Rainer Adrion: "Mannschaft hat tolle Mentalität gezeigt"

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft ist in der Vorrunde der Europameisterschaft ausgeschieden. Nach zwei Niederlagen gegen die Niederlande (2:3) und Titelverteidiger Spanien (0:1) hat das Team von DFB-Trainer Rainer Adrion vor dem dritten Gruppenspiel gegen Russland am Mittwoch (ab 18 Uhr, live auf Kabel1) keine Chance mehr auf das Erreichen des Halbfinales.

Im DFB.de-Gespräch der Woche spricht Rainer Adrion mit DFB-Redakteur Maximilian Geis über die Niederlage gegen Holland, das Erlebnis Europameisterschaft und seine persönlichen Perspektiven.

DFB.de: Rainer Adrion, wie haben Sie das Spiel gegen die Spanier gesehen?

Rainer Adrion: Wir wussten, dass es für uns ein Endspiel ist, daher haben wir versucht, Spanien unter Druck zu setzen. Man muss aber anerkennen, dass sie viele ballsichere und auf allen Positionen technisch beschlagene Akteure haben. In der ersten Halbzeit haben wir läuferisch eine Menge investiert, weil wir immer versucht haben, an den Ball zu kommen. Das hat viel Kraft gekostet, die uns in der zweiten Hälfte gefehlt hat, um entscheidend in die Offensive zu gehen.

DFB.de: Man kennt das Muster des spanischen Spiels, durch viel Ballbesitz den Gegner zu zermürben. Warum ist es so schwer, ein Gegenmittel zu finden?

Adrion: Sie finden mit ihrer Spielweise immer einen freien Mann auf dem Platz. Und wenn nicht, dann kombinieren Sie, teilweise bis zum Torwart zurück. Dann muss man wieder nachrücken und enorme Laufarbeit leisten. Wir wollten sie eigentlich dazu zwingen, viel über die Flügel zu spielen, um sie dort festzuhalten und zu bekämpfen. Aber das hat nicht funktioniert.

DFB.de: Wie haben Sie Ihre Mannschaft gesehen?

Adrion: Keine Frage, wir haben eine engagierte Leistung gezeigt und hätten in der einen oder anderen Situation auch Torchancen kreieren können. Am Ende haben wir beide Spiele knapp verloren und sind damit ausgeschieden.

DFB.de: Der Gewinn der Europameisterschaft war zuvor das Ziel des Teams. Was hat gefehlt?

Adrion: Die Mannschaft hat eine tolle Mentalität gezeigt, etwa gegen die Niederlande, als wir einen 0:2-Rückstand aufgeholt haben. Zudem verfügt das Team über großen Teamgeist und den Willen, auch Rückschläge wegzustecken. Es fehlte vielleicht manchmal im Vergleich zu den beiden anderen Teams ein Quäntchen Qualität, um sich durchzusetzen. Schließlich haben wir beide Begegnungen nur mit einem Tor Unterschied verloren.

DFB.de: Hätten die A-Nationalspieler, die noch für die U 21 spielen könnten, diese Qualität eingebracht?

Adrion: Wir haben in Absprache mit Bundestrainer Joachim Löw ein klares Konzept für die Nominierung entwickelt. Schon damals war klar, dass viele enorm starke Teams bei der EM antreten werden. Wir waren überzeugt davon, dass unsere Talente beim Turnier ihre Qualität steigern können. Das hat funktioniert, weil ich glaube, dass jeder Spieler wichtige Erfahrungen bei dieser EM mitgenommen hat. Am Ende hat uns nur wenig gefehlt, dann hätten wir am Mittwoch ein entscheidendes Spiel gegen Russland.

DFB.de: Gibt es einen Unterschied zwischen den Erfahrungen, die ein Spieler bei einer Länderspielreise der Nationalmannschaft oder einer U 21-Europameisterschaft machen kann?

Adrion: Beides ist wichtig. Die jungen Spieler, die noch U 21 spielen könnten, haben sich beim Bundestrainer in zwei Länderspielen präsentiert, das ist wichtig im Hinblick auf die WM 2014 in Brasilien. Und bei diesem Turnier in Israel kann man sich mit den Besten messen, das ist auch ein Highlight.

DFB.de: Wie fühlen Sie sich in dieser Situation?

Adrion: Wir haben eine hervorragende Qualifikation ohne Niederlage und souveräne Playoffs gespielt, um uns für dieses Turnier zu qualifizieren. Hier war es in beiden Spielen sehr eng gegen enorm starke Mannschaften. Natürlich bin ich als Sportsmann enttäuscht, weil es unser Ziel als Team ist, Spiele zu gewinnen.

DFB.de: Wie geht es für die U 21 weiter?

Adrion: Man darf nicht nur das nackte Ergebnis sehen. Wir haben in den vergangenen beiden Jahren ein tolles Team aufgebaut und uns als eines von sieben Teams aus 52 in ganz Europa für die Endrunde qualifiziert. Ich habe gerade meinen Vertrag um ein Jahr verlängert und werde nun ab August die neue U 21 für die EM 2015 in der Tschechischen Republik aufbauen.