DFB-Pokal der Juniorinnen

Aurich-Trainer Stefan Wilts: "Bieten Talenten optimale Bedingungen"

07.12.2024
Wilts: "Die individuelle Qualität innerhalb der Mannschaft ist in dieser Spielzeit noch höher" Foto: Aylin Rewohl

Im Achtelfinale des neuen DFB-Pokals der Juniorinnen empfängt Bayer 04 Leverkusen am heutigen Samstag (ab 14 Uhr) die SpVg Aurich. Es ist die Neuauflage des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft von 2023. Damals holte Bayer 04 vor eigenem Publikum den Titel (2:1). Im DFB.de-Interview spricht Aurichs Trainer Stefan Wilts (43) mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Pokalduell und die Nachwuchsförderung.

DFB.de: Mit welchen Gefühlen werden Sie mit Ihrem Team zum Achtelfinale im DFB-Pokal der Juniorinnen bei Bayer 04 Leverkusen antreten, Herr Wilts?

Stefan Wilts: Mit einem richtig guten Gefühl. Wir sind gut vorbereitet, alle Spielerinnen sind fit und stehen zur Verfügung.

DFB.de: 2023 ging das Finale um die Deutsche B-Juniorinnen-Meisterschaft gegen Leverkusen 1:2 verloren. Ist es eine verspätete Gelegenheit für eine kleine Wiedergutmachung?

Wilts: Nein, eher nicht. Es ist ja auch keine Spielerin mehr dabei, die damals schon im Aufgebot stand. Dennoch sind wir natürlich ehrgeizig genug, um die Partie unbedingt für uns entscheiden zu wollen. Ich denke, wir haben auch gute Chancen.

DFB.de: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem damaligen Endspiel?

Wilts: Für unser Team und für unseren gesamten Verein war es ein super Ereignis, keine Frage. Das Resultat war sehr bitter. Ich muss aber zugeben, dass es an diesem Tag ein gerechtes Ergebnis war.

DFB.de: Der DFB-Pokal der Juniorinnen wird zum ersten Mal überhaupt ausgetragen. Erhöht das noch den Reiz, erfolgreich zu sein?

Wilts: Für die Spielerinnen gilt das auf jeden Fall. Man spürt, dass sie sich noch mehr darauf freuen, als es beispielsweise bei Partien im normalen Ligabetrieb der Fall ist. Es ist ein sehr attraktiver Wettbewerb, in dem wir natürlich möglichst gut abschneiden wollen.

DFB.de: Wie sehr mögen Sie als Trainer grundsätzlich solche K.o.-Spiele?

Wilts: Wenn ich ehrlich bin, eher weniger. Wenn in nur einer Begegnung die Entscheidung fällt, kann auch oft die Tagesform oder der eine oder andere Zufall den Ausschlag geben.

DFB.de: Nach der Umstrukturierung der B-Juniorinnen-Bundesliga hat sich die SpVg Aurich entschieden, in der Niedersachsenliga gegen Mädchenteams anzutreten, aber gleichzeitig auch in der Bezirksliga gegen männliche Juniorenmannschaften. Warum?

Wilts: In den Duellen mit den Jungs werden unsere Spielerinnen mehr gefordert. Dadurch entwickeln sich vor allem die Toptalente besser. Wir mischen dort in der Liga als Tabellendritter auch ganz oben mit, können uns gut behaupten. In der Niedersachsenliga für B-Juniorinnen, in der wir noch keinen Punktverlust hinnehmen mussten, sind wir vor allem deshalb am Start, weil es dort auch um die Qualifikation für den DFB-Pokal geht. Daran wollen wir natürlich auch in Zukunft teilnehmen. Außerdem verfügen wir über einen großen Kader, so dass es kein Problem ist, in beiden Ligen mit insgesamt 48 Partien pro Saison zu spielen. Den Mädels kommt es außerdem entgegen, mehr zu spielen als zu trainieren.

DFB.de: Wie würden Sie die Philosophie des Vereins bei der Förderung junger Spielerinnen beschreiben?

Wilts: Obwohl es die B-Juniorinnen-Bundesliga nicht mehr gibt, bieten wir unseren Talenten weiterhin optimale Bedingungen mit insgesamt 28 Plätzen in Wohngemeinschaften von zwei bis fünf Spielerinnen sowie mit fünf Trainingseinheiten pro Woche an. Das können nicht viele Klubs. Deshalb ist die Nachfrage bei uns entsprechend hoch, aus ganz Deutschland kommen Spielerinnen zu uns. Wir legen dabei großen Wert auf die individuelle Entwicklung, um die Mädels bestmöglich auf ihrem Karriereweg zu begleiten.

DFB.de: Welche Früchte die Nachwuchsarbeit trägt, lässt sich auch in der sportlichen Entwicklung des ebenfalls von Ihnen betreuten Frauenteams ablesen, oder?

Wilts: Das stimmt und das ist auch eines unserer Ziele. Wir führen die Tabelle in der Frauen-Niedersachsenliga an und streben den Aufstieg in die Regionalliga Nord an. Da befinden wir uns aktuell auf einem guten Weg. Mittelfristig wollen wir uns in der Regionalliga etablieren, um vielleicht eines Tages auch noch den nächsten Schritt zu machen.

DFB.de: Sie sind nicht nur als Trainer beider Teams, sondern auch als Geschäftsführer und stellvertretender Vorsitzender tätig. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Wilts: Mit einem guten Zeitmanagement klappt das schon. (lacht) In der Regel erledige ich meine Aufgaben im Büro bis zur Mittagszeit. Ab 14 Uhr kann ich mich dann voll um die fußballerischen Dinge kümmern. Die Juniorinnen trainieren am Nachmittag, die Frauen anschließend. Auch die Spielansetzungen am Wochenende lassen sich in der Regel gut koordinieren. Das passt schon alles.

DFB.de: Was zeichnet das Team in dieser Saison besonders aus?

Wilts: Die individuelle Qualität innerhalb der Mannschaft ist in dieser Spielzeit noch höher, als es zuletzt der Fall war. Das lässt sich auch daran ablesen, dass wir mit Flügelspielerin Janne Buck bei der U 16 und der defensiven Mittelfeldspielerin Tomke Brandes bei der U 15 erstmals zwei aktuelle Nationalspielerinnen mit regelmäßigen Länderspieleinsätzen abstellen. Hinzu kommen noch vier Spielerinnen, die zu Perspektivlehrgängen eingeladen wurden. Das macht uns als kleiner Verein schon stolz. Insgesamt sind wir fußballerisch sehr gut. Manchmal fehlt vielleicht der letzte Biss. Aber daran arbeiten wir.

DFB.de: Bayer 04 Leverkusen führt die Tabelle in der B-Juniorinnen-Regionalliga West an. Lässt sich das sportliche Niveau in etwa vergleichen?

Wilts: Vermutlich wird das Team in der Regionalliga West mehr gefordert, als es bei uns in der Niedersachsenliga der Fall ist. Genau deshalb nehmen wir ja zusätzlich auch noch am Junioren-Spielbetrieb teil.

DFB.de: Während die SpVg Aurich in der zweiten Runde den SV Werder Bremen 6:1 besiegte, setzte sich Leverkusen beim SV Meppen dagegen erst im Elfmeterschießen durch. Haben die Ergebnisse im Hinblick auf das direkte Duell eine Aussagekraft?

Wilts: Schwer zu sagen. Zum einen fehlt mir der genaue sportliche Vergleich, um das bewerten zu können. Zum anderen geben Ergebnisse in Pokalwettbewerben nicht immer das genaue Leistungsvermögen wieder.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um das Viertelfinale zu erreichen?

Wilts: Entscheidend wird sein, ob es uns gelingt, unsere Stärken und Qualitäten auf den Platz zu bringen. Ganz bewusst wollen wir uns nicht nach dem Gegner richten, sondern unser eigenes Spiel durchziehen.

Kategorien: DFB-Pokal der Juniorinnen

Autor: mspw