BAD VILBEL, GERMANY - MARCH 05: Anne Uersfeld checks out with players on March 5, 2023 in Bad Vilbel, Germany.  (Photo by Mika Volkmann/Getty Images for DFB)

Gewalt und Diskriminierung im Amateurfußball

Lagebild Amateurfußball

Seit der Saison 2014/2015 lässt der DFB auf Grundlage der Spielberichte der Schiedsrichter*innen jährlich ermitteln, wie es mit Blick auf Gewalt und Diskriminierung um die Lage des Amateurfußballs in Deutschland bestellt ist

Rückgang von Gewalt und Diskriminierung

Während der zurückliegenden Saison 2023/2024 wurde mehr Fußball in Deutschland gespielt als in den Jahren zuvor. Gleichzeitig kann der DFB auf Grundlage seines Lagebild Amateurfußball einen Rückgang von Gewalt und Diskriminierung auf den Fußballplätzen im Land vermelden.

"Wir haben im Lauf der vergangenen Saison, gerade im Zuge der DFB-Kampagne "Jahr der Schiris", wiederholt auf einen respektvolleren Umgang miteinander und auf die positiven Seiten des Amateurfußballs hingewiesen. Vielleicht haben diese Botschaften ein klein wenig dazu beigetragen, die Gesamtsituation zu verbessern", sagt Ronny Zimmermann weiter.

Rund 1,5 Millionen Fußballspiele werden pro Jahr in Deutschland im Wettbewerb und damit unter dem Dach des DFB ausgetragen. In der vergangenen Saison wurden vier Prozent mehr Spiele als noch in der Saison zuvor ausgetragen, während gleichzeitig die Anzahl der Spielabbrüche um 5,5 Prozent zurückging. Die addierte Anzahl von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen ist sogar um 6,3 Prozent rückläufig. Trotz mehr ausgetragenen Spielen liegen auch die absoluten Zahlen bei Spielabbrüchen, Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen unter dem Vorjahr.

Mussten in der Saison 2022/2023 noch 963 Spiele aufgrund der Eskalation unter den Spielern beziehungsweise Zuschauern abgebrochen werden, stehen aktuell 909 Spielabbrüche zu Buche. Witterungsbedingte Abbrüche wurden und werden nicht eingerechnet.

"Kapitänsregelung" und Stopp-Konzept als Gamechanger

"Mit dem Stopp-Konzept und der Regelung, dass nur der Kapitän sich beim Schiedsrichter über einen Pfiff beschweren kann, setzen wir aktuell die nächsten Schritte um. Beide Konzepte haben das Potenzial zum Gamechanger und könnten zu einer weiteren Beruhigung beitragen", sagt Ronny Zimmermann, der im DFB-Präsidium die Verantwortung für das Schiedsrichterwesen trägt und die AG Gewaltprävention leitet.

Zu den Lagebild-Zahlen im Detail: In der zurückliegenden Saison wurden 1.476.063 Spiele ausgetragen, für die auch ein Spielbericht des*der Schiedsrichter*in vorliegt. Inkludiert man die Begegnungen ohne Schiedsrichterbericht, sind es 1.492.696 Spiele. Der Spielbericht des Schiris ist entscheidend, weil der Bericht sowie das Ausfüllen der Reiter "Gewalt” und "Diskriminierung” die Grundlage für die Erfassung von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen bildet. Abgeschlossene Spielberichte liegen für 1.288.631 Spiele vor (2022/2023: 1.234.154). Es gab 3719 Spiele (3910) mit einem Gewaltvorfall und 2520 Spiele (2681) mit einem Diskriminierungsvorfall.

"Für die Fortsetzung der positiven Entwicklung wird es auch darauf ankommen, dass die Vereine selbst ihrer Verantwortung als Ausrichter eines Spiels noch entschlossener gerecht werden", ergänzt Ronny Zimmermann. Der DFB wird in Kürze eine Online-Schulung für die Ordner*innen in den unteren Spielklassen anbieten. Weiter vorangetrieben wird, dass in jedem Kreisverband eine feste Ansprechperson für Schiedsrichter*innen nach einem Angriff auf dem Platz bereitsteht.

Gegen Gewalt- und Diskriminierung

Anlaufstellen der Landesverbände

Bei den Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle des entsprechenden Landesverbandes können sich Betroffene Unterstützung holen. Die Ansprechpersonen in den Anlaufstellen nehmen nach Möglichkeit Kontakt zu den Betroffenen auf und beraten diese, ggfs. auch mit Verweis auf weitere externe Beratungs- und Unterstützungsangebote ihrer Netzwerkpartner*innen, natürlich alles streng vertraulich!
Zu den LV-Anlaufstellen

FAQ

  1. Seit 2018, spätestens zur Saison 2021/2022, haben alle Landesverbände unter dem Dach des DFB eine Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsfälle eingerichtet. Die Ansprechpersonen werden kontinuierlich geschult und begleitet, um insbesondere Betroffenen von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen Unterstützung anbieten zu können.

    Mit Hilfe des BMI Projekts "Fußball Verein(t) Gegen Rassismus" wird die Vernetzung und der Ausbau der Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle in den Landesverbänden des DFB im und durch den Fußball intensiviert.

  2. Seit 2014 lässt der DFB auf Basis der Online-Spielberichte der Unparteiischen ein Lagebild des Amateurfußballs erheben. In der Saison 2022/23 wurden 961 Fußballspiele wegen eines Gewalt- oder Diskriminierungsvorfalls abgebrochen. Damit liegt die Zahl der Spielabbrüche weiterhin auf einem erhöhten Niveau. Allein in den Altersstufen D- und F-Junior*innen kam es zu 126 Spielabbrüchen. Mit einer Spielabbruchsquote von 0,08 Prozent liegt der Wert genauso hoch wie in der Saison 2021/22, als weniger Spiele ausgetragen wurden. Während der Saison 2021/22 waren 911 Spiele abgebrochen worden. In den Saisons vor der Pandemie war es zu deutlich weniger Spielabbrüchen gekommen, nämlich zu 672 (Saison 2016/17) und 667 Spielabbrüchen (Saison 2017/18). Auf den Amateurplätzen kam es während der vergangenen Saison zu 6.224 Vorkommnissen (0,5 Prozent aller Spiele mit einem abgeschlossenen Spielbericht), davon 3.907 Gewalt- (0,31 Prozent) und 2.679 Diskriminierungsvorfälle (0,21 Prozent).

  3. Um die Wichtigkeit des fairen Umgangs zu betonen, veranstalten der DFB und die Landesverbände wiederkehrend Fair Play-Tage, bei denen verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Vermittlung von fairem Verhalten im Kinder- und Jugendfußball, beispielsweise durch die Kampagne "Fair bleiben, liebe Eltern!".

    Bereits seit 1997 verleiht der DFB zudem jährlich die "Fair Play-Medaille" und zeichnet damit besonders faire Spieler*innen, Mannschaften sowie Funktionär*innen aus. Neben den Amateur*innen wird jährlich auch ein*e Spieler*in oder Trainer*in aus dem Profibereich ausgezeichnet. Miroslav Klose, Jupp Heynckes und Niko Kovac zählen zu den Ausgezeichneten der vergangenen Jahre.

  4. Der DFB und seine Landesverbände veranstalten zahlreiche Ehrungen. Mit dem Blick auf Gewalt und Diskriminierung und deren Prävention hat der Julius Hirsch Preis als Ehrung vorbildlichen Engagements herausragende Bedeutung.  Einige der engagiertesten Schiedsrichter*innen des Jahres werden bei der Gala "Danke, Schiri" geehrt. Jährlich wird beim DFB-Ehrenamtspreis durch den "Club 100" und die Aktion "Fußballhelden" für das junge Ehrenamt herausragendes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.

  5. Um Gewalt vorzubeugen und bei akuten Vorfällen schnell und angemessen reagieren zu können, hat der DFB 2014 das Gewaltpräventionskonzept "Fair ist mehr" entwickelt und in den Strukturen verankert, 2023 ist das Konzept nochmals aktualisiert worden. Unter Leitung des 1. DFB-Vizepräsidenten Ronny Zimmermann trifft sich regelmäßig die AG Gewaltprävention.

  6. Katrin Rafalski und Deniz Aytekin, also die Schiedsrichterin und der Schiedsrichter des Jahres 2022, haben an einem Schulungsvideo mitgewirkt, das in der Schiedsrichter*innen-Qualifizierung genutzt wird. Was kann ich tun, wenn es auf dem Platz zu einem Gewalt- oder Diskriminierungsvorfall kommt, ist das Thema des siebenminütigen Lehrfilms.

    Im Kampf gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung hat der DFB eine Broschüre zum Erkennen von Zeichen und Symbolen veröffentlicht.

    "Anstoß für ein neues Leben" heißt die bundesweit einzigartige Initiative der Sepp-Herberger-Stiftung zur Resozialisierung jugendlicher Strafgefangener. Im Jahr 2019 wurde die Resozialisierungsinitiative von der UEFA als bestes Breitenfußballprojekt ausgezeichnet.

Zahlen und Fakten zu Gewalt und Diskriminierung im Amateurfußball

Wir brauchen deine Einwilligung, um Inhalte von PowerBI anzeigen zu dürfen: