Lorenz: "Mit 23 wegen illegaler Spielervermittlung angezeigt"

Wenn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am morgigen Freitag in Bonn seinen Ordentlichen Bundestag abhält, geht eine langjährige Ära zu Ende: Hans E. Lorenz (71) aus Wöllstein wird nach fast 15 Jahren an der Spitze des DFB-Sportgerichts aus Altersgründen nicht mehr kandidieren. Mit seinem bisherigen Stellvertreter Stephan Oberholz (57) aus Leipzig steht sein designierter Nachfolger als Vorsitzender des DFB-Sportgerichts bereits in den Startlöchern.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur und Stichwortgeber Michael Morsch blickt Hans E. Lorenz gleichsam zurück und nach vorne. Und verrät sogar ein Geheimnis, das er bisher stets für sich behalten hatte. 

Hans E. Lorenz über …

 ... meine kürzeste Verhandlung: Soweit ich mich erinnere, dauerte die kürzeste mündliche Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht eine halbe Stunde. Im Durchschnitt gingen die Verhandlungen über zwei bis zweieinhalb Stunden. 

… meine längste Verhandlung: Das war das Bundesliga-Relegationsspiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC im Mai 2012. Die Verhandlung erstreckte sich über zwei Tage. Es dürften insgesamt zehn Stunden Verhandlung gewesen sein.

… meine schwierigste Verhandlung: Neben dem bereits erwähnten Relegationsspiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC war es das Verfahren gegen Dynamo Dresden nach Zuschauer-Ausschreitungen, die zum Ausschluss aus dem DFB-Pokal 2013/2014 geführt haben. 

… meine unangenehmste Verhandlung: Es gibt keine angenehmen oder unangenehmen Verfahren. Es gibt leichtere und auch schwierigere.

… ein Urteil, das ich heute nicht mehr so fällen würde: Aus meiner Erinnerung gibt es ein solches nicht.

… die Tatsache, dass in Gerichtssälen öfter mal gelogen wird: Beschuldigte beziehungsweise Angeklagte dürfen lügen. Ich nehme das zur Kenntnis und denke mir meinen Teil. Als Richter entwickelt man dafür ein Gespür.

… den Umstand, dass in meiner Zeit als Vorsitzender nie gegen eine Spielerin mündlich verhandelt werden musste: Bei den Frauen gibt es weniger Rote Karten als bei den Männern. In der letzten Saison hatten wir in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga nicht eine einzige Rote Karte. Vielleicht sind Frauen doch die besseren Menschen.  

… meinen Spruch gegenüber Stefan Kießling ("Jetzt haben Sie endlich mal eine Einladung vom DFB bekommen!") anlässlich der "Phantomtor"-Verhandlung im Oktober 2013: Ich bin sicher, er hat ihn mir nicht übelgenommen.

… meine Wortgefechte mit Anwalt Prof. Christoph Schickhardt: Battle unter Profis – es ist wie beim Fußball: Im Spiel geht es zur Sache, danach verträgt man sich wieder.

… den Austausch mit dem Kontrollausschuss-Vorsitzenden Dr. Anton Nachreiner: Ich habe zu ihm auf Sachebene und auch persönlich ein sehr gutes Verhältnis. Auch die Abteilung Sportgerichtsbarkeit in der DFB-Zentrale in Frankfurt beziehe ich mit ein. Das hat die Arbeit natürlich erleichtert. 

… meinen Nachfolger Stephan Oberholz: Ein menschlich und fachlich geschätzter Kollege, der seit vielen Jahren in der Sportgerichtsbarkeit tätig ist und die nötige Erfahrung mitbringt. 

… mein Verhältnis zu den Fußballfans: Sie sind das Salz in der Suppe, sie machen das Spiel zum Ereignis. Im persönlichen Umgang mit den Fans hatte ich nie Probleme. Ich habe immer gerne an Diskussionen mit Fanvertretern teilgenommen.

… ein Geheimnis, das ich bisher noch nicht verraten habe: Mein erster Kontakt mit der Sportgerichtsbarkeit des DFB war 1974: Ich wurde als 23-Jähriger wegen illegaler Spielervermittlung angezeigt! Damals war ich Rundfunkreporter für den Südwestfunk. Aufgrund meiner Kontakte zu Vereinen und Spielern habe ich den Wechsel des niederländischen Spielers Gerrie Schoneville vom damaligen Zweitligisten Eintracht Kreuznach zum FK Pirmasens angestoßen. Meinen Aufwand habe ich in Rechnung gestellt. Die Rechnung landete beim DFB. Das Verfahren wurde eingestellt, nachdem ich die Umstände erläutert hatte. Die Einstellungsverfügung hat damals der langjährige DFB-Chefjustiziar und spätere DFB-Bundesgerichts-Vorsitzende Goetz Eilers unterschrieben. 

… mein Blick auf den DFB: Ein starker Verband mit erheblichen Image-Problemen in den letzten Jahren. Zuweilen Lustobjekt für Medien, Finanzbehörden und Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft sollte ihre Betriebsausflüge auch mal wieder in den Taunus machen… 

… meine Wünsche zum Abschluss meiner Tätigkeit: Dass es dem DFB und seinen haupt- wie ehrenamtlichen Mitarbeitern gutgehen möge.

… mein Leben nach dem Sportgericht: Ich bin nicht aus der Welt. Ich bleibe Mitglied der Disziplinarkommission der UEFA, bin für den DFB weiterhin als Schlichter tätig und stehe bei Bedarf mit Rat und Tat zur Verfügung.

[mm]

Wenn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am morgigen Freitag in Bonn seinen Ordentlichen Bundestag abhält, geht eine langjährige Ära zu Ende: Hans E. Lorenz (71) aus Wöllstein wird nach fast 15 Jahren an der Spitze des DFB-Sportgerichts aus Altersgründen nicht mehr kandidieren. Mit seinem bisherigen Stellvertreter Stephan Oberholz (57) aus Leipzig steht sein designierter Nachfolger als Vorsitzender des DFB-Sportgerichts bereits in den Startlöchern.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur und Stichwortgeber Michael Morsch blickt Hans E. Lorenz gleichsam zurück und nach vorne. Und verrät sogar ein Geheimnis, das er bisher stets für sich behalten hatte. 

Hans E. Lorenz über …

 ... meine kürzeste Verhandlung: Soweit ich mich erinnere, dauerte die kürzeste mündliche Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht eine halbe Stunde. Im Durchschnitt gingen die Verhandlungen über zwei bis zweieinhalb Stunden. 

… meine längste Verhandlung: Das war das Bundesliga-Relegationsspiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC im Mai 2012. Die Verhandlung erstreckte sich über zwei Tage. Es dürften insgesamt zehn Stunden Verhandlung gewesen sein.

… meine schwierigste Verhandlung: Neben dem bereits erwähnten Relegationsspiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC war es das Verfahren gegen Dynamo Dresden nach Zuschauer-Ausschreitungen, die zum Ausschluss aus dem DFB-Pokal 2013/2014 geführt haben. 

… meine unangenehmste Verhandlung: Es gibt keine angenehmen oder unangenehmen Verfahren. Es gibt leichtere und auch schwierigere.

… ein Urteil, das ich heute nicht mehr so fällen würde: Aus meiner Erinnerung gibt es ein solches nicht.

… die Tatsache, dass in Gerichtssälen öfter mal gelogen wird: Beschuldigte beziehungsweise Angeklagte dürfen lügen. Ich nehme das zur Kenntnis und denke mir meinen Teil. Als Richter entwickelt man dafür ein Gespür.

… den Umstand, dass in meiner Zeit als Vorsitzender nie gegen eine Spielerin mündlich verhandelt werden musste: Bei den Frauen gibt es weniger Rote Karten als bei den Männern. In der letzten Saison hatten wir in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga nicht eine einzige Rote Karte. Vielleicht sind Frauen doch die besseren Menschen.  

… meinen Spruch gegenüber Stefan Kießling ("Jetzt haben Sie endlich mal eine Einladung vom DFB bekommen!") anlässlich der "Phantomtor"-Verhandlung im Oktober 2013: Ich bin sicher, er hat ihn mir nicht übelgenommen.

… meine Wortgefechte mit Anwalt Prof. Christoph Schickhardt: Battle unter Profis – es ist wie beim Fußball: Im Spiel geht es zur Sache, danach verträgt man sich wieder.

… den Austausch mit dem Kontrollausschuss-Vorsitzenden Dr. Anton Nachreiner: Ich habe zu ihm auf Sachebene und auch persönlich ein sehr gutes Verhältnis. Auch die Abteilung Sportgerichtsbarkeit in der DFB-Zentrale in Frankfurt beziehe ich mit ein. Das hat die Arbeit natürlich erleichtert. 

… meinen Nachfolger Stephan Oberholz: Ein menschlich und fachlich geschätzter Kollege, der seit vielen Jahren in der Sportgerichtsbarkeit tätig ist und die nötige Erfahrung mitbringt. 

… mein Verhältnis zu den Fußballfans: Sie sind das Salz in der Suppe, sie machen das Spiel zum Ereignis. Im persönlichen Umgang mit den Fans hatte ich nie Probleme. Ich habe immer gerne an Diskussionen mit Fanvertretern teilgenommen.

… ein Geheimnis, das ich bisher noch nicht verraten habe: Mein erster Kontakt mit der Sportgerichtsbarkeit des DFB war 1974: Ich wurde als 23-Jähriger wegen illegaler Spielervermittlung angezeigt! Damals war ich Rundfunkreporter für den Südwestfunk. Aufgrund meiner Kontakte zu Vereinen und Spielern habe ich den Wechsel des niederländischen Spielers Gerrie Schoneville vom damaligen Zweitligisten Eintracht Kreuznach zum FK Pirmasens angestoßen. Meinen Aufwand habe ich in Rechnung gestellt. Die Rechnung landete beim DFB. Das Verfahren wurde eingestellt, nachdem ich die Umstände erläutert hatte. Die Einstellungsverfügung hat damals der langjährige DFB-Chefjustiziar und spätere DFB-Bundesgerichts-Vorsitzende Goetz Eilers unterschrieben. 

… mein Blick auf den DFB: Ein starker Verband mit erheblichen Image-Problemen in den letzten Jahren. Zuweilen Lustobjekt für Medien, Finanzbehörden und Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft sollte ihre Betriebsausflüge auch mal wieder in den Taunus machen… 

… meine Wünsche zum Abschluss meiner Tätigkeit: Dass es dem DFB und seinen haupt- wie ehrenamtlichen Mitarbeitern gutgehen möge.

… mein Leben nach dem Sportgericht: Ich bin nicht aus der Welt. Ich bleibe Mitglied der Disziplinarkommission der UEFA, bin für den DFB weiterhin als Schlichter tätig und stehe bei Bedarf mit Rat und Tat zur Verfügung.

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