Sané: Als Senkrechtstarter Bayern ärgern

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Leroy Sané, der am Samstag mit dem FC Schalke 04 gegen Ligaprimus Bayern München antritt (18.30 Uhr, live auf Sky).

Zu groß der Druck, zu ewig der Vergleich, zu hoch die Erwartungshaltung - Kinder prominenter Eltern leiden mitunter unter dem Status von Mutter oder Vater. Die Fußstapfen sind oft zu groß, die Leistungen, Fortschritte und Erfolge werden an dem gemessen, was die Eltern erreicht haben. Diese Gefahr bestand auch bei den Kindern von Regina Weber, theoretisch. Regina Weber war in den 80er-Jahren ein Star in Deutschland, sie hat Medaillen noch und nöcher gewonnen, Deutsche Meisterschaften hat sie gesammelt wie der FC Bayern München. 32 Titel stehen in der Liste ihrer Erfolge, anders als der FCB hat sie 1984 in Los Angeles mit der Bronzemedaille zudem olympisches Edelmetall gewonnen. International gehörte sie zu den Besten, national war keine besser und erfolgreicher als Regina Weber.

Sané: "Wollte nie etwas anderes als Fußball spielen"

Nach ihrer Karriere hat sie geheiratet und drei Söhne bekommen, einer davon, Leroy, hat es inzwischen selber zu nicht geringer Prominenz gebracht. In die Fußstapfen der Mama ist er nicht getreten, allerdings nicht aus Furcht, dem Druck der Erfolge der Mutter nicht gewachsen zu sein. Regina Weber hat ihre Titel in der rhythmischen Sportgymnastik gewonnen, und diese Sportart ist Frauen vorbehalten - so viel zur Gleichberechtigung von Mann und Frau. Die Entrüstung über diese Ungerechtigkeit hält sich bei ihrem Filius gleichwohl in Grenzen, er hatte nie die Ambition, in seiner sportlichen Laufbahn der Mutter nachzueifern. Er wollte etwas anderes. "Ich habe eigentlich immer Fußball gespielt, etwas anderes wollte ich nie", sagt Neu-Nationalspieler Leroy Sané. Die Sportlichkeit der Mutter hat ihm dabei nicht geschadet. Regina Weber hat dem Sohnemann einiges mitgeben. Zum Beispiel? "Auch die Athletik, auch die Beweglichkeit", sagt der 19-Jährige.

Der kleine Leroy hat also Fußball gespielt, die Sache mit dem prominenten Elternteil hat sich dadurch allerdings nicht signifikant geändert. Nicht nur die Mutter, auch sein Vater war ein Star: Souleyman Sané. 174 Bundesligaspiele sind für ihn notiert, dazu 152 Auftritte in der 2. Bundesliga. In Summe hat Sané Senior für seine Klubs in Deutschland 116 Treffer erzielt. Hinzu kommen zahllose Einsätze und Tore für die Nationalmannschaft des Senegal. Die Prominenz des Vaters hat Leroy Sané nie als Belastung empfunden, im Gegenteil. "Natürlich habe ich irgendwann mitbekommen und verstanden, dass er keinen gewöhnlichen Beruf hat, dass die Leute ihn kennen und bewundern. In erster Linie ist man als Kind dann stolz auf seinen Vater“, sagt er. "Meine Freunde haben sich immer gefreut, wenn sie meinen Vater gesehen haben, als Kind gefällt einem so etwas natürlich." Die Vita des Papas war für Leroy Sané mehr Ansporn als Abturn. "Von seinen Erfahrungen als Profi habe ich im Laufe meiner Karriere profitiert", sagt er: "Wir haben viel über mein Spiel geredet, er hat mich durch seine Vergangenheit gut darauf vorbereiten können, was mich in Zukunft erwartet."

Sané: "Glaube nicht, dass es zu schnell gegangen ist"

Diese Zukunft hat ihn bis in die Gegenwart geführt – und in der Gegenwart ist Sané deutscher Nationalspieler. Von Joachim Löw wurde Sané am Donnerstag vor einer Woche angerufen. Für Leroy Sané war das Gespräch mit dem Bundestrainer eine Premiere, für Löw eine Art Déjà-vu. Es gab eine Zeit, da hat Löw sich häufig mit Sané unterhalten, allerdings mit Souleyman, dem Papa. Beim SC Freiburg waren die beiden parallel aktiv, ab der Saison 1985/1986 stürmten Löw und Sané gemeinsam und gefürchtet für die Breisgauer. 56 Tore erzielte Sané in dieser Zeit, 36 Löw. Das Zusammenspiel funktionierte reibungslos, die beiden harmonierten hervorragend. Oft war Löw der Passgeber und Sané der Abnehmer. Ähnlich war es drei Jahrzehnte später telefonisch, Löw klingelte an, Sané, Leroy, hat abgenommen. Über das Gespräch mit dem Bundestrainer sagt er: "Ich habe mich sehr darüber gefreut." Vor allem natürlich über den Inhalt. Löw lud Sané zur Nationalmannschaft ein.

Für Sané war es der Höhepunkt einer rasanten Entwicklung. In der laufenden Spielzeit gehört er zu den positivsten Erscheinungen der Bundesliga und bei Schalke 04, vier Tore, drei Vorlagen in der Bundesliga, ein Treffer und ein Assist in der Europa League stehen in seiner Bilanz. Zahlen und Leistungen stimmen, Sané ist das, was gern als Senkrechtstarter beschrieben wird. Debüts in der Bundesliga, der U 21-Nationalmannschaft, der Champions League – all das passierte binnen weniger Monate. Die Entwicklung verlief schnell, nicht zu schnell. Nicht für ihn, mit Tempo und Geschwindigkeit hat Sané ohnehin kein Problem. Er sagt: "Es stimmt schon, es ist zuletzt einiges passiert. Ich glaube aber nicht, dass irgendetwas zu schnell gegangen ist. Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich nehme die Dinge immer so, wie sie passieren. Deswegen habe ich beispielsweise auch kein Problem damit, mit dem Druck und den steigenden Erwartungen umzugehen."

Sané hat dies kurz nach dem Anruf durch den Bundestrainer gesagt, kurz nach seiner Nominierung für das A-Team, kurz nachdem er in München beim Treffpunkt der Nationalmannschaft angekommen war. Wenig später dann hat Sané sein Debüt für Deutschland gegeben. Es war ein Debüt zum Vergessen, ein Abend, den Sané gerne aus seiner Erinnerung streichen würde. Nicht weil Sané enttäuscht hatte, sondern weil seine Leistung, das Spiel und der Fußball an sich überhaupt keine Relevanz mehr hatten. Sein Debüt gab der Schalker im Spiel gegen Frankreich, in der 61. Minute wurde er für Julian Draxler eingewechselt. Es war der Abend des Terrors in Saint-Denis und in ganz Paris, an diesem Abend war der Fußball nicht mal mehr eine Nebensache. Mit der Mannschaft harrte Sané in den Katakomben des Stade de France bis zum Morgen aus, in Gedanken war auch er bei den vielen Opfern und deren Angehörigen. Freude über sein erstes Länderspiel für Deutschland konnte er nicht empfinden. 

Österreichs U 21-Coach lobt: "Ein unglaublicher Spieler"

Nach der Rückkehr nach Deutschland ist Sané zur U 21 gereist, so wie dies vorher schon besprochen war. Ihm blieb damit der zweite Abend des Terrors erspart, Sané war in Fürth, als das Spiel des A-Teams in Hannover wegen Terrorgefahr abgesagt wurde. Anders als seine Kollegen vom A-Team konnte Sané in Fürth auf dem Platz die Gedanken an Paris mit Füßen treten. Und wie er dies getan hat! Im Rahmen der Qualifikation für die EM 2017 in Polen spielte das Team von Trainer Horst Hrubesch im Spitzenspiel gegen die Auswahl Österreichs. Deutschland gewann 4:2. Und Sané war die zentrale Figur, seine Leistung krönte der 19-Jährige mit dem Tor zum 4:1. Sané war so gut, dass selbst der Trainer des Gegners ins Schwärmen geriet. "Das ist ein unglaublicher Spieler, das muss ich ehrlich sagen", sagte Werner Gregoritsch.

Am Samstag spielt der unglaubliche Spieler wieder Fußball. Ein besonderes Spiel steht an. Mit Schalke trifft er auf die Bayern (ab 18.30 Uhr, live auf Sky), er trifft damit auch auf drei Spieler, die er nun auch seine Teamkollegen nennen darf: Manuel Neuer, Weltmeister und Welttorhüter, Jérôme Boateng, Weltmeister und für viele weltbester Verteidiger, und Thomas Müller, Weltmeister und weltbester Thomas Müller. In den vielen unguten Erinnerungen an die Reise mit der Nationalmannschaft gehören die an die Tage von München zu den guten. München, das war vor dem Terror, vor Paris. Die Zeit in der bayerischen Landeshauptstadt hat Sané genossen. Nach seinem ersten Training im Kreis des DFB-Teams hat er gesagt: "Es war natürlich etwas ganz Besonderes. Bei der Nationalmannschaft und mit so großen Spielern auf dem Trainingsplatz zu stehen - noch vor kurzem hätte ich nicht für möglich gehalten, dass sich dieser Traum so schnell realisieren würde."

[sl]

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Leroy Sané, der am Samstag mit dem FC Schalke 04 gegen Ligaprimus Bayern München antritt (18.30 Uhr, live auf Sky).

Zu groß der Druck, zu ewig der Vergleich, zu hoch die Erwartungshaltung - Kinder prominenter Eltern leiden mitunter unter dem Status von Mutter oder Vater. Die Fußstapfen sind oft zu groß, die Leistungen, Fortschritte und Erfolge werden an dem gemessen, was die Eltern erreicht haben. Diese Gefahr bestand auch bei den Kindern von Regina Weber, theoretisch. Regina Weber war in den 80er-Jahren ein Star in Deutschland, sie hat Medaillen noch und nöcher gewonnen, Deutsche Meisterschaften hat sie gesammelt wie der FC Bayern München. 32 Titel stehen in der Liste ihrer Erfolge, anders als der FCB hat sie 1984 in Los Angeles mit der Bronzemedaille zudem olympisches Edelmetall gewonnen. International gehörte sie zu den Besten, national war keine besser und erfolgreicher als Regina Weber.

Sané: "Wollte nie etwas anderes als Fußball spielen"

Nach ihrer Karriere hat sie geheiratet und drei Söhne bekommen, einer davon, Leroy, hat es inzwischen selber zu nicht geringer Prominenz gebracht. In die Fußstapfen der Mama ist er nicht getreten, allerdings nicht aus Furcht, dem Druck der Erfolge der Mutter nicht gewachsen zu sein. Regina Weber hat ihre Titel in der rhythmischen Sportgymnastik gewonnen, und diese Sportart ist Frauen vorbehalten - so viel zur Gleichberechtigung von Mann und Frau. Die Entrüstung über diese Ungerechtigkeit hält sich bei ihrem Filius gleichwohl in Grenzen, er hatte nie die Ambition, in seiner sportlichen Laufbahn der Mutter nachzueifern. Er wollte etwas anderes. "Ich habe eigentlich immer Fußball gespielt, etwas anderes wollte ich nie", sagt Neu-Nationalspieler Leroy Sané. Die Sportlichkeit der Mutter hat ihm dabei nicht geschadet. Regina Weber hat dem Sohnemann einiges mitgeben. Zum Beispiel? "Auch die Athletik, auch die Beweglichkeit", sagt der 19-Jährige.

Der kleine Leroy hat also Fußball gespielt, die Sache mit dem prominenten Elternteil hat sich dadurch allerdings nicht signifikant geändert. Nicht nur die Mutter, auch sein Vater war ein Star: Souleyman Sané. 174 Bundesligaspiele sind für ihn notiert, dazu 152 Auftritte in der 2. Bundesliga. In Summe hat Sané Senior für seine Klubs in Deutschland 116 Treffer erzielt. Hinzu kommen zahllose Einsätze und Tore für die Nationalmannschaft des Senegal. Die Prominenz des Vaters hat Leroy Sané nie als Belastung empfunden, im Gegenteil. "Natürlich habe ich irgendwann mitbekommen und verstanden, dass er keinen gewöhnlichen Beruf hat, dass die Leute ihn kennen und bewundern. In erster Linie ist man als Kind dann stolz auf seinen Vater“, sagt er. "Meine Freunde haben sich immer gefreut, wenn sie meinen Vater gesehen haben, als Kind gefällt einem so etwas natürlich." Die Vita des Papas war für Leroy Sané mehr Ansporn als Abturn. "Von seinen Erfahrungen als Profi habe ich im Laufe meiner Karriere profitiert", sagt er: "Wir haben viel über mein Spiel geredet, er hat mich durch seine Vergangenheit gut darauf vorbereiten können, was mich in Zukunft erwartet."

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Sané: "Glaube nicht, dass es zu schnell gegangen ist"

Diese Zukunft hat ihn bis in die Gegenwart geführt – und in der Gegenwart ist Sané deutscher Nationalspieler. Von Joachim Löw wurde Sané am Donnerstag vor einer Woche angerufen. Für Leroy Sané war das Gespräch mit dem Bundestrainer eine Premiere, für Löw eine Art Déjà-vu. Es gab eine Zeit, da hat Löw sich häufig mit Sané unterhalten, allerdings mit Souleyman, dem Papa. Beim SC Freiburg waren die beiden parallel aktiv, ab der Saison 1985/1986 stürmten Löw und Sané gemeinsam und gefürchtet für die Breisgauer. 56 Tore erzielte Sané in dieser Zeit, 36 Löw. Das Zusammenspiel funktionierte reibungslos, die beiden harmonierten hervorragend. Oft war Löw der Passgeber und Sané der Abnehmer. Ähnlich war es drei Jahrzehnte später telefonisch, Löw klingelte an, Sané, Leroy, hat abgenommen. Über das Gespräch mit dem Bundestrainer sagt er: "Ich habe mich sehr darüber gefreut." Vor allem natürlich über den Inhalt. Löw lud Sané zur Nationalmannschaft ein.

Für Sané war es der Höhepunkt einer rasanten Entwicklung. In der laufenden Spielzeit gehört er zu den positivsten Erscheinungen der Bundesliga und bei Schalke 04, vier Tore, drei Vorlagen in der Bundesliga, ein Treffer und ein Assist in der Europa League stehen in seiner Bilanz. Zahlen und Leistungen stimmen, Sané ist das, was gern als Senkrechtstarter beschrieben wird. Debüts in der Bundesliga, der U 21-Nationalmannschaft, der Champions League – all das passierte binnen weniger Monate. Die Entwicklung verlief schnell, nicht zu schnell. Nicht für ihn, mit Tempo und Geschwindigkeit hat Sané ohnehin kein Problem. Er sagt: "Es stimmt schon, es ist zuletzt einiges passiert. Ich glaube aber nicht, dass irgendetwas zu schnell gegangen ist. Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich nehme die Dinge immer so, wie sie passieren. Deswegen habe ich beispielsweise auch kein Problem damit, mit dem Druck und den steigenden Erwartungen umzugehen."

Sané hat dies kurz nach dem Anruf durch den Bundestrainer gesagt, kurz nach seiner Nominierung für das A-Team, kurz nachdem er in München beim Treffpunkt der Nationalmannschaft angekommen war. Wenig später dann hat Sané sein Debüt für Deutschland gegeben. Es war ein Debüt zum Vergessen, ein Abend, den Sané gerne aus seiner Erinnerung streichen würde. Nicht weil Sané enttäuscht hatte, sondern weil seine Leistung, das Spiel und der Fußball an sich überhaupt keine Relevanz mehr hatten. Sein Debüt gab der Schalker im Spiel gegen Frankreich, in der 61. Minute wurde er für Julian Draxler eingewechselt. Es war der Abend des Terrors in Saint-Denis und in ganz Paris, an diesem Abend war der Fußball nicht mal mehr eine Nebensache. Mit der Mannschaft harrte Sané in den Katakomben des Stade de France bis zum Morgen aus, in Gedanken war auch er bei den vielen Opfern und deren Angehörigen. Freude über sein erstes Länderspiel für Deutschland konnte er nicht empfinden. 

Österreichs U 21-Coach lobt: "Ein unglaublicher Spieler"

Nach der Rückkehr nach Deutschland ist Sané zur U 21 gereist, so wie dies vorher schon besprochen war. Ihm blieb damit der zweite Abend des Terrors erspart, Sané war in Fürth, als das Spiel des A-Teams in Hannover wegen Terrorgefahr abgesagt wurde. Anders als seine Kollegen vom A-Team konnte Sané in Fürth auf dem Platz die Gedanken an Paris mit Füßen treten. Und wie er dies getan hat! Im Rahmen der Qualifikation für die EM 2017 in Polen spielte das Team von Trainer Horst Hrubesch im Spitzenspiel gegen die Auswahl Österreichs. Deutschland gewann 4:2. Und Sané war die zentrale Figur, seine Leistung krönte der 19-Jährige mit dem Tor zum 4:1. Sané war so gut, dass selbst der Trainer des Gegners ins Schwärmen geriet. "Das ist ein unglaublicher Spieler, das muss ich ehrlich sagen", sagte Werner Gregoritsch.

Am Samstag spielt der unglaubliche Spieler wieder Fußball. Ein besonderes Spiel steht an. Mit Schalke trifft er auf die Bayern (ab 18.30 Uhr, live auf Sky), er trifft damit auch auf drei Spieler, die er nun auch seine Teamkollegen nennen darf: Manuel Neuer, Weltmeister und Welttorhüter, Jérôme Boateng, Weltmeister und für viele weltbester Verteidiger, und Thomas Müller, Weltmeister und weltbester Thomas Müller. In den vielen unguten Erinnerungen an die Reise mit der Nationalmannschaft gehören die an die Tage von München zu den guten. München, das war vor dem Terror, vor Paris. Die Zeit in der bayerischen Landeshauptstadt hat Sané genossen. Nach seinem ersten Training im Kreis des DFB-Teams hat er gesagt: "Es war natürlich etwas ganz Besonderes. Bei der Nationalmannschaft und mit so großen Spielern auf dem Trainingsplatz zu stehen - noch vor kurzem hätte ich nicht für möglich gehalten, dass sich dieser Traum so schnell realisieren würde."