DER DFB
125 Jahre später: Die erfolgreichsten Gründervereine

Am 24. Januar 2025 beging der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit einer feierlichen Gala an seinem Gründungsort Leipzig seinen 125. Geburtstag. In vielen Beiträgen und Reden wurde an die großen Erfolge des deutschen Fußballs und an dessen Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt erinnert. Die Gäste sahen bewegende Bilder der Sternstunden bei Welt- und Europameisterschaften. Viele der noch lebenden Titelträger wohnten der Veranstaltung bei. So wurde die Verbindung von Tradition und Zukunft des deutschen Fußballs allen Beteiligten deutlich vor Augen geführt. In einer zehnteiligen Serie erinnert DFB.de an die Gründervereine des DFB. Heute im vierten Teil: die erfolgreichsten Gründervereine.
Würden die Gründerväter heute noch leben, dürfte wohl ein veritabler Streit entstehen um die Frage, welcher Verein es denn wohl am weitesten gebracht habe. Knapp die Hälfte der 86 Vereine hat es bis in die Gegenwart geschafft und unter ihnen finden sich immerhin 13 Meister, sechs Pokalsieger und drei Europapokalsieger. Werder Bremen, Eintracht Frankfurt oder der HSV fallen unter alle drei Kategorien und dürfen die höchsten Ansprüche stellen.
VfB Leipzig erster deutscher "Rekordmeister"
Der bedeutendste Verein vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs war indes zweifellos der VfB Leipzig, der als erster drei Meisterschaften einfuhr. 1903 im ersten Endspiel überhaupt (7:2 gegen DFC Prag), 1906 (2:1 gegen 1. FC Pforzheim) und 1913 (3:1 gegen Duisburger SpV). Außerdem standen die Sachsen 1911 und 1914 im Finale. Unter seinem ursprünglichen Namen kam nur noch ein Titel hinzu: der DFB-Pokal 1936, als es im Berliner Olympiastadion ein damals schier sensationelles 2:1 gegen Schalke 04 gab. Verbürgt ist die Anekdote, dass sich die Leipziger gegen die Kälte (man spielte am 3. Januar 1937) die Waden mit Coca Cola einmassierten, denn "wir hatten nichts anderes", wie ein Spieler zugab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der erste deutsche Rekordmeister in der DDR zu Lokomotive Leipzig, und die Lok rauschte mit Volldampf bevorzugt durch den Pokalwettbewerb, den sie fünfmal gewann (1957, 1976, 1981, 1986, 1987). Als dritter Klub der DDR erreichten sie ein Europacupfinale, 1987 gab es im Pokalsiegercup ein ehrenhaftes 0:1 gegen Ajax Amsterdam. Nach der Wiedervereinigung spielte der Nun-Wieder VfB keine besondere Rolle mehr, 1993 gelang der Aufstieg in die Bundesliga – aber es blieb bei einem Jahr. Heute ist man wieder Lok und viertklassig.
Eine Victoria für Fuchs, Hirsch und den Karlsruher FV
Vier Meisterklubs aus der Gründerversammlung hatten nur in der Kaiserzeit Erfolge. Union 92 Berlin, nicht mit dem heutigen Bundesligisten 1. FC Union zu verwechseln, wurde 1905 zweiter Deutscher Meister (2:0 gegen Karlsruher FV). Eine Rarität blieb auch der Sieg des Freiburger FC 1907 (3:1 gegen Viktoria 89 Berlin), der es in der BRD nur bis zum Zweitligisten brachte – zuletzt 1981/82.
Auch der Karlsruher FV, Klub der einzigen jüdischen Nationalspieler Gottfried Fuchs und Julius Hirsch, stemmte die Victoria nur einmal: 1910 (1:0 gegen Holstein Kiel), immerhin zweimal standen die für ihre ansehnliche Spielweise gerühmten Karlsruher noch im Finale (1905 und 1912). Lokalrivale Phönix holte die Meisterschaft 1909 (4:2 gegen Viktoria Berlin) und feierte im Gewand des Karlsruher SC zwei Pokalsiege (1955 und 1956). Der heutige Zweitligist KSC gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga und wurde international berühmt durch ein 7:0 im UEFA-Pokal gegen den FC Valencia im November 1993. Dann wäre da noch Viktoria 89 Berlin, die bis 1914 in vier Endspielen stand und jene von 1908 (3:0 gegen Stuttgarter Kickers) und 1911 (3:1 gegen VfB Leipzig) gewann.
HSV erfolgreichster Gründungsverein
Der nach objektiven Kriterien erfolgreichste Verein liegt an der Elbe, entstand aus SC Germania 1887 und dem Hamburger FC 1888 und die Abkürzung seines Namen hat einen guten Klang in Fußball-Deutschland: HSV. Nur ein Gründerverein kann ebenfalls zwei Europapokalsiege vorweisen (Eintracht Frankfurt), aber die des HSV sind etwas wertvoller. 1977 holten die Hamburger zunächst den Pokalsieger-Cup mit einem 2:0 gegen RSC Anderlecht an die Elbe, 1983 in Athen dann durch Felix Magaths legendären Sonntagsschuss gegen Juventus Turin (1:0) den begehrten Landesmeisterpokal.
Drei Tage später fuhren sie ihre sechste und bis dato letzte Deutsche Meisterschaft ein – nach 1923, 1928, 1960, 1979 und 1982. Auf den Titel von 1922 verzichteten sie, das Endlos-Finale gegen den 1. FC Nürnberg hatte keinen sportlichen Sieger gefunden. Eine Meisterschaft am Grünen Tisch (Nürnberg war für den Spielabbruch verantwortlich) wollten die noblen Hanseaten dann doch nicht. Dreimal gewannen sie den DFB-Pokal (1963, 1976 und 1987) und bis 2018 waren sie "immer erste Klasse". Obwohl das Etikett des Bundesliga-Dinos nicht mehr am HSV, im siebten Jahr zweitklassig, haftet, ist er eine Marke im deutschen Fußball mit Fans im ganzen Land.
Dresdner SC letzter Meister vor Kriegsende
Nur in der 2. Bundesliga spielt derzeit auch der bekannteste Klub einer anderen deutschen Millionenstadt. Hertha BSC hatte ihre größte Zeit in der Weimarer Republik, auch wenn sie sich zunächst den Namen "Unglücksmannschaft des Deutschen Reiches" einhandelte. Von 1926 bis 1929 verlor sie jeweils das Finale um die Victoria, ehe sie 1930 (5:4 gegen Holstein Kiel) erstmals feiern durfte und 1931 (3:2 gegen 1860 München) den Titel sogar verteidigte. Sechsmal in Folge im bis 1963 üblichen Finale – diesen Rekord nimmt den Berlinern keiner mehr.
Seither hat sich der Briefkopf der Blau-Weißen, abgesehen von einem Hallenmasters-Sieg, nicht mehr geändert. Aber auch sie waren integraler Bestandteil der Bundesliga (1975 Vizemeister) und vertraten die Hauptstadt international – 1999/2000 gar in der Champions League. Nur den DFB-Pokal gewannen sie nie, 1977 und 1979 gab es unglückliche Niederlagen im Finale. Selbst als der Pokal ab 1985 im Olympiastadion vergeben wurde, kam die Hertha nie in ihr Wohnzimmer – bloß ihre "Bubis", die 1993 ehrenhaft Bayer Leverkusen unterlagen.
Zwei Meisterschaften in Folge und die letzten vor Kriegsende fuhr auch der Dresdner SC ein (1943, 1944), dem schon im Tschammer-Pokal ein Doppelschlag gelang (1940, 1941). Mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes endete auch die Hochzeit des heute viertklassigen DSC, der in der eigenen Stadt Dynamo an sich vorbeiziehen lassen musste. Für einen kurzen Moment stand nach dem Krieg der VfR Mannheim im Rampenlicht, denn er gewann als erster Klub die Meisterschale, die der Victoria folgte. Die bekam sie nach einem 3:2 nach Verlängerung gegen Borussia Dortmund im Juli 1949. Ansonsten hatte der Verein mit den bedeutendsten Titeln des Landes nichts mehr zu tun und stand schon 1963 bei der Bundesligagründung außen vor.
Frankfurter Furore und Bremer Pokalerfolge
1959 hatten auch die Gründerväter von Eintracht Frankfurt, unter anderem aus der Germania und dem FFC 1899 entstanden, endlich Grund zum Feiern. Gegen Lokalrivale Kickers Offenbach holten sie 1959 in Berlin ihre einzige Meisterschaft (5:3). Der DFB-Pokal aber wanderte fünfmal an den Main (1974, 1975, 1981, 1988 und zuletzt 2018, als unter Niko Kovac die Bayern 3:1 geschlagen wurden).
International sorgten die Hessen für einige Furore. Unterlagen sie 1960 noch in einem epischen Landesmeister-Finale Real Madrid mit 3:7, holten sie 1980 den Uefa-Cup im Duell mit Bundesligakamerad Borussia Mönchengladbach (2:3/1:0). 2022 gelang dann der große Coup in der Europa League, als auf dem Weg ins Finale unter anderem der FC Barcelona bezwungen wurde. Gegen Glasgow Rangers hatten die Hessen im Elfmeterschießen die besseren Nerven, durften zur Belohnung 2022/23 als vierter Gründerklub nach dem HSV, Werder Bremen und der Hertha in der Champions League spielen.
Der SV Werder Bremen, als FV gegründet, holte nach dem HSV die meisten Meisterschaften – alle erst in der Bundesliga (1965, 1988, 1993 und 2004) und gewann den DFB-Pokal am häufigsten (sechsmal: 1961, 1991, 1994, 1999, 2004 und 2009). Unter Otto Rehhagel holten die Grün-Weißen 1992 den Europacup der Pokalsieger (2:0 gegen AS Monaco), Nachfolger Thomas Schaaf führte sie 2009 ins Uefa-Cup-Finale (0:1 gegen Donezk). Nach Bayern München hat Werder Bremen die meisten Bundesligajahre zu verzeichnen.
Braunschweig 1967 mit nur 49 Toren zur Meisterschaft
Bliebe noch die Braunschweiger Eintracht, der 1966/67 das Kunststück gelang mit nur 49 Toren Deutscher Meister zu werden. Ein beliebter Meister waren die Blau-Gelben Löwen nur in der eigenen Stadt. Im Eintracht-Stadion wird bis zum heutigen Tag dieses Husarenstreichs gedacht, indem ab Minute 67 das Vereinslied angestimmt wird. Mehr Titel gab es nicht, bis 1980 war man immerhin Bundesligist und unter Trainer Branko Zebec auch international vertreten.
Egal, wie viele Titel die Pioniere gesammelt haben, allein dass sie in ihren Städten noch immer ein Stammpublikum haben und es eigentlich nie egal ist, wie sie am Wochenende spielen, dürfen alle als Erfolg verbuchen.
Und wo waren eigentlich die, die immer Erfolg haben? Bayern München, mit 32 Meisterschaften und acht Europapokalsiegen die Nummer eins im Land, wurde erst einen Monat nach DFB-Gründung in die Welt gerufen und brauchte 32 Jahre zur ersten Meisterschaft. Da haben die meisten Meister der ersten Tage dem FC Bayern etwas voraus.
125 Jahre DFB – 125 Jahre Fußballliebe
In Leipzig, genauer gesagt im "Restaurant zum Mariengarten", wurde am 28. Januar 1900 der Deutsche Fußball-Bund gegründet. Seinerzeit gehörten dem Verband überschaubare 90 Vereine an, aber das änderte sich rasch. Heute gibt es mehr als 24.000 Klubs mit mehr als 7,7 Millionen Mitgliedern. Dazwischen hat der DFB eine bewegte und bewegende Geschichte hingelegt, mit vielen Titeln, Tränen und Triumphen. 125 Jahre DFB bedeuten auch 125 Jahre Fußballliebe - für uns Anlass genug, auf dfb.de/fussballliebe zu sagen: "Ti amo, Fußball!" Auf dieser DFB.de-Subsite wollen wir auch mit den Fans und Fußballinteressierten in den Austausch kommen. Hier sammeln wir eure Themen – und machen sie zu unseren Themen.
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Autor: um

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