Neid und Hrubesch: "Mit einer Medaille um den Hals zurückkommen"

Erstmals gehen in Rio de Janeiro zwei deutsche Teams für den DFB bei den Olympischen Sommerspielen an den Start. In der Vorbereitung auf das Fußballturnier wurde ein Treffen und gemeinsames Abendessen der Olympischen Frauen- und Männerteams abgehalten. Die Cheftrainer Silvia Neid und Horst Hrubesch kennen sich schon lange und genossen die tolle und entspannte Atmosphäre beim Austausch ihrer Schützlinge. Zwei Fußballteams, die eine Einheit für Deutschland bei den Olympischen Spielen bilden.

Neid und Hrubesch verbindet eine weitere Gemeinsamkeit: Für beide ist Olympia die letzte große Aufgabe beim DFB. Im Gespräch mit DFB.de-Redakteur Maximilian Schwartz reden die beiden über das letzte Highlight als Cheftrainer, die Erwartungen an die Olympischen Spiele und den Vorbereitungsstand ihrer Teams. Außerdem geben sie einen Ausblick auf die Zeit danach und verraten, wie sie sich kennengelernt haben.

DFB.de: Frau Neid, Herr Hrubesch, in vier bzw. fünf Tagen starten Sie mit ihren Mannschaften in das Olympische Fußballturnier in Brasilien. Wie groß ist die Vorfreude?

Silvia Neid: Die Vorfreude ist natürlich riesig. Nach vier Wochen sind wir gut vorbereitet und können kaum erwarten, dass es endlich los geht.

Horst Hrubesch: Soll ich dazu auch noch was sagen? (lacht) Da kann ich mich eigentlich nur anschließen. Man muss natürlich hinzufügen, dass wir mit unserer Mannschaft leider keine so lange Vorbereitung absolvieren konnten, aber das kann man nicht ändern. Die Jungs freuen sich drauf und da die meisten schon länger wussten, dass wir mit ihnen planen und diese einmalige Chance auf sie zukommt, haben sie auch entsprechend dafür gearbeitet. Die Jungs sind fit und arbeiten super im Training, wollten gestern sogar eine zusätzliche Einheit haben. Das macht einfach Spaß.

DFB.de: Für Sie beide ist es das letzte große Turnier als Bundestrainerin bzw. DFB-Trainer. Schwingt auch ein bisschen Wehmut mit, da Sie ihre Trainierkarrieren nach so langer Zeit beim DFB beenden werden?

Neid: Überhaupt nicht. Ich genieße jeden Tag und die gemeinsame Zeit mit meiner Mannschaft. Wir haben jetzt noch das große Ziel, die Goldmedaille zu holen und dafür werden wir alles tun. An die Zeit danach denke ich noch nicht, freue mich aber darauf, in einem anderen Bereich für den Frauenfußball tätig zu sein. 1996 habe ich mein letztes Spiel als Spielerin bei Olympia gemacht, jetzt werde ich mein letztes Spiel als Trainerin bei Olympia machen. Da schließt sich der Kreis.

Hrubesch: Auch bei mir ist kein bisschen Wehmut dabei. Ich sage ja immer, dass ich und meine Spieler immer von Schritt zu Schritt denken. Und das sind jetzt unsere Partien bei Olympia. Die wollen wir, wenn möglich, alle gewinnen. Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Das werde ich mir im Urlaub überlegen, nachdem wir hoffentlich ganz weit bei den Olympischen Spielen gekommen sind.

DFB.de: Da erstmals zwei deutsche Fußballmannschaften bei Olympia vertreten sind, kam es im Rahmen der Vorbereitung zu einem gemeinsamen Abendessen des Frauen- und Männerteams. Wie haben Sie die Veranstaltung erlebt?

Neid: Das war ein richtig schöner und gelungener Abend. Ich glaube, Horst und ich haben uns erhofft, dass es so laufen würde. Die Spielerinnen und Spieler haben nach einer kleinen Abtastphase am Anfang wirklich super zusammengefunden. An gemischten Tischen wurden Erfahrungen ausgetauscht, viel gelacht und man hat einander kennengelernt. So sollte es sein.

Hrubesch: Wenn es nach uns gegangen wäre, hätte das Ganze auch gerne bis tief in die Nacht dauern können, aber irgendwann müssen die Spieler ja ins Bett. (lacht) Es war wirklich ein toller Abend und einfach schön zu sehen, wie die Spielerinnen und Spieler miteinander umgegangen sind. Wir haben auch gesagt, dass wir uns in dieser Konstellation dann hoffentlich im Olympischen Dorf wiedersehen und anschließend beide Mannschaften mit einer Medaille um den Hals wieder nach Deutschland fliegen.

DFB.de: Frau Neid, sie haben die Atmosphäre im Olympischen Dorf schon erlebt, was zeichnet diese aus?

Neid: Es ist einfach etwas ganz Besonderes und etwas anderes als bei einer EM oder WM. Man isst in einer riesigen Mensa gemeinsam mit tausenden anderen Sportlern, man lernt interessante Persönlichkeiten und andere Sportarten kennen und ist Teil der großen Sportfamilie. Einfach ein Wahnsinnsgefühl. Sechs unserer Spielerinnen (Saskia Bartusiak, Anja Mittag, Simone Laudehr, Annike Krahn, Melanie Behringer und Babett Peter, Anm. d.Red.) kennen dieses Gefühl bereits von Peking 2008 und erzählen den jüngeren Spielerinnen davon, die das jetzt auch erleben wollen. Um in diesem Jahr ins Olympische Dorf in Rio einzuziehen, müssen wir bis ins Finale kommen - und das ist ja unser Ziel.

Hrubesch: Genau das ist es, was uns so große Vorfreude auf Olympia macht. Wir wissen nicht genau, was uns da erwartet, aber diese Erfahrungsberichte von den DFB-Frauen oder auch von meinem ehemaligen Mannschaftskollegen Frank Mill, die machen einfach Lust darauf. Als kleiner Junge habe ich die Athleten bei Olympia bewundert und hätte mir nie erträumt, dass ich das mal erleben darf. Wir könnten schon ins Olympische Dorf einziehen, wenn wir Gruppenerster werden und das Viertelfinale gewinnen. Das Halbfinale wäre dann wahrscheinlich im Maracanã in Rio vor 80.000 Zuschauern gegen Gastgeber Brasilien. Für solche Spiele lebst du doch als Fußballer, dafür werden wir alles tun.

DFB.de: Die Frauen bekommen es in der Gruppenphase mit Simbabwe, Australien und Kanada zu tun, die Herren mit Mexiko, Südkorea und Fidschi. Mit welchem Ansatz starten sie in die ersten Partien des Turniers?

Hrubesch: Wir bekommen bei dem Turnier keine Punkte geschenkt, müssen immer unsere Topleistung abrufen. Gleich zum Auftakt bekommen wir es mit dem Olympiasieger von 2012 zu tun. Auch wenn das jetzt natürlich eine andere Mannschaft ist, wissen wir, dass Mexiko immer unangenehm zu spielen ist. Aber wir wollen immer unser Spiel durchziehen, dominant auftreten, nicht reagieren, sondern agieren. So sind wir es immer unter meiner Leitung angegangen und so werden wir es wieder tun. Wir haben eine starke Truppe und mit Kapitän Leon Goretzka, Timo Horn und den Bender-Zwillingen eine Achse von Führungsspielern.

Neid: Auch unser Ansatz ist, dass wir dominant auftreten und dem Gegner unser Spiel diktieren. Dafür haben wir variantenreich in der Vorbereitung trainiert und können verschiedene Spielsysteme spielen. Wir können mit nur einer Sturmspitze, aber auch mit zwei oder drei Angreifern spielen. Beim ersten Spiel gegen Simbabwe werden wir mit einer 4-3-3-Formation auflaufen.

DFB.de: Zum Abschluss kommen wir noch einmal zurück zum gemeinsamen Abendessen der Olympischen Frauen- und Männermannschaft: Während sich die Spielerinnen und Spieler größtenteils erst kennenlernten, scheinen Sie beide sich schon lange zu kennen. Das kann doch nicht nur aus gemeinsamen DFB-Tagungen stammen…

Neid: (lacht) Ja, das stimmt, wir kennen uns schon lange. Als Horst damals zum Trainer ausgebildet wurde, hatten wir am selben Ort einen Lehrgang mit der Frauen-Nationalmannschaft und haben aus Spaß ein Spiel gegen die Teilnehmer des Trainerlehrgangs gemacht.

Hrubesch: (lacht) Da kann ich mich auch noch gut daran erinnern. Und seit wir beide beim DFB arbeiten, haben wir uns natürlich bei diversen Tagungen getroffen.

[ms]

Erstmals gehen in Rio de Janeiro zwei deutsche Teams für den DFB bei den Olympischen Sommerspielen an den Start. In der Vorbereitung auf das Fußballturnier wurde ein Treffen und gemeinsames Abendessen der Olympischen Frauen- und Männerteams abgehalten. Die Cheftrainer Silvia Neid und Horst Hrubesch kennen sich schon lange und genossen die tolle und entspannte Atmosphäre beim Austausch ihrer Schützlinge. Zwei Fußballteams, die eine Einheit für Deutschland bei den Olympischen Spielen bilden.

Neid und Hrubesch verbindet eine weitere Gemeinsamkeit: Für beide ist Olympia die letzte große Aufgabe beim DFB. Im Gespräch mit DFB.de-Redakteur Maximilian Schwartz reden die beiden über das letzte Highlight als Cheftrainer, die Erwartungen an die Olympischen Spiele und den Vorbereitungsstand ihrer Teams. Außerdem geben sie einen Ausblick auf die Zeit danach und verraten, wie sie sich kennengelernt haben.

DFB.de: Frau Neid, Herr Hrubesch, in vier bzw. fünf Tagen starten Sie mit ihren Mannschaften in das Olympische Fußballturnier in Brasilien. Wie groß ist die Vorfreude?

Silvia Neid: Die Vorfreude ist natürlich riesig. Nach vier Wochen sind wir gut vorbereitet und können kaum erwarten, dass es endlich los geht.

Horst Hrubesch: Soll ich dazu auch noch was sagen? (lacht) Da kann ich mich eigentlich nur anschließen. Man muss natürlich hinzufügen, dass wir mit unserer Mannschaft leider keine so lange Vorbereitung absolvieren konnten, aber das kann man nicht ändern. Die Jungs freuen sich drauf und da die meisten schon länger wussten, dass wir mit ihnen planen und diese einmalige Chance auf sie zukommt, haben sie auch entsprechend dafür gearbeitet. Die Jungs sind fit und arbeiten super im Training, wollten gestern sogar eine zusätzliche Einheit haben. Das macht einfach Spaß.

DFB.de: Für Sie beide ist es das letzte große Turnier als Bundestrainerin bzw. DFB-Trainer. Schwingt auch ein bisschen Wehmut mit, da Sie ihre Trainierkarrieren nach so langer Zeit beim DFB beenden werden?

Neid: Überhaupt nicht. Ich genieße jeden Tag und die gemeinsame Zeit mit meiner Mannschaft. Wir haben jetzt noch das große Ziel, die Goldmedaille zu holen und dafür werden wir alles tun. An die Zeit danach denke ich noch nicht, freue mich aber darauf, in einem anderen Bereich für den Frauenfußball tätig zu sein. 1996 habe ich mein letztes Spiel als Spielerin bei Olympia gemacht, jetzt werde ich mein letztes Spiel als Trainerin bei Olympia machen. Da schließt sich der Kreis.

Hrubesch: Auch bei mir ist kein bisschen Wehmut dabei. Ich sage ja immer, dass ich und meine Spieler immer von Schritt zu Schritt denken. Und das sind jetzt unsere Partien bei Olympia. Die wollen wir, wenn möglich, alle gewinnen. Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Das werde ich mir im Urlaub überlegen, nachdem wir hoffentlich ganz weit bei den Olympischen Spielen gekommen sind.

DFB.de: Da erstmals zwei deutsche Fußballmannschaften bei Olympia vertreten sind, kam es im Rahmen der Vorbereitung zu einem gemeinsamen Abendessen des Frauen- und Männerteams. Wie haben Sie die Veranstaltung erlebt?

Neid: Das war ein richtig schöner und gelungener Abend. Ich glaube, Horst und ich haben uns erhofft, dass es so laufen würde. Die Spielerinnen und Spieler haben nach einer kleinen Abtastphase am Anfang wirklich super zusammengefunden. An gemischten Tischen wurden Erfahrungen ausgetauscht, viel gelacht und man hat einander kennengelernt. So sollte es sein.

Hrubesch: Wenn es nach uns gegangen wäre, hätte das Ganze auch gerne bis tief in die Nacht dauern können, aber irgendwann müssen die Spieler ja ins Bett. (lacht) Es war wirklich ein toller Abend und einfach schön zu sehen, wie die Spielerinnen und Spieler miteinander umgegangen sind. Wir haben auch gesagt, dass wir uns in dieser Konstellation dann hoffentlich im Olympischen Dorf wiedersehen und anschließend beide Mannschaften mit einer Medaille um den Hals wieder nach Deutschland fliegen.

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Neid: Es ist einfach etwas ganz Besonderes und etwas anderes als bei einer EM oder WM. Man isst in einer riesigen Mensa gemeinsam mit tausenden anderen Sportlern, man lernt interessante Persönlichkeiten und andere Sportarten kennen und ist Teil der großen Sportfamilie. Einfach ein Wahnsinnsgefühl. Sechs unserer Spielerinnen (Saskia Bartusiak, Anja Mittag, Simone Laudehr, Annike Krahn, Melanie Behringer und Babett Peter, Anm. d.Red.) kennen dieses Gefühl bereits von Peking 2008 und erzählen den jüngeren Spielerinnen davon, die das jetzt auch erleben wollen. Um in diesem Jahr ins Olympische Dorf in Rio einzuziehen, müssen wir bis ins Finale kommen - und das ist ja unser Ziel.

Hrubesch: Genau das ist es, was uns so große Vorfreude auf Olympia macht. Wir wissen nicht genau, was uns da erwartet, aber diese Erfahrungsberichte von den DFB-Frauen oder auch von meinem ehemaligen Mannschaftskollegen Frank Mill, die machen einfach Lust darauf. Als kleiner Junge habe ich die Athleten bei Olympia bewundert und hätte mir nie erträumt, dass ich das mal erleben darf. Wir könnten schon ins Olympische Dorf einziehen, wenn wir Gruppenerster werden und das Viertelfinale gewinnen. Das Halbfinale wäre dann wahrscheinlich im Maracanã in Rio vor 80.000 Zuschauern gegen Gastgeber Brasilien. Für solche Spiele lebst du doch als Fußballer, dafür werden wir alles tun.

DFB.de: Die Frauen bekommen es in der Gruppenphase mit Simbabwe, Australien und Kanada zu tun, die Herren mit Mexiko, Südkorea und Fidschi. Mit welchem Ansatz starten sie in die ersten Partien des Turniers?

Hrubesch: Wir bekommen bei dem Turnier keine Punkte geschenkt, müssen immer unsere Topleistung abrufen. Gleich zum Auftakt bekommen wir es mit dem Olympiasieger von 2012 zu tun. Auch wenn das jetzt natürlich eine andere Mannschaft ist, wissen wir, dass Mexiko immer unangenehm zu spielen ist. Aber wir wollen immer unser Spiel durchziehen, dominant auftreten, nicht reagieren, sondern agieren. So sind wir es immer unter meiner Leitung angegangen und so werden wir es wieder tun. Wir haben eine starke Truppe und mit Kapitän Leon Goretzka, Timo Horn und den Bender-Zwillingen eine Achse von Führungsspielern.

Neid: Auch unser Ansatz ist, dass wir dominant auftreten und dem Gegner unser Spiel diktieren. Dafür haben wir variantenreich in der Vorbereitung trainiert und können verschiedene Spielsysteme spielen. Wir können mit nur einer Sturmspitze, aber auch mit zwei oder drei Angreifern spielen. Beim ersten Spiel gegen Simbabwe werden wir mit einer 4-3-3-Formation auflaufen.

DFB.de: Zum Abschluss kommen wir noch einmal zurück zum gemeinsamen Abendessen der Olympischen Frauen- und Männermannschaft: Während sich die Spielerinnen und Spieler größtenteils erst kennenlernten, scheinen Sie beide sich schon lange zu kennen. Das kann doch nicht nur aus gemeinsamen DFB-Tagungen stammen…

Neid: (lacht) Ja, das stimmt, wir kennen uns schon lange. Als Horst damals zum Trainer ausgebildet wurde, hatten wir am selben Ort einen Lehrgang mit der Frauen-Nationalmannschaft und haben aus Spaß ein Spiel gegen die Teilnehmer des Trainerlehrgangs gemacht.

Hrubesch: (lacht) Da kann ich mich auch noch gut daran erinnern. Und seit wir beide beim DFB arbeiten, haben wir uns natürlich bei diversen Tagungen getroffen.

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