Rainer Adrion: "Olympia 2012 in London ist unser Ziel"

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Seit dem 1. Juni ist Rainer Adrion bereits im Einsatz für den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Ursprünglich war der Dienstantritt des neuen U 21-Trainers für den 1. Juli vorgesehen. Doch die Vorfreude auf seinen Traumjob verdrängte die Wehmut des Abschieds vom VfB Stuttgart nach zehn Jahren.

Er scoutete in San Marino beim Spiel gegen Tschechien zwei Gegner für die Qualifikation zur U 21-EM 2011 in Dänemark. Und in Schweden bei der erfolgreichen Europameisterschaft war er nicht nur Tribünengast bei den Auftritten der deutschen Mannschaft, sondern auch bei einigen anderen Begegnungen ohne deutsche Beteiligung Augenzeuge.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit Redakteur Maximilian Geis spricht Rainer Adrion über die gestiegene Erwartungshaltung, die Olympischen Spiele 2012 in London und das Arbeiten in einer Schnittstelle.

Frage: Rainer Adrion, wie haben Sie den Titelgewinn der U 21 von ihrem Vorgänger Horst Hrubesch erlebt?

Adrion: Das Team hat sich während des Turniers gesteigert und ist am Ende verdient Europameister geworden. Meiner Meinung nach haben die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit der U 21 den Ausschlag gegeben. In der zweiten Halbzeit des Halbfinals gegen Italien und im Endspiel gegen England konnte die Mannschaft in der Endphase noch mal richtig zulegen. Im Finale war das Team sogar so flexibel, das Horst Hrubesch sein System umstellen konnte und die Stärken unserer Mannschaft voll auf die Schwächen der Engländer getroffen sind. Eine sensationelle Maßnahme!

Frage: Wie haben Sie in Schweden gearbeitet?

Adrion: Ich habe mir einen Überblick verschafft, wie das Team zusammenarbeitet und wie man sich auf eine EM vorbereitet. Zudem hatte ich einige Gelegenheiten zu persönlichen Gesprächen mit Horst Hrubesch, Matthias Sammer und dem Stab der A-Nationalmannschaft um Jogi Löw und Oliver Bierhoff. Ich habe mich aber bewusst zurückgehalten, da ich erst nach dem Turnier für die U 21 zuständig bin.

Frage: Spüren Sie einen erhöhten Druck bei ihrem Amtsantritt durch den Titelgewinn?

Adrion: Nein. Ich freue mich einfach auf diese Aufgabe, weil ich acht Tage beim Team und dem Betreuerstab war und sehen konnte, was man gemeinsam für den Erfolg getan hat. Ich will eng mit Joachim Löw und der A-Nationalmannschaft zusammenarbeiten, weil die U 21 das Sprungbrett dorthin ist. Spieler wie Andreas Beck, Sami Khedira, Manuel Neuer, Mesut Özil oder Jerome Boateng sind durch dieses Turnier in ihrer Entwicklung weiter gekommen. Das ist ja neben dem sportlichen Erfolg unser Ziel.

Frage: Wie kann die Entwicklung des Spielers durch diese Erfahrung positiv beeinflusst werden?

Adrion: Der Beschleuniger für die Laufbahn eines Spielers ist immer ein persönliches Erfolgserlebnis. Die Jungs sind jetzt Europameister und tragen diesen Titel ihr Leben lang. Die Vereine sind aufgerufen, diesen Talenten das Vertrauen zu schenken. Spieler wie Sandro Wagner, der in Schweden nur im Finale zum Einsatz kam, dort aber zwei Treffer erzielte, werden in ihren Klubs einen ganz anderen Stellenwert haben.

Frage: Können Sie als neuer U 21-Trainer diese Entwicklung besonders begleiten?

Adrion: Zu meinen ersten Aufgaben gehört, Kontakt mit den Bundesligatrainern aufzunehmen. Diese Verbindung ist mir sehr wichtig, da bereits im September unsere Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft in Dänemark beginnen.

Frage: Wie wird die neue U 21 aussehen?

Adrion: Neun Europameister sind für die neue U 21 spielberechtigt. Wir wägen nun ab, ob die absoluten Topleute wie Marko Marin oder Mesut Özil bei mir oder Joachim Löw eingesetzt werden. Aus diesen Jungs und dem U 19-Europameister-Team werde ich die neue U 21 aufbauen. Wahrscheinlich kommen noch ein paar Elitespieler aus dem Jahrgang 1990 dazu. Uns steht ein Umbruch bevor, aber in diesen Jahrgängen haben wir hohe Qualität.

Frage: Das Erreichen der Endrunde ist sicher Ihr primäres Ziel?!

Adrion: Klar, auch wenn der Modus schwierig ist und wir mit der Tschechischen Republik einen starken Konkurrenten in der Gruppe haben. Der Gruppensieger muss dann noch in den Playoffs gewinnen. Unser Ziel ist es, zunächst an der Endrunde teilzunehmen. Dort wollen wir ins Halbfinale kommen und unser großes Ziel erreichen: an den Olympischen Spielen 2012 in London teilzunehmen.

Frage: Sie haben beim VfB die Nachwuchsarbeit an der Schnittstelle zwischen Jugend- und Profibereich geleistet. Können Sie den Aufschwung der DFB-Talentförderung erklären, der nun durch die drei Titelgewinne sichtbar wird?

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Adrion: Der DFB hat die Nachwuchsarbeit durch das Talentförderprogramm seit dem Jahr 2002 enorm intensiviert. Ich denke an die Leistungszentren der Bundesligisten, die Stützpunkte des Talentförderprogramms oder die A- und B-Junioren-Bundesliga und die Dritte Liga. Das alles dient der Ausbildung der Talente. Aus diesem Reservoir können wir uns jetzt die Besten raussuchen. An der Basis wird hervorragende Arbeit geleistet. Die Titel sind nun ein Produkt dieser fantastischen Zusammenarbeit.

Frage: Die Basisarbeit ist eine Herzensangelegenheit von Ihnen: Sie sind ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Verbandsligisten Sportvereinigung 07 Ludwigsburg. Werden Sie diese Tätigkeit auch in Ihrer neuen Rolle weiter ausüben können?

Adrion: Dieses Amt habe ich 2004 übernommen und bin bei der Sportvereinigung für den Fußball verantwortlich. Ich werde von einigen Kollegen entlastet, denn meine neue Aufgabe wird selbstverständlich einen Großteil meiner Zeit in Anspruch nehmen. Aber ich werde weiter im Vorstand vertreten bleiben, weil mir die Basisarbeit sehr am Herzen liegt.

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Seit dem 1. Juni ist Rainer Adrion bereits im Einsatz für den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Ursprünglich war der Dienstantritt des neuen U 21-Trainers für den 1. Juli vorgesehen. Doch die Vorfreude auf seinen Traumjob verdrängte die Wehmut des Abschieds vom VfB Stuttgart nach zehn Jahren.

Er scoutete in San Marino beim Spiel gegen Tschechien zwei Gegner für die Qualifikation zur U 21-EM 2011 in Dänemark. Und in Schweden bei der erfolgreichen Europameisterschaft war er nicht nur Tribünengast bei den Auftritten der deutschen Mannschaft, sondern auch bei einigen anderen Begegnungen ohne deutsche Beteiligung Augenzeuge.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit Redakteur Maximilian Geis spricht Rainer Adrion über die gestiegene Erwartungshaltung, die Olympischen Spiele 2012 in London und das Arbeiten in einer Schnittstelle.

Frage: Rainer Adrion, wie haben Sie den Titelgewinn der U 21 von ihrem Vorgänger Horst Hrubesch erlebt?

Adrion: Das Team hat sich während des Turniers gesteigert und ist am Ende verdient Europameister geworden. Meiner Meinung nach haben die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit der U 21 den Ausschlag gegeben. In der zweiten Halbzeit des Halbfinals gegen Italien und im Endspiel gegen England konnte die Mannschaft in der Endphase noch mal richtig zulegen. Im Finale war das Team sogar so flexibel, das Horst Hrubesch sein System umstellen konnte und die Stärken unserer Mannschaft voll auf die Schwächen der Engländer getroffen sind. Eine sensationelle Maßnahme!

Frage: Wie haben Sie in Schweden gearbeitet?

Adrion: Ich habe mir einen Überblick verschafft, wie das Team zusammenarbeitet und wie man sich auf eine EM vorbereitet. Zudem hatte ich einige Gelegenheiten zu persönlichen Gesprächen mit Horst Hrubesch, Matthias Sammer und dem Stab der A-Nationalmannschaft um Jogi Löw und Oliver Bierhoff. Ich habe mich aber bewusst zurückgehalten, da ich erst nach dem Turnier für die U 21 zuständig bin.

Frage: Spüren Sie einen erhöhten Druck bei ihrem Amtsantritt durch den Titelgewinn?

Adrion: Nein. Ich freue mich einfach auf diese Aufgabe, weil ich acht Tage beim Team und dem Betreuerstab war und sehen konnte, was man gemeinsam für den Erfolg getan hat. Ich will eng mit Joachim Löw und der A-Nationalmannschaft zusammenarbeiten, weil die U 21 das Sprungbrett dorthin ist. Spieler wie Andreas Beck, Sami Khedira, Manuel Neuer, Mesut Özil oder Jerome Boateng sind durch dieses Turnier in ihrer Entwicklung weiter gekommen. Das ist ja neben dem sportlichen Erfolg unser Ziel.

Frage: Wie kann die Entwicklung des Spielers durch diese Erfahrung positiv beeinflusst werden?

Adrion: Der Beschleuniger für die Laufbahn eines Spielers ist immer ein persönliches Erfolgserlebnis. Die Jungs sind jetzt Europameister und tragen diesen Titel ihr Leben lang. Die Vereine sind aufgerufen, diesen Talenten das Vertrauen zu schenken. Spieler wie Sandro Wagner, der in Schweden nur im Finale zum Einsatz kam, dort aber zwei Treffer erzielte, werden in ihren Klubs einen ganz anderen Stellenwert haben.

Frage: Können Sie als neuer U 21-Trainer diese Entwicklung besonders begleiten?

Adrion: Zu meinen ersten Aufgaben gehört, Kontakt mit den Bundesligatrainern aufzunehmen. Diese Verbindung ist mir sehr wichtig, da bereits im September unsere Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft in Dänemark beginnen.

Frage: Wie wird die neue U 21 aussehen?

Adrion: Neun Europameister sind für die neue U 21 spielberechtigt. Wir wägen nun ab, ob die absoluten Topleute wie Marko Marin oder Mesut Özil bei mir oder Joachim Löw eingesetzt werden. Aus diesen Jungs und dem U 19-Europameister-Team werde ich die neue U 21 aufbauen. Wahrscheinlich kommen noch ein paar Elitespieler aus dem Jahrgang 1990 dazu. Uns steht ein Umbruch bevor, aber in diesen Jahrgängen haben wir hohe Qualität.

Frage: Das Erreichen der Endrunde ist sicher Ihr primäres Ziel?!

Adrion: Klar, auch wenn der Modus schwierig ist und wir mit der Tschechischen Republik einen starken Konkurrenten in der Gruppe haben. Der Gruppensieger muss dann noch in den Playoffs gewinnen. Unser Ziel ist es, zunächst an der Endrunde teilzunehmen. Dort wollen wir ins Halbfinale kommen und unser großes Ziel erreichen: an den Olympischen Spielen 2012 in London teilzunehmen.

Frage: Sie haben beim VfB die Nachwuchsarbeit an der Schnittstelle zwischen Jugend- und Profibereich geleistet. Können Sie den Aufschwung der DFB-Talentförderung erklären, der nun durch die drei Titelgewinne sichtbar wird?

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Adrion: Der DFB hat die Nachwuchsarbeit durch das Talentförderprogramm seit dem Jahr 2002 enorm intensiviert. Ich denke an die Leistungszentren der Bundesligisten, die Stützpunkte des Talentförderprogramms oder die A- und B-Junioren-Bundesliga und die Dritte Liga. Das alles dient der Ausbildung der Talente. Aus diesem Reservoir können wir uns jetzt die Besten raussuchen. An der Basis wird hervorragende Arbeit geleistet. Die Titel sind nun ein Produkt dieser fantastischen Zusammenarbeit.

Frage: Die Basisarbeit ist eine Herzensangelegenheit von Ihnen: Sie sind ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Verbandsligisten Sportvereinigung 07 Ludwigsburg. Werden Sie diese Tätigkeit auch in Ihrer neuen Rolle weiter ausüben können?

Adrion: Dieses Amt habe ich 2004 übernommen und bin bei der Sportvereinigung für den Fußball verantwortlich. Ich werde von einigen Kollegen entlastet, denn meine neue Aufgabe wird selbstverständlich einen Großteil meiner Zeit in Anspruch nehmen. Aber ich werde weiter im Vorstand vertreten bleiben, weil mir die Basisarbeit sehr am Herzen liegt.