Kroos: "Ich lerne viel von Klinsmann"

Toni Kroos feierte am Freitagabend beim 3:0 gegen Nordirland in Wuppertal sein Debüt in der deutschen U 21-Nationalmannschaft und erhielt anschließend nicht nur wegen seines sehenswerten Freistoßtreffers zum 1:0 und der Vorbereitung des zweiten Tores in den Medien hervorragende Kritiken.

Bereits in den vergangenen Jahren machte der 18 Jahre alte Mittelfeldakteur vom FC Bayern München in den DFB-Auswahlteams stets mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. Er war von der U 15 bis zur U 17 aktiv, derzeit könnte er sogar noch für die U 19 antreten. Als U 17-Nationalspieler trug er mit fünf Treffern entscheidend dazu bei, dass das Team von DFB-Trainer Heiko Herrlich bei der Weltmeisterschaft in Südkorea im Herbst 2007 den dritten Platz erreichte. Zudem wurde der gebürtige Greifswalder von den internationalen Journalisten zum besten Spieler des Turniers gewählt.

Seit Beginn der vergangenen Saison trainiert Kroos mit dem Profikader des FC Bayern mit, mittlerweile hat er 23 Begegnungen in Bundesliga, DFB-Pokal und UEFA-Cup für den Deutschen Rekordmeister und -pokalsieger absolviert und sich damit in der Auswahl von Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann etabliert.

Am Dienstag (ab 19 Uhr, live im DSF) steht in Duisburg das letzte Gruppenspiel in der EM-Qualifikation gegen Israel an. Beide Teams sind punktgleich, es geht um den Gruppensieg und die Qualifikation für die Playoff-Runde. Im aktuellen „DFB.de-Gespräch der Woche“ spricht Toni Kroos mit DFB-Redakteur Maximilian Geis über die EM-Qualifikation, seine Situation beim FC Bayern und die Zukunft in den deutschen Nationalmannschaften.

Frage: Toni Kroos, Sie hatten beim 3:0 gegen Nordirland einen Einstand nach Maß in der U 21-Nationalmannschaft. Sie scheinen sich schnell im Team von DFB-Trainer Dieter Eilts akklimatisiert zu haben.

Toni Kroos: Es war ein tolles Debüt für mich. Aber wichtig ist, dass wir gewonnen haben. Die Qualifikation zur U 21-Europameisterschaft verläuft nach einem extrem schweren Modus, und wir wollten uns unbedingt für das 0:1 in Moldawien, wo ich mit Oberschenkelproblemen absagen musste, rehabilitieren. Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen, und ich bin froh, dass ich meinen Teil zum Erfolg beitragen konnte.

Frage: Am Dienstag steht Ihr zweites U 21-Länderspiel an. Was erwarten Sie von dieser Begegnung?

Kroos: Dass wir gegen Israel gewinnen und uns den Gruppensieg sichern. Das Hinspiel endete Unentschieden, Israel ist ein schwerer Gegner. Aber wir sind derzeit gut drauf und wollen die Playoff-Teilnahme mit einem Sieg klar machen.

Frage: Sie waren bereits bei zwei U 17-Europameisterschaften und einer Weltmeisterschaft dabei. Dann ist im DFB-Trikot also die U 21-EM 2009 in Schweden wahrscheinlich Ihr nächstes Ziel...

Kroos: Solche Turniere sind eine außergewöhnliche Erfahrung, völlig anders als der Ligabetrieb. Man muss sich in kurzer Zeit an verschiedene Gegebenheiten wie Temperaturen, Gegner und Unterkünfte gewöhnen und dennoch auf den Punkt seine Leistung abrufen können. Das ist eine enorme Herausforderung für jeden Sportler. Die EM ist unser Ziel.

Frage: Und ein Jahr später findet die Weltmeisterschaft in Südafrika statt. Denken Sie schon an die Nationalmannschaft?

Kroos: Es ist für mich immer eine große Ehre, für Deutschland zu spielen, und die Nationalmannschaft ist eines meiner großen Ziele. Wenn ich meine Leistung in der U 21 und der Bundesliga bringe, dann kommt alles andere von alleine.

Frage: Sie hätten schon in diesem Jahr bei einer Europameisterschaft dabei sein und diese gewinnen können. Wieso haben Sie nicht an der U 19-EM in der Tschechischen Republik teilgenommen, wo das Team von DFB-Trainer Horst Hrubesch den Titel holte?

Kroos: Das war kurzzeitig mal angedacht, aber dann wurde nach Rücksprache mit Bayern und dem DFB gemeinsam entschieden, dass es für meine Entwicklung besser ist, wenn ich eine komplette Sommerpause bekomme, um mich nach den Strapazen der vorherigen Sommer zu erholen. Ich stand 2005 mit dem FC Hansa Rostock im Finale um die deutsche B-Junioren-Meisterschaft und 2006 mit dem FC Bayern im A-Junioren-Endspiel, war 2006 und 2007 bei U 17-EM und WM aktiv. Dadurch hatte ich in den vergangenen Jahren keine richtige Sommerpause - erst dieses Jahr konnte ich mich zum ersten Mal richtig erholen. Ich merke, dass mir die Pause gut getan hat. Denn ich bin jetzt in einer sehr guten körperlichen Verfassung.

Frage: Seit Saisonbeginn ist Jürgen Klinsmann Ihr Trainer beim FC Bayern. Wie haben Sie die ersten Monate unter seiner Führung erlebt?

Kroos: Jürgen Klinsmann hat die Trainingsarbeit beim FC Bayern komplett umstrukturiert. Es wird enorm viel im individuellen Bereich gearbeitet, so kann jeder an seinen Schwächen arbeiten und seine Stärken verfeinern. Jürgen Klinsmann ist ein sehr kommunikativer Trainer, der immer das Team in seine Entscheidungsprozesse einbindet. Das ist gerade für einen jungen Spieler wie mich enorm wichtig, denn so kann man seine Ansichten äußern und bekommt direkt Feedback. So lernt man am meisten - und ich lerne viel von Klinsmann.

Frage: Welche Ziele haben Sie mit dem FC Bayern in dieser Saison?

Kroos: Wir wollen die Meisterschaft und den DFB-Pokal erfolgreich verteidigen, außerdem in der Champions League eine gute Rolle einnehmen. Persönlich erhoffe ich mir mehr Einsatzzeiten als in der vergangenen Saison. Ich habe im vergangenen Jahr 20 Begegnungen absolviert. Jetzt ist die Saison noch jung, aber von vier Pflichtbegegnungen habe ich zwei über 90 Minuten absolviert.

Frage: Der FC Bayern und vor allem Manager Uli Hoeneß gehen sehr verantwortungsvoll mit ihnen um. Wie empfinden Sie diese Behandlung?

Kroos: Ich bin ein junger Spieler und lerne den professionellen Fußball jetzt erst richtig kennen. Daher bin ich begeistert darüber, wie sich der Verein und Uli Hoeneß um mich kümmern. Es war keine einfache Zeit für mich, als ich mit 16 Jahren von Hansa Rostock alleine nach München wechselte. Aber der FC Bayern hat mich wie in eine Familie aufgenommen und mir diese Phase leichter gemacht. Von der Erfahrung von Leuten wie Uli Hoeneß kann ich nur profitieren.