Horst Hrubesch: "Ich will unbedingt zu Olympia"

Hrubesch: Die Olympischen Spiele sind neben der WM das größte Ereignis, das ein Sportler erleben kann. Als ich die U 21-Nationalmannschaft 2013 wieder übernommen habe, habe ich gesagt, dass ich unbedingt zu dem olympischen Turnier will, und daran hat sich nichts geändert. Wir wollen aber in erster Linie den Titel, und dann können wir uns sicherlich auch über die Olympiateilnahme freuen.

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Das große Ziel ist Prag. Die U 21-Nationalmannschaft fährt im Sommer zur EM-Endrunde in die Tschechische Republik und will den Titel nach 2009 wieder nach Deutschland holen. Trainer damals wie heute: Horst Hrubesch. Im DFB.de-Gespräch der Woche spricht er über die Vorbereitung, den Kader und das ganz besondere Ziel in 2015.

DFB.de: Herr Hrubesch, nachträglich ein frohes neues Jahr. Haben Sie an Silvester schon mal an die Europameisterschaft in der Tschechischen Republik gedacht?

Horst Hrubesch: Zunächst war ich sehr froh, die Zeit über die Feiertage mit meiner Familie in Ruhe zu genießen. Da hat man auch mal Zeit für andere Dinge, die nicht direkt mit Fußball zu tun haben, aber natürlich geht der Blick jetzt ganz klar Richtung EURO. Wir haben mit der U 21 ein großes Ziel vor Augen und arbeiten akribisch an einem Plan, um dieses Ziel zu erreichen.

DFB.de: In so einen Plan ist auch immer eine Vorbereitungsphase eingearbeitet. Wie sieht diese Vorbereitung in diesem Jahr bei Ihnen und Ihrer Mannschaft aus?

Hrubesch: Wir haben im März noch zwei Länderspiele gegen absolute Topgegner. Am 27. März spielen wir vor eigenem Publikum in Paderborn gegen Italien und drei Tage später auswärts in England. Beide Gegner werden uns auf Wettkampfniveau fordern und für meine Mannschaft und jeden einzelnen Spieler ist das eine gute Gelegenheit, sich zu präsentieren und für die EM zu empfehlen. Nach der Bundesligasaison werden wir dann noch zwei Trainingslager absolvieren, bevor wir zur Endrunde reisen.

DFB.de: Das heißt, der Kader für die Endrunde in der Tschechischen Republik steht noch nicht?

Hrubesch: Nein, da ist definitiv noch keine Entscheidung gefallen. Ich habe immer gesagt, dass die Qualität unseres erweiterten Kaders sehr groß ist, und ich bin immer wieder beeindruckt von den Fähigkeiten dieser jungen Spieler. Letztendlich muss ich bis zum Sommer eine Entscheidung treffen. Das wird mir nicht leicht fallen, aber die Tür für eine Nominierung zur EM ist jetzt noch nicht geschlossen.

DFB.de: Von der Qualität der U 21-Spieler ist offenbar auch Jogi Löw angetan.

Hrubesch: Das spricht für die herausragende Arbeit, die in den vergangenen Jahren in Deutschland geleistet wurde. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien waren fünf Spieler dabei, die in diesem Jahr noch bei der U 21-EM mitspielen könnten. Ein halbes Dutzend wurde 2014 erstmals in die Nationalmannschaft berufen. Das sagt schon viel aus.

DFB.de: Mit welchen Zielen gehen sie vor diesem Hintergrund das Jahr 2015 an?

Hrubesch: Wir wollen um den EM-Titel mitspielen, das ist ganz klar. Meine Spieler haben das Zeug dazu, und deshalb muss das Ziel auch so klar formuliert werden. Wir gehen mit großem Selbstvertrauen in dieses Jahr, einige verletzte Spieler werden zurückkommen, und ich habe schon bei den letzten Maßnahmen 2014 gespürt, wie hungrig diese Mannschaft auf den Titel ist. Der Zusammenhalt im Team ist groß, und deswegen werden wir uns gut präsentieren, da bin ich mir sicher.

DFB.de: In letzter Zeit war der Konkurrenzkampf zwischen den Torhütern Marc-André ter Stegen und Bernd Leno zu spüren. Beide stellen Ansprüche auf die Position des Stammtorhüters. Wie gehen Sie als Trainer damit um?

Hrubesch: Ich habe nicht nur zwei, sondern vier exzellente Torhüter. Neben ter Stegen und Leno gehören auch Timo Horn und Loris Karius dazu, und auch die beiden bringen schon viel Bundesligaerfahrung mit. Das ist ein gutes Beispiel für die Gesamtqualität, die wir in diesem Kader haben und da beneiden uns viele drum.

DFB.de: Sie sind 2009 schon einmal Europameister mit der U 21 geworden. Damals war Sami Khedira Kapitän, Manuel Neuer stand im Tor und vier weitere Spieler aus der Mannschaft sind 2014 Weltmeister geworden. Wie würden sie diese Mannschaft mit der heutigen vergleichen?

Hrubesch: 2009 war der Teamgeist sehr stark ausgeprägt und Spieler wie Khedira haben Verantwortung übernommen und die Mannschaft mit diesem unbedingten Siegeswillen angesteckt. Ich denke, meine Mannschaft weiß, wie viel Teamgeist und Wille bei einem Turnier ausmachen können – was auch die WM in Brasilien gezeigt hat. Dazu sind die Spieler hervorragend ausgebildet worden und konnten deshalb schon früh im Profibereich mitspielen und teilweise sogar internationale Erfahrung sammeln. Das wird uns eine Hilfe sein.

DFB.de: Ein erster Erfolg winkt bei der EM schon nach der Gruppenphase, denn wer das Halbfinale erreicht, ist automatisch für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro qualifiziert. Ist das reizvoll?

Hrubesch: Die Olympischen Spiele sind neben der WM das größte Ereignis, das ein Sportler erleben kann. Als ich die U 21-Nationalmannschaft 2013 wieder übernommen habe, habe ich gesagt, dass ich unbedingt zu dem olympischen Turnier will, und daran hat sich nichts geändert. Wir wollen aber in erster Linie den Titel, und dann können wir uns sicherlich auch über die Olympiateilnahme freuen.