Jung: "Wir müssen uns auch vor den Bayern nicht verstecken"

DFB.de: Gab es für Sie auch einen Plan B, wenn es mit der Profikarriere nicht geklappt hätte?

Jung: Ja, nachdem ich in Oberhausen verlängert hatte, hätte ich im Sommer die Ausbildung zum Event-Manager begonnen, beim Theater in Oberhausen.

DFB.de: Sie sind jetzt 22 und haben beim HSV noch einen Vertrag bis 2020. Haben Sie einen Masterplan für Ihre Karriere?

Jung: Ich möchte noch möglichst viele erfolgreiche Spiele machen, auch wenn das keine sehr originelle Antwort ist. Wie es in ein paar Jahren aussieht, wenn ich so weiterspiele, weiß ich nicht. Klar macht man sich manchmal Gedanken, wo man in der Zukunft mal spielen könnte.

DFB.de: Mit Ihren konstant guten Leistungen ist auch die deutsche U 21-Nationalmannschaft auf Sie aufmerksam geworden. Zweimal wurden Sie bereits für Länderspiele nominiert, doch Sie mussten jeweils verletzt absagen. Stehen Sie mit Trainer Stefan Kuntz in Kontakt?

Jung: Ich habe zweimal mit ihm telefoniert. Er hat sich gemeldet, als er neuer U 21-Coach wurde und nach meinen Absagen haben wir auch noch einmal gesprochen. Es ist schade, dass ich zweimal verletzungsbedingt absagen musste. Eventuell wäre ich sogar mit zu den Olympischen Spielen gefahren. Rio wäre sicherlich eine tolle Erfahrung gewesen.

DFB.de: Für die U 21-Nationalmannschaft steht im Sommer die Europameisterschaft in Polen auf dem Programm. Ende März spielt das Team von Stefan Kuntz in zwei Testspielen gegen England und Portugal. Hoffen Sie dann im Kader zu stehen, um Ihr Debüt in der U 21 feiern zu können?

Jung: Das wäre prima. Die U 21 und die im EM sind natürlich bei mir im Hinterkopf, aber im Moment liegt der Fokus auf den Bundesligaspielen. Ich will hier beim Hamburger SV meine Leistung bringen und dem Team helfen. Wir sind immer noch in einer schwierigen Situation. Wenn ich weiter konstant gut spiele und dann eine Nominierung für die U 21 dabei herausspringt, wäre das eine schöne Bestätigung.

DFB.de: Ihre Eltern kommen beide aus Ghana. Sie könnten also auch für die ghanaische Nationalmannschaft spielen. Wenn Sie sich entscheiden müssten, wüssten Sie schon für welches Land Sie dann auflaufen würden?

Jung: Das wäre in der Tat eine schwierige Entscheidung. Ich habe mir dazu auch schon einige Gedanken gemacht. Beide Länder sind meine Heimat. In Ghana liegen meine Wurzeln. Meine beiden Omas leben noch dort. Ich bin froh, dass ich mich da noch nicht endgültig entscheiden muss.

[aba]


Der HSV ist nach sieben Punkten aus den vergangenen drei Partien in der Bundesliga in guter Form. Einen erheblichen Anteil am Aufschwung hat Gideon Jung. Der 22-Jährige ist in der Defensive der Rothosen eine feste Größe und Stammkraft bei Trainer Markus Gisdol. Durch seine guten Leistungen in der Bundesliga ist er auch ein Kandidat für die deutsche U 21-Nationalmannschaft. Zweimal wurde er bereits nominiert, zweimal musste er verletzt absagen. Im Interview mit DFB.de erklärt Jung den Hamburger Aufwärtstrend und wieso der HSV heute (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) bei Bayern München Chancen hat.

DFB.de: Sie haben Ihr Bundesliga-Debüt gegen den FC Bayern München gefeiert. Damals am 14. August 2015 zum Saisonauftakt gab es ein 0:5 gegen die Bayern. Würden Sie Ihre Bundesliga-Premiere am liebsten vergessen?

Gideon Jung: Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass ich mein erstes Bundesliga-Spiel von Anfang an machen durfte. Natürlich war nach dem Spiel durch die hohe Niederlage die Enttäuschung schon sehr groß, aber es war für mich ein tolles Ereignis, an das ich immer gerne zurückdenken werde.

DFB.de: In Ihrem Debüt hießen Ihre Gegenspieler gleich Thomas Müller und Douglas Costa. Das war sicherlich gleich eine richtige Standortbestimmung, oder?

Jung: An einzelne Duelle kann ich mich nicht mehr erinnern, aber die 90 Minuten waren sehr lehrreich (lacht).

DFB.de: 6:0, 5:0, 9:2, 3:1, 8:0 (die höchste Bundesliga-Niederlage des HSV) und 5:0 lauteten die Ergebnisse der letzten sechs Duelle in der Allianz Arena. Warum wird es am Samstagnachmittag besser laufen für den HSV?

Jung: Wir brauchen uns vor keiner Mannschaft in der Bundesliga zu verstecken, auch wenn wir gegen Bayern in der Vergangenheit schlecht ausgesehen haben. Wir haben es beim Hinspiel in Hamburg (0:1) bewiesen, dass wir mithalten können, wenn wir alles in die Waagschale werfen und mit Leidenschaft spielen. Auch Hertha BSC war am vergangenen Spieltag nah dran, etwas zu holen.

DFB.de: Was muss das Team machen, um in München ein respektables Ergebnis zu erzielen?

Jung: Natürlich ist die Partie gegen den FC Bayern etwas anderes als das Spiel gegen Freiburg, weil die Bayern individuell extrem stark sind. Bayern München gehört zu den besten Teams der Welt, wir werden schon einen Sahnetag benötigen, um dort etwas mitzunehmen.

DFB.de: Seit Ihrem ersten Bundesliga-Spiel in München im August 2015 ist bei Ihnen eine Menge passiert. Sie sind beim HSV zum Stammspieler gereift, trotzdem stehen Sie nicht so im öffentlichen Fokus, wie andere Mitspieler. Stört es Sie, dass Sie nicht so im Rampenlicht stehen?

Jung: Nein, das stört mich nicht. Ganz im Gegenteil, vielleicht war das für meine Entwicklung auch gerade gut. Ich konnte mich total auf meine eigene Leistung fokussieren, wenn ich kontinuierlich weiter so gut spiele, dann kommt die öffentliche Wahrnehmung ganz von selbst.

DFB.de: Nach ihrem Tor beim Pokalsieg gegen Köln lobte Sie Trainer Gisdol explizit für Ihre gute Leistung. So etwas macht Gisdol sehr selten, hat Ihnen das sehr geschmeichelt?

Jung: Es freut jeden Spieler, wenn er vom Trainer gelobt wird. Ich versuche das Lob als weitere Motivation zu nehmen und mich stetig weiterzuentwickeln. Ich kann mich noch in sämtlichen Bereichen verbessern.

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DFB.de: Die Formkurve des HSV ist deutlich gestiegen, das ist sicherlich auch den drei Winterneuzugängen zu verdanken, die alle eingeschlagen sind und dem HSV neue Stabilität verliehen haben. Können Sie Mergim Mavraj, Kyriakos Papadopoulos und Walace mal ein wenig näher charakterisieren? Wo liegen ihre Stärken?

Jung: Mergim Mavraj ist auf dem Platz im Gegensatz zu "Papa" (Papadopoulos, Anm. d. Redaktion) wesentlich ruhiger, aber er gibt viele wichtige Kommandos und bringt eine enorme Erfahrung mit. Er kann das Spiel unglaublich gut lesen. Papadopoulos ist anders, alleine vom Charakter her. "Papa" ist laut, er ist anders, irgendwie positiv verrückt. Jeder braucht so einen Typen in seiner Mannschaft. Wenn man sieht, wie er sich nach seinen Toren gefreut hat, wie leidenschaftlich er bei der Sache ist, das ist schon toll. Wenn er mit seinem Dickschädel zum Kopfball hochsteigt, ist das eigentlich gar nicht zu verteidigen. Walace bringt eine andere Spielidee aus Brasilien mit. Er ist sehr präsent auf dem Platz und technisch stark - eine gute Mischung.

DFB.de: Ist es auch für Sie als eher introvertierter Spieler von Vorteil solche Charakterköpfe wie Papadopoulos und Mavraj hinter sich zu wissen?

Jung: Klar, wenn man merkt, dass durch diese Spieler in der Defensive eine gewisse Stabilität herrscht, ist das sehr positiv für die gesamte Mannschaft. Wir haben aber auch schon vor der Winterpause immer besser verstanden, was der Trainer von uns will. Mit den drei Neuzugängen ist unsere Qualität natürlich noch einmal gestiegen. Wir wissen jetzt, was möglich ist, wenn wir als Mannschaft gemeinsam an einem Strang ziehen.

DFB.de: Jetzt wo der Trainer mit Mavraj und Papadopoulos seine Innenverteidigung gefunden hat, müssen Sie auch nicht mehr als Abwehrspieler aushelfen und können auf Ihrer bevorzugten Position im defensiven Mittelfeld spielen.

Jung: Das stimmt, aber die Spiele, in denen ich als Innenverteidiger gespielt habe, waren sehr lehrreich. Gerade als Verteidiger hat man noch einmal eine ganze andere Sicht auf das Spielfeld. Das hat mir sehr geholfen.

DFB.de: Wie wichtig ist es für die Mannschaft, dass sich jetzt eine Stammelf so langsam herauskristallisiert hat? Und das vor allem in der Defensive mehr Stabilität vorhanden ist?

Jung: Das ist wichtig und daran haben wir auch hart gearbeitet. Eine Stammelf haben wir aber meiner Meinung nach noch nicht, denn jeder Einzelne hängt sich im Training richtig rein und will es dem Trainer so schwer wie möglich machen. Der Trainer hat jetzt die Qual der Wahl. Gegen Freiburg mussten wir einige verletzte Spieler ersetzen und das haben wir sehr gut kompensiert.

DFB.de: Einen großen Anteil am Aufschwung des HSV hat sicherlich auch Markus Gisdol. Wie hat er es geschafft einem verunsicherten Tabellenschlusslicht wieder Leben einzuhauchen?

Jung: Er hat natürlich einen großen Anteil am Aufschwung. Er hat uns mit seiner Spielidee noch mal mehr Selbstvertrauen gegeben. Es hat ein paar Spiele gedauert, bis wir uns richtig getraut haben, das System auch wirklich anzunehmen. Es ist noch nicht perfekt, denn wir müssen noch besser und zielstrebiger nach vorne spielen.

DFB.de: Sie sind nicht wie andere junge Spieler von null auf hundert in der Bundesliga durchgestartet. Sie haben sich von RW Oberhausen über die U 21 des HSV in die Bundesligamannschaft gekämpft. Haben Sie immer an eine Profikarriere geglaubt?

Jung: In meinem Jugendverein (SF Baumberg, Anm. d. Redaktion) wurde ich schon super unterstützt. Dann kam der wichtige Schritt nach Oberhausen. Dort hat der damalige Trainer Peter Kunkel mir das Vertrauen geschenkt, auch als ich nur in der zweiten Mannschaft gespielt habe. In Lotte habe ich dann mein Debüt in der Regionalliga gegeben. Ich erinnere mich, dass wir 0:3 verloren haben. Doch danach ging es Stück für Stück aufwärts. Der Wechsel nach Hamburg war dann die Bestätigung meiner Entwicklung.

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DFB.de: Gab es für Sie auch einen Plan B, wenn es mit der Profikarriere nicht geklappt hätte?

Jung: Ja, nachdem ich in Oberhausen verlängert hatte, hätte ich im Sommer die Ausbildung zum Event-Manager begonnen, beim Theater in Oberhausen.

DFB.de: Sie sind jetzt 22 und haben beim HSV noch einen Vertrag bis 2020. Haben Sie einen Masterplan für Ihre Karriere?

Jung: Ich möchte noch möglichst viele erfolgreiche Spiele machen, auch wenn das keine sehr originelle Antwort ist. Wie es in ein paar Jahren aussieht, wenn ich so weiterspiele, weiß ich nicht. Klar macht man sich manchmal Gedanken, wo man in der Zukunft mal spielen könnte.

DFB.de: Mit Ihren konstant guten Leistungen ist auch die deutsche U 21-Nationalmannschaft auf Sie aufmerksam geworden. Zweimal wurden Sie bereits für Länderspiele nominiert, doch Sie mussten jeweils verletzt absagen. Stehen Sie mit Trainer Stefan Kuntz in Kontakt?

Jung: Ich habe zweimal mit ihm telefoniert. Er hat sich gemeldet, als er neuer U 21-Coach wurde und nach meinen Absagen haben wir auch noch einmal gesprochen. Es ist schade, dass ich zweimal verletzungsbedingt absagen musste. Eventuell wäre ich sogar mit zu den Olympischen Spielen gefahren. Rio wäre sicherlich eine tolle Erfahrung gewesen.

DFB.de: Für die U 21-Nationalmannschaft steht im Sommer die Europameisterschaft in Polen auf dem Programm. Ende März spielt das Team von Stefan Kuntz in zwei Testspielen gegen England und Portugal. Hoffen Sie dann im Kader zu stehen, um Ihr Debüt in der U 21 feiern zu können?

Jung: Das wäre prima. Die U 21 und die im EM sind natürlich bei mir im Hinterkopf, aber im Moment liegt der Fokus auf den Bundesligaspielen. Ich will hier beim Hamburger SV meine Leistung bringen und dem Team helfen. Wir sind immer noch in einer schwierigen Situation. Wenn ich weiter konstant gut spiele und dann eine Nominierung für die U 21 dabei herausspringt, wäre das eine schöne Bestätigung.

DFB.de: Ihre Eltern kommen beide aus Ghana. Sie könnten also auch für die ghanaische Nationalmannschaft spielen. Wenn Sie sich entscheiden müssten, wüssten Sie schon für welches Land Sie dann auflaufen würden?

Jung: Das wäre in der Tat eine schwierige Entscheidung. Ich habe mir dazu auch schon einige Gedanken gemacht. Beide Länder sind meine Heimat. In Ghana liegen meine Wurzeln. Meine beiden Omas leben noch dort. Ich bin froh, dass ich mich da noch nicht endgültig entscheiden muss.

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