinale wird im Februar ausgetragen. Wäre Ihnen ein weiterer Bundesligist aus NRW, also in diesem Fall Bayer 04 Leverkusen, als Gegner recht?

Bartsch: Wir werden es nehmen, wie es kommt. Aber wenn ich ehrlich bin, hätte es auch einen besonderen Reiz, zu Hause auf den FC Bayern München oder den VfL Wolfsburg zu treffen. Das wäre ein absoluter Höhepunkt für uns alle.

DFB.de: In der 2. Frauen-Bundesliga belegt Gladbach kurz vor dem Ende der Hinserie einen Mittelfeldplatz. Zufrieden?

Bartsch: Ich würde sagen, wir spielen eine solide Saison. Den einen oder anderen Punkt hätten wir aber schon mehr auf dem Konto haben können.

DFB.de: Der Abstand zu den Aufstiegsplätzen ist genauso groß wie zur Abstiegszone. Wohin ist Ihr Blick gerichtet?

Bartsch: Natürlich wollen wir das Bestmögliche herausholen. Grundsätzlich beschäftigen wir uns aber nicht so sehr damit, wo wir gerade in der Tabelle stehen, sondern wollen in jedem Spiel möglichst unser Ding durchziehen.

DFB.de: Sie führen das Team als Kapitänin an, obwohl Sie beim Gladbacher Erzrivalen 1. FC Köln ausgebildet worden waren und dort auch den Sprung in die Bundesliga geschafft hatten. Wie haben Sie das hinbekommen?

Bartsch: Meine Zeit beim FC liegt schon lange genug zurück. (lacht) Ich muss mir deshalb auch gar keine Sprüche mehr anhören. Ich denke, ich habe nach meinem Wechsel zu Borussia viel gearbeitet und mich so gut wie möglich eingebracht. In der zurückliegenden Saison war ich bereits Vizekapitänin. Vor dieser Spielzeit wurde ich vom Team zur Spielführerin gewählt.

DFB.de: Was bedeutet es Ihnen, die Binde zu tragen?

Bartsch: Das Vertrauen des Teams zu bekommen, ist definitiv etwas Besonderes und macht mich auch stolz. Als wir nach dem Pokalspiel vom Platz gegangen sind, dachte ich mir, es ist schon eine tolle Sache, ein so cooles Team anzuführen.

DFB.de: Als Sie nach Mönchengladbach kamen, spielte Borussia noch in der Frauen-Regionalliga West. War Ihnen klar, dass der Weg dauerhaft nach oben führen wird?

Bartsch: Die Hoffnung war da. Im Sommer 2022 kam dann ein neuer Trainer, die Strukturen wurden nach und nach verbessert. Mein Ziel war es von Anfang an, mit dem Team aufzusteigen. Deshalb bin ich damals auch im Winter von Alemannia Aachen nach Gladbach gewechselt. Im Nachhinein war es genau der richtige Schritt.

DFB.de: Ist nach dem Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga und dem erreichten Klassenverbleib zumindest mittel- oder langfristig die Rückkehr in die Google Pixel Frauen-Bundesliga das erklärte Ziel des Klubs?

Bartsch: Langfristig vielleicht schon. Allerdings ist es dem Verein wichtig, nachhaltig etwas aufzubauen. Wir wollen nicht auf- und dann direkt wieder absteigen. Das hat Borussia früher schon zweimal erlebt. Von daher ist es wichtig, die Strukturen weiter zu festigen, um für einen möglichen Aufstieg noch besser vorbereitet zu sein.

DFB.de: Ihre fünf Einsätze in der höchsten deutschen Spielklasse liegen schon sechseinhalb Jahre zurück. Wie groß ist Ihr Ehrgeiz, es noch mal dorthin zu schaffen?

Bartsch: Ich habe in Gladbach wieder den Spaß am Fußball gefunden und würde sehr gerne noch einmal höher spielen. Dafür werde ich weiterhin alles geben.

Kategorien: DFB-Pokal der Frauen, 2. Frauen-Bundesliga

Autor: mspw