Amputiertenfußball – ein faszinierender Sport

Für Menschen, denen aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls ein Bein oder ein Arm amputiert werden musste, etabliert sich seit kurzer Zeit mit dem Amputiertenfußball eine besondere Facette des Behindertenfußballs in Deutschland.

Amputiertenfußball ist eine Sportart, die von Menschen nach Amputationen oder mit einer Dysmelie (angeborene Fehlbildung einer oder mehrerer Gliedmaßen) ausgeübt werden kann. Feldspieler jagen hierbei mit Metallkrücken mit einem Bein dem runden Leder nach. Der Torwart spielt mit beiden Beinen, aber nur mit einem Arm. Dadurch entsteht ein schnelles, spannendes und faszinierendes Spiel, das die Zuschauer in seinen Bann zieht.

Amputiertenfußball verbindet

Beim Amputiertenfußball dürfen alle mitmachen. Unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität sind alle amputierten Sportlerinnen und Sportler eingeladen, dem Fußballspiel auf Metallkrücken nachzugehen. Zudem finden auch häufig Freundschaftsspiele gegen reguläre Vereinsmannschaften statt, um den Austausch mit örtlichen Fußballklubs zu fördern. Dabei müssen die zweibeinigen Spieler auch nicht zwingend an Krücken spielen, sondern müssen nur ein Bein besonders kennzeichnen, das nicht zur Fortbewegung des Balls genutzt werden darf. Zudem darf der Torwart, den Ball mit nur einer Hand berühren.

Ähnliche Regeln zum herkömmlichen Fußball

Diese besondere Facette des Behindertenfußballs wird nach den üblichen Fußballregeln gespielt. Es gibt jedoch kleinere Anpassungen: Gespielt wird ohne Abseits mit sechs Feldspielern und einem Torwart, der seinen Strafraum nicht verlassen darf, auf einem 51 x 31 Meter großen Spielfeld. Der Ball darf nur mit dem Bein fortbewegt werden. Stoppen oder Weitergabe des Balles mit den Krücken wird als Handspiel gewertet. Wird die Krücke allerdings versehentlich vom Ball getroffen bzw. der Spieler hat dabei keine aktive Bewegung mit der Krücke ausgeführt, so läuft das Spiel weiter. Zudem ist das Tor mit zwei x drei Metern etwas kleiner. Die Spielzeit beträgt zweimal 25 Minuten. Ansonsten steht der Amputiertenfußball in puncto Rasanz, Dynamik und Spannung dem üblichen Fußballsport in nichts nach.

Deutschland als "Entwicklungsland"

In Deutschland wird seit dem Jahr 2009 Amputiertenfußball gespielt. An den drei Trainingsstandorten in Braunschweig, Hoffenheim und Ludwigsburg kann dem Amputiertenfußball nachgegangen werden. Aktuell sind in Deutschland rund 30 Sportlerinnen und Sportler im Amputiertenfußball aktiv. Deutschland ist somit noch ein "Entwicklungsland" in dieser Sportart. In Ländern wie der Türkei oder England gibt es bereits organisierte Ligen. Darüber hinaus existiert bereits eine private Nationalmannschaft, die Deutschland bei internationalen Turnieren vertritt. An der letzten WM 2014 in Mexiko erreichte das deutsche Team einen beachtlichen 13. Platz. Weltmeister wurde Russland.

Teilnahme an Paralympics als Ziel

Der große Wunsch der Amputiertenfußballer ist es, weitere Sportler für diese faszinierende Sportart zu begeistern, damit ein organisierter Spielbetrieb aufgebaut werden kann. Mittelfristig wünschen sich die Aktiven, dass der Amputiertenfußball in das Programm der Paralympics aufgenommen wird.

Die "Ampukids" spüren den "Geist von Malente"

Neben dem leistungsorientierten Trainings- und Spielbetrieb übernimmt der Amputiertenfußball auch besondere integrative und soziale Funktionen. So spielte Mitte 2015 in der Sportschule Malente in Schleswig-Holstein eine besondere Mannschaft Fußball. Die "Ampukids", das sind 16 Kinder im Alter von vier bis 18 Jahre, alle haben sie schon im jüngsten Alter eine Gliedmaße verloren, trugen hier ein Turnier aus, gespielt wurde gemeinsam mit den Eltern. "Kinderträume", eine von der deutschen Nationalmannschaft gestartete und bis heute zusammen mit der DFB-Stiftung Egidius Braun betriebene Initiative, trug einen Teil der Kosten des knapp einwöchigen Aufenthaltes. Neben der Spaß und Freude der Kinder am Fußballspiel konnten sich die Eltern mit anderen Gleichgesinnten über sämtliche Themen rund um das Thema Amputation austauschen. Im Rahmen der Woche spürten die Teilnehmer den "Geist von Malente", denn sie lernten, dass man, so groß die Herausforderung auch sein mag, gemeinsam alles schaffen kann. Die Initiative "Ampukids", die aus dem Ampu-Vita. e.V., einem Institut für Amputations-Vorsorge und Integration hervorgeht, begleitet und berät die Eltern von amputationsbetroffenen Kindern und Jugendlichen.

Weitere Informationen zu der Initiative "Ampukids" finden Sie unter www.ampukids.de.
Weitere Informationen zum Amputiertenfußball finden Sie unter www.amputierten-fussball.de.
Eine „Sky Sport Dokumentation“ zum Amputiertenfußball finden Sie hier.

Ansprechpartner der Trainingsstandorte:

Team Sportfreunde Braunschweig: Bastian Pusch

Team Anpfiff Hoffenheim: Cesar Leszinski

Team SV 07 Ludwigsburg: Erik Bayer

Nationale Auswahl: Christian Heintz