Leonardo Bittencourt: "Wir sind der große Favorit"

Sechs Länderspiele hat Leonardo Bittencourt (19) bereits für die U 21-Nationalmannschaft bestritten. Der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler, der im Sommer von Borussia Dortmund zu Hannover 96 gewechselt ist, möchte nun auch bei den Qualifikationsspielen zur EM 2015 gegen Montenegro (Freitag, ab 17 Uhr) und Rumänien (Dienstag, ab 18 Uhr) erfolgreich sein. Bisher hat die DFB-Auswahl alle vier Gruppenspiele siegreich gestaltet.

Im exklusiven DFB.de Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Leonardo Bittencourt über die bevorstehenden Länderspiele, die Entwicklung im internationalen Nachwuchsfußball und die Situation bei Hannover 96.

DFB.de: Herr Bittencourt, am Freitag gab es beim Niedersachsenderby gegen Eintracht Braunschweig ein 0:0. Wie groß ist die Enttäuschung, dass es nicht zum Sieg gereicht hat?

Leonardo Bittencourt: Wenn man das Spiel sieht, kann man sicherlich enttäuscht sein. Wir waren die bessere Mannschaft, hätten nur unsere Chancen nutzen müssen. Ein Unentschieden ist zu wenig. Wir wollten unbedingt gewinnen, gerade für unsere Fans. Aber natürlich haben die Braunschweiger das nicht schlecht gemacht. Sie standen hinten gut.

DFB.de: Hannover 96 wartet nun seit sechs Spieltagen auf einen Sieg. Fehlt momentan das Selbstvertrauen?

Bittencourt: Das denke ich nicht. Es fehlt momentan einfach der letzte Pass und die letzte Entscheidung, die zum Tor führt. Wir müssen konsequenter im Abschluss sein. Dann gewinnen wir die Spiele.

DFB.de: Nun stehen erstmal die U 21 Länderspiele gegen Montenegro und Rumänien an. Montenegro wurde im Oktober bereits 2:0 besiegt. Sie standen selbst auf dem Feld. Was können Sie über diesen Gegner sagen?

Bittencourt: Heutzutage ist niemand mehr zu unterschätzen. Mannschaften wie zuletzt Färöer (Deutschland gewann knapp mit 3:2, Anm.d.Red.) und eben auch Montenegro kicken mittlerweile gut mit. Früher haben solche Teams einfach die Bälle nach vorne geschlagen und sich hinten reingestellt.

DFB.de: Hat im internationalen Nachwuchsfußball also eine Entwicklung stattgefunden?

Bittencourt: Auf jeden Fall. Ich erinnere mich, dass wir mit der U 17 und U 18 oft auf Mannschaften trafen, die sich nur in die Abwehr gestellt haben. Das ist heute anders. Viele Nationen sind taktisch reifer geworden. Zudem lassen sich mit kämpferischen und läuferischen Leistungen andere Defizite wettmachen. Diese Nationen wissen das und spielen frech nach vorne.

DFB.de: Ist das für Deutschland ein Vor- oder Nachteil?

Bittencourt: Sicherlich ein Vorteil, weil wir in der Mannschaft eine höhere Qualität haben. Aber im Fußball weiß man nie. Solche Spiele können auch einmal verloren gehen.

DFB.de: Das erste Aufeinandertreffen fand vor heimischem Publikum in Wiesbaden statt. Ist ein Auswärtsspiel in Montenegro schwieriger?

Bittencourt: Natürlich wird es kein leichtes Spiel. Unser Gegner kennt die Gegebenheiten besser. Das Wetter ist dort meist schlechter als bei uns. Das kann sich auf die Platzverhältnisse auswirken. Trotzdem sind wir der große Favorit.

DFB.de: Das zweite Spiel findet gegen Rumänien statt. Wissen Sie bereits etwas über diesen Gegner?

Bittencourt: Ich kenne noch keine Spieler von denen. Aber unsere Trainer werden uns gut darauf vorbereiten. Es wird sicherlich Videoanalysen und Einzelgespräche geben.

DFB.de: Auf Trainer Horst Hrubesch müsst Ihr diesmal verzichten. Aufgrund einer Bandscheibenoperation wird er von den Assistenten Thomas Nörenberg und Ralf Peter vertreten. Ist das eine schwierige Situation?

Bittencourt: Natürlich ist das schade. Aber wir sind eine funktionierende Mannschaft. Alle wissen, worauf es ankommt. Und natürlich möchten wir dem Trainer zeigen, dass auf uns Verlass ist.

DFB.de: Im Kader gibt es sieben Rückkehrer wie Bernd Leno, Moritz Leitner und Jonas Hofmann. Ist die Mannschaft jetzt noch stärker besetzt als bei den letzten beiden Siegen gegen die Färöer und Montenegro?

Bittencourt: Natürlich haben wir enorm viel Qualität in der Mannschaft. Spieler wie zum Beispiel Moritz Leitner sind wichtig für uns. Aber ich denke, dass wir auch bei den letzten beiden Spielen sehr stark besetzt waren. Qualitätsverluste gibt es bei uns nicht. Jeder kann jeden ersetzen. Die Spieler, die diesmal nicht eingeladen wurden, stehen fürs nächste Mal bereit und werden auch wieder richtig Gas geben. Wir haben eine enorme Breite. Der deutsche Nachwuchs ist einfach stark.

DFB.de: Wie stark genau? Stellen wir uns einmal vor, die U 21 wäre eine Bundesligamannschaft. Um welche Plätze würde man spielen?

Bittencourt: (lacht) Das ist schwer zu sagen. Natürlich sind wir alle sehr jung. Wir haben keine älteren Spieler, die etwas abgezockter und erfahrener sind. Aber von den spielerischen Möglichkeiten könnten wir mit jeder Bundesligamannschaft mithalten.

DFB.de: Ist es eigentlich schwierig, sich nach der Bundesliga wieder auf das Spielsystem der U 21 einzustellen?

Bittencourt: Natürlich hat jeder Trainer seine eigene Philosophie. Beim DFB sind wir sehr offensiv ausgerichtet, marschieren immer nach vorne. Bei Hannover ist es von Spiel zu Spiel verschieden. Am Freitag sind wir gegen Braunschweig auch vorne raufgegangen. Aber treffen wir auf Borussia Dortmund oder Bayern München, warten wir etwas mehr ab. So etwas gibt es bei der Nationalmannschaft natürlich nicht.

DFB.de: Sprechen wir abschließend noch einmal über Ihre Karriere. Vorletzte Saison spielten Sie noch in der 2. Bundesliga für Energie Cottbus, vergangene Spielzeit bei Borussia Dortmund und nun in Hannover. Wie haben Sie sich in dieser Zeit weiterentwickelt?

Bittencourt: Der Sprung von Cottbus nach Dortmund war sehr groß. Aber ich habe dort viele Erfahrungen gesammelt, viel mitgenommen, Champions League gespielt - all das kann mir niemand mehr nehmen. Natürlich habe ich mich auch fußballerisch weiterentwickelt. Es war toll, mit Spielern wie Reus, Gündogan, Götze und Hummels zu trainieren. Es war ein positives Jahr. Auch wenn ich nicht allzu viele Spiele gemacht habe.

DFB.de: Haben Sie beim Wechsel nach Dortmund mit mehr Einsatzzeit gerechnet?

Bittencourt: Natürlich habe ich gehofft, noch ein paar mehr Spiele zu machen. Aber bei so vielen wichtigen Partien in der Bundesliga und Champions League ist es für den Trainer schwierig, junge Leute reinzubringen. In Hannover kann ich nun öfter spielen. Ich möchte mich etablieren und in der Mannschaft ein Leistungsträger werden. Dafür muss ich hart arbeiten. Es ist praktisch nun meine erste richtige Bundesligasaison.

DFB.de: Letzte Frage: Auf Ihrem linken Arm haben Sie eine Landkarte von Brasilien als Tattoo. Sie haben eine enge Bindung zu Ihrer zweiten Heimat. War Ihnen trotzdem immer klar, für Deutschland spielen zu wollen?

Bittencourt: Ja, schließlich bin ich hier aufgewachsen. Trotzdem fühle ich mich mit Brasilien sehr verbunden. Meine komplette Familie stammt von dort. Ich stehe meinen Großeltern, Tanten und Cousins sehr nahe. Die Familie ist mir wichtig. Daher auch die Landkarte.

[oj]

Sechs Länderspiele hat Leonardo Bittencourt (19) bereits für die U 21-Nationalmannschaft bestritten. Der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler, der im Sommer von Borussia Dortmund zu Hannover 96 gewechselt ist, möchte nun auch bei den Qualifikationsspielen zur EM 2015 gegen Montenegro (Freitag, ab 17 Uhr) und Rumänien (Dienstag, ab 18 Uhr) erfolgreich sein. Bisher hat die DFB-Auswahl alle vier Gruppenspiele siegreich gestaltet.

Im exklusiven DFB.de Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Leonardo Bittencourt über die bevorstehenden Länderspiele, die Entwicklung im internationalen Nachwuchsfußball und die Situation bei Hannover 96.

DFB.de: Herr Bittencourt, am Freitag gab es beim Niedersachsenderby gegen Eintracht Braunschweig ein 0:0. Wie groß ist die Enttäuschung, dass es nicht zum Sieg gereicht hat?

Leonardo Bittencourt: Wenn man das Spiel sieht, kann man sicherlich enttäuscht sein. Wir waren die bessere Mannschaft, hätten nur unsere Chancen nutzen müssen. Ein Unentschieden ist zu wenig. Wir wollten unbedingt gewinnen, gerade für unsere Fans. Aber natürlich haben die Braunschweiger das nicht schlecht gemacht. Sie standen hinten gut.

DFB.de: Hannover 96 wartet nun seit sechs Spieltagen auf einen Sieg. Fehlt momentan das Selbstvertrauen?

Bittencourt: Das denke ich nicht. Es fehlt momentan einfach der letzte Pass und die letzte Entscheidung, die zum Tor führt. Wir müssen konsequenter im Abschluss sein. Dann gewinnen wir die Spiele.

DFB.de: Nun stehen erstmal die U 21 Länderspiele gegen Montenegro und Rumänien an. Montenegro wurde im Oktober bereits 2:0 besiegt. Sie standen selbst auf dem Feld. Was können Sie über diesen Gegner sagen?

Bittencourt: Heutzutage ist niemand mehr zu unterschätzen. Mannschaften wie zuletzt Färöer (Deutschland gewann knapp mit 3:2, Anm.d.Red.) und eben auch Montenegro kicken mittlerweile gut mit. Früher haben solche Teams einfach die Bälle nach vorne geschlagen und sich hinten reingestellt.

DFB.de: Hat im internationalen Nachwuchsfußball also eine Entwicklung stattgefunden?

Bittencourt: Auf jeden Fall. Ich erinnere mich, dass wir mit der U 17 und U 18 oft auf Mannschaften trafen, die sich nur in die Abwehr gestellt haben. Das ist heute anders. Viele Nationen sind taktisch reifer geworden. Zudem lassen sich mit kämpferischen und läuferischen Leistungen andere Defizite wettmachen. Diese Nationen wissen das und spielen frech nach vorne.

DFB.de: Ist das für Deutschland ein Vor- oder Nachteil?

Bittencourt: Sicherlich ein Vorteil, weil wir in der Mannschaft eine höhere Qualität haben. Aber im Fußball weiß man nie. Solche Spiele können auch einmal verloren gehen.

DFB.de: Das erste Aufeinandertreffen fand vor heimischem Publikum in Wiesbaden statt. Ist ein Auswärtsspiel in Montenegro schwieriger?

Bittencourt: Natürlich wird es kein leichtes Spiel. Unser Gegner kennt die Gegebenheiten besser. Das Wetter ist dort meist schlechter als bei uns. Das kann sich auf die Platzverhältnisse auswirken. Trotzdem sind wir der große Favorit.

DFB.de: Das zweite Spiel findet gegen Rumänien statt. Wissen Sie bereits etwas über diesen Gegner?

Bittencourt: Ich kenne noch keine Spieler von denen. Aber unsere Trainer werden uns gut darauf vorbereiten. Es wird sicherlich Videoanalysen und Einzelgespräche geben.

DFB.de: Auf Trainer Horst Hrubesch müsst Ihr diesmal verzichten. Aufgrund einer Bandscheibenoperation wird er von den Assistenten Thomas Nörenberg und Ralf Peter vertreten. Ist das eine schwierige Situation?

Bittencourt: Natürlich ist das schade. Aber wir sind eine funktionierende Mannschaft. Alle wissen, worauf es ankommt. Und natürlich möchten wir dem Trainer zeigen, dass auf uns Verlass ist.

DFB.de: Im Kader gibt es sieben Rückkehrer wie Bernd Leno, Moritz Leitner und Jonas Hofmann. Ist die Mannschaft jetzt noch stärker besetzt als bei den letzten beiden Siegen gegen die Färöer und Montenegro?

Bittencourt: Natürlich haben wir enorm viel Qualität in der Mannschaft. Spieler wie zum Beispiel Moritz Leitner sind wichtig für uns. Aber ich denke, dass wir auch bei den letzten beiden Spielen sehr stark besetzt waren. Qualitätsverluste gibt es bei uns nicht. Jeder kann jeden ersetzen. Die Spieler, die diesmal nicht eingeladen wurden, stehen fürs nächste Mal bereit und werden auch wieder richtig Gas geben. Wir haben eine enorme Breite. Der deutsche Nachwuchs ist einfach stark.

DFB.de: Wie stark genau? Stellen wir uns einmal vor, die U 21 wäre eine Bundesligamannschaft. Um welche Plätze würde man spielen?

Bittencourt: (lacht) Das ist schwer zu sagen. Natürlich sind wir alle sehr jung. Wir haben keine älteren Spieler, die etwas abgezockter und erfahrener sind. Aber von den spielerischen Möglichkeiten könnten wir mit jeder Bundesligamannschaft mithalten.

DFB.de: Ist es eigentlich schwierig, sich nach der Bundesliga wieder auf das Spielsystem der U 21 einzustellen?

Bittencourt: Natürlich hat jeder Trainer seine eigene Philosophie. Beim DFB sind wir sehr offensiv ausgerichtet, marschieren immer nach vorne. Bei Hannover ist es von Spiel zu Spiel verschieden. Am Freitag sind wir gegen Braunschweig auch vorne raufgegangen. Aber treffen wir auf Borussia Dortmund oder Bayern München, warten wir etwas mehr ab. So etwas gibt es bei der Nationalmannschaft natürlich nicht.

DFB.de: Sprechen wir abschließend noch einmal über Ihre Karriere. Vorletzte Saison spielten Sie noch in der 2. Bundesliga für Energie Cottbus, vergangene Spielzeit bei Borussia Dortmund und nun in Hannover. Wie haben Sie sich in dieser Zeit weiterentwickelt?

Bittencourt: Der Sprung von Cottbus nach Dortmund war sehr groß. Aber ich habe dort viele Erfahrungen gesammelt, viel mitgenommen, Champions League gespielt - all das kann mir niemand mehr nehmen. Natürlich habe ich mich auch fußballerisch weiterentwickelt. Es war toll, mit Spielern wie Reus, Gündogan, Götze und Hummels zu trainieren. Es war ein positives Jahr. Auch wenn ich nicht allzu viele Spiele gemacht habe.

DFB.de: Haben Sie beim Wechsel nach Dortmund mit mehr Einsatzzeit gerechnet?

Bittencourt: Natürlich habe ich gehofft, noch ein paar mehr Spiele zu machen. Aber bei so vielen wichtigen Partien in der Bundesliga und Champions League ist es für den Trainer schwierig, junge Leute reinzubringen. In Hannover kann ich nun öfter spielen. Ich möchte mich etablieren und in der Mannschaft ein Leistungsträger werden. Dafür muss ich hart arbeiten. Es ist praktisch nun meine erste richtige Bundesligasaison.

DFB.de: Letzte Frage: Auf Ihrem linken Arm haben Sie eine Landkarte von Brasilien als Tattoo. Sie haben eine enge Bindung zu Ihrer zweiten Heimat. War Ihnen trotzdem immer klar, für Deutschland spielen zu wollen?

Bittencourt: Ja, schließlich bin ich hier aufgewachsen. Trotzdem fühle ich mich mit Brasilien sehr verbunden. Meine komplette Familie stammt von dort. Ich stehe meinen Großeltern, Tanten und Cousins sehr nahe. Die Familie ist mir wichtig. Daher auch die Landkarte.