Flicks EM-Blog: "Drittes Spiel ein Charaktertest"

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft ist bei der EURO 2013 in Israel vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Russland ausgeschieden: Im zweiten Spiel gelang es der DFB-Auswahl nicht, den Spaniern Paroli zu bieten. Hansi Flick, Assistenztrainer des deutschen A-Teams, schaut sich die Vorrundenspiele an und wirft einen besonderen Blick auf die Nachwuchskräfte von DFB-Trainer Rainer Adrion. Für DFB.de begleitet der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw die Gruppenphase exklusiv in "Flicks EM-Blog".

Liebe U 21-Fans!

Ruhe am Ball, eine gute Raumaufteilung, technisch und taktisch versierte Spieler, hohe Geschwindigkeit – all das war im Spiel gegen Spanien zu sehen. Von den Spaniern. Leider ist es unserer Mannschaft nicht gelungen, ans Limit zu gehen, leider haben wir uns viel zu oft für die falsche Lösung entschieden, leider müssen wir anerkennen: Spanien war in diesen 90 Minuten die bessere Mannschaft, die Spanier haben die Partie völlig zu recht und verdient gewonnen. Und wenn wir ganz ehrlich sind – es war phasenweise fast ein Klassenunterschied zu sehen.

In den letzen Wochen ist oft von Wachablösung gesprochen worden, davon, dass Deutschland an Spanien vorbeigezogen und nun das Maß der Dinge im Weltfußball wäre. Fast scheint es, als wären Titel selbstverständlich, als wäre es eine Kleinigkeit für DFB-Teams, zu einem Turnier zu fahren und mit dem Pokal wieder zurück zu kommen. Diese Erwartungshaltung ist fatal. In ihr fehlt mir der Respekt vor den Leistungen in anderen Ländern. Der Siegeszug von Bayern München und Borussia Dortmund in der Champions League hat den Blick dafür getrübt, dass auch in anderen Verbänden hervorragende Arbeit geleistet wird. Nicht zuletzt im Nachwuchsbereich. Spanien und die Niederlande sind dafür gute Beispiele, auch Italien will ich nennen.

Wobei ich betonen möchte, dass wir uns dahinter nicht verstecken müssen. Zwei Spiele, zwei Niederlagen, das ist zu wenig, das ist enttäuschend, keine Frage. Es ist aber nicht angebracht, deswegen alles infrage zu stellen. Die U 21 war in der Qualifikation ungeschlagen, sie hat im Schnitt fast vier Treffer pro Partie erzielt, mit Abstand die meisten von allen Teams. Und gegen die Niederlande war in der zweiten Halbzeit zu sehen, dass diese Team auf diesem Niveau sehr wohl mithalten kann. Zu einer fairen Bewertung gehört auch der Hinweis auf die Verletzten. Es ist doch klar, dass die Mannschaft mit Spielern wie Sebastian Jung und Jan Kirchhoff andere Möglichkeiten gehabt hätte.

Konjunktiv. In der Realität geht es jetzt darum, die EM würdig zu beschließen. Das Turnier ist für die U 21 noch nicht zu Ende. Diese Mannschaft hat es sich verdient, die EM in Israel mit einem Erfolg zu verlassen. Der letzte Eindruck bleibt - das Team hat es in der Hand, diesen positiv zu gestalten. Für mich ist dieses dritte Spiel auch ein Charaktertest. Deswegen bin ich für die 90 Minuten am Mittwoch gegen Russland optimistisch. Am Charakter der U 21 gibt es keinen Zweifel. Die Mannschaft hat gewollt, sie hat alles gegeben.

Überhaupt bin ich stolz, wie sich der DFB in Israel präsentiert hat. Auch wenn dies ein schwacher Trost ist – ein Trost bleibt es: Alle haben in der Niederlage Größe gezeigt, sowohl gegen die Niederlande als auch gegen Spanien. Wir haben in Israel viele Sympathien gewonnen, diesen tollen, lebensfrohen und liebenswürdigen Gastgebern haben wir uns als gute Gäste präsentiert. Das ersetzt keinen Titel - und ist doch viel wert.

Euer Hansi Flick

Das meinen DFB.de-User:

"Guten Morgen, ein treffender Kommentar, Herr Flick. Ich finde auch, dass man dieses Turnier nicht zu negativ betrachten sollte. Holland hat mit dem vermutlich größeren Teil seiner Mannschaft für nächstes Jahr gespielt. Dennoch hat man in der zweiten Halbzeit gesehen, dass wir da durchaus mithalten können. Gegen Spanien war es allerdings phasenweise ein Klassenunterschied. Ich denke, es ist nochmal deutlich geworden, dass wir uns noch in einer Entwicklung hin zur stärksten Mannschaft befinden. Kritiker am Konzept oder der Zusammenstellung sollten sich das vor Augen halten. Ich freue mich sehr auf die nächsten Jahre, auch im Junioren-Bereich." (Vitus Blank)

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Die deutsche U 21-Nationalmannschaft ist bei der EURO 2013 in Israel vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Russland ausgeschieden: Im zweiten Spiel gelang es der DFB-Auswahl nicht, den Spaniern Paroli zu bieten. Hansi Flick, Assistenztrainer des deutschen A-Teams, schaut sich die Vorrundenspiele an und wirft einen besonderen Blick auf die Nachwuchskräfte von DFB-Trainer Rainer Adrion. Für DFB.de begleitet der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw die Gruppenphase exklusiv in "Flicks EM-Blog".

Liebe U 21-Fans!

Ruhe am Ball, eine gute Raumaufteilung, technisch und taktisch versierte Spieler, hohe Geschwindigkeit – all das war im Spiel gegen Spanien zu sehen. Von den Spaniern. Leider ist es unserer Mannschaft nicht gelungen, ans Limit zu gehen, leider haben wir uns viel zu oft für die falsche Lösung entschieden, leider müssen wir anerkennen: Spanien war in diesen 90 Minuten die bessere Mannschaft, die Spanier haben die Partie völlig zu recht und verdient gewonnen. Und wenn wir ganz ehrlich sind – es war phasenweise fast ein Klassenunterschied zu sehen.

In den letzen Wochen ist oft von Wachablösung gesprochen worden, davon, dass Deutschland an Spanien vorbeigezogen und nun das Maß der Dinge im Weltfußball wäre. Fast scheint es, als wären Titel selbstverständlich, als wäre es eine Kleinigkeit für DFB-Teams, zu einem Turnier zu fahren und mit dem Pokal wieder zurück zu kommen. Diese Erwartungshaltung ist fatal. In ihr fehlt mir der Respekt vor den Leistungen in anderen Ländern. Der Siegeszug von Bayern München und Borussia Dortmund in der Champions League hat den Blick dafür getrübt, dass auch in anderen Verbänden hervorragende Arbeit geleistet wird. Nicht zuletzt im Nachwuchsbereich. Spanien und die Niederlande sind dafür gute Beispiele, auch Italien will ich nennen.

Wobei ich betonen möchte, dass wir uns dahinter nicht verstecken müssen. Zwei Spiele, zwei Niederlagen, das ist zu wenig, das ist enttäuschend, keine Frage. Es ist aber nicht angebracht, deswegen alles infrage zu stellen. Die U 21 war in der Qualifikation ungeschlagen, sie hat im Schnitt fast vier Treffer pro Partie erzielt, mit Abstand die meisten von allen Teams. Und gegen die Niederlande war in der zweiten Halbzeit zu sehen, dass diese Team auf diesem Niveau sehr wohl mithalten kann. Zu einer fairen Bewertung gehört auch der Hinweis auf die Verletzten. Es ist doch klar, dass die Mannschaft mit Spielern wie Sebastian Jung und Jan Kirchhoff andere Möglichkeiten gehabt hätte.

Konjunktiv. In der Realität geht es jetzt darum, die EM würdig zu beschließen. Das Turnier ist für die U 21 noch nicht zu Ende. Diese Mannschaft hat es sich verdient, die EM in Israel mit einem Erfolg zu verlassen. Der letzte Eindruck bleibt - das Team hat es in der Hand, diesen positiv zu gestalten. Für mich ist dieses dritte Spiel auch ein Charaktertest. Deswegen bin ich für die 90 Minuten am Mittwoch gegen Russland optimistisch. Am Charakter der U 21 gibt es keinen Zweifel. Die Mannschaft hat gewollt, sie hat alles gegeben.

Überhaupt bin ich stolz, wie sich der DFB in Israel präsentiert hat. Auch wenn dies ein schwacher Trost ist – ein Trost bleibt es: Alle haben in der Niederlage Größe gezeigt, sowohl gegen die Niederlande als auch gegen Spanien. Wir haben in Israel viele Sympathien gewonnen, diesen tollen, lebensfrohen und liebenswürdigen Gastgebern haben wir uns als gute Gäste präsentiert. Das ersetzt keinen Titel - und ist doch viel wert.

Euer Hansi Flick

Das meinen DFB.de-User:

"Guten Morgen, ein treffender Kommentar, Herr Flick. Ich finde auch, dass man dieses Turnier nicht zu negativ betrachten sollte. Holland hat mit dem vermutlich größeren Teil seiner Mannschaft für nächstes Jahr gespielt. Dennoch hat man in der zweiten Halbzeit gesehen, dass wir da durchaus mithalten können. Gegen Spanien war es allerdings phasenweise ein Klassenunterschied. Ich denke, es ist nochmal deutlich geworden, dass wir uns noch in einer Entwicklung hin zur stärksten Mannschaft befinden. Kritiker am Konzept oder der Zusammenstellung sollten sich das vor Augen halten. Ich freue mich sehr auf die nächsten Jahre, auch im Junioren-Bereich." (Vitus Blank)