Alchemist Adrion vor seiner größten Prüfung

Wenn Deutschland heute (ab 20.30 Uhr, live auf Kabel 1) in die U 21-EM startet, beginnt für Rainer Adrion die bislang bedeutendste Prüfung seiner Trainerlaufbahn. In der Großstadt Petach Tikwa östlich von Tel Aviv ist die Niederlande Gegner im ersten Gruppenspiel. Der 59-jährige Adrion kann in Israel Europameister werden. Angesichts der Gruppengegner Niederlande, Spanien und Russland ist der Weg allerdings hart und steinig.

Zumal die Vorbereitung nicht ohne Rückschläge ablief. Der Mainzer Innenverteidiger Jan Kirchhoff (Leiste), der Frankfurter Sebastian Jung (Muskelbündelriss) und HSV-Profi Tolgay Arslan (Kreuzbandzerrung) mussten verletzt absagen. Bange machen gilt nicht.

Adrion vertraut also seinem immer noch stark besetzen Kader und baut Spannung auf: "Jetzt wird es endgültig ernst", sagt der DFB-Trainer unmittelbar vor dem Auftakt gegen das Team Oranje. "Wir freuen uns auf Israel, wir freuen uns auf die Stimmung im Land, und vor allem freuen wir uns darauf, uns mit den Besten messen zu können. Und: Nur acht Mannschaften haben es zur EM geschafft, nur die Elite ist durchgekommen. Das gibt automatisch Selbstbewusstsein."

Ziehvater von Khedira und Gomez

Dass er Nachwuchsspieler zu formen versteht, hat Adrion bereits zwischen 2004 und 2009 als Cheftrainer der U 23 des VfB Stuttgart bewiesen, wo er unter anderem heutige Weltklassespieler wie Sami Khedira und Mario Gomez sowie Bundesligaprofis wie Christian Gentner, Andreas Beck und Benjamin Lauth ausbildete. Wie ein Alchemist veredelt Adrion Potenzial zu wirklichem Können, den Rohstoff in ein kostbares Gut. Mit der zweiten Mannschaft des VfB erlebte er keinen Abstieg, zum Ende seiner Zeit qualifizierte er sich direkt für die neugegründete 3. Liga.

Als Horst Hrubeschs Nachfolger übernahm er am 1. Juli 2009 die deutsche U 21-Nationalmannschaft, die in der Qualifikationsrunde für Israel ungeschlagen blieb. Das schaffte außer Deutschland nur Titelverteidiger Spanien. In den Play-offs setzte sich Adrions Mannschaft gegen die Schweiz durch.

"Es wird langsam Zeit, dass wir auch Endspiele gewinnen", sagt Adrion. "Wir haben gesagt, dass wir einen attraktiven und erfolgreichen Fußball spielen lassen wollen, wie es Spanien gelingt. Das heißt aber nicht, dass wir Spanien kopieren. Das wäre auch nicht klug."

Kader der U 21-Nationalmannschaft für die EM in Israel

Nur eine Bundesligasaison als Spieler

Selbst hat er nur eine Saison in der Bundesliga gespielt. In der Saison 1981/1982 stand er gemeinsam mit den Brüdern Karl-Heinz und Bernd Förster in der Abwehr des VfB Stuttgart, die Schwaben beendeten das Jahr damals als Tabellenneunter. 22 Bundesligaspiele bestritt Adrion für die Schwaben. Danach wechselte er zur Spvgg Unterhaching, bevor er 1984/1985 beim TSV 1860 München seine Profikarriere ausklingen ließ.

In zwei Etappen bereitete Adrion die U 21-Auswahl auf die Finalrunde vor. Zuerst in Grassau am Chiemsee, wo ihm Kapitän Lewis Holtby (Tottenham Hotspurs) und die durch die Relegation verhinderten Hoffenheimer Stefan Thesker, Sebastian Rudy und Kevin Volland noch fehlten. Auf Zypern, beim zweiten Trainingslager, hatte Adrion das Team komplett versammelt. Unter mit Israel vergleichbaren klimatischen Bedingungen arbeitete die U 21 auf der Mittelmeerinsel vor allem am Offensivspiel.

"Durchschlagskraft entwickeln" - mit Holtby, Volland und Co.

Auch wenn etwa Julian Draxler oder Ilkay Gündogan sich bereits in der A-Mannschaft etabliert haben und deshalb in Israel fehlen werden, kann Adrion beherzt angreifen. Mit Holtby, dem Gladbacher Patrick Herrmann, Herthas Stürmer Pierre-Miche Lewisl Lasogga und dem Hoffenheimer Kevin Volland als Offensivkräfte sollten Tore fallen. Adrion fordert: "Ich möchte, dass unser Team die Durchschlagskraft entwickelt, die es in der Qualifikation und vor allem den Play-offs ausgezeichnet hat."

Klar hätte sich Rainer Adrion gewünscht, etablierte Bundesligaspieler wie Kirchhoff und Jung an Bord zu haben, aber Lamentieren hilft jetzt nicht weiter. Mit einem Sieg über die Niederlande wäre ein großer Schritt in Richtung Halbfinale getan. Adrion jedenfalls ist sich sicher: "Wir kriegen das hin bis zum ersten Spiel."

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Wenn Deutschland heute (ab 20.30 Uhr, live auf Kabel 1) in die U 21-EM startet, beginnt für Rainer Adrion die bislang bedeutendste Prüfung seiner Trainerlaufbahn. In der Großstadt Petach Tikwa östlich von Tel Aviv ist die Niederlande Gegner im ersten Gruppenspiel. Der 59-jährige Adrion kann in Israel Europameister werden. Angesichts der Gruppengegner Niederlande, Spanien und Russland ist der Weg allerdings hart und steinig.

Zumal die Vorbereitung nicht ohne Rückschläge ablief. Der Mainzer Innenverteidiger Jan Kirchhoff (Leiste), der Frankfurter Sebastian Jung (Muskelbündelriss) und HSV-Profi Tolgay Arslan (Kreuzbandzerrung) mussten verletzt absagen. Bange machen gilt nicht.

Adrion vertraut also seinem immer noch stark besetzen Kader und baut Spannung auf: "Jetzt wird es endgültig ernst", sagt der DFB-Trainer unmittelbar vor dem Auftakt gegen das Team Oranje. "Wir freuen uns auf Israel, wir freuen uns auf die Stimmung im Land, und vor allem freuen wir uns darauf, uns mit den Besten messen zu können. Und: Nur acht Mannschaften haben es zur EM geschafft, nur die Elite ist durchgekommen. Das gibt automatisch Selbstbewusstsein."

Ziehvater von Khedira und Gomez

Dass er Nachwuchsspieler zu formen versteht, hat Adrion bereits zwischen 2004 und 2009 als Cheftrainer der U 23 des VfB Stuttgart bewiesen, wo er unter anderem heutige Weltklassespieler wie Sami Khedira und Mario Gomez sowie Bundesligaprofis wie Christian Gentner, Andreas Beck und Benjamin Lauth ausbildete. Wie ein Alchemist veredelt Adrion Potenzial zu wirklichem Können, den Rohstoff in ein kostbares Gut. Mit der zweiten Mannschaft des VfB erlebte er keinen Abstieg, zum Ende seiner Zeit qualifizierte er sich direkt für die neugegründete 3. Liga.

Als Horst Hrubeschs Nachfolger übernahm er am 1. Juli 2009 die deutsche U 21-Nationalmannschaft, die in der Qualifikationsrunde für Israel ungeschlagen blieb. Das schaffte außer Deutschland nur Titelverteidiger Spanien. In den Play-offs setzte sich Adrions Mannschaft gegen die Schweiz durch.

"Es wird langsam Zeit, dass wir auch Endspiele gewinnen", sagt Adrion. "Wir haben gesagt, dass wir einen attraktiven und erfolgreichen Fußball spielen lassen wollen, wie es Spanien gelingt. Das heißt aber nicht, dass wir Spanien kopieren. Das wäre auch nicht klug."

Kader der U 21-Nationalmannschaft für die EM in Israel

Nur eine Bundesligasaison als Spieler

Selbst hat er nur eine Saison in der Bundesliga gespielt. In der Saison 1981/1982 stand er gemeinsam mit den Brüdern Karl-Heinz und Bernd Förster in der Abwehr des VfB Stuttgart, die Schwaben beendeten das Jahr damals als Tabellenneunter. 22 Bundesligaspiele bestritt Adrion für die Schwaben. Danach wechselte er zur Spvgg Unterhaching, bevor er 1984/1985 beim TSV 1860 München seine Profikarriere ausklingen ließ.

In zwei Etappen bereitete Adrion die U 21-Auswahl auf die Finalrunde vor. Zuerst in Grassau am Chiemsee, wo ihm Kapitän Lewis Holtby (Tottenham Hotspurs) und die durch die Relegation verhinderten Hoffenheimer Stefan Thesker, Sebastian Rudy und Kevin Volland noch fehlten. Auf Zypern, beim zweiten Trainingslager, hatte Adrion das Team komplett versammelt. Unter mit Israel vergleichbaren klimatischen Bedingungen arbeitete die U 21 auf der Mittelmeerinsel vor allem am Offensivspiel.

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"Durchschlagskraft entwickeln" - mit Holtby, Volland und Co.

Auch wenn etwa Julian Draxler oder Ilkay Gündogan sich bereits in der A-Mannschaft etabliert haben und deshalb in Israel fehlen werden, kann Adrion beherzt angreifen. Mit Holtby, dem Gladbacher Patrick Herrmann, Herthas Stürmer Pierre-Miche Lewisl Lasogga und dem Hoffenheimer Kevin Volland als Offensivkräfte sollten Tore fallen. Adrion fordert: "Ich möchte, dass unser Team die Durchschlagskraft entwickelt, die es in der Qualifikation und vor allem den Play-offs ausgezeichnet hat."

Klar hätte sich Rainer Adrion gewünscht, etablierte Bundesligaspieler wie Kirchhoff und Jung an Bord zu haben, aber Lamentieren hilft jetzt nicht weiter. Mit einem Sieg über die Niederlande wäre ein großer Schritt in Richtung Halbfinale getan. Adrion jedenfalls ist sich sicher: "Wir kriegen das hin bis zum ersten Spiel."